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das sittliche Bewußtsein betrifft; es heißt soviel wie „sittlich“, und ist nur das im Andenken an die griechische Philosophie von der Wissenschaft beibehaltene Wort, welches dem aus der lateinischen Sprache stammenden Worte: „moralisch" und dem deutschen sittlich" entspricht.

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Metaphysisch“ 1) heißt wörtlich: hinter dem Natürlichen, das hinter der Natur Seiende, und bezeichnet das nicht Empirische, d. h. das über die Möglichkeit der Erfahrung Hinausgehende, aber a priori Gewisse, insofern eine von den Formen unseres Intellectes (Raum, Zeit und Causalität) unabhängige Betrachtung der Dinge überhaupt denkbar ist.

Lehrsäge sind zum Zwecke der Belehrung aufgestellte Geseze, Principien, welche in der Ethik als Gebote, Imperative, Vorschriften, Regeln des Begehens nnd Unterlassens bezüglich des Erlaubten und Unerlaubten, des Pflichtgemäßen und Pflichtwidrigen 2c., in der Metaphysik als theoretische Erkenntnisse bezüglich des hinter den Erscheinungen liegenden Dinges an sich von der Wissenschaft formulirt werden.

Daß nun der Inbegriff des sittlichen Bewußtseins und Verhaltens sowohl wie der Inbegriff dieser theils ethischen theils metaphysischen Lehrsäße nicht in seinem ganzen Umfange sondern nur theilweise in das Gebiet der Religion fällt, führt uns auf die differentia specifica in der Definition der Religion.

Diese specifische Differenz besteht in der Einschränkung jenes erörterten Inbegriffes auf diejenige Gestaltung desselben, welche sich in Folge eines Postulates der praktischen Vernunft nach einer moralischen Weltordnung oder in Folge eines metaphysischen Bedürfnisses nach einem Dasein Gottes ergiebt.

Vernunft ist das Vermögen, welches die Principien der Erkenntniß a priori an die Hand giebt. 2)

1) Eine ausführliche Betrachtung des Wesens des Metaphysischen findet sich außer in Kant's Prolegomenen zu einer jeden künftigen Metaphysik (Ausgabe von v. Kirchmann. Berlin. 1869.), u. A. in der Schrift von Paul Deussen, Die Elemente der Metaphysik. Aachen. 1877.

2) Kant, Kritik der reinen Vernunft. Herausgegeben von v. Kirchmann. Berlin. 1868. S. 64.

Aus Principien erkennen, heißt das Besondere im Allgemeinen durch Begriffe erkennen.

Praktisch ist zunächst soviel wie werkthätig, ausübend (im Gegensaße zu: theoretisch - beschaulich), sodann bezeichnet es den Bezug auf die Willenskraft, so daß praktische Vernunft das Vermögen ist, die Willenskraft durch a priori an die Hand gegebene Erkenntnißprincipien zu bestimmen. 1)

Postulat bedeutet ein Gefordertes, Postulat der praktischen Vernunft ist ein theoretischer aber als solcher nicht erweisbarer Forderungssaß, sofern er einem a priori unbedingt geltenden praktischen Geseze unzertrennlich anhängt. 2) Solches Postulat richtet sich auf eine moralische Welt=

ordnung.

Die Begriffe des Moralischen (Sittlichen) und der Welt sind schon oben bestimmt. Ordnung ist die den Regeln und Zwecken der Dinge gemäße Gliederung (Abstufung des Ueber, Neben- und Unter-Einander), welche die Theile eines Ganzen im Verhältniß zu einander und zum Ganzen in die richtige Uebereinstimmung (der Idee des Ganzen gemäß) einfügt.

Moralische Weltordnung ist demnach diejenige Gestaltung der Dinge, welche in dem Inbegriffe aller Erscheinungen in der Totalität ihrer Synthesis einem jeden Wesen die demselben im Verhältnisse zu einem höchsten Wesen (Urgrund der Sittlichkeit) zukommende Stellung anweist. Der Begriff des Metaphysischen ist schon oben erklärt.

Bedürfniß ist das in Folge der Dürre des Lebens eintretende Darben, die Noth.

Metaphysisches Bedürfniß 3) ist das aus der Verwunderung über den hinter den Erscheinungen liegenden räthselvollen Kern der Dinge herrührende Verlangen, die

1) Vgl. dazu den von Kant aufgestellten Begriff der praktischen Vernunft in der Kritik der praktischen Vernunft. Ausgabe von v. Kirchmann. Berlin. 1869. S. 69, sowie S. 14 ff.

2) Vgl. Kant, Kr. d. pr. V. e. c. S. 147.

3) Vgl. über das metaphysische Bedürfniß des Menschen das 17. Kapitel im zweiten Bande der Welt als Wille und Vorstellung" von Arthur Schopenhauer.

subjective Nothwendigkeit einer Erklärung, oder vielmehr tröstenden Verklärung der Welt, namentlich der sogenannten letten Ursache der Dinge.

Ich sehe die Worte: vielmehr tröstende Verklärung" hinzu, weil es eine Erklärung der letzten Ursache der Dinge streng genommen nicht geben kann, da eine letzte Ursache wissenschaftlich gar nicht zu denken ist; denn die Reihe der Ursachen ist eine unendlich große, eine der Natur der von Ewigkeit her bestehenden (nicht erschaffenen) Welt entsprechende. Das Dasein 1) ist ein qualitativ bestimmtes Sein.

