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Wie sie frei wohnten in Bergsklüften

Und frei regierten in den Lüften,

Und er figt gfesselt auf der Stangen,

Muß was der Mensch nur will ihm fangen?
Also was ist dir für ein Ehr,

Wann rühmst die alten Teutschen sehr,
Wie sie für ihre Freiheit stritten
Und keinen bösen Nachbarn litten,
Und du achtst nicht der Freiheit dein,
Kannst kaum in deim Land sicher sein
Laßt dir dein Nachbarn sein Pferd binden
An deinen Zaun vorn unde hinden?
Sollt auch solch feiger Art gebühren,
Daß sie soll Kron und Scepter führen?
Ja ihr gbührt für den Königsstab
Ein hölzin Roß, welchs sie nur hab,
Und führe für den Adler kühn
Ein bunte Azel nun forthin,
Und für den Weltapfel ein Ball,

Den man schlägt, wann er hupft im Fall;
Weil heut doch schier keim ernst ist mehr
Handzuhaben Freiheit und Ehr:

Sonder man scherzt nur mit der Freiheit, Sucht fremde Sitten, Bräuch und Neuheit, Und für alt teutsch Standhaftigkeit

Reißt ein weibisch Leichtfertigkeit.

Drum ist nichts daß man Adler führt,
Wann man des Adlers Muth nicht spürt;

Nichts ists daß man den Scepter trägt,
Und ihn wider kein Untreu regt;
Nichts ist daß man fürmalt die Welt,
Und kaum ein Stück der Welt erhält ;
Sonder man muß erweisen fein
Dies, des man will gerühmet sein,
Und nicht der Alten wacker Thaten

Schänden mit Unthun ungerathen.
Aufrecht, treu, redlich und standhaft,

Das gwinnt und erhält Leut und Landschaft :
Also wird man gleich unsern Alten;
Also möcht man forthin erhalten-
Den Ehrenrühm auf die Nachkommen,'

Daß sie demselben auch nachomen (nachahmen);
Und also kann man sein ein Schrecken
Den Nachbarn, daß sie uns nicht wecken,
Sondern dem Hund lan feinen Trag
Zu verwahren sein Gut und Schatz.
Gleich wie man deren noch findt etlich,
Die solchem Rath nachsegen redlich
Und recht bedenken ihre Würden,
Wie ihr Vorfahren Scepter führten:
Gott stärk dem edeln teutschen Gblüt
Solch anererbt teutsch Adlersgmüth.
Secht, dies hab als ein Teutscher ich
Aus teutschem Gblüt treuherziglich
Euch Teutschen, die herkommt von Helden,
Bei diesen Helden müssen melden
So bald ich dies teutsch Bild schaut an:
Gott geb, daß ihr es recht verstahn,
Und beides treu seid euern Freunden
Und auch ein Scheu alln euern Feinden.

X. Bartholomäus Ringwald

ist geboren zu Frankfurt an der Oder 1530. Seit 1567. war er Pfarrer zu Langenfeld und starb daselbst wahrscheinlich 1598.

Er war ein Mann von wahrhaft christlicher Gesinnung und Vaterlandsliebe. Zwar auf einen kleinen Wirkungskreis angewiesen, richtete er doch sein Augenmerk auf seine Zeit und sein Vaterland, und eiferte für gute Sitte und Zucht, für Recht und Glauben. Sein Streben war erfolgreich: seine lautere Wahrheit ward noch zu seinen Lebzeiten ein Lieblingsbuch aller Stände; seit 1585. bis 98. erschienen davon zehn Auflagen.

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Mehr über ihn und seine Dichtungen in meiner kleinen Schrift:,,Bartholomäus Ringwaldt und Benjamin Schmolck. Ein Beitrag zur deutschen Litteraturgeschichte des 16. und 18. Jahrhunderts." Breslau 1833. 8. G. 1-44.

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Bartholomäus Ringwald.

Daß die Obrigkeit, Eltern 2c. gute Exempel von sich geben sollen.

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ihr Herrschaft mannigfalt,
Die ihr auf Erden habt Gewalt,
Zu strafen an des Herren Statt
All ärgerliche Uebelthat,

Schaut, daß ihr wie ein Spiegel flar
Euch für der Unterthanen Schaar
Ohn Aergerniß mit seinem Lebn
"In Gottesfurcht verhaltet ebn,
Auf daß ein jeder fein bequem

10 Von euch ein gut Erempel nehm,
Zu thun mit wohlbedachtem Muth,
Was seine liebe Herrschaft thut.
Denn wie der König ist geart,
So halten sich auch jeder Fahrt
Sein Diener und sein nächste Räth,

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Ja alle klein und große Städt.

Darum, ihr Götter dieser Welt,
All euren Wandel so bestellt,

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Daß man von euch, als von dem Kern,
Was Gutes und kein Böses lern.

14. jeder Fahrt, jedesmal.

Bartholomäus Ringwald.

Vom Amt der Räthe und Canzler, daß sie Herrn nicht follen verführen 2c.

Aus der Lauteren Wahrheit.

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Ihr weisen Herrn und Canzler gut,
Verständig, fromm und wohlgemuth,
Die ihr mit Gottes Geist geziert
Habt in den Rechten wohl studiert,
Darzu mit hochgethanem Eid

Der Herrschaft Arm und Finger seid,

A

Und sigt in solchem Amt allhie
An Gottes Statt so wol als sie,
Darvon zur Zeit in jenem Lehn
Rechnung dem großen Gott zu geben,
Schaut, daß ihr nicht früh oder spat,
(Wie Rehabeams junger Rath)

Die Herrn auf solch Artikel bringt,
Daraus dem Land Beschwer entspringt!
Denn wer der Herrschaft heucheln thut
Und über armer Leute Blut

Im Land ein neu Tribut erdenkt,
Sein zart Gewissen heftig kränkt

Und kann nicht wie ein ander Mann
20 Recht beten und Gott rufen an,
Sondern allzeit betrübet ist,
Sich innerlich gewaltig frißt
Und stirbet, eh man dar gesicht,
Als ein verzagter Bösewicht.

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