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von Uebeln des Lebens," sind denn das die Strafen, deren Complex als unendliche Strafe" = ,,Verstoßung aus dem Reiche Gottes" auszusagen wäre? Oder sind das nicht vielmehr die Leiden, von denen wir oben sprachen und die der neue Mensch da= rum gern übernimmt und grade darum, weil er weiß, daß er von der,,unendlichen Strafe" los ist! In solchen Zusammenhang bringt der Apostel die Uebel dieser Welt, daß sie ihm keine Strafen sind, sondern nur Uebel, ja keine Uebel, sondern nur Leiden, ja keine Leiden, sondern nur Kraft- und Stärkungsmittel zum Wandel im Glauben, in der Liebe und Hoffnung, und die darum ihm zu hoher Freude im Herrn werden, weil er ein persönliches Vertrauen haben kann auf die versöhnende Kraft des Todes Christi und auf den versöhnten Gott, weil er eine vollkommene Aufhebung des Strafzustandes und damit eine Rechtfertigung zum Leben hat. Alle die Leiden des Lebens: Trübsal, Angst, Verfolgung, Hunger, Blöße, Fährlichkeit, Schwerdt, legt er zur Seite mit dem einzigen: ,,Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist! Wer will beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht!" Röm. 8, 33–35. Und wenn Petrus das Ertragen des Uebels und das Leiden des Unrechts eine Gnade nennt, so segt er ausdrücklich hinzu, daß dies nur Dem gilt, der das rechte Wissen zu Gott habe, d. h. Gott als den versöhnten weiß, ei dià oovɛidŋow dɛov vñoyéρe, 1. Petr. 2, 19, und bringt solches Wissen vom versöhnten Gott wieder in Verbindung mit dem Hirten und Bischof unsrer Seelen, welcher unsre Sünden selbst geopfert hat an seinem Leibe auf dem Holz.“ 24. 25.

Das ist die helle Lehre des Evangelium. Es wäre ja auch kein Evangelium, gäbe es den Gläubigen nicht die Versicherung der Auserwählten und den Auserwählten nicht den Triumphruf: τίς ἐγκαλέσει κατὰ ἐκλεκτῶν θεῶν; lnb wie die heiligen driften in diesem Siegesgefühl geschrieben sind, so die symbolischen Bücher: nos fatemur, vitam aeternam mercedem esse..... debetur enim corona justificatis propter promissionem. Und darum: aliter perfecti, aliter infirmi audiunt mentionem poenarum. Ap. C. III, 241 ff. Das Alles wäre unmöglich ohne das sichere Gefühl der Gläubigen von der Aufhebung des Strafzustandes; donec terret et videtur (Deus) nos abjicere in aeternam mortem, non potest se erigere natura humana, ut diligat iratum, judicantem et pu

nientem. Facile est otiosis fingere ista somnia de dilectione, quod reus peccati mortalis possit Deum diligere super omnia, quia non sentiunt, quid sit ira aut judicium Dei. Ap. C. II, 36. 37.

Kant aber ist es begegnet, daß er, obschon er etwas wußte von dem Zorn und Gericht Gottes, von der unendlichen Strafe und Verstoßung aus dem Reiche Gottes, dennoch diesen Traum von der Liebe zu Gott träumt und meint, daß der Mensch von selbst eintreten fönne in diese Liebe, ein neuer Mensch werden und nun nach diesem Eintritt die ewige Strafe selbst übernehmen. Wir haben freilich mit ansehen müssen, wie Kant, um das Kunststück zu lösen, aus den ewigen Strafen die zeitlichen Uebel transformiren mußte. Und in dieser Transformation fährt er nun wohlgemuthet fort:

,,ob er (der neue Mensch in der Gesinnung des Sohnes Gottes) also gleich physisch.... eben derselbe strafbare Mensch ist und als ein solcher vor einem moralischen Gerichtshofe, mithin auch von ihm selbst gerichtet werden muß, so ist er doch in seiner neuen Gesinnung, als intelligibles Wesen, vor einem göttlichen Richter, vor welchem diese (die neue Gesinnung) die That vertritt, moralisch ein anderer, und diese (die Gesinnung) in ihrer Reinheit, wie die des Sohnes Gottes, welche er in sich aufgenommen hat, oder, wenn wir diese Idee personificiren, dieser selbst trägt für ihn, und so auch für alle, die an ihn praktisch glauben, als Stellvertreter die Sündenschuld, thut durch Leiden und Tod der höch= sten Gerechtigkeit als Erlöser genug, und macht als Sachwalter, daß sie hoffen können vor ihrem Richter als gerechtfertigt zu erscheinen, nur daß in dieser Vorstellung jenes Leiden, das der neue Mensch, indem er dem alten abstirbt, im Leben fortwährend übernehmen muß, an dem Repräsentanten der Menschheit als ein für alle Mal erlittener Tod vorgestellt wird." p. 87.

