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meint er zur Rechtfertigung dieses Standpunktes:,,die Soziologie kennt doch auch Verbände, welche nur durch das gemeinsame Interesse dauernd zusammengehalten werden, welche sich gelegentlich zu der Ermittlung eines bestimmten Zweckes festigen und sich einem Führer unterordnen, wie wir dies bei Lohnarbeitern, Fabrikanten, Landwirten oder auch auf dem Gebiete der Religion und des Berufsstandes verfolgen können. Wenn wir wollen, können wir solche Erscheinungen im Werden begriffene soziale Körper nennen, in denen der mehr oder minder bewußte Wille vorhanden ist, sich zu behaupten, vielleicht sogar sich fortzubilden". Gerade von diesem soziologischen Standpunkte aus wird man sagen müssen, daß in unserer Nationalökonomie nach bisheriger Tradition reichlich Gelegenheit geboten ist, auf diese wirtschaftlichen Verkettungen und Beziehungen hinzuweisen. Warum müssen immer wieder neue Wissenschaftszweige oder Teildisziplinen geschaffen werden?

Harms hat als Endzweck seines Werkes bezeichnet, der Volkswirtschaftslehre eine Weltwirtschaftslehre gegenüberzustellen. Ich glaube gezeigt zu haben, daß es ihm nicht gelungen ist, die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit einer solchen neuen Systematik unserer Wissenschaft darzulegen. Ich habe ferner dargelegt, daß der Aufbau der Volks- und Weltwirtschaftslehre auf Grundlage der sogenannten Einzelwirtschaftslehre verfehlt ist. Diese Einzelwirtschaftslehre gehört entweder zu anderen Wissenschaftsgebieten, z. B. der Handelstechnik, oder sie ist nur als integrierender Bestandteil der Volkswirtschaftslehre zu denken, setzt diese voraus. Nur im Rahmen der Volkswirtschaftslehre haben daher die sogenannten einzel- oder privatwirtschaftlichen Forschungen Raum. Ebenso haben wir zu zeigen gesucht, daß die sogenannte Weltwirtschaftslehre kein neuer Wissenszweig mit neuen Problemen oder neuen Methoden der Forschung ist, daß vielmehr alles, was daran sozialwirtschaftlich bedeutungsvoll ist, im Rahmen der Volkswirtschaftslehre oder der Nationalökonomie in dem weiten Sinne des Wortes, wie er allein in unserer Wissenschaft Aufnahme gefunden hat, möglich ist. Niemand wird bestreiten, daß die Erforschung weltwirtschaftlicher Probleme gerade in unserer Zeit von größter Bedeutung ist aber dazu ist die Schaffung einer neuen Disziplin nicht nötig oder wünschens wert. Aber es könnte zum Schlusse noch die Frage aufgeworfen werden: Ist die Aufstellung einer solchen neuen Systematik und der Wunsch nach Ausbau neuer Wissenschaftszweige nicht an sich etwas Erfreuliches, kann unsere Forschung nicht gewinnen dadurch, daß in dieser Weise ein neuer Ausbau und Aufbau versucht wird? Solcher Meinung gegenüber muß zum Schluß noch auf die großen Gefahren und die schweren Nachteile hingewiesen werden, welche einer Wissenschaft wie der unserigen von solcher Ausdehnung drohen. Gerade eine Wissenschaft wie die Volkswirtschaftslehre, die schon auf Grund ihres innersten Wesens gezwungen ist, fortwährend auf Nachbarwissenschaften herüberzugreifen, muß sich gewisse feste Grenzen stecken, die für ihren Wissenschaftsbereich eingehalten werden müssen, wenn sie nicht der Gefahr des schlimmsten Dilettantismus verfallen will. Was die Privatwirtschaftslehre anlangt, so habe ich schon auf die Gefahr hingewiesen, daß der Ausbau dieser Disziplin von seiten der Nationalökonomie uns

