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eigentum wird nur an solchen Gütern ergriffen, die im wirtschaftlichen Mengenverhältnisse stehen. Wer hätte irgendein Interesse daran, Privateigentum an Gütern freien Überflusses zu ergreifen, die er niemand und die ihm niemand vorenthalten kann! Das Privateigentum schöpft seinen Sinn aus dem Sinne der Wirtschaft: weil man den Nutzen der wirtschaftlichen Güter zu Rate halten muß, fühlt man sich dazu angetrieben, sich ihren Besitz gegenüber anderen Bewerbern zu sichern, die Frage von Mein und Dein wird wichtig, das Eigentum, das man behauptet, soll die rechtliche Sicherheit für die wirtschaftliche Ausnützung geben. Auf diesem Wege erklärt uns die Nutztheorie nicht nur den tatsächlichen Ablauf der Wirtschaft, sondern sie führt uns auch zu der Erklärung ihrer rechtlichen Ordnung hin❝7). Direkt wird ausgesprochen, daß die Nutztheorie zugleich auch den Weg einer gesunden Wirtschaftspolitik aufweise: ,,Wenn wir selber es auch nicht erreicht haben sollten, den Verhältnissen der kapitalistischen Übermacht den genau zutreffenden theoretischen Ausdruck zu geben, so kann doch kein Zweifel zugelassen werden, daß dieses Ziel von der Grundlage der Nutztheorie zu erreichen ist, und ebensowenig kann ein Zweifel zugelassen werden, daß, wenn dieser Ausdruck gefunden ist, eine gesunde moderne Wirtschaftspolitik in einer solchen vollendeten Nutztheorie die Grundlegung erhalten wird, die sie braucht. Für eine gesunde moderne Wirtschaftspolitik muß der kapitalistischen Übermacht gegenüber die Sicherung des höchsten erreichbaren gesellschaftlichen Nutzens das oberste Gebot sein, und eine vollendete Nutztheorie wird ihr zeigen können, unter welchen Annahmen dieses Gebot erfüllt und unter welchen es verfehlt wird“77).

Wir begnügen uns mit diesen Hinweisen, ohne eingehende Kritik zu üben, denn über die Frage der Grenzlinien zwischen Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik wird später noch in anderem Zusammenhange ausführlich gehandelt werden, wobei wir auf Wieser zurückkommen. An dieser Stelle nur soviel: Es ist das gute Recht des Theoretikers, eine volkswirtschaftliche Theorie auf Grundlage des Güternutzens aufzustellen, obwohl ich nicht glaube, daß dieser Weg methodisch zweckmäßig ist. Es ist ferner das gute Recht eines Wirtschaftspolitikers, das freie Konkurrenzsystem für das beste und zweckmäßigste zu halten. Was aber unbedingt abgelehnt werden muß, ist die Behauptung, daß ein notwendiger Zusammenhang zwischen diesen beiden Betrachtungen bestehe. Es sind Erwägungen, die aus ganz anderen Sphären hergenommen sind, die einen Wirtschaftspolitiker veranlassen, das Privateigentum nach seiner rein subjektiven Auffassung für zweckmäßig zu halten, als die völlig neutrale objektive Betrachtungsweise, aus der heraus ein Theoretiker die Kausalzusammenhänge der wirtschaftlichen Erscheinungen erklärt.

5. Abschnitt.

Neuere theoretische Richtungen: Schumpeter, Liefmann.

An dieser Stelle will ich noch auf zwei Autoren hinweisen, die in neuer, eigenartiger Weise eine reine Ökonomie zu begründen gesucht haben: Schumpeter und Liefmann.

a) Die mechanisch-mathematische Richtung von Schumpeter 78). 1. Darlegung.

Schumpeter will die Grundlagen einer reinen oder exakten Ökonomie liefern, d. h. er will rein wissenschaftliche Sätze aufstellen, die von jedem Nationalökonomen anerkannt werden müßten, welcher wirtschaftspolitischen Richtung er auch angehöre.

Bei diesem Vorgehen will er möglichst auf den früher bereits gelieferten Grundlagen weiterbauen: Nur will er die bereits vorhandenen Wahrheiten rein darstellen, d. h. losgelöst von allen nichtökonomischen Bestandteilen, von politischen, philosophischen, ethischen und anderen Betrachtungen. In populärer Ausdrucksweise erklärt er einmal das Grundproblem der Ökonomie dahin,,,gewisse Notwendigkeiten, die die Beschränktheit der Gütermengen dem wirtschaftlichen Handeln auferlegt immer und überall, mögen die konkreten Formen und anderen Verhältnisse der Wirtschaft welche immer sein — zu beschreiben und deren Konsequenzen abzuleiten“ (S. 240).

