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das Schiff, und sahe allerwärts, ob es richtig sen, indem er bey dergleichen Gelegentheiten nur seinen eigenen Augen trauet. Da er nun alles fertig fand, so stieg er auf das Schiff, um es einsegnen zu lassen, dahin ihm Ihro Hoheit folgeten. Die Einsegnung geschahe durch den Bischof von Novogrod in der hintersten hohen Cajüte, wo die Zarin nachgehends speisete. Es belam den Namen Pantelemon, Das ist, Sieg. Der Zar ging darauf gleich wieder vom Schiff herunter mit Ihro Hoheit, und führte sie ans Wasser, nach dem Ort, wo sie stehen, und das Schiff ficher ablaufen sehen sollten. Er aber ging wieder weg, weil er mit eigener Hand ben ersten Hieb zur Ablaufung des Schiffes thun mußte. Der Fürst Menschilof stellte sich mit unterschiedenen anderen Vornehmen bey Jhro Hoheit hin, weil es der beste Plaß war, und da ich eben die Wache hatte, so verließ ich meinen Herrn nicht, und bekam hier alles recht gut zu sehen. Die Kaiserin war mit den beyden Prinzeßinnen, und mit ihrem ganzen Hof, auf der andern Seite des Stroms, (als welcher dort nur sehr schmal ist, ) nåmlich auf Wasili - Ostrow, ans Land gestiegen, indem sie dort sicher und wohl alles sehen konnte. Neben diesem neuen Schiff stand noch ein altes französisches grosses Schiff auf dem Stapel, welches der Schiffsbauer, der dieses neue verfertiget, aus dem Wasser ans land gebracht hatte, und deswegen ausdrücklich aus Frankreich verschrieben war, weil keiner von den andern hiesigen Schiffsbauern es unternehmen wollen. Dieser Franzos ist ein berühmter und in seiner Kunst wohl erfahrner Mann, der noch wirklich in französischen Diensten steher, indem er nur dem Zarn vom König von Frankreich auf einige Jahre geliehen worden; aber er ist ein solcher liederlicher Kerl, daß er von dem Morgen bis In die Nacht immer besoffen ist. Da nun zur Aufbringung dieses alten Schiffes eine groffe Zeit gehöret hat, auch nicht allezeit daran hat gearbeitet werden können, so' hat er währender Zeit dieses neue anfangen müssen, welches denn fast eben so gemacht ist wie das alte, aber nur etwas kürzer ist. Dieses alte Schiff war num fo voller Leute, daß keine Lucke war, wo nicht welche herauskucketen, unter welchen denn auch unterschiedene von unsern Bedienten waren. Das Schiff nun, welches ablaufen sollte, war durch grosse eiserne Balken an einen Schlitten festgeklammert, mit welchem es in das Wasser, auf den darzu gemachten, und mit Fett beschmierten Schlitten nach dem Wasser gehet, so bald die Gegenbalken, welche auf beyden Seiten find, und das Schiff auf dem Stapel halten, unten beym Fuß auf einmal abgehauen, und zugleich durch andere darzu bestellte Leute mit Stricken abgerissen wers den. Ben Abhauung der hintersten ging es anfänglich sachte vom Stapel,_nachge= hends aber wie ein Pfeil ins Wasser, und es brach in derselben Fahrt der Schlitten in Stücken, diejenigen Ballen aber, so von dem Schlitten am Schiffe fißen blieben, wurden nachher abgeschlagen. Als das Schiff anfing zu gehen, liessen sich die Paucken und Trompeten, welche darauf waren, nebst einem grausamen Geschrey von den Leuten, Die sowohl auf dem Schiffe als auf dem lande standen, þören, wie auch die Canonen

