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alle Geduld brachtest, und ich wie auf glühenden Kohlen stand, indem ich dich erwartete wie eine warme Semmel, damit du mir aufmachen solltest, kroch mir zwischen den Füssen eine Schlange, die so furchtbar und hässlich war, dass mir noch die Haut schaudert; stelle dir vor, sie war so gross wie der Aal, den du in den Schrank gesetzt hast. Da ich mich nun in einer so bösen und gefährlichen Lage sah und vor Furcht zitterte, und vor Angst bebte und vor Schreck klapperte, hob ich einen Stein auf, der ungefähr so gross war wie die Flasche unter dem Bette, warf ihn der Schlange auf den Kopf und machte so einen Kuchen wie der dort zwischen den Kissen; wobei das Unthier im Sterben mich anstierte wie der Gevatter da unter dem Tische, so dass mir vor Schreck und Entsetzen alles Blut erstarrt ist! Bei diesen Worten konnte Cola Jacovo sich nicht länger halten, denn diese Dosis dünkte ihm doch zu stark; er steckte den Kopf unter der Decke hervor, wie ein Hanswurst, der sich auf der Bühne zeigt, und sprach also zum Gevatter: „Wenn die Sachen so stehen, dann hört alles auf! Jetzt habe ich es dick, jetzt komm mir nicht wieder so, jetzt bleibe mir ja vom Leibe! Wenn du Etwas zu fordern hast, so verklage mich wenn ich dir ein Unrecht gethan habe, so mache einen Process anhängig; wenn du dich beleidigt glaubst, so vergelte Gleiches mit Gleichem; wenn ich dir zu nahe getreten bin, so mache es eben so, und wenn du dich revangiren willst, so blase mir den Hobel aus oder thue sonst noch was! Was für ein Benehmen, welch eine Art und Weise ist denn das von dir? Es scheint wahrhaftig, du hast alle Scham vergessen und willst dir das Unsrige mit Gewalt aneignen. Du hättest mit dem Finger zufrieden sein und nicht die ganze Hand nehmen sollen; denn jetzt sieht es wirklich schon aus, als ob du uns durch dein unausstehliches Betragen aus dem Hause jagen wolltest! Freilich sagt man: „Schamlos thut, was er will," aber auch: „Wer selbst nicht klug ist, wird klug gemacht," und wenn es dir an Mitteln dazu fehlt, haben wir Knittel und Knüppel genug. Kurzum, du weisst ja, dass man sagt: „Auf einem groben Klotz gehört ein grober Keil" und: „Jeder Hahn bleibe auf seinem Mist." Darum lasse uns ungeschoren; denn wenn du etwa glaubst, von heute ab das alte Lied fortsetzen zu können,

so läufst du dir die Füsse vergeblich ab, du bringst Nichts zu Wege, verlierst nur Hopfen und Malz und bist am Ende, wo du am Anfang gewesen bist. Wenn du dir einbildest, immer so bei mir im Warmen zu sitzen wie bisher, so irrst du gar sehr, du hast deinen Theil dahin, mit dir ist es vorbei und du musst dir diese Gedanken schon vergehen lassen. Wenn du denkst, mein Haus ist ein offenes Wirthshaus für deinen unersättlichen Hals, damit er so viel zechen und schlucken kann, als er will, so entschlage dich dieser Hoffnung, lass fahren diesen Irrthum, deine ganze Mühe ist verloren, es ist Alles anders und keine Hoffnung mehr vorhanden. Doch ist es deine eigene Schuld. Du hattest einen Tölpel gefunden, den du wie eine Taube rupftest; hattest einen Esel getroffen, dem du die Augen auswischtest, und lebtest mit einem Wort wie im Schlaraffenlande. Jetzt aber geh deiner Wege, wir sind geschiedene Leute; dieses Haus ist für dich nicht mehr vorhanden, wir haben Nichts mehr mit einander zu schaffen; denn du bist ein Schmarotzer, ein Brotvernichter, ein Tafeldieb, ein Küchenleerer, ein Topfausräumer, ein Tellerlecker, ein Nimmersatt, ein Kloak, der du eine wahre Fresssucht, einen wahren Heisshunger, einen Wolf und einen bodenlosen Abgrund im Leibe hast; der du einen Esel verschlucken, ein Schiff verschlingen und einen Bären verputzen könntest, den heiligen Gral nicht verschonen würdest; dem weder Tiber noch Po genügen, und der sich selbst auffressen möchte. Gehe nur dem nach, was dir zukommt, gehe Kloaken ausräumen, Lumpen auf den Kehrichthaufen aufklauben, Nägel in den Rinnsteinen suchen, Wachs bei Begräbnissen aufsammeln und Abtritte ausfegen; meinem Hause komme aber ja nicht wieder nahe; denn Jeder hat seine eigenen Leiden, Jeder hat mit sich selbst zu schaffen und Jeder weiss am besten, wo ihn der Schuh drückt. Auch brauchen wir deine lahmen Witze, deine hinkenden Geschichtchen, deine abgedroschenen Spässe gar nicht länger, und wollen durchaus nichts mehr von dir wissen; darum musst du schon einmal diesen Bissen fahren lassen. Du lockerer Vogel, du Tagedieb, du Bärenhäuter, du Faulpelz, arbeite lieber, lerne ein Handwerk und suche dir einen Meister!" Als der arme Gevatter diesen unaufhaltsamen Wortstrom, dieses Aufplatzen des Ge