Um zu diesem System der reinen Ökonomie zu kommen, geht er von der Grundtatsache aus, daß bei allem Wirtschaften aller Zeiten und Völker das eine bestehen bleibt, daß Menschen gewissen Güterquantitäten gegenüberstehen. Ein Blick auf irgendeine Volkswirtschaft lehre uns, daß stets jedes Wirtschaftssubjekt im Besitze bestimmter Quantitäten bestimmter Güter sei. Schumpeter drückt diese Tatsache so aus: Jene Quantitäten bilden die Elemente eines Systems. Fände man nun, daß die Quantitäten in einer solchen Verbindung stehen, daß zu einer gegebenen Größe einer oder einige derselben eine gegebene Größe der anderen und nur Eine gehört, so nennen wir das System eindeutig bestimmt" (S. 28).

Diesen Zustand nennt er Gleichgewichtszustand. Die einzelnen Quantitäten nennt er ,,normal" oder,,natürlich". Er betrachtet es als seine Aufgabe, bei einem gegebenen Zustand der Volkswirtschaft die Änderungen der Quantitäten abzuleiten, die im nächsten Augenblicke vor sich gehen werden, wenn nichts Unvorhergesehenes eintritt. Soweit solche Ableitungen möglich seien, gäbe es eine in sich abgeschlossene Disziplin der Ökonomie und ökonomische,,Gesetze". Die Nationalökonomie in der Begrenzung, wie er sie behandeln will, soll nicht die Lehre vom wirtschaftlichen Handeln oder von der Befriedigung der Bedürfnisse oder der Ausgestaltung des wirtschaftlichen Prinzips behandeln, auch nicht die Lehre von der Produktion, Distribution und Konsumtion der Güter, sondern die reine Theorie soll nur gewisse Abhängigkeitsverhältnisse oder Funktionalbeziehungen in einem gegebenen Zustand der Volkswirtschaft erklären. Die ökonomischen Quantitäten sind dann nicht mehr beliebige Größen, sondern können als notwendig bestimmt aufgefaßt werden (S. 34).

Schumpeter geht bei seinen Betrachtungen von einer bereits fertig vorliegenden Relation zwischen den ökonomischen Quantitäten aus, nämlich der Tauschrelation. Zwar weiß er, daß z. B. in der isolierten Wirtschaft diese Relation fehlt, aber sie muß dann ergänzend hinzugefügt werden. Er faßt alles wirtschaftliche Handeln als ein Tauschen auf. Die Tauschrelation ist sozusagen sein erster elemen

K. Diehl, Nationalökonomie I. 2. Aufl.

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tarer Ausgangspunkt, oder, wie er sich ausdrückt (S. 50):,,Der Tausch bildet sozusagen die Klammern, welche das ökonomische System zusammenhalten, oder mit einem anderen Bilde, dessen Leitungsdrähte. Das Prinzip, welches die Tauschrelation beherrscht, ist nicht das Kostenprinzip und nicht das Arbeitsprinzip, sondern das Wertprinzip." Es liegt Schumpeter aber fern, dieses Wertprinzip psychologisch erklären zu wollen, etwa nach Art der österreichischen Schule. Diese, wie alle psychologischen Erklärungen, will er ganz ausscheiden. Wertprinzip soll nur ein Ausdruck für die Tatsache sein, daß Menschen die Güter werten, d. h., daß sie sie brauchen. Die Preise werden gezahlt, weil man die Güter, für welche sie gezahlt werden, braucht. Es soll also das Verhalten der Wirtschaftssubjekte nicht weiter analysiert, sondern nur die Tatsache hingenommen werden, daß eine bestimmte Skala von Nachfragepreisen existiert. Schumpeter will nur beschreiben und sonst nichts, will keine ethische oder moralphilosophische Betrachtung über wirtschaftliche Dinge geben, sondern nur beschreiben, wie die wirtschaftlichen Bewegungsgesetze beschaffen sind. Er betrachtet überhaupt nicht die beteiligten Menschen und ihre Motivationen, sondern nur die Gütermengen im Besitze der Menschen (S. 86). Wir wollen deren (d. h. der Gütermengen) Veränderungen oder richtiger eine gewisse Art ihrer Veränderungen beschreiben, wie wenn sie sich automatisch vollzögen ohne die Menschen, die dieselben tatsächlich bewirken, weiter zu beachten."

