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37 1907

Vorwort.

Seit der ersten im jahre 1875 erschienenen auflage hat sich das ahd. lesebuch fortgesetzt beifälliger aufnahme von seiten der fachgenossen zu erfreuen gehabt und ist im inlande und auslande sowol zum akademischen unterricht als zum privatstudium in immer steigendem masse benutzt worden. Dementsprechend habe ich in jeder folgenden auflage versucht, durch nachbesserungen und ausnutzung der neuen literatur das buch den fortschritten der wissenschaft gemäss weiterzuführen.

Aus den vorreden der früheren auflagen stelle ich im folgenden zusammen, was noch dem jetzigen benutzer über die einrichtung dieser auswahl zu wissen dienlich ist.

Das lesebuch soll zur einführung in das studium der ahd. sprachdenkmäler ausreichenden stoff darbieten. Zu diesem zwecke mu/sten alle kleineren sprachlich oder literargeschichtlich wichtigen stücke aufnahme finden. Da es aber nicht rätlich ist, an diesen das studium des althochdeutschen zu beginnen, vielmehr die lektüre eines gröfseren, einen einheitlichen charakter tragenden stückes für den anfang sehr zu empfehlen ist, so mussten aus den umfangreicheren ahd. schriftwerken für diesen zweck genügende proben ausgehoben werden. Obenan unter diesen steht Otfrid, aus welchem ca. 2600 verse aufgenommen sind. Das zusammenhängende stück aus dem vierten buche (23—39) wird sich besonders zum beginn der Otfridlektüre eignen.

Den meisten aus dem lateinischen übersetzten stücken sind die originale beigegeben worden. Nur die rücksicht auf raumersparnis hinderte mich dies überall zu tun. Aber dem anfänger, der die biblischen stücke aus Tatian, den psalmen u. a. durchzuarbeiten wünscht, wird doch eine vulgata, oder wenigstens eine deutsche bibel leicht erreichbar sein: wer feinere untersuchungen anstellen will, muss notwendig auf die ausgaben der betr. denkmäler zurückgreifen. Ein grö/seres stück aus dem Heliand aufzunehmen schien mir nicht geboten, da zu den vorlesungen über denselben handliche ausgaben zur verfügung stehen. Wenn ich dennoch im anhang eine probe daraus aufnahm, so geschah das in der erwägung, dafs bei der lektüre der althochdeutschen alliterierenden gedichte die vergleichung der altsächsischen dichtung erwünscht sein könnte. Das gleiche gilt von den kleineren altniederdeutschen stücken, von denen besonders das M106641

taufgelöbnis und die beichtformel neben den entsprechenden hochdeutschen denkmälern nicht gern entbehrt werden würden.

Die texte schliefsen sich möglichst genau an die handschriftliche überlieferung an, abweichungen von derselben sind unten angemerkt. Die langen stammsilben sind durch circumflexe bezeichnet, aufser wo, wie bei Otfrid, Notker u. a., den handschriftlichen accentzeichen gefolgt werden musste. Auch die langen endsilben sind wenigstens in den älteren stücken bezeichnet, den prinzipien gemäfs, welche ich in meiner abhandlung über die quantität der ahd. endsilben (Beitr. 2, 125 ff) dargelegt habe.

Die literarischen nachweisungen sollten ursprünglich, aufser den nötigsten angaben über die handschriften und etwaigen bemerkungen über das verhältnis des gegebenen textes zu denselben, nur noch kurze weisungen geben, wohin man sich behufs des weiteren studiums der betreffenden stücke zu wenden habe. Für die in Müllenhoff-Scherers 'Denkmälern' enthaltenen war ein hinweis auf die dort verzeichnete literatur ausreichend erschienen, etwas ausführlichere angaben wurden zu den übrigen stücken gemacht. In den späteren auflagen sind die ‘nachweisungen' durch möglichst reichhaltige verzeichnisse der neueren literatur erweitert worden. Eine stärkere vermehrung trat ein in der vierten auflage (1897) durch die einführung eines längeren abschnitts über das Hildebrandslied. Dieser soll aber kein kommentar sein, sondern nur ein ausführlicher index zu den kommentaren. Freilich tritt dieser abschnitt etwas aus dem rahmen des übrigen heraus, aber die praktische erwägung gab den ausschlag, dafs es für übungen zweckmässig sei, das material für die interpretation des Hl. übersichtlich geordnet zur hand zu haben, da die literatur so angewachsen ist, das selbst die fachleute mühe haben alles zu überblicken. In der ausführung habe ich die neuere literatur bevorzugt, aus den älteren arbeiten aber dasjenige angemerkt, was mir jetzt noch erwähnenswert erschien. Lachmanns kommentar ist dabei immer als grundlage jeder erklärung des Hl. vorausgesetzt.