schwürs, diese Krämpelei ohne Krämpel empfand, so zitterte und bebte er wie ein auf der That ertappter Dieb, wie ein verirrter Wanderer, wie ein verunglückter Schiffer, wie eine Hure, die ihren Kunden verloren, und wie ein Kind, das sich verunreinigt hat, und ohne dass er wagte den Mund aufzuthun, schlich er sich davon mit gesenktem Kopf, mit dem Kinn auf der Brust, mit Thränen in den Augen, mit tropfender Nase, mit klappernden Zähnen, mit leeren Händen, mit beklommenem Herzen, wie ein abgebrühter Pudel still und stumm, ohne auch nur zu muksen oder sich umzudrehen, indem ihm das bewährte Sprüchwort einfiel:,, Ungeladene Gäste setzt man unter den Tisch."

Man wird mir zugeben, dass Basile es versteht, seinen Gestalten Leben einzuhauchen, wenn auch die Erzählung mehr Fülle hat, als der Deutsche gewöhnt ist.

Obschon überall der Volkston getroffen ist, so verrathen doch gelegentliche Anspielungen auf Geschichte und Mythologie den wohlunterrichteten Mann. Basile schreibt für alle Stände seines Landes, deren Bildungsgrad übrigens gar nicht so weit von einander absteht, wenigstens damals abstand. Einzelne Stellen, wie ganze Geschichten, verstossen gegen unser Sittlichkeitsgefühl, so dass der Uebersetzer öfters in der Lage war zu vertuschen. Einige Schuld an diesen Unziemlichkeiten mag die rohere Zeit tragen, wie dies ja auch bei Shakspeare der Fall; die Hauptursache aber ist, dass wir hier, wie bei Aristophanes, einem andersgearteten Volk gegenüberstehen, bei welchem tiefer herabgehende Masse des Wohlanständigen gelten. Die heissblütige Natur und Lebhaftigkeit der Auffassung, die weitgehende Oeffentlichkeit des Lebens und die Nacktheit der Menschen wirken zusammen und schaffen eine Naivität, die den Neuling staunen und starren macht. Statt:,,Sie assen mit Lust" heisst es bei Basile: „Sie assen, bis ihnen der Bauch platzte." Eine Mutter, die ihr Kind verwünscht, ruft: „Wärst du doch nie zwischen meinen Knieen hervorgegangen!" Von einem kinderlosen König heisst es: „Er flehte die Götter an, dass sie seiner Frau den Bauch schwellen möchten." Zu einem Jüngling, der ängstlich eine schwere That zu vollbringen zaudert, sagt eine Fee: „Du hast immer die Hosen voll." Dergleichen erregt bei dem Neapolitaner ebenso wenig Anstoss, als