Da das reine Sein als reine Abstraction das Nichts, die Qualität aber als seiende Bestimmtheit gegenüber der in ihr enthaltenen aber von ihr unterschiedenen Negation die Realität ist, so liegt in dem Begriffe des Daseins eine Vermittelung zwischen dem Nichts und dem Sein, die Gegenwart des Werdens.

Diese Vermittelung ist möglich, weil der Unterschied des reinen Seins von dem Nichts eine bloße Meinung, ein Unsagbares ist.

Dasselbe gilt von den metaphysischen Definitionen Gottes. 2)

Wer eine ethische Definition Gottes versuchen will, der mag auf Grund eines Postulates der praktischen Vernunft mit Kant3) sagen, daß Gott als die oberste Ursache, sofern sie zum höchsten Gute vorausgesetzt werden muß, durch Verstand und Willen der Urheber der Natur ist. Allein eine oberste Ursache ist überhaupt aus den oben dargelegten Gründen undenkbar, und Verstand und Wille sind überwiegend menschliche Eigenschaften, welche nur mit äußerster Vorsicht und dann in anderem Sinn Kosmos übertragen werden dürfen.

auf den

Die für das Dasein Gottes versuchten Beweise (der

1) Vgl. über den Begriff des Daseins Hegel, Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse. Ausgabe von Rosenkranz Berlin. 1870. §. 89 ff.

2) Vgl. Hegel, 1. c. §. 85.

3) Vgl. Kant, Kritik der praktischen Vernunft. Ausgabe von v. Kirchmann. Berlin. 1869. S. 150.

ontologische, kosmologische, physikotheologische, moralische und theleologische) sind von Kant selbst als unhaltbar nachgewiesen worden 1), weßhalb nur noch von einem Postulate der praktischen Vernunft oder von einem metaphysischen Bedürfnisse eines höchsten Wesens die Rede sein kann.

Hiemit ist die Erörterung der in unserer Definition der Religion enthaltenen wesentlichen Hauptmomente beendigt. Dieser Definition gemäß ist unser Standpunct den drei Hauptseiten praktischer Religion (der Idee Gottes, dem Verhältnisse des Menschen zu Gott, dem Cultus) gegenüber folgender:

Hinsichtlich der Idee Gottes stehen_wir auf dem Boden der Kantischen Philosophie, erkennen die Unmöglichkeit theoretischer Beweise für das Dasein Gottes und überlassen das letztere dem Postulate der praktischen Vernunft des Einzelnen 2);

bezüglich des Verhältnisses des Menschen zu Gott fühlen wir uns kraft jenes Postulates im Innersten in jedem Momente vor einem Höheren verantwort= lich, welches Höhere sich für den Philosophen als sein eigenes geistiges Wesen darstellt (dieses Verhältniß bleibt Sache des Gefühls, und insoweit hat die Religion ihren eigentlichen Sitz im innersten Gemüthe der Menschen);

in dem Cultus endlich sehen wir die rein ge= schichtlichen Versuche der Menschheit, ihre religiösen Ideen und Verhältnisse in äußeren kirchlichen den Zwecken der Gemeinschaft dienenden Formen zur Erscheinung zu bringen.

1) Vgl. Kant, Kritik der reinen Vernunft. Ausgabe von v. Kirchmann. Berlin. 1868. S. 470-502.

Kritik der Urtheilskraft. Ausgabe von v. Kirchmann. Berlin. 1869. SS. 87 ff. S. 335 ff., und §. 90. S. 352 ff.

2) Sehr schön sagt Fichte in der achten Vorlesung über das Wesen des Gelehrten und seine Erscheinungen im Gebiete der Freiheit: Ein göttlicher Wandel ist der entscheidendste Beweis, den Menschen für das Dasein Gottes führen können.“ Göttlicher Wandel besteht im Gut und Geistigsein."

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Von den zahlreichen geschichtlichen Religionen sind als die 12 wichtigsten hervorzuheben:

1) die Religion der Zauberei bei den ältesten wilden
Völkern;

2) die chinesische Religion der Vernunft und des
Maaßes, gegründet von Laotse und Konfucius;
3) die indische Religion der Phantaste bestehend in der
Weisheit der Brahmanen und der erhabenen Lehre
Buddha's;

4) die vorderasiatische Religion des Schmerzes, zer-
fallend in den Cultus des Geschlechtlichen und grau-
samen Gözendienstes ;

5) die ägyptische Religion des Räthsels, sich verschleiernd in einer Symbolik des Thier-Cultus und Jahresdienstes;

6) die persische Religion des Lichtes, sich offenbarend in einem Sonnen- und Geister-Cultus, erneut durch Zarathustra ;

7) die griechische Religion der Schönheit, erscheinend in einem dichterisch gestalteten Polytheismus und Heroen - Cultus;

8) die römische Religion der Zweckmäßigkeit, sich be= thätigend in einem politisch entwickelten Cultus des Staates und des Rechtes;

9) die altgermanische Religion der Naturgewalt, ver=

götternd die von der Natur - Basis in das Sittliche erhobenen Elemente und deren Kämpfe;

10) die jüdische Religion der Erhabenheit des religiösen Sinnes über alles Geistige, mit einem Nationalgotte des auserwählten Volkes an der Spize, sich entfaltend im Patriarchenthum, Mosaismus und Prophetismus;

11) die christliche Religion des Geistes der ächten Liebe, welcher aus Einsicht in die Naturschuld (Erbsünde) die der Sühnung bedürftige Menschheit gewissenhaft zur Erlösung und Seeligkeit führt, mit universalistischer Tendenz, geoffenbart durch einen als drei= faltig und als Weltschöpfer gedachten Gott;

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