Das glossar soll im wesentlichen das erste verständnis der lesestücke vermitteln: hinweise auf das vorkommen der ahd. worte auch im gotischen, sowie im altsächsischen und angelsächsischen sind als zugabe zu betrachten. Für ein ahd. glossar sind bei der so differierenden lautbezeichnung verschiedene anordnungsweisen möglich. Man kann die worte unter der altertümlichsten form aufführen, welche zufällig vorkommt, und muss dann bei jeder anders beschaffenen form darauf verweisen: so vermag man denn durch blofs mechanisches nachschlagen jedes wort aufzufinden. Dafs diese methode hier nicht zu befolgen war, lag auf der hand, schon wegen der damit_verbundenen unzahl von verweisungen. Es scheint mir aber auch für den lernenden viel förderlicher, wenn die anordnung unter zugrundelegung eines gewissen lautstandes geschieht, da man sich so bei der lektüre eines denkmals zuerst klar werden muss, wie das verhältnis seines lautstandes zu dem im glossar zugrunde gelegten ist. Wenn ich unter den verschiedenen möglichen anordnungsweisen den ostfränkischen lautstand wählte, als dessen hauptrepräsentant uns der Tatian gilt, so leiteten mich dabei nur nahe liegende praktische rück

sichten. Freilich war damit oft der übelstand verbunden, dafs jüngere formen den älteren vorangestellt werden mussten z. b. boto, bodo; engil, angil; ouga, auga. Bei einer anordnung nach dem oberdeutschen lautstande wäre dies jedoch in noch viel höherem grade der fall gewesen. Eine grössere inkonsequenz habe ich mir gestattet, indem ich die noch in den älteren denkmälern mit hl, hn, hr, hw anlautenden wörter unter h einordnete. Ich hielt das für die einprägung der bebetreffenden worte für ersprie/slich. Unter 1, n, r, w ist aber durch verweisungen für das auffinden derselben gesorgt worden. Im übrigen konnten durch das anordnungsprinzip viel verweisungen gespart werden; obschon ich zwar mit rücksicht auf den anfänger öfter verwiesen habe, wo der vorgerücktere bei gehöriger klarheit über die lautverhältnisse auch ohne verweisung auskommen würde.

Die gegenwärtige sechste auflage hat hinsichtlich der texte einen geringen zuwachs erhalten durch aufnahme des stückes aus Einhard und der inschrift (1,7.8). Auch sind dem Strafsburger fragment von Ezzo's gesang die abweichungen der Vorauer hs. beigefügt und zu den Matthaeusstücken 2-8 der Monseer fragmente aufser den parallelen aus Tatian noch die lateinischen originale hinzugetreten. Für die literarischen nachweisungen war eine ausdehnung der zum Hildebrandsliede gegebenen ausführlichen literaturübersicht auch auf die übrigen alliterierenden denkmäler gewünscht worden. Doch konnte ich mich nicht entschliessen, dem folge zu geben, da die betreffende literatur immerhin noch übersehbar ist. Nur als probe habe ich die zusammenstellung der erklärungen des wortes mûspilli hinzugefügt. Grössere erweiterungen des umfangs würden durch steigerung des von der verlagshandlung in dankenswerter weise billig gehaltenen preises die zugänglichkeit des buches erschweren und können daher nur aus gewichtigen gründen zugelassen werden.

Auch für diese auflage sind mir von freunden und benutzern dankbar entgegengenommene bemerkungen und berichtigungen zugegangen. Darüber hinausgehend hat E. Steinmeyer mich unterstützt, indem er mir durch mitteilung seiner kollation ermöglicht hat, von den alemannischen psalmen (XIII1) einen sehr verbesserten text zu geben. Ausserdem hatte er die güte, mir einen abzug seines artikels über ahd. aus dem jahresberichte für 1905 vor erscheinen desselben zugänglich zu machen. Hierfür sei ihm auch an dieser stelle herzlicher dank gesagt!

Heidelberg, weihnachten 1906.

Wilhelm Braune.

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