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von der Festung und der Admiralität. Als das Schiff mitten auf den Strom Lam, wendete es sich, und trieb in etwas mit dem Strom hinunter, bis daß die Anker davon ausgeworfen waren, und es fest hielten. Was nun diese glückliche Abfahrt dem Zaren vor eine Freude erweckte, ist nicht auszusprechen, und begab er sich desfalls, so bald das Schiff im Wasser war, und sich gewendet hatte, mit seiner Chalouppe dahin, und empfing alle seine Gäste, welche gleich darauf einer nach dem andern dahin kamen. Ihro Königl. Hoheit machten sich gleichfalls dahin, sobald sie nur vor dem Gedränge nach ihrer Barke kommen konnten, benn was Füsse hatte, lief nach dem Boot, und jeder wollte der erste seyn, der dem Zaren auf dem neuen Schiffe gratulirete. So bald Ihro Hoheit am Schiffe waren, und dem Zaren gratuliret hatten, lam die Zarin, welche der Zar empfing, und nach der allerobersten Cajüte führete, worauf sich die Damen mit der Zarin oben, der Zar mit den Herren aber unten in der andern Cajute, zur Tafel seßten. Denn die Tische waren schon gedecket, und mit faltem Effen beseßet, als das Schiff vom Stapel lief. Der Tisch in des Zaren Cajute, bey welchem er mit Ihro Hoheit and den andern vornehmen Herren saß, war auf diese Art gestellet,

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und nahm die ganze Cajute ein.

Der Zar hatte Ihro Hoheit neben sich

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zur Linken fißen; denn ben dergleichen Festin wird wenig Diftinction ges machet, sondern es fehet sich gemeiniglich ein jeder von den Groffen wo er zukommt. Auf der rechten Seite des Zaren saß Iwan Michailowik, als erster Schiffbauer, und bey ihn an der Franzos, welcher dieses Schiff ge= macht hatte, und so bes Zaren Schiffbauer einer nach dem andern. gen Ihro Hoheit über saß der geheime Rath von Bassewih, nebst dem Herrn Conferenzrath von Ahlfeld; alsdenn der Brigadier Ranzau, und bey ihm an der holländische Resident, auf welchen noch einige Schiffsbauerleute folgeten. Neben Ihro Hoheit an saß der geheime Rath von Hespen, aber der Ge

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neral

neralmajor Stenflicht hatte viele Officiers und Generalspersonen bey sich herum fiken. Auf einer Seite des Tisches saß der Knes Papa, welcher ben sich jur Linken alle seine Cardinale fißen hatte. Gegen dem Fürsten Mentschitof über saß der Großadmiral Appraxin, und bey diesem auf beyden Seiten herum. alle Senatores, und andere vornehme des Reichs. Aussen vor der Cajute standen noch unterschiedene Tafeln gedeckt, an welche sich die übrigen Herren seßten, die hier versammlet waren. Da sich der Zar nun anfänglich ums sahe, und gewahr wurde, daß Ihro Hoheit zwen Cavaliers hinter sich hatten, so bat er, sie mogten einen sich niedersehen lassen, worauf Ihro Hoheit' uns sagten, einer könnte nur weggehen. Es ging also der Kammerjunker Hecklau weg, und seßte sich draussen ben einer Tafel nieber, ich aber war froh, daß ich hinter Ihro Hoheit stehen bleiben konnte, denn ich fürchtete mich damals unerhört vor dem Trinken, weil man mir versichert hatte, daß es nirgends schårfer im Saufen hergehe, als ben diefer Gelegenheit; und ob gleich der Kammerjunker einigemal lam, und fragte, ob ich weggehen wollte? und ob er mich ablösen sollte? so bedankte ich mich doch allezeit dafür. So oft der Zar eine Gesundheit anfing, wurde von der Fregatte, die gleich vor diesem Schiff lag, und des Abends illuminiret war, gefeuret. Die Illumination der Fregatte war auf følgende Art veranstaltet, nemlich mit lauter fleinen Laternen, welche alle, eine nahe bey der andern, an dem vornehmsten Tauwerf, auch oben um dem Korb des grossen und kleinen Mastes, und rund um das Schiff auf dem Bord herum, hingen, welches denn einen über die Massen schönen Effect ben Nachtzeit machte. Da Ihro königl. Hoheit sich hatte ihre eigne Weine, nämlich rothes und weisses Brodwasser, bringen lassen, und sich der letzten Sorte, mit_gar wenig Wein gemischet, bedienten; so mußte der Zar solches merken, indem er Jhro Hoheit das Glas wegnahm, es probirte, und es so weggab, mit den Worten, de Wien dogt niet. Ihro Hoheit antwort ten, sie bedienten Ach dessen nur, wenn sie sich nicht recht wohl befanden. Es erwiederte aber der Zar, de Wien is mehr schadlich, als min Wien, und gab ihnen darauf von seiner Bouteille ein Glas zu probiren, welches von dem starken ungarischen bittern Wein war, wovon er gemeiniglich zu trinken pfleget. Da nun Jhro Hoheit denselben bewunderten, aber daben sagten, er wäre sehr stark, so antwortete der Zar, dat is war, mar he is gesund. Darauf gab er dem Conferenzrath Ahlfeld und dem gehei= men Rath von Bassewiß gleichfalls einige Tropfen zu probiren. Der lehte war erst neulich auf das Schiff gekommen, weil er etwas zu Hause zu thun gehabt, 'worauf der Zar, se bald er ihn erblickte, rief: O Bassewig! Straf, Straf; welcher sich zwar zu entschuldigen suchte, es war aber vergebens: denn der Zar ließ vier groffe Weingläser voll mit ungarischen Wein bringen, denn er trinkt ordinair aus feinen Deckelgläsern, weil er zu sagen pfleget, daß wenn sie nicht voll geschenket würden, es ja nur Thorheit sey, unnöthiger Weise sich mit den schweren Gläsern

