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hatte ihm einen großen Kometen bescheert! Eingedenk des Versprechens, welches er bei der Theilung seinen Brüdern gegeben, hatte er sich schon vorher durch die Hülfe des Kaisers vom Orden das indultum disponendi die Erlaubniß erwirkt, daß sein einstiger Nachlaß nicht an den Orden, sondern an seine Brüder kommen sollte, hatte nach dem Tode seiner Mutter 1626 auf seinen Antheil am Erbe verzichtet und ließ auch jetzt seine Brüder als Erben in den Pfandbrief miteintragen und die Unterthanen diesen mithuldigen.

Nach Beendigung der Friedensverhandlungen zu Lübeck zwischen dem Kaiser und dem König von Dänemark, die vom Februar 1629 bis in den Juni währten und an denen Hannibal als einer der drei kaiserlichen und wallensteinischen Bevollmächtigten einen wesentlichen Antheil hatte', doch ohne während dieser Zeit vom aktiven Dienst im Heere befreit zu sein, er kommandirte mit Torquato Conti die Truppen an der Elbe, erhielt er am 20. Juli d. J. auf Antrag Wallensteins seine Bestallung als Oberstfeldzeugmeister und General der Artillerie. Da, wie schon bemerkt, sein Regiment noch in Italien lag, wurde ihm zugleich aufgetragen, ein neues Regiment von 10 Compagnien zu werben. Mit diesem Regimente, das er den Winter über in Schwaben aufstellte, wurde er sodann bei Beginn des Frühjahrs an des erkrankten Torquato Conti Statt nach Pommern geschickt.

Es war das erste Mal, daß ihm ein größeres selbständiges Kommando übertragen wurde; allein alle kühnen Hoffnungen und Pläne mußten schwinden, als er in Pommern den erbärmlichen Zustand sah, in den die jahrelangen Erpressungen und

Schloss Staufen und Schloss Kirchhofen sollten dem Hause Oesterreich stets offen und diesem auch die hohe Oberkeit vorbehalten sein; die dazu gehörigen Lehen sollten von Hannibal und nach dessen Tod von seinen Brüdern und deren Erben empfangen werden und die Lösung der Pfandschaft jederzeit geschehen können. 1 Am 14. März 1629 schrieb Wallenstein aus Küstrowo an Colalto, er habe heute von Kais. Maj. die Antwort auf die überschickten Punkte erhalten und werde sie sofort an die Subdelegirten schicken, auf dass sie sich mit den königlichen Commissären darüber zanken, selbsten aber wolle er in secreto secretissimo durch den von Schauenburg sehen, ob ein Mittel sei, Frieden zu machen. Chlumetzky 1. c. p. 109. 2 Wallenstein schrieb am 7. Juli 1629 an Colalto, er habe Ihrer K. M. den Torquato zum Feldmarschall und den von Schauenburg zum General über die Artillerie vorgeschlagen und zweifle nicht, dass Ihr Maj. sich beide Subjecta werde gefallen lassen. Chlumetzky 1. c. p. 161.

Bedrückungen der wallensteinischen Truppen Land und Leute versetzt hatten: überall die äußerste Noth, das größte Elend, überall Hunger, Krankheiten und Verzweiflung! Und wie sahen die Truppen aus, die man ihm übergab und mit denen er später das Vorrücken Gustav Adolfs verhindern sollte! Völlig demoralisirtes Gesindel, zuchtlos und durchaus unzuverlässig, unzufrieden, da man ihnen schon lange den Sold schuldete, entkräftet durch den Mangel der nöthigsten Nahrung und von Krankheiten verfolgt. Die Regimenter verdienten diesen Namen nicht mehr, keines war auch nur zur Hälfte vollzählig; 20,000 Mann zählte die Armee, aber nur 4000 waren feldtüchtig, alle anderen halb nackt und halb verhungert. Dazu kam noch der Wechsel im Oberkommando, die Entlassung Wallensteins. Diese trostlosen Verhältnisse waren weder Tilly, noch am Hofe zu Wien, noch zu München unbekannt, gleichwohl konnten weder Schauenburgs, noch Tilly's Bitten und Vorstellungen schleunige Hilfe bewirken.

