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ihm ja nicht schimpflich sey, mit einer kurzen Gefangenschaft gestrafet zu seyn, zumal da er gewiß wüßte, daß der Zar ihm nach der ve flessenen Zeit wieder in fein voriges Amt sehen wolle. Auch würde er ja wohl in diesen dren Wochen von seiner Arbeit weder mager noch ungesund werden, indem er sich wohl vorsehen würde, daß er sich nicht überarbeitete, sich auch an Speise und Trant nichts abgehen lassen würde. Uebrigens, seßte er hinzu, sey er versichert, daß wenn Ihro Majestät die Zarin doch gerne sähen, daß Ihre Hoheit sich für ihn. intereffirten, so würden fie solches herzlich gerne thun, um Ihro Majestät ge= fällig zu seyn. Doch sen noch die Frage, ob der Zar ihm solches Begehren accordiren würde? ob er es mit guter Manier einmal thun könnte ? Hierin gab nun die Kaiserin dem Herrn General völlig recht, und ließ es daben bes wenden. Nachdem nun Ihro Hoheit mit der Zarin ein wenig spazieren gegangen waren, begaben sie sich nach der Gallerie, wo man zu tanzen pfleger, und so bald der Zar ankam, fing er mit der Zarin, gleich wie vorigesmal, an zu tanzen, Ihro Hoheit mit der ältesten, und Mentschifoff mit der jüngsten Prin zeßin. Da sie nun eine Zeitlang luftig herum getanzet hatten, auch einige von unfern Cavalieren aufgenommen waren, so wurde ich auch aufgefordert, und hats te furz nachdem auch die Ehre, mit der jüngsten Prinzeßin einen englischen Tanz ju tanzen. So bald dieser Ball vorbey war, welcher ziemlich lange währte', ging ein jeder nach Hause, und war damit wieder dieses Fest mit Freuden zurückgeleget. Herr Graf Bonde, der Kammerjunker Hecklau, und ich, that felbigen Tag zum erstenmal bey Ihro Hoheit unsere Wache. Den 3often gaben der Fürst Ventichitoff und die meisten Minister und vore nehme rußische Herren die Vifite an Ihro Hoheit, welche einen jeden nach seinem Rang empfingen. Nachmittags sandte der Zar zu Ihro Hoheit, und ließ sie nach der Admiralitat invitiren; und da ich selbigen Tag die Wache nicht hatte, auch eben zu meinem Unglück nicht am Hofe war, so hatte ich das Mißvergnügen, daß ich für diesmal von dieser guten Gelegenheit nicht profitiren fonnte, welches mir dann um so viel mehr nachgehends leid gewesen, da ich erfahren, daß Ihro Majestät der Zar sich die Mühe gegeben, Ihro Hoheit allerwärts herum zu führen, und ihnen alles bis auf das Allergeringste zu zeigen. Die Herren, so mitgewesen, fonnten nicht genugsam beschreiben, in was vor einer guten Ordnung dort alles wåre; imgleichen was vor eine greffe Menge, von dem fleinesten bis zu dem größten, von allen zum Schiffbau nöthigen Sachen vorhanden fen, indem dafelbst alles gemachet wird, was zur Ausrüstung eines Schiffes vonnöthen, Und obgleich die ganze Flotte, die aus mehr denn dreyßig Kriegesschiffen vom Range bestehen soll, mit allem überflüßig versehen ist, so soll doch noch von allem so viel in Borrach seyn, daß man damit noch fast eine solche Flotte ausrüssten Fönnte.

Jus

Julius.

