Muß ich bedingen dies zuvorn Und erstlich machen diesen Bscheid:
Ich darf dazu ein lange Zeit, Wenn ichs recht unterweisen soll, Zehn ganzer Jahr bedörft ich wol. Der König sprach: die Zeit ist lang, Doch wenn du mir die Sach zu Dank Ausrichst, wie ich dir jest sag nu, So nimm dir zehen Jahr darzu! Damit nahm er den Esel an. Da ward er b'lacht von jedermann, Und kamen all sein Freund daher, Fragten, wie er so närrisch wär, Sich solcher Arbeit unterstünd, Weil daß man doch kein Esel fünd, Auch keine nie wär auf Erden gwesen, Der schreiben kunnt hätt oder lesen. Er würd bstehn mit allen Schanden, Daß er sich des hätt unterstanden.
Er sprach: ihr Freunde, schweigt nur still! Mein Meinung ich euch sagen will:
Weil solchs zu thun unmöglich ist,
Hab ich dasselb gethan aus List,
Weil ich ihm sonst nicht mocht entkommen, Hab mir dest länger Aufschub gnommen. Die Zeit wird sich viel Dings begeben, Wer weiß, wer zehen Jahr mag leben? In dem viel Wassers abhin rinnt. Wer weiß, wen man denn lebend findt? Leicht stirbt mein Herr oder das Thier, Oder wird die Zeit leicht sein an mir. Wenn von den dreien eins geschicht, So bin ich los, die Sach entricht. c.
52. zuvorn, zuvor. 53. Bscheid, Bedingung. 84. entricht, ausgerichtet, abgemacht.
Von einem Thrannen und seinem Untersassen.
Von eim Tyrannen hab ich glesen, Der seht sein Datum, all sein Wesen, Daß er nur Geld und Gut möcht haben; Drum mußt er schäßen, schinden, schaben, Mit Scharren, Schäumen, Räumen, Ropfen Dacht Alls in seinen Sack zu stopfen, Wo ers nur möcht zusammen raspeln Und Alles auf ein Haufen haspeln, Per fas et nefas Alls versucht, Und was nur Pfenning tragen mucht. Drum er auch Alls vertheurt und steigert: Ja, wers ihm denn zu geben weigert, Der hätt sein Unhuld und Ungnaden, Müsst oft erleiden größern Schaden. Also gar gschmitt, sinnig und spigig War aufs Geld und so eigennüßig, Daß er um Gelds willn Alles wagt,
darein, deffen Streben Datum seßen Frisch 1, 5. Schäumen, Ab10. Bfen=
2. Der seßt sein Datum, der seßte Alles und all sein Wesen ging nur darauf hinaus. 186 c. 4. schinden, schaben, erknickern. schäumen. 9. Per fas et nefas, burch Recht und Unrecht. ning, Geld.
Die Untersaffen greulich plagt,
Daß jeder, was er gbot, aus Forcht Ihm ohn all Einred stets gehorcht. Unter ihm saß ein reicher Mann, Ein treuer frommer Unterthan, Dem warn viel Güter angestorben, Sätt selber auch dazu erworben. An Silber, Gold ein große Summ. Weil er nu war wohlthätig, frumm, Konnt der Tyrann kein Ursach finden, Daß ern seins Gfallens auch möcht schinden. Ein kluge List gunnt zu erdenken:
Als wenn einr gern den Hund wollt henken, So sagt man, daß er Schmer hab gfressen: Also wards ihm auch zugemessen, Er hätt die Feind seins Vaterlands Zu großem Schaden gmeines Stands Heimlich in seinem Haus versteckt. Derhalben er ihm Boten schickt, Und sprach: hab dich drum her vertagt, Gar böse Stück man von dir sagt, Und die du gwiß sollt han gethon, Als heimlich Conspiration, Die du mit unsern Feinden hälst, Und nach des Lands Verderben stellst, Und daß dus oft gar heimlich hast In deinem eignen Haus zu Gast, Hälsts uns zuwidern da verborgen, Daraus man sich hätt zu besorgen, Daß diese Stadt und ganzes Land. Möcht kommen in ein fremde Hand;
23. angestorben, durch den Tod Anderer zugefallen.
er ihn. feins Gfallens, wie's ihm beliebte. 37. vertagt, vorgeladen. 39. gethon, gethan.
