صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

vor der Knute. Diese Reben führte er in Gegenwart Ihro Hoheit. Bald forderte er einen rußischen Obristlieutenant heraus, auf den andern Tag, welchen er beschuldigte, daß er ihm seine Wissenschaften abstöhle, nachher aber ging er mit denselben an die Schente, und soff mit ihm. Endlich kam die Zeitung daß der Zar und die Zarin schon weg wåren, und also die Paffage frey fen. Da war Freude an allen Orten, und 'es kam nunmehr der verstellte trunkene Puskin ganz nüchtern wieder zum Vorschein. Als Ihro Hoheit weggehen wollten, wurden sie durch die Menge von Leus fen, die vor ihnen waren, gezwungen, wieder umzukehren, wesfals sie denn einen Augenblick hinauf nach dem Verdeck gingen, wo das Frauenzimmer gewesen; weil aber noch einige hinten in der Cajute, und ein wenig betrunken waren, so wurde niemand dahin gelaffen als Ihro Heheit, die sich aber auch nicht lange daselbst aufhielten. Da ich nun den Generalmajor Stenflicht, welcher grausam voll war, ben einem Frauenzimmer antraf, welches ihn sehr gerne los seyn wollte, so sagte ich ihm ben Gelegenheit, Ihro Hoheit wären schon auf dem Weg wegzufahren, und fragte ihm, ob er würde mit uns, oder allein fahren, worauf er mir antwortete, ich follte ihn zufrieden lassen. Da ich nun schon gehöret hatte, wie wunderlich und gefährlich er sen, wenn er getrunken habe: so ließ ich ihn gern zufrieden, war aber kaum 20 Schritte von ihm, so hörte ich, daß er Håndel anfing, und da ich mich umsahe, so war er mit einem gewissen gewesenen Obristen, welchen der Zar zu seinem Plaisir bey sich hat, und von welchem er ziemlich viel hält, im Streit. Es fingen diese Håndel immer stärker und stårker an zu werden, so daß sie gar nach den Degen griffen, und durchaus auf einander los wollten, fie wurden aber zu allem Glück noch getrennet, wiewohl mit nicht weniger Mühe, indem der Generalmajor dermassen erbittert war, daß er sich von keinem Menschen wollte halten lassen. Sein Kerl, welcher ihn mit halten wollte, friegte erbärmliche Prügel, welcher demohngeachter. ihm doch noch seinen Hirschfänger wegpractisirte, auf daß er damit kein Unglück anrichten konnte. Da nun Jhro Hoheit selbst kamen, um ihn zu besänftigen, und ihn wegzuschaffen, so wollte er sich nicht einmal recht durch sie zwingen lassen, sondern wollte immer auf den Obristen los, bis endlich der Obriste torch und ich ihn noch von dem Verdeck herunter friegten, und da die Passage nun so enge ward, daß man ihn los lassen mußte, so hörte ich ihn ein Paar Ohrfeigen austheilen, und da ich mich umsahe, ward ich gewahr, daß er dem Kammerjunker Hecklau Hut und Peruque vom Kopfe herunter geschlagen hatte, welches Ihro Hoheit so übel nahmen, daß fie den Officier von der Wache auf dem Schiffe baten, ihn so lange arretire zis halten, bis sie ihn abholen liessen, und dem Kammerjunker ward gleichfalls gefags da zu bleiben, worauf Ihro Hoheit mit einem kleinen Gefolge wegfuhren. Der geheiz me Rath von Bassewik hatte sich verloren, der Conferenzrath aber Urlaub von Ihre Hoheit gebeten, noch etwas auf dem Schiff zu bleiben, indem er dem Ansehn nach verliebt war. Der geheime Rath von Elauffenheim, welcher sich frant gemacht,

[ocr errors]

der Obrist von Saldern, und ber Major Ehler waren gar nicht auf das Schiff gekommen. Da nun Ihro Hoheit nach Hause kamen, schickten sie gleich ben Grafen Bonde zurück nach dem Schiffe mit der Barke, um den General und den Cammerjunker, wie auch den Conferenzrath abzuholen, welches er denn auch that, aber den Cammerjunker hat er nicht vorgefunden, indem selbiger nach einer zweyten Fauftbataille mit dem Generalmajor sich mit meinem Diener, welcher auch nachgeblieben war, in eine Werrecke geseßet hatte, und nach Hause gefahren war.

Den 28sten ward durch den Grafen Puskin angesagt, daß der Zar übermorgen gewiß nach Cronslot ginge, im Fall der Wind nur günstig seyn wollte, und wurden Ihro Hoheit nochmals zu dieser Reise mit ihrer Suite invitiret.

