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Memel schaffen follte, und wollte er ohne die 100 Rthlr. ihm noch jedes Pferd bezahlen, welches auf dem Wege umfallen würde: so denn auch geschehen, indem eines ungefallen seyn soll, wie der Laquais berichtete, welcher von Königsberg gleich wieder zurückkam. Auf welche Art denn leicht zu reifen, und geschwind fortzukommen ist. Am folgenden Morgen paßirte durch Mietau, allwo sich Ihro tonigl. Hoheit der Herzog ohngefehr 14 Tage, unter dem Titel eines Fähnrichs, aufs gehalten hatten, indem sie daselbst des Zaren Ankunft zu Riga erwartet, und wahs render Zeit mit ihrem alten Wirth tausend Spaß gehabt hatten. Nachdem mich dorten einige Stunden aufgehalten, begab mich wieder auf den Weg, und kam denselben Abend, als den 28sten Man nach dem neuen, oder

den 17ten nach dem alten Stil, zu Riga glücklich und wohl an. Ich nahm mie alsobald einen Kerl, durch welchen ich mich nach des Herrn geheimen Raths von Bassewiß Hause führen ließ, allwo ich vor der Thür zum ersten den Herrn Kammerrath Negelein und den Affeffor Surland antraf, und ihnen zu ihrem neuen Avancement gratulirte. Der Herr geheime Rath, welcher vor dem Fenster stand, nöthigte mich hineinzukommmen, bey welchem ich den Herrn General Stenflicht, den Herrn Envoyé Stamke und den Assessor Surland antraf. Es war der Herr geheime Rath, so wie auch alle die andern Herren, über die Massen freundlich, und fragten, wie es kåme, daß ich so lange ausgeblieben wäre? indem sie mich schon längstens vermuthet hätten; worauf ich ihnen denn meine Ursachen erzählte, und die mir aus Hamburg aufgetragene Grüsse bestellete. Nachdem ging ich mit dem Herrn geheimen Rath besonders, und wies ihm alle die Briefe, welche ich mit hatte, unter welchen er die seinigen aussuchte, und mir befahl, diejenigen, so ich an Ihro Fönigl. Hoheit hatte, gleich selbsten nach Hofe zu bringen, welches gleich zu thun ich mich vors erste in etwas weigerte, und sagte, ob ich nicht unmaßgeblich müßte warten, bis daß der Kuffer kåme, in welchem ich meine Kleider hätte, weil ich nicht gar wohl im Stande ware vor Ihro Hoheit zu erscheinen; worauf er erwiederte, folches hätte nichts zu bedeuten, indem Ihro Hoheit mich je eher je lieber sehen, und Dero Briefe haben würden. Und da der Page Hecklau eben bey dem Herrn geheimen Rath war, so befahl er ihm, mich nach Hofe zu begleiten, allwo ich zus erst den Herrn Obrißten Lorch und denn den Herrn Obristlieutenant von Saldera antraf, welcher erstere gleich darauf zu Ihro königl. Hoheit hinein ging, und mich anmeldete. Also kamen sie gleich selbsten heraus ins Vorgemach, und machten mir das allergnädigste Acceuil von der Welt; worauf ich mir die Freyheit nahm Dere Rock zu küssen, und nachgehends die Hand, welche sie mir auf eine sehr gratieuse Weise darreicheten, und fragten, wie es mir so lange gegangen, und ob ich Paris gerne verlassen habe? Welches ich mit einer profunden Reverence beantwor -tete, und sagte, mir sey die parisische Luft so wohl bekommen, daß ausser dem Glück und der Gnade, Ihro königl. Hoheit meine unterthänigste Reverence zu machen, und