wieder in den Zustand aus der Zeit des Kameralismus zurückbringen könnte, wo auch alle möglichen, teils kaufmännischkalkulatorischen, teils naturwissenschaftlich-technischen Details als Nationalökonomie vorgetragen wurden, sehr zum Schaden unseres Faches, das dadurch mit Recht in großen Mißkredit kam. Es gilt den weiteren Ausbau der sogenannten Privatwirtschaftslehre im wahren Sinne des Wortes den dazu berufenen Vertretern der Handelstechnik und der Handelswissenschaften überhaupt zu überlassen. Was die sogenannte Weltwirtschaftslehre anlangt, so würde, wenn hier das Programm von Harms streng durchgeführt würde, erst recht unsere Wissenschaft auf alle möglichen ihr fremden Gebiete herübergreifen und sie systematisch durchforschen müssen. Man braucht nur einmal den Grundriß der Weltwirtschaftslehre von Harms sich darauf anzusehen, ein Grundriß, der nur die Kapitelüberschriften bringt und 21 große Seiten umfaßt. Wenn die Weltwirtschaftslehre als Teil der Sozialwirtschaftslehre tatsächlich uns die ganzen Kapitel über den Mensch und die Erde, über die natürlichen Grundlagen des Wirtschaftslebens der Erde, über die physikalische Gestaltung der Erde, über die Rassen, Religionen, die Wirtschaftszonen, weiterhin über die ganze Organisation des Weltverkehrs, des Schiffahrts-, See-, Flußverkehrs, dann noch vollends über die industriellen Produktionsbedingungen der Baumwolle, Wolle und aller möglichen anderen Industrien orientieren soll, so müßte der Nationalökonom zugleich Ethnolog und Anthropolog, Wirtschaftsgeograph, Techniker und Weltreisender sein, um nur annähernd sachverständig über alle diese Dinge urteilen zu können. Daß in der Tat Harms in diesem weiten Rahmen die Pflege der Sozialwirtschaftslehre aufgefaßt wissen will, zeigt das von ihm angekündigte Verzeichnis von Arbeiten aus seinem Seminar. Wir finden da Themata wie z. B. die folgenden: Der Tabakbau in Niederländisch-Indien. Emden und der DortmundEmskanal. Kanada. Seezollverwaltung und Handelsstatistik in China. American Shipping. Hafenabgaben und Schiffsvermessung.

Man miẞverstehe mich nicht; ich meine nicht, daß der Nationalökonom, mit Scheuklappen bewaffnet, sich nur auf sein engstes Fachgebiet beschränken und sich um die Ergebnisse der Nachbarwissenschaften nicht kümmern soll. Etwas ganz anderes ist die Art und Weise, wie z. B. Karl Knies in seinem bekannten Werk über die Nationalökonomie vom geschichtlichen Standpunkte in geistvoller Weise auf die Einwirkungen des natürlichen Milieus, von Rasse und Klima usw. auf die volkswirtschaftlichen Zustände hinweist, und etwas anderes ist es demgegenüber, in systematischem Aufbau dieses ganze Wissensgebiet fachmäßig und systematisch durchforschen zu wollen. Harms geht so weit, den Ausbau einer sozialwirtschaftlichen Geographie zu verlangen, wozu nicht nur Wirtschaftsgeographie, sondern auch Anthropogeographie gehören würde. Er verlangt direkt von dieser Sozialwirtschaftsgeographie, daß sie die konkrete Wechselwirkung der verschiedenen Naturverhältnisse in allen Erdräumen in ihrer Bedeutung für das gesamte Ineinandergreifen wirtschaftlicher Tätigkeit auf der Erde ins Auge zu fassen hätte (S. 427). Ich halte es für richtiger, die Ausbildung solcher Wissensgebiete den Geographen und Vertretern der Naturwissenschaft zu überlassen. Es gibt auch in der Wissenschaft eine Arbeitsteilung, die beachtet werden muß, wenn nicht schwerer Schaden entstehen

soll. Die Vertreter unseres Faches dürfen nie vergessen, daß unsere Aufgabe sein soll, die Erscheinungen der Güterversorgung und Güterverteilung innerhalb der sozialen Verbände zu erkennen und zu erforschen. Die großen Probleme, die hier seit der klassischen Nationalökonomie uns gestellt sind, sind gewaltig, schwierig und umfassend, so groß, daß die Arbeitskraft derer, die sich unserer Wissenschaft widmen, dadurch voll in Anspruch genommen wird. Es würde direkt verderblich sein für die Zukunft unserer Wissenschaft, wenn sich ihre Jünger allen möglichen geographischen, technischen, naturwissenschaftlichen und anderen Forschungen hingeben im besten Glauben, Nationalökonomen zu sein, ohne von dem wirklichen Geist unserer Wissenschaft auch nur einen Hauch verspürt zu haben.