Den 29sten sandten Ihro Hoheit eine Liste zu dem geheimen Rath von Baffewig von denjenigen, welche mit ihm nach Cronslot gehen sollten, welche aus folgenden Perfonen bestand. Der geheime Rath von Bassewitz, der geheime Rath von Hespen, der geheime Rath von Clauffenheim, der geheime Rath von Ahlfeld, der Brigadier Ranzau, der Obrist Bonde, der Obrist Corch, der Obrist von Salbern, der Major von Ehlern, der Kammmerrath Nogelein, ein Page, ein Kammerlaquai, die zwen Mundlöche, die zwey Waldhornisten, nebst einigen Laquaien und Cavalierbienern. Da nun Jhro Hoheit des Abends bey dem Envoyé Stamken speiseten, und der geheime Rath von Bassewiß auch dahin kam, so bat er Jhro Hoheit, fie mogten verstatten, daß wir übrigen wenigen, nemlich der Kammerjunker, der Assessor und ich, auch folgen dürften, indem uns allhier die Zeit lang werden würde, Ihro Hoheit auch eben sowohl 13 als 10 Cavaliere mit sich nehmen fonn= fen, da sie ja Fahrzeuge und Plaß genug hätten, auch überdem vom Zaren mit Dero ganzen Suite invitiret wåren. Allein alle diese Vorstellungen wollten zu nichts helfen, indem Ihro Hoheit ben der Resolution blieben, die sie einmal gefasset hatten, und sagten, Surland müßte wegen der kommenden Briefe bleiben, und mit einem Wort, sie wollten nicht mehrere mit sich haben. Ich fand mich also geduldig darein. Da nun ber Generalmajor Stenflicht noch bey dem Herrn Envoyé Stamte logirte, und noch von dem leßten Rausch unpåßlich war, so gingen Ihro Hoheit zu ihm, da er benn nicht allein so matt war, daß er sich nicht rühren konnte, sondern er war auch noch durch einen Fall dermassen zugerichtet, daß er nicht aus dem Zimmer gehen konnte.

Den 30ften des Morgens ging der Zar mit Ihro Hoheit, und mit allen Hiéfigen Grossen, unter Segel, unter Losbrennung der Canonen von der Festung und Admiralitat; und obgleich der Wind nicht ganz günstig war, so konnten sie doch mit selbigem nech gut fortkommen. Da nun diese kleine Flotte wohl aus 80 bis 90 Fahrzeugen bestand, (wovon Ihro Hoheit allein für sich und Dero Suite brey Boyer hatten,) wenn man die Jagden, Tornschuiten und Boyer zusammenrechnete, so ist nicht zu sagen, welchen angenehmen Anblick es auf dem Strom machte,

eines biefer Fahrzeuge nach dem andern vorben segeln zu sehen. Der Admiral von Den Bojern segelte vor an, und durfte ihm niemand vorben gehen. Er hatte zum Beichen ganz oben auf seinem Mast eine grosse rothe und weisse Flagge. Weil die meisten Fahrzeuge der Vornehmen mit Musit, entweber von Trompeten oder Waldhörnern versehen waren, so machte solches gegen der Festung über einen sehr angenehmen Klang und Wiederschall. Die Zarin blieb zu Hause, weil gar kein Frauenzimmer mitging, und ohne Dero Hofstaat war St. Petersburg ganz tobt nach dieser Abreise; denn ohne die hiesigen Kaufleute bekam man fast keinen reputirlichen Menschen zu sehen, Des Nachmittags machten der Herr Affeffor, der Herr Hofprediger, Monsieur Duwal und ich, Partey, Miethpferde zu nehmen, und nach den hier herum liegenden Luftschlössern zu fahren.

