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ben Envoyé, voraus geschicket war. Als er mir einen Brief von dem Herrn ge= heimen Rath von Bassewiß übergeben hatte, trat ich ihm meinen Plak bey der Tafel ab, weil ich wohl bemerkete daß er sehr hungerig war. Wir erfundigten uns nach Ihro königl. Hoheir Ankunft, und höreten daß sie wohl bis künftigen Donnerstag anstehen würde, indem sie nur zwen Postirungen des Tages zurückleg= ten. Es hätte ihn der geheime Rath von Bassewik gebeten, mir zu sagen, daß ich mögte gegen Donnerstags frühe mit seinen Kutschpferden zu Krasna Kabaka seyn; bas war mir aber unmöglich, denn eines von den 6 Pferden war krank, und keines in die Stelle desselben zu finden, id) konnte mir auch leicht vorstellen, daß Ihro Majestät die Zarin dem Herzog würden Pferde und Wagen genug entgegen senden, so daß er die seinen ohnedem nicht einmal würde vonnöthen haben; die er auch nur auf allen Nothfall haben wollte. Nach der Mahlzeit wollte ich zwar gern die Come mißion gleich ausrichten, welche mir der Herr geheime Rath in seinem Briefe aufgetragen hatte, es war aber an diesem Tage nichts dabey zu thun. Ich begab mich also mit vielen von unseren Leuten um 5 Uhr nach dem Garten. Als wir bey der Ebene vorbeygingen, auf welcher des Morgens war geschossen worden, trafen wir daselbst die beyden vorhergedachten Regimenter wieder in derselben Ordnung an, ausser daß sie nur mit dem Untergewehr erschienen waren, das Obergewehr aber im Lager gelassen hatten. Da ich nun gern wissen wollte, was die Leute machen sollten, so wurde mir gesaget, daß sie vom Zaren an allen dergleichen Festtagen daselbst mit Bier und Brandtewein bewirthet würden, und daß der Zar ihnen selbst müßte zu trinken geben, und ihnen in gewissen hölzernen Schalen, in welche mehr als ein grosses Bierglas gehe, Brandtewein zubringen. Hiermit war denn auch der Zar eben beschäftiget, als wir da vorben paßirten. Dorten wurde ich zugleich das über die Massen grosse finnische Weib gewahr, welches der Zur vor einigen Jahren mit dem sehr grossen Franzosen, welchen er mit aus Frankreich gebracht, hatte trauen lassen. Sie hatten auch schon ein Kind mit einander gezeuget, und sie war aufs neue schwanger. Dieser Franzose ist nicht so grausam lang, als er übernatürlich) dick ist, und er saget selbst, daß der Baron Bentenreiter, welcher kaiserlicher Minister in Paris ist, noch etwas långer sen als er, davon ich selbst überzeuger ward, als ich ihm nachgehends im Garten darauf recht ansahe. Dieser Kerl thut gar keine Dienste, und ist auch wegen seiner grausamen Dicke zu nichts geschickt, hat auch sein Tage nichts gethan, als sich für Geld sehen lassen. Er hat jährlich 300 Rubel stehend Geld und frey Quartier, denn der Zar hat ihm gleich bey seiner Ankunft ein eigenes Haus geschenket, und er soll ihm aus keiner andern Ursach halten, als um grosse Art von ihm zu haben. Er hat ihm auch seine ißige Frau nicht eher geben wollen, als bis er bey ihr geschlafen, um zu sehen, ob sie auch wohl mit einander sollten Kinder zeugen können; denn sonst würde er sie einem von der Zarin Heyducken, welche auch sehr lang, und dabey wohl gemachet sind, gegeben haben.