4. Politik und nationalökonomische Wissenschaft.

Es ist in unseren bisherigen Betrachtungen oft von Wirtschaftspolitik und von Fragen de lege ferenda, die in unserer Wissenschaft eine Rolle spielen, die Rede gewesen. Ich muß daher auch zu der Frage Stellung nehmen: welche Bedeutung kommt im Rahmen unserer Wissenschaft den politischen Fragen zu? Werfen wir einen Blick in die großen Tageszeitungen, so finden wir, daß ein großer Teil des Inhaltes derselben angefüllt ist mit Problemen, die auch von Seiten unserer Wissenschaft behandelt werden. Da finden wir Artikel über Arbeitslosenversicherung, über Einkommensteuerreform, über innere Kolonisation, über Getreidezölle, über gesetzlichen Minimallohn und hundert andere derartige Fragen, die auch von uns einer wissenschaftlichen Betrachtung unterworfen werden. Es ist daher die Frage aufzuwerfen: Haben wir es in unserer Wissenschaft überhaupt mit derartigen Fragen der Politik zu tun und wodurch unterscheidet sich die Behandlung, wie sie derartigen Fragen in der Tagespresse und von seiten der politischen Parteien zuteil wird. von der Art, wie wir derartige Fragen in der Wissenschaft zu behandeln pflegen? Zunächst steht dieses fest: Wir haben durchaus auch in der nationalökonomischen Wissenschaft mit Problemen der wirtschaftlichen Politik zu tun. Es ist, wie ich wiederholt schon betont habe, Sache der nationalökonomischen Wissenschaft nicht nur zu erklären, wie die heutigen wirtschaftlichen Zustände beschaffen sind und wie sie geworden sind, sondern es ist auch unsere Aufgabe, Stellung zu nehmen zu den Fragen der wirtschaftlichen Politik, d. h. zu den Fragen: Was soll sein im Wirtschaftsleben und wie sollen unsere heutigen Zustände im Wege der Gesetzgebung, Verwaltung usw. geändert und reformiert werden? Kann also darüber kein Zweifel sein, daß ein großer Teil der Fragen, die in der praktischen Politik in unseren Parlamenten, in der politischen Presse usw. eine Rolle spielen, auch von uns behandelt werden müssen, so ist doch ein Unterschied festzustellen in der Art der Behandlung seitens der Politiker und seitens der Vertreter der Wissenschaft, ferner in der Art, wie wir die Probleme der beschreibenden und erklärenden Nationalökonomie behandeln, und der Art, wie wir die Fragen der Wirtschaftspolitik behandeln

Wir müssen unterscheiden Politik im Sinne von Richtungen und Ideenströmungen, welche aus einem bestimmten Ideal heraus Richtlinien für die künftige Gestaltung des öffentlichen Lebens, in unserem

Falle also des wirtschaftlichen Lebens aufstellen, und der Realpolitik, welche die konkreten Aufgaben und Ziele feststellen will, die in einer gegebenen Zeit und bei gegebenen politischen Machtfaktoren bestimmte Ziele zu erreichen sucht. Was zunächst die letztere Frage anlangt: über die Beziehung der nationalökonomischen Wissenschaft zu den Fragen der aktuellen Realpolitik, so wird hier im allgemeinen zu sagen sein, daß die Wissenschaft als solche zu diesen Fragen nicht Stellung zu nehmen hat. Die Realpolitik ist die Kunst des momentan Erreichbaren. Der Wissenschaftler kann in gewissen Grenzen, und soweit er überhaupt sich mit Fragen der Politik befaßt, für die fernere künftige Entwicklung gewisse Gesichtspunkte aufstellen darüber, was er für wahr und richtig hält. Der Politiker, der in der Gegenwart und zwar oft in kürzester Frist konkrete Erfolge sehen will und muß, muß sich als Realpolitiker auch Ziele und Zwecke stellen, von denen er hoffen kann, daß sie möglichst bald und möglichst vollständig realisiert werden können, einerlei, ob es sich um die Vertreter der Regierung handelt oder um die Vertreter poltischer Parteien; sie haben konkrete praktische Arbeit zu leisten und müssen demgemäß auch handeln. Der Mann der Wissenschaft, der nicht für das praktische politische Handeln geschaffen ist, sondern zur wissenschaftlichen Aufklärung der betreffenden Probleme, wird mit viel weiteren Zeiträumen rechnen müssen als der Tagespolitiker und der Realpolitiker. Ihm schwebt vor, immer in dem Rahmen, in dem er überhaupt in den Fragen der Politik mitzureden hat, aus der Überzeugung heraus, die er gewonnen hat, für das zweckmäßige Vorgehen im politischen Leben Richtlinien für die künftige Entwicklung aufzustellen, nicht aber sich für die Tagesarbeit des politischen Kleinkampfes zu betätigen. Um ein Beispiel zu geben: der Nationalökonom hat, wenn er an die wissenschaftliche Bearbeitung der Steuerpolitik herantritt, selbstverständlich seine Anschauung zu äußern über die Frage, ob er direkte oder indirekte Steuern für die Steuerpolitik eines Landes für zweckmäßig halte. Er wird seine Meinung, die er sich auf Grund seiner Kenntnis der historischen Entwicklung des Steuerwesens und auf Grund seiner Anschauungen über die Wirkung der Steuerbelastung auf die Einkommens- und Vermögensverhältnisse usw. gebildet hat, abgeben können, ob er ein Anhänger der Einkommenssteuer ist oder ob er die Hauptsteuerlast auf indirekte Steuern legen will. Aber ob er momentan bei einer bestimmten Gestaltung der politischen Machtverhältnisse in einem Parlament gerade für ein spezielles Einkommenssteuerprojekt oder ein bestimmtes Programm über direkte Steuern einzutreten hätte, diese Frage zu behandeln, wird er von seinem wissenschaftlichen Standpunkt aus ablehnen; denn dabei handelt es sich um Kompromisse und Konzessionen, die mit den Zielen der tagespolitischen Arbeit, das Erreichbare zu erlangen, zusammenhängen. Für derartige kurzfristige Lösungen sich einzusetzen ist nicht Sache des Vertreters der Wissenschaft. Auf diesem Mißverständnis der realen, konkreten Tätigkeit des Tagespolitikers und der auf weitere Zukunftsziele gerichteten Tätigkeit des Vertreters der Wissenschaft beruht es, daß man z. B. in einem Nekrolog einem Finanzminister, der früher Professor der Nationalökonomie war, vorwerfen konnte, daß er in seiner Amtstätigkeit die Einführung indirekter Steuern gefördert habe, während er als Verfasser eines