Den 1ften, als am Tage der Maria Heimsuchung, ward zum erstenmal in St. Petersburg von unserra Hofprediger Remarius geprediget. Gleich nach dem Essen fam der geheime Rath von Claussenheim mit dem Capitain Schulzen im Posthause an, und so bald ich solches erfuhr, lief ich eiligst zu ihm, und hatte auch die Ehre, daß ich der erße von unsern Leuten war, der ihn hier willkommen hieß. Er war den 16ten Junius nach dem neuen und den sten Junius nach dem alten Stil aus Hamburg gereiset, und hatte sich wegen eis nes gewissen Zufalls 8 Tage in Danzig aufhalten müssen. Da er sich nun gleich mit mir auf den Weg zu Ihre königl. Hoheit begab, so begegneten wir ohnweit dem Posthause schon Ihro Hoheit, die eben zu ihm gehen wollten, indem sie wider sein Vermuthen seine Ankunft erfahren hatten. Er ging hierauf zu Ihro Hoheit, und füffete ihnen die Hand, welche ihn aber gleich beym Kopfè friegten, und füfseten, auch über seine Gegenwart sehr erfreuet zu seyn schienen, Und ob es gleich sehr regnete, auch überall ein sehr schlechtes Wetter war, so lieffen Ihro Hoheit sich doch solches keinesweges anfechten, sondern gingen mit ihm nach dem Posthause, wo er vors erste eingezogen war, er mußte aber gleich feine Sachen nach Ihro Hoheit Hause bringen lassen, indem sie ihn an sich haben wollten, auch zu dem Ende schon einige Zimmer für ihn hatten aufräumen lassen. Da sie sich nun eine Zeitlang mit ihm unterredet hatten, fo fuhr der geheime Rath von Bassewiß vorbey, welcher vom Fürsten Mentschitos Cam, und da Ihro Hoheit von ihm erfuhren, daß der Fürst noch zu Hause sen, jo fuhren sie mit diesen beyden geheimen Råthen, und mit unterschiedenen Cavalieren zu dem Fürsten in der neuen Barke, welche ihnen vom Zaren nebst zweyen Werrecken zu ihren Dienst gegeben war, und immer vor ihrer Thür im Kanal fertig lag. Es war diese Gondel sehr wohl verguldet, und mit schöner Bildhaueren ausgearbeitet. Das Zimmer in derselben hatte für sieben Personen Plak, und war mit sammetnen Küssen mit Tressen befeßt verschen, und die grosse Decke, welche auswendig über das ganze Verdeck herging, war auch von grůnem Sammet und mit goldenen Gallonen reichlich beseßet. Die 10 Ruderknechte und der Quartiermeister oder Steuermann, trugen roth scharlachene Kamisőler mit breiten filbernen Treffen besekt, u. s. w. Da wir nun nach des Fürsten Haus tamen, welches von dem unfrigen sehr entlegen, aber das größte, schönste, und prächtigste in ganz St. Petersburg ist, empfing der Fürst Ihro Hoheit unten vor der Treppe, und führte sie durch einen sehr schönen grossen Saal in sein Audienzgemach, allwo er sich mit Ihre Hoheit (nachdem sie ihm den gec Heimen Rath von Claussenheim pråsentiret hatten) nebst den beyden geheimen Räthen niederfekte. Als fein Sohn, welcher im achten Jahr war, herein kam,

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präsentirte er ihn Sr. Hoheit. Da nun felbiger stehen blieb, auch deswegen die geheimen Räthe sich nicht sehten; so ersuchten Ihro Hoheit den Fürsten, dem Prinzen zu befehlen, daß er sich niederlasse, worauf aber der Fürst die geheimen Räthe ernstlich Bat, sich nur niederzulassen, indem sein Sohn noch jung sey. Diesem befahl er hierauf ein hereinbringen zu lassen, welches schöner "ngar scher Wein war, den der Prinz selbst an uns alle herum prafentiren mußte. Eine Weile barnach invitirte der Für Ihro Hoheit auf den andern Tag bey sich zum Essen, da felbiger aber eben der Sonntag, und also Ihro Hoheit Fasttag war, fo excufirten ie fich damit bis auf ein andermal, jedoch sagten sie, daß wenn es der Fürst beföhle, so wolten sie sich einfinden, und ihren Fasttag bis auf einen andern Tag auffdieven. Da nun der Fürst den Herzog zum Montag invitirte, so versprach er zu fominen, und gingen kurz darauf wieder weg, und wurde wieder vom Fürsten bis unten an die Treppe des Hauses be gleitet, indem Ihro Hoheit nicht zugeben woûten, daß er mit ihnen bis ans Waffer ginge. Im Zurückfahren befahe ich mit Verwunderung die schönen neuen Häuser, welche långst dem Wasser aufgebauet, und deren eines immer schöner als

das andere toar

Den 2ten, um der Fürst Mentschiloff des Nachmittages abermals zu Ihro Hoheit, und invitirte sie wieder selbst in Person auf den folgenden Tag zu sich zum Essen, und nachdem er eine Weile bey Ihro Hoheit gesessen, und ein Pear Clåser en getrunken, ging er wieder weg, und wurde von Ihro Hoheit bis ins dufferste Zimmer begleitet.