Basiles Reflexion: „Jeder Mensch hat seinen Werth, wie jedes Häuflein seinen Rauch," oder seine Betrachtung über das häufige Zusammensein von Tugend und Armuth in den Worten: „Armuth ist die Filzlaus der Tugend." Von dem Ungeziefer, das den Menschen, zumal unter jenem heissen Himmel, plagt, spricht er so unbefangen, wie wir von der Fliege an der Wand. In dem Märchen der Floh (I. 5) fängt sich ein König einen Floh, der so stattlich ist, dass Se. Majestät sich nach Basiles Ausdruck ein Gewissen daraus macht, ihn auf dem Schaffot des Nagels vom Leben zum Tode zu bringen. Er steckt ihn also in eine Flasche und füttert ihn sorgsam mit dem Blute seines Arms. Der Floh aber erfreut sich eines so wunderbaren Gedeihens, dass er bald in ein grösseres Quartier gebracht werden muss. Nachdem er schliesslich die Stärke eines Hammels erreicht hat, lässt ihn der König als ein Mann von wunderlichen Launen schlachten und die Haut gerben. Darauf muss der Reichsherold öffentlich verkünden: wer Seiner Majestät sagen könne, von welchem Thier das erwähnte Fell sei, der solle der Prinzessin Hand zum Lohne erhalten. Eine Menge Heirathslustige, denen eine so glänzende Verbindung ins Auge sticht, Zoologen und Nichtzoologen, stellen sich ein und strengen vergeblich ihren Scharfsinn an, bis endlich ein missgeschaffener wilder Mann nach langem Beschauen und Beriechen den Ausspruch thut: „Das ist die Haut des Grossmeisters der Flöhe.**

Der weitere Verlauf der Geschichte ist nun der, dass die Prinzessin dem Ungethüm, das Zauberkräfte besitzt, in die Wildniss folgen muss, bis sie von einer ebenfalls zauberkräftigen Frau, die sieben starke Söhne hat, befreit wird und einen bessern Gemahl erlangt.

Der üppigen Natur Neapels entsprechend, wird viel von Schwangerschaften und Zwillingsgeburten gehandelt. Jene sind oft wunderbarer Art, wie in dem Märchen Pervonto (I. 3). Ein Dümmling dieses Namens wird nach Holz in den Wald geschickt. Er findet dort drei Feensöhne, die ihm, weil er sich gefällig zeigt, Zauberkraft verleihen, so dass alle seine Wünsche in Erfüllung gehen. Doch bleibt ihm diese Gabe fürs Erste

* Chisto cuoiero è dall' arcefanfaro de li pulece.

noch unbekannt. Nachdem er ein grosses Reisigbündel gemacht hat, setzt er sich rittlings darauf mit den Worten: „O wenn doch dieses Bund mich forttragen möchte wie ein Pferd!" Alsbald setzt sich das Bund gleich dem besten Andalusier in Trab und bringt ihn vor den Palast des Königs, wo die in Trübsinn verfallene Prinzessin Vastolla ob dem seltsamen Reiter plötzlich in lautes Gelächter ausbricht. Pervonto, höchlich erzürnt so lächerlich gefunden zu werden, spricht einen zweiten Wunsch aus: „O Vastolla, möchtest du schwanger werden!" Sofort stellen sich Uebelkeiten und weitere sehr ins Auge fallende Folgen bei der, wie man sich denken mag, höchlich überraschten Prinzessin ein; ihr Vater aber ergrimmt um so mehr, da sie nicht im Stande ist, den Schuldigen namhaft zu machen. Nach neun Monaten gebiert sie zwei Knaben. Der König, in der Absicht, sie und den vermeintlichen Buhlen mit dem Tode zu strafen, beschliesst auf den Rath der Hofweisen so lange zu warten, bis die Zwillinge sieben Jahre alt geworden sind, um von den ausgeprägteren Gesichtszügen auf den „Falschmünzer" schliessen zu können. Es wird ein grosses Gastmal veranstaltet, zu dem die Edlen des Landes geladen sind; aber, so scharfe Musterung auch die weisen Männer halten, sie gelangen zu keinem Ergebniss. Am folgenden Tage wird die Tafel für Leute niedern Standes gerichtet, für Paternosterhändler, Messerschmiede, Kammmacher, Holzschuher u. s. w., zu denen sich, getrieben von der Gier, einmal ihren Hunger gründlich zu stillen, alle Lumpenkerle und Vagabunden gesellen. Unter diesen findet sich, barfuss und zerlumpt, auch der garstige Pervonto ein, der sich denn wirklich als der gesuchte Missethäter ausweist, da die Zwillinge auf ihn zueilen und ihn mit Liebkosungen überhäufen. Die Strafe, die nun der König verhängt, besteht darin, dass der Dümmling mit Vastolla und den Kindern in ein Fass gesteckt und ins Meer geworfen wird. Während sie dahin schwimmen, frägt die Prinzessin Pervonto aus und erfährt nicht nur, was er unwissend an ihr verschuldet hat, sondern auch, wie er mit einer Wunderkraft ausgestattet ist, wovon er in seiner Beschränktheit noch immer kein Bewusstsein erlangt hat. Natürlich treibt sie ihn nun, neue Wünsche auszuprechen, in Folge deren das Fass, in das sie gesteckt sind, in ein Prachtschiff,

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