ohne

ohne die hohe Gnade zu haben Ihro königl. Hoheit auf Dero Reise zu folgen, esmir ohnstreitig vors erste sehr fenfible würde gewesen seyn, Paris so bald wieder zu verlassen, welches mir aber jeßt nicht die geringste Mühe gekostet habe. Nach diefem überreichete ich die Briefe, und vermeldete den unterthänigsten Respect von dem Herrn Oberkammerherrn, von dem Herrn geheimen Rath von Claussenheim, von. dem Herrn Envoyé du Mont, Platen, und von vielen anderen Cavalieren mehr, die mir solches aufgetragen und hart anbefohlen hatten; wofür sich Ihro königl. Hoheit bedankten, und fragten, wo ich denn den Herrn Oberkammerherrn angetroffen, und wann ehr ich aus Paris gereiset sen? Worauf ich antwortete, ich wäre den 25sten April nach dem neuen Stil, oder den 14ten nach dem alten, aus Paris gereiset, hätte mich aber wegen der Abwesenheit des Herrn geheimen Raths von Claussenheim bey acht Tage zu Hamburg aufhalten müssen, weil mir die Frau geheime Räthin vers sichert hätte, daß er viele Briefe und Kammersachen, um das Postgeld zu sparen, aufgefammlet hatte, zu welchen sie aber nicht kommen könnte, Als ich aber von Hams burg gereiset wäre, håtte ich es an meinem Fleiß nicht fehlen lassen. Den Herrn Oberkammerherrn hätte ich gestern Morgen mit dem Tage 18 Meilen von da angetroffen, und ihm so viele Briefe gegeben, daß er gewiß bis halb nach Hamburg baran zu lesen haben würde, indem er über die Massen geschwind reise, und darzu keine Unkosten spare. Ja ja, antworteten Ihro königl. Hoheit, ich bin versichert, daß er sich auf der Reise nicht säumen, noch Unkosten ansehen wird, wo ich ihn nur fonst recht kenne. Nachdem sich nun Ihro königl. Hoheit nach ein und der andern Sache erkundiget hatten, sagten sie den Cavaliers von der Wache gute Nacht, und begaben sich wieder nach Ihrem Zimmer; ich aber ging wieder nach dem Herrn geheimen Rath von Bassewiß, wo ich die Tafel gedecker fand, bey welcher wir uns benn auch balb niederseßten, und ich insonderheit ließ mir die Mahlzeit gar sehr wohl schmecken, indem ich seit Königsberg nicht viel Gutes gegessen hatte. Nach ber Mahlzeit begab ich mich bald nach dem Quartier, welches mir angewiesen war vor der Stadt. Es war selbiges nicht weit von des Herrn geheimen Raths Hause, und bey einem Kaufmann, der Heidvogel hieß.

Den 18ten fuhr ich des Morgens frühe mit dem Herrn geheimen Rath nach dem Herrn General Jagusinsky, welchem ich das Paquetgen überlieferte, welches mir der rußische Minister, Graf Gollofflin zu Berlin, an ihn mitgegeben hatte. Er empfing mich auf das allergratieusefte, und ist ein überaus artiger Cavalier, Er war erst neulich wie alle Leute ihm den Ruhm in der That geben müssen. wieder zurück aus Wien gekommen, allwo er sich einige Zeit als großzarischer Minister aufgehalten, und allda grosse Freundschaft mit dem Herrn geheimen Rath von Bassewiß gemacht hatte. Sonsten faget man auch, daß er ungemein für Ihro tonigl. Hoheit portiret seyn soll. Nachdem ich von ihm den Herrn geheimen Rath wieder nach Hause begleitet hatte, gab die Visite dem Herrn Conferenzrath