Den 3ten fuhren Ihro Hoheit Vormittags um 11 Uhr zu dem Fürsten Mertschifoff, weil der Zar auch dahin kommen wollte, und gemeiniglich um diese Zeit zu speisen pfleget. Da mir nun Ihro Hoheit befahlen zu Hause zu bleiben, indem sie vermutheten, daß es dorten ohneden sehr voll seyn würde, so weiß ich nicht eigentlich, was allda vorgefallen ist. So viel hat mir der Herr von Hecklau, welcher borten mit war, gesaget, das sie über die Massen wohl tractiret worden, indem sie eine grausame Menge Schüsseln gehabt haben, und die ganze Tafel dreymal neu ferviret worden; es ist auch bekannt, daß man beym Fürsten am allerbesten in ganz St. Petersburg speilet. Die Compagnie soll sehr stark gewesen seyn, indem auffer Ihro Hoheit noch der Zar, die Zarin und sehr viele Da= men und Cavaliers dorten gewesen. Nach der Mahlzeit haben sie das Haus besehen, worinnen sehr viele schöne Gemächer seyn sollen. Sie sind hierauf nach dem Sarten gegangen, welcher sehr groß, und nach dem zarischen der beste in St. Petersburg seyn soll. Ihro Hoheit kamen recht vergnügt nach Hause.

Den 4ten gegen Mittag ward ich zu dem Großadmiral Apprarin, welcher des Zaren naher Verwandter ist, gefandt, um Ihro Hoheit bey ihm anzumel=

den.

`den. Ich lam dahin, als er eben von der Tafel aufgestanden wär und hörte noch seine Tafelmusik von weitem, welche cus Paucken und Trompeten bestand. So bald ich in das Haus tarr, und jemand antraf, welcher mich verstehen und mich anmelden konnte, ließ er mich in sein Zimmer kommen, woselbst eine grosse Compagnie war, unter welcher mir aber niemand befannt war, als der Generallieutenant Bonne, und der Generalmajor Le Fort, der vordem Brigadier unter derselben Divifion geresen, bey welcher mein feliger Vater als Generallieutenant gestanden. Da ich mich nun anfänglich mach einem Dolmet scher umfahe, und keinen gewahr wurde, indem ich wohl wußte, daß er selbst kein deutsch verftünde, so sagte Le Fort, ich mögte ihm mein Anbringen nur fagen, er wollte selbst Dolmetscher seyn, welches ich denn auch that, und mich für sein gütiges Anerbieten bestens bedankte. Hierauf ließ der Großadmiral fich wieder gehorsamst ben Ihro Hoheit empfehlen, und sich für die Gnade, so fie ihm erzeigen wollten, bestens bedanken, und würde es ihn allezeit lieb und angenehm seyn, wann Ihro Hoheit ihn mit ihrer angenehmen Gegenwart_er= freuen und beehren wollten. Da mich der Generalmajor fragte, um welche Zeit Ihro Hoheit wohl kommen würden, se antwortete ihm, ecranuthila) um halb vier oder 4 Uhr, worauf er mir wieder zu verstehen gab, daß der Großadmirak ordentlicher Weise des Nachmittags ein Paar Stunden zu schlafen pflegte, woraus ich denn genugsam merkte, daß vor 4 Uhr da wohl nichts würde zu thun seyn. Da mich nun der Generalmajor sehr wohl kannte, so präsentirte er mich dem Großadmiral, als welcher meinen seligen Vater gleichfalls wohl ge= kannt hatte, worüber denn der Admiral erfreuet zu seyn schien, und mir glei ein Glas Wein überreichen ließ, in welchem ich seine Gesundheit trank. Er ließ sich und allen andern auch eins geben, und sie trunken darinnen Ihro königl. Hoheit Gesundheit; worauf ich meinen Abtrit nahm, und mich wieder nach Hause verfügete. Gegen 4 Uhr begaben sich nun Ihro Hoheit zu ihm hin, in einen von der Zarin Wagen, und hatten ben sich einen gewissen jungen Grafen, mit Namen Puskin, sizen, welcher schon seit einigen Tagen des Nariskin Dienste vertrat, der krank geworden war. Wir übrigen folgeten in einigen an= deren von der Zarin Wagen nach; und so bald wir im Hofe ankamen, ließ sich eine schöne Musik von Paucken und Trompeten hören, worauf der Großadmira! herauskam, und Ihro Hoheit beym Wagen empfing, worauf sie ihn embraffic. ten, und mit ihm in ein Vorgemach gingen. Hier war eine Tafel gebecket, mit Confitüren und Obst, und rund umher mit schönen filbernen vergoldeten Tellern, Löffeln, Gabeln und Messern beleget Ben dieser Tafel nun fetzteh sich Ihro Hoheit mit ihm und mit den geheimen Räthen, und da wir andere Hofcavaliere uns anfänglich nicht daben mit niederlassen wollten, so bat er Jhro Hoheit so lange, bis daß fie uns befahlen, uns nur niederzusetzen. Nachdem

