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der in dem Drama dargestellten Welt“ u. s. w. Kann man deutlicher bezeichnen, was mit dem allgemeinen Gedanken" - ein Ausdruck, der übrigens nicht von mir stammt gemeint sein soll øder vielmehr ist dieser Geist ein allgemeiner Gedanke, ein abstracter, in haltsloser Begriff?

Wenn aber demnach Palleske mit jener Anerkennung meiner Begriffsbestimmung der Tragödie und ihrer Consequenzen gerade das anerkannt und rühmend hervorgehoben hat, was er Anfangs so entschieden verwirft, die philosophische Methode, wenn er das Streben: nicht einen allgemeinen Gedanken abstract hinzustellen, sondern aus dem Drama selbst durch angestrengtes, hingebendes Forschen die wahre Triebkraft der Handlung an's Licht zu ziehen, die nur in der Brust der handelnden Personen selbst gefunden werden kann; wenn er selbst dieses Streben als fruchtbar und gewinnreich bezeichnen muß: so darf man wohl billig begierig sein zu vernehmen, was ihn dann gegen meinen Hamlet so vernichtend verfahren läßt. Daß ich zunächst meine Auffassung dieses Dramas nicht aufgegeben habe, wie er behauptet, ist sowohl in der Einleitung zum Lear als in der zu Romeo und Julie ausdrücklich und sogar mit einer gewissen Absichtlichkeit, weil ich dort den tragischen Kampf Hamlet's näher be stimmen wollte, hervorgehoben worden; es ist aber dort auch gesagt worden, daß Hamlet den Kampf der Freiheit und Nothwendigkeit in einem besondern Sinne führe, in einem Sinne, der im Grunde erst diese Bezeichnung rechtfertige, insofern nämlich Hamlet wie Lear diesen Kampf mit Bewußtsein und deßhalb gleichsam als Ver treter der Menschheit führe. Es wurde ferner dort zur Unterscheidung Hamlet's und Lear's gesagt, daß wie dieser in der prakti schen Sphäre die Nichtigkeit der subjectiven Freiheit darstelle, so Hamlet in der theoretischen, und von diesem Hamlet eben, so gut wie von Romeo, Othello, Lear gesteht mein Recensent zu, daß er eine Brücke zur Persönlichkeit des Dichters abzugeben vermöge. Ist aber daraus nicht an sich klar, daß auch der für den Hamlet aufgestellte Grundgedanke, wie ich ihn in den Palles ke vorliegenden Stellen bestimmt hatte, nur der Keim der Handlung ist? daß mit der Freiheit Hamlet's, die überall als subjective bezeichnet wird, nichts Andres als der ganze Standpunkt gemeint ist, auf dem er steht? Bei Rötscher namentlich, auf deffen Jahrbücher Palleste

sich beruft, ist durchweg dieser Standpunkt als das agens alles feis nes Thuns und Nichtthuns aufgewiesen.

Hätte doch der Verfasser die Reste der philosophischen Schule, an deren Wirkungen ich lange genug laborirt habe, und die sich nicht auf einzelne Ausdrücke oder Phrasen beschränken, noch schärfer gegeißelt, als er gethan, er hätte dadurch Manchen unter uns warnen können, wie er mich selbst gemahnt hat, eine andre Form zu suchen - aber die Philosophie selbst mußte er um so mehr unangefochten lassen, da er durch einen Angriff auf sie gerade die Denkfaulen für fich zu gewinnen sicher sein kann und ihnen ein bequemes Mittel an die Hand gibt, sich vor sich selbst zu rechtfertigen. Ueber die Zeit, Iwo Ruge das Ende der Philosophie proclamiren durfte, sind wir hoffentlich hinaus wo aber hätte Palleske mir im Hamlet schädliche Wirkungen des philosophischen Gedankens nachgewiesen? Es ist das Spezifische eines solchen, daß er danach trachtet, sich alles 1 Einzelne gewaltsam zu unterwerfen, ja mehr, er ist jedesmal schon a I priori oder doch schon in Folge eines allgemeinen regen Eindrucks des betreffenden Kunstwerks, dessen Beherrschung er sich anmaßt, vorhanden, er meidet also das Eingehen auf das Einzelne, läßt diesem, wie überhaupt der ganzen realen Seite sein Recht nicht widerfahren, sei's, daß er es übersieht, sei's daß er ihm Gewalt anthut — mir dagegen wirft Recensent und für den Zweck der vorliegenden Arbeit sicherlich mit vollem Rechte ein zu ängstliches Eingehen auf jede, auch noch so unbedeutende Einzelheit vor und hält mir warnend das Wort entgegen: "Es ist beffer, Manches nicht verstehen, als Alles verstehen zu wollen." Das aber führt auf eine der philosophischen Methode schnurstracks entgegengesezte, die philologische, hin, und hätte Recensent mir vorgeworfen: ich hätte, als ich den Hamlet schrieb, beide Methoden nicht innerlich versöhnt, wie es die Kunstkritik fordert oder doch fordern sollte, sondern nur gestrebt, sie zu versöhnen, sie also nur verbunden, so hätte ich ihm schweigend zugestimmt. Wirft er mich nicht in einer, für diese, nicht für Schulen bestimmten Arbeiten etwas überflüssigen Abschweifung mit den alten Philologen, den Wortklaubern zusammen, als ob auch diese Philosophen, und nun gar nach Hegel, wären !