29. gunnt, beganu. 43. dus, du fie.
Solchs wär ein groß Verrätherei, Da würdt ihr eigen, jegt seid ihr frei, Und ander Unrath, der hieraus Erfolgt, und täm dir selb zu Haus. Drum find wir auch dermaß geflissen, Solchs zu erfragen, wöllns auch wissen, Laß hören, was sagstu dazu?
Sprach: gnädigr Herr, geb was man thu An mir, desgleichen an den Meinen, So wirds doch noch mit groß noch kleinen Auf mich noch auf die Meinen bracht, Sondern man hats auf mich erdacht, Und mit Lügen auf mich erdicht. Ein solcher Mann bin ich zwar nicht, Der seine Ehr wollt so verwandeln Wider das Vaterland zu handeln. Da stund eine von den Suppenfressern, Dems Maul nach Geld auch gunnt zu wässern, Verstund seins Herren Meinung wol, Und sprach: ja, wenn ichs sagen soll, Laßt in seim Haus vornen und hinten Suchen, ich weiß, daß man wird finden Meins Herren Feind, dazu die seinen, Die ihn auch selb mit Untreu meinen. Da merkt der Mann dasselbig Stück, Verstund ihr Practik und ihr Tück, Er sprach von Stund: Gnädiger Herr, Schickt mir mit einen oder mehr!
51. Unrath, Unheil. 56. geb, was man thu, was man auch immerhin thue. Geb, d. i. Gott gebe, s. mehr darüber Schmeller 2, 83. 59. bracht, gebracht. 62. zwar, fürwahr. 65. Suppenfresser, Schmeichler. Josua Maaler erklärt es in seinem Wörterbuche also 396: der einen fast lobt und viel Guts von einem sagt, darmit er sein Mäle (Gastmal) gewinne und Maul aufmache, laudicoenus, Federleser, assecla mensarum. 72. meinen, lieb haben.
Wo ein Feind in meim Haus wird funden, Soll er gefangen und gebunden
Ohn all Barmherzigkeit werdn gführt, 80 Kein Untreu werd an mir gespürt, Namentlich von den Hofeschranzen, Die Geldfreffer und geiren Panzen. Gab ihn ein große Summen Gelds
Und sprach: schweigts, nit meim Herrn vermeldts, Und sagt, dies ist der große Feind,
(Wiewol er sunst gar freundlich scheint,) Der ihm nach Leib und Leben strebt Und stets verfolgt, dieweil er lebt; Den will ich ihm jezt selb verpflichten, Er mag ihn seins Gefallens richten, Sehn zu, daß ern nit überwindt, Ein jeglich That ihrn Lohn einst findt. Es ist zwar ein gemeine Plag, Auch aller frommen Herzen Klag, Daß in der Welt der Eigennug Regiert nur jedermann zu Truß, In alln Landen, an allen Enden, In hohen und in niedern Ständen, Bei alln weltlichen Potentaten, Bei allen geistlichen Prälaten, Bei Oberkeit und Unterthan,
Bei Bürgern, Baurn, dem gmeinen Mann, Zwischen Freunden und Bekannten, Zwischen Brüdern und Verwandten,
Ja zwischen Eltern und den Kinden Läßt sich der Eigennuß auch finden. Jedermann lehrt die Noth dies sagen · Und übern Eigennuß zu klagen.
82. geiren Panzen, gierigen Wänfte. 83. ihn, ihnen. 88. die
weil, so lange. 91. ern, er ihn.
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