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zu schleppen. Da nun der geheime Rath von Bassewiß nur eines von den vier Gläsern nehmen wollte, fagte der Zar, sie waren alle vier für ihn, denn sie hätten drey Gesundheiten getrunken, welche er billig nachholen müßte, und das vierte wäre das Strafglas. Er trank dann auch geschwinde, eines nach dem andern aus, worauf der Zar ihm befahl, sich nieder zu sehen. Da nun nachgehends der Zar den Herzog fragte, was er vor Wein am liebsten trinken wollte, so be gehrte er Burgunderwein, worauf der Zar ihm durch seinen Marschall eine Bouteille geben ließ, und nachdem sie aus des Zaren Hand ein Paar kleine Glåfer ungarischen Wein annehmen müssen, gab er ihnen die Freyheit, nur so viel zu trinken, als sie selbsten wollten. Als nun Jhro Hoheit heimlich zu verstehen gaben, ich sollte in eine dergleichen Korbbouteille von ihrem rothen Waffer thun, und solches mit ein klein wenig Wein meliren lassen, so that solches, und practifirte uns vermerkt die Bouteille Burgunberwein weg, und setzte die mit Wasser angefüllte wieder an ihrer Stelle hin. Es wurde bis dahin roch nicht scharf getrunken, baher auch der Zar durch den unruhigen Knes Papa fleißig zum Trinken genöthigt ward, und wann solches nicht helfen wollte, so schrie er wie ein Beseffener nach Wein und Brandtewein. Allein es währte nicht lange, so mußte mancher mehr trinken, als ihm lieb war, indem der Zar erfuhr, daß an dem Tisch zur linken Hand, an welchem die Ministri faffen, nicht alle Gesundheiten getrunken, wurs ben in bloffem Wein, oder wenigstens nicht in den Sorten von Weinen, die er verlangte. (Denn von französischem weissem Wein und vom Rheinwein will er an bergleichen Tagen nichts wissen. Er giebt für jedes Schiff, welches abläuft, an die Admiralität zur Tractirung 1000 Rubel, wofür sie Wein und Effen schaffen muß. Das Essen kömmt ihr nicht hoch zu stehen, weil es nur falt, und nicht gar delicat ist, der Wein aber kommt ihr sehr hoch zu stehen, weil davon ein graufames confumiret wird.) Da nun der Zar über diese Nachricht sehr erzurnet war, so mußten alle und jede an der Tafel ein grausam groffes Glas mit ungari= schen Wein zur Strafe in seiner Gegenwart austrinken, und da er ihn aus wen unterschiebnen Flaschen giessen ließ, auch die Leute gleich darauf schrecklich bes rauschet wurden, so glaube ich, daß Brandtewein zum Wein gegossen worden. Von diesem Moment an lief der Zar hinauf zu der Zarin, und kam nicht wieder herunter. Vorher war er sehr gnåbig, und embraffirte Ihro Hoheit zum Sftern, und gab ihnen tausend und tausend Versicherungen seiner Freundschaft und Vorsorge. Er sprach auch sehr viel mit dem geheimen Rath von Bassewiß, als welcher ihm gegenüber saß; und nachdem er ihm zu unterschiedenen male heimlich zugeredet hatte, auch der Herr geheime Rath zu ihm gegangen war, und ihm ins Ohr gesprochen hatte, so versicherte er ihm öffentlich, mit kräftigen Worten, für Ihro Hoheit zu forgen, und line Gelegenheit zu verfäumen, wann er ihnen helfen konnte; furz, es so zu machen, daß Ihro Hoheit mit ihm sollten content