Was nun die Sache angeht, so macht Recensent sich anheischig, meine Auffassung des Hamlet,,in allen Punkten" zu widerlegen.

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Das klingt in der That seltsam, wenn man bedenkt, daß er den Punkt, den ich von vornherein als den wesentlichen bezeichnet habe: daß nämlich, das Hauptmotiv zu Hamlet's Leiden und Handlungslosig keit in dem Inhalt der Enthüllung des Geistes liege", nicht nur adops tirt, sondern selbst eingehend begründet. Damit wäre also zunächst dargethan, daß Recensent auf meiner Grundlage gerirt, wie er denn daran seine Charakteristik Hamlet's knüpft. Ein zweiter, für die ganze äußere Handlung maßgebender Punkt ist die, von allen bisherigen Bearbeitern Hamlet's einfach bejahte Frage, ob Hamlet mit dem Gedanken umgehe, den König zu ermorden. Man sollte nach obigen Worten annehmen, Recensent werde wenigstens meine verneinende Antwort auf sie und meinen Nachweis, daß er vielmehr den Plan hege, den König mit Hülfe des Volkes und dann des For tinbras zu stürzen, widerlegen“.. Aber nein, auch diesen wesentlichen Punkt nimmt Recensent, wenigstens in seinem negativen Theile, an und wieder operirt er, auf ihm stehend, weiter. Er modifizirt meine Ansicht nämlich dahin, daß Hamlet keinen eigentlichen Plan gehabt habe, er wisse selbst nicht, was er thun solle, sein eig ner Wille schon sei ihm dunkel zugegeben, daß das richtig wäre: bleibt darum der objective Thatbestand nicht stehen und ist nicht wenigstens bei Fortinbras' Durchzug der Gedanke offenbar in ihm vorhanden, sich dieses kühnen Prinzen zur Entthronung des Königs zu bedienen? wenn aber da der Gedanke in ihm aufbligte, soll er ihm dann nicht auch, wenigstens vorübergehend, wenn auch nicht als wohldurchdachter Plan, z. B. vor dem Monolog to be or not to be gekommen sein, wo er die Leiden des Volks vor sich vorübers führt, oder bei dem I can say nothing? Ja schon, wo er zu dem Schulinspector sagt: we'll have a speech straight; passionate speech! ist es offenbar, daß dieser Gedanke in ihm lebt. Palleske stellt meinen Beweisen hier einfach seine Behauptung entgegen und doch hätte die Sache wegen des viel regeren dramatischen Lebens, das in die Handlung kommt, sobald man diese Anläufe zur That statuirt, eine ernstere Erwägung wohl verdient. Die Erklärung des Monologs to be or not to be, gesteht er ferner selbst ein,,,gestalte sich nach solcher Auffassung ganz neu“.

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Was ist denn nun meine Differenz von meinem Recensenten? Ab gesehen von kleinen Einzelheiten, die ich natürlich unbesprochen lasse, meine Auffassung des Polonius, Laertes und der Ophelie. Was

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Ersteren betrifft, den ich zu scharf behandelt haben soll, so pflichte ich ihm rückhaltlos bei, für Laertes bemerke ich, daß ich die Mode der Vornehmen zu Shakspeare's Zeit, ihre Jugend in Frankreich zuzubringen, wohl kannte, sie aber von meinem Standpunkt aus, der aber in dem Drama selber lag, für ihn nicht ausbeuten durfte und meine auch heute noch, daß die von mir gegebene Erklärung jene Appellation an ein äußeres Factum überflüssig macht. Palleske hätte daraus eben wieder meine vielleicht zu große Sorgfalt, das Stück sich selbst erklären zu lassen, eine Sorgfalt, die ein 7 früherer Recensent in diesen Blättern rühmend anerkannte, ersehen können. Ophelie endlich außer Vischer und Palleske kenne ich keinen Kritiker, der sie hoch gestellt hätte oder gar wie dieser sie eines Hamlet weibliche Ergänzung nannte. Ich erinnere nur an Goethe's Wort, das bekannt genug ist. Was aber nun meine Darstellung betrifft, so ist dieselbe durch die Interpretation der Wahnsinnsscene, eine Interpretation, die, wie ich meine, beweist, daß der Kritiker allerdings für sich wenigstens alles Einzelne zu ergründen suchen soll, indem durch sie der Wahnsinn Ophelien's auf eine meisterhaft psychologische Weise motivirt erscheint, so gestüßt, daß Recensent ihr wenigstens diese Stüße hätte unterwegziehen sollen; denn wenn und so lange sie feststeht, ist nicht daran zu denken, daß er für seine Auffaffung Ophelien's Propaganda machen wird.