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Schumpeter entwickelt zunächst das Gesetz vom Grenznutzenniveau. Er geht davon aus, daß jedes Wirtschaftssubjekt gewisse Gütermengen hat, und will die Veränderungen beschreiben, die es an denselben vornimmt, was es hinzu erwirbt und wovon es sich entäußert. Das erste, was auffällt, ist, daß die Individuen keineswegs alle jene Güter haben und alle jene Veränderungen an ihnen vornehmen, welche im Bereich der Möglichkeit liegen. Es zeige sich eine gewisse Regelmäßigkeit in der Güterproduktion und Güterverwendung. Wenn man kurze Perioden betrachte, so sähe man, daß die überwiegend große Mehrheit der Güterarten immer wieder auftauche. Auch die Mengen, welche die einzelnen Wirtschaftssubjekte in aufeinanderfolgenden Perioden von diesen Gütern erwerben, seien ebenfalls unter der gleichen Voraussetzung in bemerkenswerter Weise konstant.

Zu diesen in den Tatsachen begründeten Voraussetzungen fügt Schumpeter noch zwei Annahmen hinzu, die er seinen Ausführungen zugrunde legt. Erstens die, daß sich die Qualitäten und Verwendungsarten der Güter gar nicht ändern, und die zweite, daß jene,,häufigsten Mengen derselben sich tatsächlich immer und genau so herausstellen, daß keine Tendenz zu Änderungen besteht". Diesen Zustand nennt der Verf. den exakten Gleichgewichtszustand. Er will den Punkt finden, an dem der Erwerb für jedes Wirtschaftssubjekt aufhört und kommt auf Grund seiner Annahme zu dem Satz, der natürlich nur formalen und allgemeinen Inhalts ist, daß der weitere Erwerb eines Gutes aufhört, wenn seine Menge in einem bestimmten Verhältnis zu den Mengen anderer Güter steht. Welches dieses Verhältnis ist, zeigt Schumpeter vermittelst einer mathematischen Formel, auf die ich den Leser verweise (S. 131). In der Ausdrucksweise der psychologischen Theorie würde dieses Gesetz des Grenz

nutzenniveaus lauten:,,Jedes Gut wird in solchen Mengen erworben, daß die zuletzt erworbenen Teilmengen aller gleich intensive Bedürfnisregungen befriedigen."

Die Auswahl der Probleme, die er behandelt, ist durch den Ausgangspunkt seines Systems bedingt. Er kann nur an Fragen herantreten, die sich vom Standpunkt der Statik lösen lassen, d. h. vom Standpunkt der Ruhe, der Unveränderlichkeit aller der Faktoren, die er ausdrücklich voraussetzt. Es kommen also vor allen Dingen in Betracht die Preistheorie und deren wichtigste Anwendungen, nämlich die Geld- und Verteilungstheorie usw. Alle Probleme dagegen, die mit dem Phänomen der Entwicklung zusammenhängen, scheidet er aus, sie gehören zur Dynamik, die Schumpeter nicht untersuchen will und kann.

Wenn er bei seiner Preistheorie von der freien Konkurrenz ausgeht, will er damit keineswegs dieses System als das,,wünschenswerte" hinstellen, es ist ihm nur ein theoretischer Isolierapparat. Ebensowenig bedeutet seine Maximumtheorie, daß dieser Effekt, den er für tatsächlich erreicht ansieht, auch den größten Nutzen für die Volkswirtschaft habe. Der Gleichgewichtszustand hat vielmehr nur formale Bedeutung. Er soll nur bedeuten (S. 200):,,Die Wirtschaftssubjekte tauschen deshalb, weil sie die Güter, die sie eintauschen, mehr brauchen als jene, welche sie dafür hinzugeben haben und sie daher von dem Tausche einen Vorteil haben. Aber jedermann weiß, daß früher oder später der Punkt erreicht wird, an dem man neuen Erwerb nicht mehr verlangt, als weiteren Verlust schmerzlich empfindet, an dem mithin der Tausch keinen Vorteil mehr und vielleicht sogar Nachteil bringt und man daher zu tauschen aufhört, also jenes Gleichgewicht erreicht ist". Das Maximum, welches der Gleichgewichtszustand darstellt, ist nicht etwa das volkswirtschaftlich-ideale, sondern es ist das unter den gegebenen Verhältnissen, d. h. bei einer gegebenen Verteilung aller Genuß- wie Produktionsgüter durch freien Tausch zu erzielende Resultat. Die Preistheorie, die Schumpeter auf diesen Voraussetzungen aufbaut, soll den exakten Nachweis liefern, daß die Preise der Güter und die Mengen derselben eindeutig zu bestimmen seien und daß zwischen allen Preisen und Mengen eine eindeutig bestimmte Wechselwirkung erkennbar sei. Für jedes Wirtschaftssubjekt und für jedes Gut soll der Preis gleich dem reziproken Werte des Grenznutzverhältnisses der ausgetauschten Güter sein.