Ahle

Alefeld, dem Herrn Brigadier Ranzau und dem Herrn Generalmajor Stenflicht, worauf ich mich nach Hofe begab, um die Betstunde mit anzuhören. So bald felbige vorben war, sekten Ihro königl. Hoheit sich an die Tafel, weil sie dem Zar zugesaget hatten, an demselben Nachmittag mit ihm die sechs vor der Stadt herumcampis rende Regimenter exerciren zu sehen. Nach dem Essen feßten sich Ihro königliche Hoheit zu Pferde, und ritten nach dem Lager mit den meisten dortigen Cavalieren. Der Cammerrath Negelein, der Herr Affessor Surland und der Herr Hofprediger Memarius aber folgeten in des Herrn geheimen Rath von Bassewiß Wagen. Sie baten mich sehr, mit ihnen zu fahren, weil ich doch in der Eile kein Reitpferd bekoms men fonnte, auch ohnedem noch ein Plaß in ihrem Wagen ledig wåre; welches ich ihken aber wider meinen Willen abschlagen mußte, indem mir der Herr geheime Rath befohlen, noch demselben Nachmittag das Paquetgen, welches ich für den Herrn geheimen Rath von Tolstoi hätte, selbst zu überreichen, weil die Kaiserin schon unterschiedene male fragen lassen, ob ich noch nicht angekommen sen, indem der Graf Golloffin aus Berlin geschrieben, daß er selbiges an mich abgegeben habe. Die Mühe aber, welche ich mir gab, zwen - bis dreymal den Tag nach ihm hinzuge= hen, war vergebens, indem er, wie ich zuleßt erst zu wissen bekam, mit hinaus nach dem Lager war. Gegen Abend kamen Ihro königl. Hoheit wieder zu Hause, und schienen sehr content zu seyn, von dem was sie gesehen hatten. Es fonnten mir die Herren, die mit hinaus gewesen, nicht genug beschreiben, wie obligeant Ihro Majestät der Zar und die Zarin sich gegen Ihro königl. Hoheit erzeiget, indem so bald sie nur die Regimenter exerciren gesehen, als welche auch hernachmals Salven gegeben, und durch die Granadirer Granaten geworfen worden, so haben die gesammten Herrschaften mit den vornehmsten Anwesenden sich nach einem großsen Gezelt des Fürsten Repnin begeben, allwo sie eine grosse Tafel mit kalter Küche beseßet gefunden, (worauf aber kein Tischlacken gewesen,) bey welcher sie fich gleich gesehet und gegessen. Es erzählte mir der Herr Hofprediger unter andern, daß die Zarin im Zelte Ihro königl. Hoheit merken lassen, daß sie beobachtet hätten, Ihro Majestät der Zar wären in schwedischer oder blauer, und hingegen Ihro königl. Hoheit in rußischer oder grüner Couleur gekleidet. Worauf Ihro königl. Hoheit geantwortet, er hoffe daß mit Gottes gnädiger Hülfe diese beyden Couleuren bald würden mit einander vereiniget werden. Ihro Majestät der Zar, welcher sehr viel über der Mahlzeit soll mit Ihro königl. Hoheit gesprochen haben, habe ihnen eine Tabariere gewiesen, welche sie mit eigener Hand von Schildpatte mit schönen ers habenen Figuren gedrechselt, und nachdem Ihro königl. Hoheit selbige sehr admiriret, hätten sie ihnen ein Geschenk damit gemachet. Der Fürst Repnin hat selbi= gesmal gleichfalls Ihro königl. Hoheit ein Präsent gemachet mit dem Pferde, welz ches er ihnen den Tag zu reiten geliehen, und welches ein hübsches apfelgraues Pferd war. Der Zar ist nach seiner Gewohnheit in einer Cariole, die Zarin aber mit Büschings Magazin XIX. Theil.

einen

einem groffen Train, und sehr kostbar gekleidet, da hinausgefahren, welches ich aber zu sehen dersäumen müssen.

Den 19ten war ich bey dem Herrn Tolstoi, und überreichte ihm das, was ich ihm von Berlin mitgebracht hatte; ich war auch bey dem Kammerjunker Hecklau, der sich nicht wohl befand, indem er vor einigen Tagen von einem Feldschergesellen, der ihm hatte sollen die Ader auf dem einen Arm öffnen, dermaffen mit der Lanzette gestochen war, daß er den ganzen Arm nicht rühren konnte.

Den 20ften fam der dänische Minister, Namens Westphalen, zu Ihro königl. Hoheit noch vor der Betstunde, und blieb zum Essen dorten. Es hatte sich selbiger fchon eine geraume Zeit am rußischen Hofe aufgehalten, war aber im Begriff, über einige Tage wieder nach Dånnemark zu gehen.

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Den 21sten speiseten Ihro königl. Hoheit des Abends bey dem Herrn geheimen Rath von Bassewiß, und machten selbigesmal den Cornet Reinke (welcher 1714, wie wir aus St. Petersburg kamen, bey dem Herrn geheimen Rath Stallmeister war, und die Reise nach Mecklenburg mit uns that,) zum Lieutenant; indem er sonst nicht hätte sich auf seines Vaters Guth in Liefland bis zum Frieden aufhalten dürfen, weil Ihro Majestät der Zar neulich ein Edict ausgehen lassen, worinn fie befohlen, daß alle schwedische Officiere, welche nach Ihrem Lande gekommen, um Dienste zu nehmen, sich sollten innerhalb gewisser Zeit aus dem Lande wieder ma= chen; und da er mit unter denselben begriffen war, so bat er den Herrn geheimen Rath, die Gnade für ihn zu haben, und ihm in unsere Dienste zu verhelfen, in= dem er alsdenn frey zu seinem Vater wieder ziehen dürfte, welches denn auch geschahe. Man sagte, daß Ihro Majestät der Zar diese eben gedachte Ordre aus= gehen lassen, weil auf einmal eine sehr grosse Menge schwedischer Officiers angekom= men, auch überdem das Gerücht gegangen, als wenn sich darunter sehr viele Spionen befånden.