Den 31sten. Wir fuhren gerade nach Peterhof. Bis nach Strelnamusa, (welches ein Lusthaus des Zaren werden wird,) famen wir glücklich und wohl durch einen sehr lustigen Weg, burch viele artige Hölzungen längst dem Newastrom, und fuhren viele artige lufthäuser vorben, die den vornehmsten Herren zulommen, welche sie dem Kaiser zu Gefallen ehedessen haben aufbauen lassen, und die den Weg sehr angenehm machen. An diesem Orte, der ungefähr 24 Werkte von St. Petersburg entfernet ist, begegnete uns ein Uebel. Denn da unser Wagen beym Herabfahren von einem Berge, gleich unten auf einer kleinen Brücke, an einen Bauerwagen mit so groffer Heftigkeit fuhr, daß wir auf ein Haar nahe wären umgeworfen, fo zerbrach unsere Deichsel, und nun konnten wir nicht von der Stelle kommen. Allein zu allem Glück war noch in diesem Dorfe, und zwar ohnweit dem Plak, wo wir lagen, eine Schmiede, die uns denn über die Massen wohl zu statten tam. Also ward unser Schaden in Zeit von einer Stunde wieder ausgebessert, welche Zöge rung boch machte, daß wir nicht eher als am späten Abend nach Peterhof (welches auf 33 Werste von St. Petersburg, und 9 Werste von Strelnamusa lieget,) an= famen. Wir waren bey unserer Ankunft nicht wenig erschrocken, als wir vernahmen, daß der Zar daselbst alle Augenblick erwartet würde, indem er schon jemand voraus= geschicket hatte, um seine Ankunft wissen zu lassen. Da nun gar kein Wirthshaus an biefem Ort war, man uns aber in der Stadt versichert hatte, wenn wir uns nur bey dem Inspector (welcher ein Schwede von Geburt, und ein recht artiger Mann feyn sollte,) angåben, so würde er uns willig und gern bey sich aufnehmen: so gingen wir zu ihm hin. Allein weder er noch seine Frau war zu Hause, da sie aber auf dem Schloß war, so ging ich ihr nach, und bat sie um ein Nachtlager. Sie war eine artige und dienstfertige Frau, und offerirte mir gleich ihr Haus und alles was darinnen wäre, schickte darauf auch gleich ihren kleinen Sohn mit mir nach dem Hause, worauf mir dorten auch recht wohl aufgenommen und bewirthet wurden. So bald ich von der Frau Inspectorin ging, und nur aus der Hausthür des Schloffes trat, sahe ich schon des Zaren Bojer in den Canal kommen; daher ich mich bald weg N Büschings Magazin XIX, Theil.

mach.

machte, indem ich mich nicht gern vom Zaren wollte sehen lassen. Des andern Morgens, als wir aufgestanden waren, nåmlich

den ersten August, war die Frau Inspectorin schon ben der Hand, und da wir uns ers kundigten, ob wohl ein Mittel wåre, daß wir noch diesen Morgen Peterhof und Monplaifir befehen könnten, indem wir noch gern weiter wollten, als nach Oranienbaum, welches dem Fürsten Mentschifof gehöret, so antwortete sie, solches würde sich schwerlich Vormittags können thun lassen, weil Jhro Majestät der Zar, der noch hier sen, bald an denz · einen Ort, bald an dem andern wäre, und sie alsdenn nicht gut dürften einen Fremden herumführen, sie verhofften aber, er würde, so bald er gespeiset habe, wieder nach Cronslot hinüber gehen. Wenn wir aber allenfalls eilfertig seyn sollten, wie sie doch nicht glauben könnte, so könnten wir gleich nach Oranienbaum fahren, es zu besehen, und doch noch zür Mahlzeit wieder zu ihr kommen, weil es nur 8 Werste von hier sey. Wir bedienten uns dieses Raths mit Dank, lieffen gleich anspannen, und führen dahin, durch einen gleichfalls sehr lustigen Weg, längst dem Wasser und einer angenehmen Hölzung. Båren wir eine halbe Stunde eher nach Oranienbaum gekommen, so hätten wir dorten den Fürsten selbst angetroffen; denn er war kurz vor unserer Ankunft erst abgesegelt, welches uns denn um so viel lieber war, indem wir alles so viel freyer besehen konnten. Es lieget das Haus auf einem Berge, und hat eine überaus schöne Aussicht. Das Schloß bestehet aus einem Corp de Logis von 2 Etagen, und aus zwey halbrunden Gallerier, die nach zweyen, in Verhältniß gegen das Corp de Logis, gar zu grossen Rundelen gehen. Aus einem dieser grossen Rundele wird eine Kirche gemacht, die recht artig werden wird, und das andere bestehet aus einem grossen Saal. Unten vor dem Hause ist ein grosser Garten, der aber noch nicht zu Stande gekommen ist. Vor dem Garten ist ein kleines angenehmes Hölzchen, durch welches eine breite Allee gehauen ist, und ein Canal gehet, der gerade dem Corp de Logis gegenüber ist, welches denn einen angenehmen Prospect nach der See giebet. Von der Höhe, auf welcher das Schloß stehet, kommt man über zwey Terrassen, deren eine über der andern von Stein aufgemauert worden', auf eine groffe Treppe von Holz, und von dieser in den Garten, der auch erst angeleget wird. Oben aus dem mittelsten Saal.des Hauses kann man Cronflot liegen sehen, indem solches fast schräg gegenüber, und nicht mehr als 5. Werste zu Wasser davon ist. Die Zimmer dieses Schlosses sind nur klein, aber hübsch, und mit recht artigen Gemälden und Meublen ausgezieret. Der Fürst, welcher das Baden liebet, hat hier eine artige Badstube angelegt, welche ein gewölbt ganz gläsernes Dach hat, und also sehr hell ist. Sie war so heiß, so daß man in Kleidern nicht darinne aushalten konnte, daher ich mich nicht darinn so umsehen konnte, wie ich gewünschet hätte, denn es war die erste, welche ich von der Art mein Tage gesehen. Da wir uns wieder zurückbegeben wollten, wurden wir gewahr, daß auf einem Deich hinten im Hofe ein grosser breiter Steg erbauet war, auf