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feyn,

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feyn; unb keine Ursach haben, über ihn zu klagen; worauf Ihro Hoheit ihm die
Hand fuffete, der geheime Rath von Bassewiß aber mit diesen kräftigen Worten
herzlich ausbrach, lu Gott ward sin Majestet et riklich belohnen. Der
Bar tam nicht wieder herunter, nachdem er verdrießlich hinauf zu der Zarin gegan=
gen war, hatte auch Wache gestellt, daß niemand, es mögte seyn wer es wollte
vom Schiffe käme, bis er es beföhle; kein Mensch wagte es zu ihm und zum
Sie lieffen
Frauenzimmer hinauf zu gehen, selbst nicht einmal Ihro Hoheit.
aber doch ben Gelegenheit unvermerkt durch den Conferenzrath sich bey
dem Kammerjunker Balk erkundigen, ob wohl jemand hinauf fame? Er
antwortete aber, die Wache an der Treppe dürfte niemanden hinauf lassen, es
mögte auch seyn wer es wollte, und er glaubte, daß das Frauenzimmer ein wenig
start würde trinken müssen. Unten ging es auch nicht wenig luftig zu, denn
es waren fast alle betrunken, und begehrten auch noch immer mehr, bis sie nicht
mehr konnten. Der Großadmiral war so voll, daß er weinte wie ein Kind, wel=
ches er gemeiniglich thun soll, wenn er zu viel hat. Der Fürst Mentschiloff war
so betrunken, daß er sterbens frank zur Erden fiel, daher seine Bedienten die
Fürstin mit ihrer Schwester wieder holen liessen, welche ihn dann durch aller-
hand starkriechende Sachen ein wenig wieber erquickten, auch es bey dem Zaren
bahin brachten, daß sie Erlaubniß erhielten, mit ihm nach Hause zu fahren. Mit
einem Wort, es waren wenige in dieser Gesellschaft, die nicht ihren Reft hatten,
und wenn man alle Sottisen beschreiben wollte, welche in einigen Stunden paßirten,
so würde man einige Bogen damit anfüllen können. Denn bald raufte sich der
Fürst von der Wallachen mit dem Oberpolizenmeister herum, bald zankten sich ein
Paar hier, bald trunken ein Paar andere sich Brüderschaft und ewige Treue zu.
Einige, die noch nuchtern waren, stellten sich trunken an, um nicht mehr trinlen
zu dürfen, und also die Sottisen der andern mit anzusehen, unter welchen dann
unser junger Graf Puskin hauptsächlich mit war, auch darzu eben nicht unrecht
hatte, indem er die Aufwartung hatte, und also nüchtern seyn mußte, aber doch
ganj Без
nicht nöthig hatte, sich so grausam zu zwingen, wie er that. Andere, die
foffen waren, wollten flug thun, und alle Menschen embraffiren und küffen, wel-
ches aber einem Nüchternen gewiß sehr unangenehm war. Man hatte genug zu
Die größte Comobie
thun, Ihro Hoheit vor diesen Zärtlichen zu bewahren.
war mit dem Baron von Bülow, welcher mit allen Leuten zu thun hatte.
Dem Generallieutenant Bonne sagte er in Gegenwart Jhro Hoheit in die Augen,
er wäre nicht ehrlich mit ihm zu Werke gegangen, indem er ihn lehtens nicht hätte
zum Zaren geführet, wie er es von ihm begehret, da er ihm doch versprochen, sein
Freund zu seyn; Dieser entschuldigte sich bestermassen, und sagte, er wollte morgen
weiter mit ihm davon sprechen. Bald sagte er, er wäre ein ehrlicher Kerl, und
biene seinem Herrn aus Liebe, die Russen aber aus Furcht vor den Poboggen und

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