Den 22sten, gegen Mittag versammlete sich die ganze Bürgerschaft, fo= wohl mit dem Ober- als Untergewehr, und besetzte alle Strassen, durch welche Ihro Majestät der Zar und die Zarin paßiren mußten, um nach Reval zu gehen. Den Nachmittag um 4 oder 5 Uhr kamen Ihro Majeståt der Zar zu Ihro königl. Hoheit, um von ihnen Abschied zu nehmen. Ihro königl. Hoheit empfingen den Zar vor der Hausthur, und küsseten ihm die Hand, worauf der Zar sie umarmete, und auf den Mund küssete: nachdem küsseten Ihro königl. Hoheit ihm wieder die Hand, `und führten ihn nach dem Gemach, woselbst eine Tafel stund mit kalter Küche, bey welcher sie sich gleich seßten und assen. Währender Mahlzeit fuhren Ihro Ma= jestät die Kaiserin weg, und wir vernahmen solches durch Lösung einer groffen Men= ge Canonen. Nachdem nun Jhro Majestät der Zar eine gute Weile bey Tafel ge= sessen, und sich sehr gnädig gegen Ihro königl. Hoheit bewiesen hatten, stunden sie auf, und nahmen in grosser Geschwindigkeit, ihrer Manier nach, Abschied, und

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baten

baten Ihro königl. Hoheit bald nach Reval zu folgen, welches sie versprachen, und ben Zar bis an der mit 4 Pferde bespanneten Reisecariole führeten, allwo sie sich nochmals embraffiçten und Abschied nahmen. Gegen die Glocke acht fuhren Ihro Majestät der Zar von Riga unter Lösung der Canonen und Låutung aller Glocken, ab, und machten den fämmtlichen Burgemeistern und Rathsherren, welche am Thor verfammlet waren, ein sehr gnädiges Acceuil; welches denn nicht wenig Freude bey ihnen allerseits verursachte.

Den 23sten ging die Fürstin von Curland, (welche eine Schwester ist von der ißigen Herzogin von Mecklenburg, und Tochter von der verwitweten Zarin, des jeķigen Zarens leiblichen Bruders Gemahlin,) unter Lösung einiger Canonen, von Riga nad) Curland.

Den 24sten folgeten Ihro königl. Hoheit dem Zaren nach Reval, und nahmen mit sich von Cavalieren den geheimen Rath von Bassewiß, den geheimen Rath Hespen, (welcher erst den vorigen Tag zu Riga von Wien angelanget war,) den Envoyé Stamle, den Cammerrath Negelein und den Assessor Surland. Bey ihnen im Wagen sassen der zarische Kammerherr Nariskin!, welcher allezeit die Aufwartung bey ihm hatte, der Oberjägermeister Ahlfeld und der Obrist Lorch. Bey dem Wagen an ritten der Obristlieutenant von Saldern, zwen Pagen und ein Cams merlaquais. Sonst hatten Ihro königl. Hoheit zur Escorte einen Lieutenant mit 8 oder, 10 Dragoner bey sich, und wie sie zur Stadt hinaus fuhren, wurden 33 Canonen gelöset, eben als wie für den Zar selbst.

Den 28sten ging der Generalmajor Stenflicht zu Pferde nach, des Mittags um i Uhr, und kam den 29sten gegen 4 Uhr Nachmittags nach Reval.

Den 29ften fuhr der Brigadier Ranzau mit dem Kammerjunker und mir nach bes Regierungsraths von Vittinghoff Garten, und nachdem wir eine Zeitlang da gewe= fen waren, und uns nach den zur Reise für die Bagage benöthigten Pferden erfun= diget hatten, nahmen wir Abschied, und der Brigadier, welcher schon alles zur Reife fertig hatte, fuhr von da gleich nach Reval, wir aber begaben uns wieder nach der Stadt.

Den 30ften wurde der Geburtstag des Zaren celebriret, an welchem er in sein 51stes Jahr trat, und hatte der Fürst Repnin alle dortige vornehme Personen ben sich zum Essen. Die Officiers von den da herum campirenden Regimentern tractiveten ihre Gemeinen mit Bier und Brandtewein, und auf dem Rathhause, wie auch auf dem schwarzen Häupter Hause, ward den ganzen Tag auf Paucken geschlagen, und mit Trompeten geblasen; kurz, die ganze Stadt war in Lust und Freuden. Denselbigen Tag besahe ich den Reß der Petrikirche, welche ein Paar Tage vor meiner Ankunft vom Blig entzündet, und fast ganz abgebrannt war. Sie soll vorher die schönste Kirche in der ganzen Stadt gewesen seyn; am meis ften aber wird der hohe Thurm mit dem schönen Glockenspiel bedauret. € 2

Den

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