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wir nun eine Zeitlang hier mit einander gegessen, und schon angefangen hatten stark zu trinken, stunden sie auf, und gingen in seinen neu angelegten Garz ten, welcher recht artig war, und schon viele grosse Alleen hatte. Er wies hierauf seine Orangerie, welche zwar klein, aber doch recht artig war. Der geheime Rath ven Claussenheim konnte sich nicht genugsam verwundern, wie es möglich wåre, daß die Boscagen in diesem Garten, als so weit gegen Norden, in so kurzer Zeit so hoch und dicke werden könnten; allein es war eine Art von Bău- · men, die wir bey uns zu lande nicht haben sollen, und deren Blätter fast wie die Weintraubenblätter waren. Unter der Zeit daß wir nun in dem Garten gingen, und von weitem in den Ulleen eine Musik von Trompeten und Wald= hörnern angehöret hatten, die einen recht guten Effect that, indem einer von den Trompetern der beste aus ganz St. Petersburg seyn soll: so war eine kleine Tafel für 8 bis 10 Personen, auf der Gallerie vor dem Hause nach dem Garten ju, gedecker, woben sich denn Ihro Hoheit, der Großadmiral, und diejenigen fekten, die von unsern Leuten zugegen waren; der Herr Obrist korch aber, welcher sich abscheulich vor dem Trinken scheuet, wollte sich weg schleichen. Da solches der Großadmiral gewahr ward, schickte er ihm ein Paar von seinen Officiers nach, und ließ ihn wieder zurückholen, und weil für ihn bey der Tafel kein Plak mehr war, so wollten sie zusammenrücken, wogegen er aber proteftirte, und fagte, er wollte sich bey dem andern Tisch (welcher erst war hinge= seker worden) niedersehen, bey welchem denn er, Hecklau und ich, nebst unterschiedenen Seecfficiers faffen, welche alle Russen waren, von welchen aber einer ziemlich wohl Französisch redete. Der Obristlieutenant von Saldern und der Major Ehler, welche die Wache hatten, blieben allezeit hinter Ihro Hoheit stehen, in Hoffnung dadurch mit dem Trinken verschoner zu seyn, weil sie ers fahren hatten, daß bey dem Großadmiral gemeiniglich stark getrunken wird: allein fie mußten doch auch einige Gläser austrinken. Da nun mein Nachbar, der Obrist Lorch, seiner selbst schonen, und nicht alle Gläser annehmen wollte, so ward der Großadmiral solches bald gewahr, indem er genau auf alle Acht gab, und ward in sich selbst ein wenig murrisch darüber, weil Ihro Hoheit selbst alles mittrunken, auch sich sonst niemand zu trinken weigerte. Und da er sich nochmals weigerte, und die Hälfte aus seinem Glase ausgoß, so stand, der Großadmiral selbst auf, und ging mit einem andern Glas zu ihm, und präsentirte ihm selbiges, weil er das vorige ausgegossen hatte, und nicht austrinken wollen. Da nun der Obrist solches zwar von ihm annahm, aber es doch. nicht ausleeren wollte, sondern es bey sich niedersehte; so hob der Großadmiral gegen ihn beyde Hände in die Höhe, und bog seine Knie, als wollte er damit sagen, er sollte sich doch erbitten lassen, worüber denn alle anfingen herzlich zu lachen, weil der alte, grauhaarigte, gute und lustige Mann sich so seltsam da

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bey

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