Nach dem bisher Gesagten ist es nicht nöthig, diese legten Züge, mit denen Kant sein ideales Christusbild, resp. sein vollkommenes Menschheitsbild ausstattet, in ihrer Verzerrung noch weiter zu betrachten. Es findet der Leser das monstrum von selbst, das ihm jezt aus dem Ganzen heraus anblickt. Es ist nicht viel besser, als das Horazische:

Undique collatis membris, ut turpiter atrum
Desinat in piscem mulier formosa superne.

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Die Kirche, und darin ist sie mit jedem consequenten Denken sowohl wie mit jedem sich auf sich selbst besinnenden Gewissen Eins, kennt nichts von einer „Reinheit“ der Gesinnung vor der Rechtfertigung und vor der Kindesannahme, d. h. nach negativer Beziehung: vor dem Straferlaß und vor der Sündenvergebung; sie kennt überhaupt keine solche Reinheit,,,wie die des Sohnes Gottes," sondern sie kennt nur eine Bekehrung und Heiligung, die einer beständigen Ergänzung und Erfüllung noch fehlender Gerechtigkeit bedarf; sie weiß also, daß der Mensch fort und fort fündigt, und fort und fort die Rechtfertigung ihm werden muß, daß diese ihm aber wird durch den Glauben. Die Kirche betet darum um Mehrung des Glaubens, in welchem Glauben der Mensch dem barmherzigen Gott täglich seine Sünde bekennt, durch solch Bußerkenntniß und Bekenntniß täglich wiederum an rechtfertigendem Vertrauen auf Christi Leiden und Sterben und auf Gottes Erlösungsgnade zunimmt, auch in der Dankbarkeit und Liebe zu Gott in Christo fort und fort wächst, jeglichem Eigenruhm entsagt, und sich freut, daß er gewürdigt ist, in der Lebensgemeinschaft dessen zu stehen, durch dessen Todesgemeinschaft er der Sünde immer mehr abstirbt und lebet Gött in Christo Jesu, unserm Herrn. Weil aber die Kirche keine Reinheit am Menschen kennt wie die des Sohnes Gottes," darum hält sie es für eitel Trugspiel, daß der Mensch sein eigener Stellvertreter, sein eigener Erlöser und sein eigener Sachwalter sein könne, sondern hält sich in allen diesen an den, der da gerecht machen kann, weil er selbst der Gerechte ist, záv τις ἁμάρτῃ, παράκλητον ἔχομεν πρὸς τὸν πατέρα Ἰησοῦν Χριστὸν δίκαιον. 1 Joh. 2, 1.

Wenn aber Kant am Schlusse, p. 89., gesteht, daß diese Deduction der Rechtfertigung darum nicht mit Stillschweigen habe übergangen werden können, weil sonst, obschon ein positiver Gebrauch davon nicht zu machen sei, doch der Vernunft vorgeworfen werden könnte, sie sei schlechterdings unvermögend die Hoffnung auf die Lossprechung des Menschen von seiner Schuld mit der göttlichen Gerechtigkeit zu vereinigen, ein Vorwurf, der ihr in mancherlei, vornämlich in moralischer Rücksicht nachtheilig sein könnte," so sind diese Kantischen Worte selbst der beste Beweis für den positiven Gebrauch" zwar nicht der Kantischen, aber der tirchlichen Rechtfertigungslehre. Denn wenn Sokrates noch stille

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stand und als ein Johannes Baptista aus den Heiden bekannte: er wisse keinen Weg anzugeben, wie der Mensch von der Sünde los kommen könne; es sei nur Eine Hülfe, nämlich, daß ein Gott dies zeige; so antwortet die Kirche auf diesen Sehnsuchtsruf nach dem Gerechten, den alle Phropheten erheben bei den Juden und auch bei den Griechen, sie antwortet laut in die verlorene, verlangende Welt hinein mit dem Johanneischen Wort:

„Wir haben Ihn gefunden!" Joh. 1, 46: dv ty paye Mwvons ἐν τῷ νόμῳ καὶ οἱ προφῆται, εὑρήκαμεν!

Gedruckt bei H. Ehlers in Neustadt..

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