Da

Da ich nun in den Garten frat, und mich in demselben etwas umsahe, verwunderte mich sehr, daß die Veränderung seit sieben Jahre so sehr groß war, daß ich ihn gar nicht einmal wieder kannte. Wir gingen gleich anfänglich da= hin, wo wir das Beste vermutheten, ich meŋne den ganzen großzarischen Hof, welchen ich und wir alle zu sehen nicht wenig begierig waren, und kamen endlich in die mittelste breite Allee, wo wir bey einer hübschen Fontaine, in einer Ecke, Ihro Majestät die Zarin in einem sehr prächtigen Schmuck erblickten. Meine und vielleicht unser aller Augen fielen gleich auf die älteste Prinzeßin, welche eine Brünette, und schön wie ein Engel ift. Tein, Hånde und Taille sind die schönsten von der Welt. Sie hat sehr viel Aehnlichkeit mit dem Zar, ist auch für ein Frauenzimmer schon vollkommen groß. Auf der linken Seite der Zarin stand die zweyte Prinzeßinn, welche blond von Haaren, schön von Haut ist, und ihr Gesicht scheinet, wie das Gesicht der ältesten, die Anmuth selbst zu seyn. An Vivacité und Feuer übertrifft sie die älteste weit; sie ist auch weit kleiner, als dies selbige, soll auch fast 2 Jahre jünger seyn, aber sie ist um Hals und Bruft völs ler, als die älteste, welche etwas mager ist. Sie gingen felbigesmal in ei= nerley Couleur gekleidet, die jüngere aber hatte noch Flügel hinten am Kleide, welche der andern aber schon seit einiger Zeit abgeschnitten waren, jedoch waren fie beyderseits hinten noch zugeschnüret, und waren über die Maassen wohl ge= macht. Die Kleider waren ohne Gold und Silber, bloß von zweyfarbichtem schönem Stoff. Auf den Köpfen hatten sie viele prächtige Edelsteine und Verlen, und waren vollkommen nach der französischen neuesten Mode gecoiffiret, und so wohl aufgesetzet, als wenn sie die beste französische Coiffeuse hätten. Sonsten stund noch bey Ihro Majestät der Zarin der kleine Großfürst mit sei= ner Schwester, welche bende Kinder von der seligen Prinzeßin von Wolfenbüttel und dem feligen Kronprinzen sind, und muß ich gestehen, daß diese beyden Kinder aussehen, als wenn sie aus Wachs poußiret wären; sie sind schön, wie die Engel. Der Prinz soll erst im sechsten Jahr seyn, und ist für sein Alter recht wohl gewachsen; und die Prinzeßin gehet in ihr achtes Jahr, für welches Alter fie gleichfalls nicht mehr klein ist. Diese beyden haben ihre besondere Tafel, und die beyden ältesten Prinzeßinnen auch. Sonsten ist noch eine kleine Prinzeßin von ber Zarin ba, die noch auf dem Arm getragen wird, und nicht älter als 4 Jahr ist, welche gleichfalls ein über die Maassen schönes Kind ist. Die alte verwitwes te Zarin war auch mit in diefer Compagnie, mit der Tochter, nemlich der Prinzeß Proscowia, welche sie noch ber sich hatte. Sie ging in einem schwarzen Schlafrock, mit einer solchen grossen rauhen Müße, wie die alten rußischen Damen gemeiniglich tragen, und ist des jeßigen Zaren seligen Bruders Jwan nachges laffene Witwe; des Zaren ältester Bruder aber hat Theodor geheiffen. Sie hat, wie mir deucht, jeht nur drey Töchter mehr am Leben, wovon die eine den jeßigen Büschings Magazin XIX. Theil. Here

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Herzog von Mecklenburg hat, die andere ist die Herzogin von Curland, welche zu unserer Zeit in Riga war, und die dritte ist diejenige, welche ich bey ihr im Garten fahe, und die ohngefähr 5 Jahre mag alt seyn; sie ist brünet, und siehet auch nicht übel aus. Die verwitwete Zarin Proscowia ist eine Soltikowen von Fami lie. Unter den andern Damen, welche ich damals sahe, war wohl die Fürstin Tschirkaßin diejenige, welche mir am meisten in die Augen fiel, und versicherte man mir auch gleich, daß selbige für die größte Schönheit unter den hiesigen Damen gehalten würde. Sonsten waren dorten noch wol dreyßig andere artige Damen, und unter denselben viele, die unsern Damen an Politeffe, an guten Manieren und an Schönheit wenig nachgaben. Ich muß frey gestehen, daßt mir hier nicht'ejs nen so completen artigen Hof vorgestellet habe, wie er in der That ist. Ihrò Majestät die Zarin hat vier Kammerjunker, welche alle recht artige