Was aber Laertes' Lob:,,und ihrer unbefleckten Hülle entsprießen Veilchen" betrifft, so ist dies erstens ein Lob eben aus Laertes' Munde und Shakspeare macht nie irgend eine seiner Personen zu seinem Sprachrohr, dann aber habe ich nirgends behauptet, wie Heine u. A., ihre Hülle sei befleckt, ich habe gerade das Gegentheil bewiesen.

Nächst dem Ursprung der Zerrüttung Hamlet's, den ich in dem Inhalt der Mittheilung des Geistes finde, worin Palleske mir beistimmt, sind die beiden für das innere Leben Hamlet's wichtigs ften Punkte meiner Auffassung: ein Mal das Zusammenfallen der Liebe Ophelien's zu ihm und der seiner Mutter zu seinem Vater, den er wie einen Gott verehrte, und überhaupt die Bedeutung des Weibes für ihn - Frailty, thy name is woman! - Dann aber der unendlich großartige Vernichtungsprozeß, den er von jenem, aus der Vergangenheit stammenden Ausruf: What a piece of work is man! u. s. w. bis zu den fatalistisch-trostlosen Worten durchläuft:

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there is a special providence in the fall of a sparrow. If it be now, 't is not to come u. f. w. Palleske würdigt diese beiden Punkte, die Angelpunkte meiner Auffassung, keiner Erwähnung, er gibt nicht einmal an, daß er sie im Sinne habe, als er von der Widerlegung,,in allen Punkten“ spricht! Was den Ersteren betrifft, so ignorirt er ihn schlechtweg, indem er unter den Motiven der Wirkung, die die Mittheilung des Geistes auf Hamlet macht, die schlechthin allgemeine Bedeutung seiner Mutter für ihn bei Seite läßt, so daß man wenigstens erkennt, er gebe sie nicht zu. Aber so weit wenigstens muß er sie schon wegen des Frailty, thy name is woman! zugeben, das ganze weibliche Geschlecht ist frail für ihn, weil seine Mutter sich als schwach erwiesen hat; implicite ist also hier schon auch Ophelie verurtheilt und wie tief seine Liebe zu dieser war, meine ich eben dargethan zu haben; es bedurfte freilich nur des Hinweises, so war sie dargethan, allein ein Mal ausgesprochen, ist der Beweis auch sicherlich für jeden Unbefangenen geführt. Nebenbei aber hätte Palleske, wie hieraus, so schon aus dem Ursprung, den ich für Hamlet's Zerrüttung angebe, ersehen können, daß ich stets bemüht war, die Motive aus dem wirklichen Leben, aus dem Fleisch und Blut der Menschen, zu entnehmen.

Der Prozeß Hamlet's endlich wie kann Palleske ihn wis derlegen wollen? ist denn Hamlet noch derselbe, der er war, als er jenen prachtvollen Ausruf that, wenn er später in immer neuen Wendungen die Nichtigkeit des Menschen proclamirt? und konnte cr derselbe bleiben, selbst der er nach der zweiten Heirath seiner Mutter war, nachdem er einen Mord auf sich geladen hatte, er, der auch nach der bisherigen Erklärung, namentlich Hegel's und Ulrici's, sein Gewissen selbst vor dem kleinsten Flecken so sorgsam wahrte? Ein einziger Blick in's Drama zeigt, welche unendliche Wirkung der Mord des Polonius auf ihn übte. Bis dahin ist er Hohn und richtet sich voll Ueberhebung gegen Außen, um Alles, was ihm vorkommt, moralisch zu vernichten als wir ihn nach dem Morde wiederfinden, ist er voll von der Nichtigkeit des Menschen, weil er sie an sich erfahren, weil er troß seines reinen Wollens zum Verbrecher geworden ist. Er gibt also seinen Willen hin und ficht consequenter Weise nun im Menschen nichts weiter als eine Speise für die Würmer u. s. w.

‹ Ich breche hier ab und bemerke schließlich nur noch, daß ich troß meines

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