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finanzwissenschaftlichen Lehrbuches das Schädliche der indirekten Besteuerung nachgewiesen hätte. Hier wird vollkommen verkannt, daß der Mann, der reale Tagespolitik treiben muß, der im harten Kampf mit den Parlamentsmajoritäten steht, oft gezwungen ist, um überhaupt nur etwas zu erreichen, Konzessionen und Kompromisse nach den verschiedensten Richtungen zu machen. Er konnte als Finanzminister sehr wohl indirekte Steuern befördern, wenn z. B. ohne diese finanzpolitische Maßnahmen ergriffen worden wären, die von seinem Standpunkt aus noch bedenklicher waren, z. B. die Aufnahme großer Anleihen. Ein fernerer Unterschied zwischen dem Realpolitiker und dem Mann der Wissenschaft: der Realpolitiker ist immer an ein politisches Parteiprogramm gebunden, der Mann der Wissenschaft kennt eine derartige Bindung nicht, sondern darf immer nur ganz voraussetzungslos an die betreffenden Fragen herantreten. Wie das politische Parteileben beschaffen ist und auch gar nicht anders sein kann, müssen die Mitglieder der einzelnen Parteien sich über gewisse Grundlinien ihres praktischpolitischen Vorgehens einigen. Der Mann der Wissenschaft kann jeden Tag, wenn er von der Irrigkeit einer bestimmten wirtschaftspolitischen Maßnahme, die er früher gutgeheißen hat, überzeugt ist, diese Meinung wieder aufgeben.

Sind somit gewisse Unterschiede zwischen der Stellung des Wissenschaftlers und des Tagespolitikers zu den Fragen der Realpolitik vorhanden, so ist dagegen die Stellung des wissenschaftlichen Nationalökonomen und die des praktischen Politikers nicht verschieden in einem anderen Punkte. Wenn man von den konkreten realpolitischen Fragen absieht und die letzten Ziele der Politik im Auge hat, also die idealen Endziele, welche den verschiedenen politischen Parteien vorschweben und demgegenüber fragt: welches Ideal vertritt der wissenschaftliche Nationalökonom? so ist hier ein für alle Mal festzustellen, daß von einer wissenschaftlichen Einhelligkeit der Nationalökonomie in der Frage des politischen Endziels nicht die Rede sein kann. Der Gedanke, der vielen vorschwebt, als ob die wissenschaftliche Nationalökonomie gegenüber dem heftig hin und herwogenden Streite der Parteien sozusagen eine neutrale oder vermittelnde Richtung einnehmen könne, die jenseits des Streites der politischen Meinungen ein objektives Urteil in den Fragen der Wirtschaftspolitik liefern könnte, ist irrig. Mit Recht wird neuerdings in der wissenschaftlichen Nationalökonomie und namentlich seit der Abhandlung von Max Weber über die Objektivität sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse betont, daß in den Fragen der wirtschaftlichen Politik es der wissenschaftlichen Nationalökonomie nicht zukomme, Sätze aufzustellen, die mit dem strengen Anspruch wissenschaftlich feststehender Sätze aufgestellt werden könnten. Auch in diesem Punkte werde ich erst später die Genesis dieser Ideen nachzuweisen haben. Ich werde in dem Teile, der von den Richtungen und Methoden der nationalökonomischen Forschung handelt, die Wege zeigen, die man früher in dieser Hinsicht gegangen ist, welche Irrungen das hervorgerufen hat und wie die neue Schwenkung in diesen Fragen sich entwickelt hat. Indem ich also für alles Nähere auf die späteren Betrachtungen verweise, möchte ich an dieser Stelle nur folgende allgemeine Betrachtungen anstellen.

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