und wohl gemachte lange Cavaliers find, zwen Russen und zwen Teutsche; die Russen heissen Chapellof und Scheftin, die Teutschen aber sind Balk und Mons, wel cher lehte der Mutterbruder von der Balken ist, und sehr bey der Zarin in Gnaden stehen soll. Der erste ist der Generalin Ball Sohn, welche vor eini= gen Jahren ben der verwitweten Zarin Tochter, oder vielmehr bey der jeßigen Herzogin von Mecklenburg, Oberhofmeisterin gewesen. Sie ist jekt wieder hier selbst Hofdame, und hat eine artige Tochter, welche einen Schiffscapitain, mit Namen Lapuchin, hat. Sonsten sind noch an der Zarin Hof unterschiedene andere Cavaliere, als der Hofmarschall Alsofioff, welcher ein Russe, von sehr schlechter Extraction, und Bruder von des Zaren Marschall ist, ein Stallmeister, und andere mehr. Die Pagen gehen grün, mit rothen Aufschlägen, und mit gols denen Tressen auf allen Nåthen, wie auch die Trompeter und Waldhornisten; die Laquaien und Stallfaechte aber, welche sie in grosser Menge hat, haben keine Tref= sen auf den Nåthen, sind aber doch schön gekleidet. Die Capelle ist mit vielen braven teutschen Musikanten versehen, welche auch allerseits in schöner grüner Montur gehen müssen, da doch die Musikanten sonst nicht gern in Livrey gehen. Mit einem Wort, ich hab der Zarin Hof so complet und artig gefunden, als fast einen in Teutschland. Der Zar hat aber einen desto schlechtern, denn er hat fast nichts als einige Dentschiken (so werden die rußischen Bedienten genannt) zu seiner Bedienung, woven zwar einige von Familie, jedoch die meisten nur von geringem Herkommen find. Inzwischen sind selbige gemeiniglich die größten Favoriten, und haben viel bey ihm zu sagen. Jeht hat er drey oder vier, von welchen er sehr viel hält. Einer ist des General Butterlins Brudernsohn. Der zweite, Trawenit, ist einer von den beyden Zwillingen, die einander so ähnlich find, daß man sie nur an ihren Kleidern unterscheiden kann. Man saget, daß Ihro Majestät der Zar, als sie durch Danzig gereiset, sie wegen ihrer grossen Aehn= lichkeit mit einander einzig und alleine soll genommen haben. Sie sind von ge=

ringen Eltern. Denjenigen, welcher sich nicht so in sein Humeur hat schicken können, hat er der Zarin überlassen. Der dritte Favorit und Dentschick heiffet Tatischoff und soll von rußischer Familie feyn. Der vierte und legte ist der Wasili, welcher nur von gar schlechtem Herkommen und Ansehen ist. Der Zar hat ihn als einen armen Jungen in feine Kapelle der Sänger genommen, weil er eine ziemliche artige Stimme gehabt haben soll, und da der Herr selbst ein Sånger ist, auch alle Sonn- und Festtage ben den andern gemeinen Sängern in einer Reihe stehet, und mit ihnen in der Kirche finger, so hat er diesen Burschen zu sich genommen, und dermassen nachgerade seine Affection auf ihn geworfen, daß er keinen Augenblick fast ohne ihn leben kann. Die beyden zuleßt erwehnten sind die größten Favoriten, und ob man gleich den Tarischoff für den allergrößten hält, indem selbiger auch fast ordinair, wenn der Zar allein oder in kleinen Gesellschaften ist, mit ihm an der Tafel speiset, fo bin ich doch gewiß der Meynung, daß der allerleßte noch diesen weit übertrifft, indem der Zar ihn juweilen wohl hundertmal an einem Tage beym Kopf kriegt, und ihn küsset, auch die vornehmsten Ministers stehen läßt, und zu ihm gehet, und sich mit ihm ju entreteniren. Man kann sich nicht genug wundern, wie die groffen Herren ihre Gnade auf allerhand Arten von Leuten werfen können. Dieser Mensch ist von schlechten gemeinen Leuten her, hat niemalen andere Education gehabt, als die gemeinen Sångerjungen zu haben pflegen, er ist auch sonst nur von gar schlechtem und gemeinem Ansehen, mit einem Wort, aller Wahrscheinlichkeit nach, nur ein simpler, einfältiger Mensch; und dennoch machen ihm die vornehmsten Herren aus dem ganzen Reich die Cour. Der Herr Jagoschinsky, welcher noch jeht ein sehr grosser Favorit ist, war vorher auch Dentschick beym Zaren, und soll eigentlich ein armer polnischer Edelmann seyn, andere aber versichern, daß er eines deutschen Küsters Sohn aus Moscau sen. Er