wel

99

MICH

welchem und um welchen eine grosse Menge Volfs stund; und da wir näher hinzu Lamen, und uns nach der Ursach der Versammlung beŋ unserm Führer, der ein Deutscher war, erkundigten, erhielten wir zur Antwort, ein Priester weihe das Wasser ein. Dieses geschiehet alle Jahre zweymal im ganzen Lande, einmal in Commer, als an diesem Tage, das anderemal im Winter, am Tage der heiligen dren Könige. So bald der Priester alle seine Cerimonien gemacht, und besonders das Crucifir, welches er trug, einigemal ins Wasser getaucht hatte, liefen alle Leute, einer noch geschwinder wie der andere, auf den Steg, um Krüge und Bouteillen, mit diesem heiligen Wasser anzufüllen, welches sie ein ganzes halbes Jahr aufheben. Einige steckten gar kleine Kinder von drey bis vier Jahren mit den Kleidern in das Wasser bis an den Hals, durch das grosse viereckichte Loch des Steges, und zogen sie durchaus naß wieder heraus, welches nicht ohne Schreyen und Weinen abging. Die erwachsenen Jungen aber zogen sich in Gegenwart aller Menschen nackt aus, sprungen ins Wasser, und schwummen lustig um den Steg herum. Dieses Wasser, wovon erwehnet, liegt linker Seite des Hoses. Gegen dem Deich über ist ein langes Gebäude für die Domestiken des Fürsten aufgebauet, durch welches die Einfahrt in den Hof gehet, und über derselben ist ein groffer Thurm erbauet, auf welchen ein kostbares Glockenspiel kommen soll. Es hebet aber dieser Thurm die Symmetrie des ganzen Gebäudes auf, wie denn auch schon der Zar gefaget haben soll, der Fürst müßte entweder auf der andern Seite des Hofes eben einen solchen Thurm aufführen, oder diesen wieder abreissen lassen. Man mennet, er werde sich zu dem ersten, oder zur Aufbauung eines zweyten Flügels, weil schon dieses Gebäude aus lauter Flickwerk bestehet. Zuerst hat er bloß das verstehen, Corps de Logis aufbauen, nachher aber, um es zu vergrössern, die Gallerien anflicken, und endila) einen Flügel hinzu thun lassen. Auf gleiche Art hat er denn auch sein großes Palais zu St. Petersburg zu Stande gebracht, welches aber keine gute Arc zu bauen ist, indem niemals etwas rechtes daraus werden kann, insonderheit, wenn so unterschiedene Architecte daran arbeiten, als an diesem Schloß gearbeitet haben. Als wir nun das Hauptsächlichste zu Oranienbaum in Augenschein genommen hatten, gaben wir unserm Führer eiu Geschenk, und er führte uns wieder nach Peterhof. Die Gegend ist angenehm, aber der steinigte Weg sehr beschwerlich, und mußten wir doppelte Zeit darauf zubringen; jedoch kamen wir noch zur Mahl= jeit ben unserer Gutthäterin zu rechter Zeit an, welche in unserer Abwesenheit ihren Mann wieder zu Hause bekommen hatte, der uns auch auf das freundlichste aufnahm. Er ist ein alter schwedischer Bedienter aus Carelen, der lange Zeit hier zu Lande gefangen gesessen hat, und endlich durch einige gute Freunde zu diesen Jaspectordienst gelanger ist. Das erste, wonach wir uns erfundigten, war, ob der Zar schon weg sen? wir befamen aber zur Antwort, er sen noch hier, und man wife nicht, wie bald er aufbrechen würde; als wir uns aber an die Tafel sehen

Na

woll

« السابقةمتابعة »