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wesens boten mir ein überreiches Material; wahrscheinlich werde ich hiefür die Geschichte der Bauern im Gebiet von St. Peter und in dem von Triberg als Typus behandeln. Namentlich aber bot sich mir in die ländlichen Schulden- und Creditverhältnisse in den letzten Jahrzehnten des 16., den ersten des 17. Jahrhunderts ein überraschender Einblick. Die Grundlage bildet hier eine umfassende Aufnahme aller Schulden und aller Besserungsvorschläge durch die Ensisheimer Regierung, Verhältnisse, die sich mit Fragen der Gegenwart auf's Nächste berühren.

Jedes volkswirthschaftliche Urtheil wird nun freilich so lange in der Luft schweben, als nicht die zahlenmässigen Grundlagen gefunden sind, wie sie sich in der Bewegung der Preise, einschliesslich der Arbeit und des Bodens, ausdrücken. Ich sammle hier unausgesetzt; aber nirgends gilt es mehr als hier: mit dem Urtheil zurückzuhalten, das Material zu vervollständigen und die Schlüsse auf's Vorsichtigste zu ziehen. Ich glaube jedoch schon jetzt versichern zu können, dass sich eine fast lückenlose Geschichte der Preise und Löhne mit allen Schattirungen gleichmässig für Stadt und Land mindestens seit dem Ende des 15. Jahrhunderts herstellen lässt, für die frühere Zeit wenigstens eine solche für die städtische Wirthschaft. Hierzu bedarf ich jedoch noch einer längeren Arbeit in Freiburg und Villingen.

Die Zeit nach dem 30jährigen Kriege habe ich natürlich an denselben Punkten untersucht wie die vor demselben. Da jedoch hier alles zerstückelt ist und die Einzelheiten nur schwer ein Gesammtbild ergeben, habe ich kein Bedenken getragen, meine Untersuchungen auch auf die Pfalz auszudehnen. Die innere Verwaltung Karl Ludwigs bietet ein so geschlossenes Bild, alle wesentlichen Verhältnisse kommen hier so ausgiebig zur Besprechung, dass ein Urtheil über Süddeutschland nach dem 30jährigen Kriege nur hier einen festen Stützpunkt findet. Von einem Hereinziehen der Pfalz in meine endgiltige Ausarbeitung kann aber natürlich nicht die Rede sein. Uebrigens war diese Untersuchung, nachdem die Repertorisirung der Pfälzer Acten beendet ist, leicht zu bewerkstelligen.

Für die Verwaltungsthätigkeit im 18. Jahrhundert bleiben Maria Theresia, Joseph II. und Karl Friedrich die hauptsäch

lichen Gestalten; auch die Nachblüthe der Benedictiner-Abteien in dieser Zeit habe ich an einigen Beispielen verfolgt.

Mit Handwerkssachen habe ich mich in diesem Jahr weniger beschäftigt als im vergangenen, wie ich denn in städtischen Archiven diesmal nicht gearbeitet habe. Dagegen habe ich an den Fürstenbergischen Acten mit aller wünschenswerthen Genauigkeit verfolgen können, wie die der städtischen Wirthschaft entsprossenen Zunftformen nach und nach auf ein Gebiet mit vorwiegend ländlichen Interessen übertragen und dabei einigermassen umgewandelt wurden.

Im ersten Jahr meiner Thätigkeit hatte ich mich mit der eigentlichen Industrie nur gelegentlich beschäftigt; um diese Lücke auszufüllen, habe ich im vergangenen Jahre weitaus die meiste Zeit verwendet. Ich habe nun bis auf Einzelheiten meine Sammlungen nach dieser Richtung hin beendet, und nur der Bergbau bleibt mir noch zu behandeln übrig. Die Formen der industriellen Entwicklung erwiesen sich viel mannigfaltiger, als Anfangs zu vermuthen war. Zunächst war an dem grössten industriellen Unternehmen des Schwarzwalds, der Calwer Zeugcompagnie, ein merkwürdiges Beispiel zu verfolgen, wie aus einer geschlossenen Zunft mit der Zeit eine Handels- und Fabrikantengesellschaft werden kann, während eine andere, ursprünglich im Vertragsverhältniss mit ihr stehende Zunft die der Zeugmacher --- zu einer abhängigen Arbeiterschaft herabsinkt. Ferner ist hier der nothwendige Uebergang von der Hausindustrie zur Maschinenindustrie zuerst zu beobachten, und ebenso sind die Versuche der Regierung, den möglichst grossen, allgemeinen socialen Nutzen aus einem solchen Gewerbebetrieb zu ziehen, charakteristisch. Hingegen liegen die Handelsverbindungen und Absatzbedingungen gerade hier nicht so klar, als man dies wünschen möchte; doch hoffe ich noch Manches in dieser Beziehung nachtragen zu können. Weit genauer noch lässt sich Entstehung und Entfaltung der Baumwollenspinnerei und der mit ihr zusammenhängenden Gewerbe im südlichen Schwarzwald verfolgen - Hausindustrien, die durch grosse, privilegirte, kaufmännische Unternehmungen geleitet wurden. Ich habe dieselben gleichmässig für das österreichische, altbadische, Fürstenbergische und St. Blasische Gebiet untersucht. Gerade die vielfachen Nuancen machen die Untersuchung interessant.