Niemand leistete dem anrückenden Schwedenkönige Widerstand, unter den Einwohnern wüthete die Hungersnoth und die wallensteinischen Besatzungen rafften ihr Gepäck zusammen, flohen, raubten und plünderten auf dem Wege, wo sie etwas fanden, andere wieder übergaben durch Verrath die anvertrauten Plätze. Ich wünsche nur," schrieb Schauenburg am 21. Dezember von Garz aus an Tilly, „Eure Excellenz thäten jemanden hereinschicken, um dieses armselige Wesen selbsten anzusehen, sonsten ists nicht möglich, ders nicht gesehen, glauben zu können, daß es dergestalten elendiglich hergehen könne." Da mochte Tilly wohl den Befehl schicken, den König bei Kolberg anzugreifen, da mochte Schauenburg noch so sehr von der Wichtigkeit dieser Festung überzeugt sein, mit seinem entkräfteten Fußvolk und ohne Proviant konnte er den Marsch von 22 Meilen nicht machen. Er schlug desshalb Tilly vor, mit seiner Armee gegen die Oder zu marschiren, damit sie so den König in die Mitte nehmen und von zwei Seiten fassen könnten. Allein dieser hatte kaum von dem Aufbruch Tilly's gegen Halberstadt Nachricht erhalten, so stand er auch schon am Weihnachtabend, neuen Kalenders, mit seiner zwar kleinen, aber tapferen und mit einer vorzüglichen Artillerie ausgerüsteten Armee vor Greifenhagen. Schauenburgs Truppen lagen zerstreut in den Quartieren zu beiden Seiten der Oder;

in der Stadt kommandirte Fernando de Capua. Nach kurzem Bombardement wurde die Stadt von der nicht beschossenen Seite aus überrumpelt. Es geschah das so rasch, daß einige Regimenter die schon brennende und hartbeschossene Brücke nicht mehr passiren konnten und abgeschnitten wurden. Was entronnen war, sammelte sich im Lager bei Garz.1

Schauenburg, anfangs entschlossen, diesen Paß zu vertheidigen, wurde durch den Mangel an Proviant und Munition und durch die Muthlosigkeit seiner Soldaten gezwungen, den Plan aufzugeben, um so mehr als Gustav Adolf nicht säumte, den bei Greifenhagen erlangten Vortheil auszunützen und seine Vorhut sich schon am folgenden Tag vor der Garzer Schanze zeigte. Schauenburg ließ die Brücken abbrennen, alle Vorräthe und den ganzen Artilleriepark vernichten, das Rathhaus sprengen, die Stadt anzünden, und in wilder, fluchtähnlicher Eile ging es Tangermünde zu. Einige Regimenter gelangten unter großen Gefahren nach Landsberg. Die Verwirrung, die Zerrüttung, der Ungehorsam und das Unwesen im kaiserlichen Heere wurde jetzt grenzenlos. Schauenburg berichtete darüber nach Wien, er wollte abdanken, sein redlich deutsch Gemüth könne diese Barbarei nicht mehr mit ansehen oder dazu helfen. Er schrieb auch an Tilly, schilderte den Zustand seines Volkes, das tagtäglich zusammenschmelze, er habe keinen Proviant und keine Munition und zur Fortschaffung der paar Feldstücke nicht ein einziges Pferd, alle Dörfer und Gehöfte stünden leer und öde und auf 8 Meilen Wegs sei kein Mensch zu sehen; es wäre ihm leid von Grund seiner Seele und bekümmere ihn bis in den Tod, daß das Unglück durch ihn ausgehe. Gott wisse es, daß er daran nicht Schuld sei und wenn ihn einige Schuld träfe, wolle er gern mit Leib und Leben bezahlen. Inständig bat er Tilly, ihn in seine Protektion zu nehmen, damit er nicht unverschuldeter Weise um die wenige Reputation und Ehre käme, die er sich in so

1 Ueber die schreckliche Verwirrung, die dadurch in der Stadt entstand, über die ungeordnete Flucht der Besatzung, über den ungeheueren Verlust der Kaiserlichen vergleiche man die ausführliche Schilderung des Theatrum Europaeum II, 248. Laroche. Der dreissigjährige Krieg etc. II, 30. Dudik. Wallenstein von seiner Enthebung etc. p. 21. Ein ausführlicher Bericht des Burggrafen von Dohna vom 16. Febr. 1631 an Wallenstein befindet sich im K. K. Kriegsarchiv zu Wien.

langer Zeit erworben; er hätte gern auf den Ruhm. der in Pommern zu holen, verzichtet und spüre jetzt, warum keiner dahin gewollt habe.

Gustav Adolf besetzte Garz und folgte zu beiden Seiten der Oder dem Feldzeugmeister. Um wenigstens Frankfurt an der Oder, diesen letzten Paß zu retten, eilte Schauenburg mit dem Reste seines Heeres dahin und wandte sich an Tilly um Hilfe. Indessen rückte die schwedische Arrieregarde auf Altlandsberg und machte einen vergeblichen Angriff und Gustav Adolf zog sich darauf nach Stettin zurück, um sein Heer durch 6000 Mann aus Preussen zu verstärken. Er wollte keine Schlacht, sondern die kaiserliche Armee, deren Zustand ihm wohlbekannt war, durch Hin- und Hermärsche aufreiben. Es erfolgte damals das neue Bündniß mit Frankreich und die Beschlüsse des Leipziger Convents.