hat einen Bruder, welcher gleichfalls in hiesigen Diensten Obrister ist, aber ber weitem den andern an Verstand und Capacité nicht beykommen soll. Nicht lange nach unser Ankunft im Garten, kam Ihro Majestät der Zar wieder von der Garde, und ging zu Ihro Majestät der Kaiserin, welche ihn mit tausend Caressen aufnahm. Nachdem er nun eine Zeitlang bey ihr gestanden, ging er zu den andern vornehmen Herren, welche ben unterschiedenen Tischen um eine schöne Wasserkunst sassen, die Kaiserin ging unterdèssen mit ihren Damen ein wenig spazieren. Worauf ich dann in etwas die Gelegenheit des Gartens besahe. Unter andern traf ich ein über die Massen angenehmes junges Eichhölichen an, welches vom Zaren meistentheils mit eigener Hand gepflanzet seyn soll, und gleich vor den Fenstern des zarischen Sommerhauses lieger. Weil die hiesige Geistlichkeit von allen Festen und Lustbarkeiten mit zu profitiren pfleget, so hatte sie auch nicht unterlassen, an dem heutigen Tage in grosser Menge sich einzufinden, und um

sich recht zu belustigen, den allerangenehmsten und schönsten Vlaß sich dazu ausgesuchet, welcher eben das Hölzchen war, von welchem ich gesprochen. Ich hielt mich in etwas an diesem angenehmen Ort auf, theils um die Gegend, worauf so viele junge und gerade gewachsene Bäume als nach der Schnur stuns den, zu besehen, und mich daran zu ergößen; theils um die hiesigen Geistlichen recht zu betrachten, indem selbige bey einem runden Tisch sassen, und sich das Essen wohl schmecken lieffen. Sie gehen in alle Couleuren gekleidet, doch ge= meiniglich die vornehmen in schwarz, und bey ihren langen schwarzen Röcken haben sie lange Mönchskappen auf dem Kopf, die im Nacken und bey den Ohren auf beyden Seiten ganz lang herunter hingen. Man findet unter ihnen viele, welche durch ihre grosse Bårte und gravitätische Minen, ich weiß nicht was vor Respect und Veneration gegen sich erwecken können. Ich kam endlich wieder an den Ort, wo ich den Zaren erst verlassen hatte, und fand ihn noch an demselbigen Ort, oder vielmehr an dem Tisch, woben er sich zuerst niederge= fehet hatte. Es erhub sich, nachdem ich ein Augenblick hinter dem Zar gestan= den, ein gewisser geistlicher Streit zwischen unserm Monarchen und einem von seinen lustigen Bedienten, welcher La Cofte heißt, und gemeiniglich das grosse Wort hat. Er ist ein Jude von Geburt, und vordem Mackler in Hamburg gewesen, und in der That ein verschlagener Kerl. Der Disput war dieser: La Cofte fagte, es stünde in der heiligen Schrift, es würden viele von Morgen und Abend kommen, und mit Abraham, Isaac und Jacob zu Tische sißen. Der Zar leugnete es, und sagte, wo ist solches geschrieben? worauf der andere_ant= wortete, in der heiligen Bibel. Der Zar lief selbst gleich spornstreichs um eine Bibel zu suchen, und kam bald mit einer großmächtigen angestiegen, welche er hatte von den Geistlichen holen lassen, und fragte den La Coste, wo denn nun solches geschrieben stunde? er antwortete, er wüßte eben nicht so ausdrücklich wo es stehe, könnte aber Ihro Majestät versichern, daß es gewiß in der Bibel flar und aus drücklich stehe. En en, sagte der Zar auf sein holländisch, dat is naar apraht, jy saudt ju Dage nieht darin finden; worauf eben die Zarin mit den Prinzeßin= nen vorbeyging, und da ich mehr neugierig war, diese zu sehen, als diesen Difput anzuhören, so folgte ich den Damen in etwas nach, und erkundigte mich ben einer und der anderen, wer sie eigentlich wären? Nachdem sie sich wieder niedergeseket hatten, ging ich zurück, fand aber den Zar nicht mehr da. Man wollte mir inzwischen versichern, daß La Coste in der That recht habe, oder daß dasjenige, was er anführete, gewiß in der Bibel sehe, nämlich beym Matthäus im 8ten Kapitel, im 11ten und 12ten Vers. Kurz darauf famen einige böse Apostel, welche fast allen Furcht und Zittern verursachten; ich meyne etwa 6 Grenadiere von der Garde, welche zwey und zwen auf einer Tragbare einen grossen Kufen mit dem allergemeinsten Kornbrandieweln trugen, welches denn einen solchen hef=

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