Eine Anwendung der Preistheorie bildet die Einkommenstheorie. Da Schumpeter von der Preistheorie ausgeht, will er auch nur die Einkommen erklären, die sich als Preissummen auffassen lassen. Oder anders ausgedrückt (S. 321): Die Verteilungsvorgänge werden nur insoweit erklärt, als sie in der Preisbildung produktiver Leistungen bestehen. Es sind also so viele Einkommenszweige zu unterscheiden, als es in einem Systeme Arten von Produktivgütern gibt, nämlich drei, Arbeit, Boden und produzierte Güter.

Der Lohn wird in diesem System als Preis der Arbeit, der sich eindeutig bestimmen lasse, aufgefaßt. Auf folgende Weise soll diese Bestimmung vor sich gehen: Es sind vorhanden die Wertfunktionen der Käufer für Arbeit und für Geld und die gleichen Wertfunktionen für den Arbeiter. Auch die geleistete Arbeitsmenge ist eindeutig be

stimmt; es besteht auch hier ein Nutzenmaximum, und Preis und Menge der Arbeit stehen in völliger Interdependenz mit allen anderen Preisen und Gütermengen. Allerdings macht er gerade in diesem Kapitel große Einschränkungen. Er zeigt, daß das ganze Gebiet der Arbeit ein viel zu wenig einheitliches ist, daß die freie Konkurrenz hier viel zu sehr beschränkt ist, als daß die Werttheorie in einheitlicher Weise anzuwenden wäre. Zu viele außerökonomische Momente spielten bei der Verteilung der Arbeitsmenge in der Volkswirtschaft mit. Was das Angebot anlange, so stünden z. B. die Rassenverschiedenheiten und alle möglichen sozialen Beziehungen der freien Beweglichkeit der Arbeit im Wege. In bezug auf die Nachfrage nach Arbeit sei diese oft auf gewisse soziale Kreise beschränkt. Kurz:,,Gleich Inseln sind die einzelnen Gruppen von Arbeitern im weitesten Sinne, die es in der Volkswirtschaft gibt, voneinander getrennt, und kaum gibt es einen Verkehr zwischen denselben" (S. 353). Nur für die engbegrenzten einzelnen Gruppen von Arbeitern will daher Schumpeter seine Theorie gelten lassen, daß es einen eindeutig bestimmten Lohnsatz gäbe.

Auch der Preis des Grund und Bodens sei mit dem Wertprinzip zu erklären. Jedes Grundstück hat nach Schumpeter einen eindeutig bestimmten Wert und Preis, der denselben Gesetzen unterliege, wie Wert und Preis jedes anderen Gutes. Hierbei spricht er aber nicht vom Preise des Bodens, sondern vom Preise der Bodenleistungen, die er in direkte Parallele zu den Arbeitsleistungen stellt: ,,Jedes Grundstück enthält eine bestimmte Art und Anzahl von möglichen Leistungen, ganz ebenso wie ein Arbeiter entsprechend seiner Anlage und Ausbildung eine gewisse Art und Anzahl von Arbeitsleistungen auf den Markt zu bringen vermag. Für diese Bodenleistungen besteht dann ein einheitlicher Preis ganz ebenso wie für jedes andere Gut (S. 373). Der Wert eines Grundstücks für jemand ist dann gleich der Summe der Werte jener Bodenleistungen für ihn, welche er seinen Anlagen und Verhältnissen entsprechend in den Kreis seiner Betrachtungen zieht. Die Werte der Bodenleistungen sind um so geringer zu bemessen, je weiter in der Zukunft unter sonst gleichen Umständen ihre Realisierungsmöglichkeit liegt.

Den Zins will Schumpeter aus seiner Betrachtung ausschließen, weil er mit seinen methodischen Mitteln, die nur für statische Erscheinungen passen, nicht zu erklären sei. Der Zins könne deshalb nicht statisch erklärt werden, weil trotz des gegenteiligen Anscheins das Kapital sich weder dauernd erhielte, noch automatisch ersetze. Die Frage des Kapitalersatzes sei ein schwieriges Problem für sich. Von einem Kapital als einer dauernden Einkommensquelle könne man, solange man konkrete Güter darunter verstünde, nur in einem fiktiven Sinne reden. Darum sei es auch falsch, dem Geldkapital der alltäglichen Erfahrung einfach einen Werkzeugvorrat zu substituieren und von diesem auszusagen, was für das Werkzeugkapital zu gelten scheine. Schumpeter meint, daß der Zins nicht aus dem stationären Zustand, sondern nur aus der Entwicklung zu erklären sei. Da er aber alle Phänomene der Dynamik in seinem Werke nicht behandeln will, gibt er nur einige vorläufige Bemerkungen seiner neuen Zinstheorie. Abweichend von den früheren Zinstheorien, geht er dabei vom Geldkapital aus und will den Zins zurückführen auf die Entwicklung und Neuschaffung von Kredit für neue Industrie.

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