In der Absicht, die Belagerung Magdeburgs energischer zu betreiben, war Tilly, nachdem er die Besatzung Frankfurts verstärkt und mit Proviant und Munition versehen hatte, wieder zu Pappenheim gestoßen. Kaum war das große Lager, das beide Heere aufnehmen sollte, geschlagen, als ein Offizier von Schauenburg eintraf und meldete, daß die ganze schwedische Armee gegen Frankfurt heranmarschiere. Tilly ließ einige Regimenter zurück und brach gegen die Oder hin auf. Aber die Hülfe kam schon zu spät. Die Schanzen, welche Schauenburg vor der Festung aufwerfen ließ, waren noch nicht fertig, als der König davor erschien. Die Soldaten verließen dieselben, warfen die Waffen weg und schrien: „Wir werden jetzt kämpfen, wie wir bezahlt werden." Obwohl Tiefenbach, der neben Schauenburg in der Stadt kommandirte, die Vorstädte zur besseren Vertheidigung hatte abbrennen lassen, gelang es doch den Schweden am andern Tage sich in den Vorstädten festzusetzen und zu verschanzen. Am 13. April begann die Beschießung und noch am selben Tage zog Gustav Adolf, nachdem das Guben'sche Thor gestürmt worden, in die Stadt ein. Die Kaiserlichen eilten nun in größter Unordnung, in wildem Durcheinander der Brücke zu, vergebens waren alle Befehle der Offiziere, vergebens setzte sich Schauenburg den größten Gefahren aus, warf sich mit einigen Compagnien, die er schnell gesammelt hatte, in Verzweiflung dem Feinde entgegen; seine Reiter wurden zersprengt, viele niedergehauen, er selbst

von dem Schwarm der Fliehenden mit fortgerissen. In dem engen Thore bei der Brücke war ein Bagagewagen stecken geblieben und sperrte so den Paß. Die Scene, die jetzt eintrat, spottet aller Beschreibung. Bei dem Thore und in allen Gassen der Brücke zu lagen die Leichen haufenweise übereinander. Den über die Brücke Fliehenden schickten die Schweden mörderische Ladungen nach und hunderte fanden noch in der Oder ihren Tod. Jenseits der Brücke war eine Schanze. Um die Verfolgung zu hindern, richteten die Kaiserlichen ihre Stücke ebenfalls auf die Brücke auf Freund und Feind, zündeten die Brücke an, warfen sodann Kanonen und Munition in den Fluß und flohen. Es war der größte Verlust, den die Kaiserlichen bisher im Kampfe mit dem König erlitten hatten. Viele tapfere Offiziere waren gefallen oder gefangen, die ganze Artillerie, alle Vorräthe, alle Fahnen, die ganze Bagage war verloren, auch das neue Schauenburgische Regiment völlig vernichtet. In unaufhaltsamer Flucht ging es Schlesien zu.1

Wie es Schauenburg gelungen ist, sich wieder mit Tilly zu vereinigen, ist mir nicht bekannt; allein bei der Erstürmung Magdeburgs (20. Mai) war er betheiligt und anerkennend gedenkt der Bericht Pappenheims der Leistungen des Generals der Artillerie, „des Freiherrn von Schomburg".2 Es scheint, daß der Feldmarschall fortab kein gesondertes Kommando mehr erhielt, sondern im Heere Tilly's den Dienst seiner Charge versah. In der Schlacht bei Breitenfeld kommandirte er das Observationscorps bei Möckern, das die Aufgabe hatte, dem Feind den Uebergang über die Elster zu wehren und die Rückzugslinie nach Halle zu decken. Auf ihn stieß General Baner, der eben die Oesterreicher unter Fürstenberg geworfen hatte. Der erste Anprall der Schweden wurde tapfer zurückgeschlagen; als aber der Feind den Angriff erneuerte und die Batterie stürmte, ließen sich die Soldaten nicht mehr halten und begannen zu fliehen. Schauenburg warf sich mit seiner Leibcompagnie entgegen und wurde im Kampfgewühl vom

1 Der Oberstlieutenant Kehraus berichtete am 18. April von Glogau aus an Wallenstein, dass Schauenburg mit dem Reste seiner Truppen daselbst eingetroffen sei. 2 Da weder in den Armeelisten, noch sonst in einer Urkunde oder in einem Quellenwerk ein General der Artillerie „Schomburg" vorkommt, so kann es nur Hannibal von Schauenburg sein.

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