Ich kann die Resultate ungefähr dahin zusammenfassen:

1. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts sind die sämmtlichen oberen Schwarzwald-Landschaften ein durchaus industrielles Land geworden. Die Hausindustrie ist die hauptsächliche Nahrungsquelle für die Bevölkerung, selbst in Gegenden, wo sich jetzt wenig Grossindustrie findet (Hauenstein, Bonndorf). Sie findet in den billigen Arbeitslöhnen dieser der kapitalreichen Schweiz benachbarten Gegenden ihre Grundlage. Sie wird absichtlich von den Regierungen eingeführt zur Hebung eines erschreckenden Pauperismus, der meistentheils einer überhasteten Colonisation nach den Kriegszeiten zuzuschreiben ist.

2. Die Hülfe der Regierungen besteht selten in Vorschüssen, fast nie in der Sicherung eines Absatzgebietes dies verbot sich bei der Kleinheit und der Gemengelage der Territorien von selbst, auch wollte man dem einheimischen Handwerker möglichst wenig Schaden zufügen und schrieb, der merkantilischen Auffassung gemäss, überhaupt der Industrie den Beruf zu, Geld aus dem Ausland in's Land zu ziehen. Die Aufgabe der Regierungen bestand also: in der Sicherung der Arbeitskräfte für den Fabrikanten und in der Regelung des Verhältnisses zwischen diesem und den Arbeitern. Diese Aufgabe wird auf sehr verschiedene Weise von ihnen angegriffen.

3. Diese Industrie ist so wie jetzt die Schwarzwälder Uhren- und Instrumentenfabrikation fast ganz auf den ausserdeutschen Markt angewiesen. Ihr hauptsächlichstes Absatzgebiet ist Italien und Spanien; mit dem Elsass, das vom übrigen französischen Wirthschaftsgebiet ausgeschlossen ist, sucht man sich freundlich zu stellen und zu ergänzen. Nach Norden zu begegnet man der sächsischen Concurrenz sehr früh, das innere Oesterreich wird selbst gegen die Breisgauer streng abgeschlossen. Nach Russland und Amerika finden sich einzelne Verbindungen. Die englische Concurrenz wird erst, nachdem dort die Maschinenarbeit zum Siege gelangt ist, bedrohend und tritt sofort selbst in der festesten Position, in Italien, der süddeutschen Industrie siegreich entgegen, namentlich auch dadurch, dass sie sich vom Messverkehr emancipirt und statt dessen sich des Hilfsmittels der Reisenden bedient.

4. Der Rheinbund und das französisch-italienische Zollsystem bereiten dieser älteren süddeutschen Industrie ein jähes Ende, dadurch, dass sie ihr sowohl den wichtigsten Rohstoff die Baumwolle entziehen, als ihr auch die wichtigsten Absatzwege versperren.

5. Die eifersüchtige Schutzpolitik der Rheinbundstaaten gegen einander macht zwar im Ganzen das Uebel noch ärger, doch erwächst unter ihr eine neue, ziemlich kümmerliche Industrie, die für den nächsten, inländischen Bedarf arbeitet. Es bleibt jedoch eine zahlreiche, an Industriearbeit gewöhnte und von dieser ihr Brod erhoffende Bevölkerung zurück. Das staunenswerth rasche Emporschiessen der süddeutschen Industrie, und zwar namentlich wieder der Spinnerei, nach dem Abschluss des Zollvereins erklärt sich nur aus dieser Sachlage Die Verhältnisse der Zeit von 1805-1835 lassen sich leider weniger, als die irgend einer anderen, aus den Acten ersehen, doch ist es immerhin noch möglich, nicht nur, wie bereits geschehen, eine politische, sondern auch eine ökonomische Vorgeschichte des Zollvereins zu geben.

Bei der Untersuchung macht sich nur eine grosse Lücke fühlbar: das Verhältniss zur Schweiz, einschliesslich Mülhausens. Es tritt überall hervor, dass hier der Schlüssel zur Geschichte der süddeutschen Industrie liegt. Nicht nur das nöthige Capital kam meistens von hier, sondern auch die sozialen Massregeln sind grossen Theils den schweizerischen nachgebildet worden. Uebrigens haben wir in der St. Galler und Appenzeller Stickerei noch ein lebendiges Bild der süddeutschen Hausindustrie im vorigen Jahrhundert vor Augen. Es würde wahrscheinlich keine grosse Mühe machen, diese Beziehungen noch genauer zu verfolgen. So gut sich der Schwarzwald im Grossen und Ganzen als einheitliches Wirthschaftsgebiet mit seinen angrenzenden Gauen abgrenzt, so wenig ist es möglich, die einzelnen Fäden, welche ihn mit andern Gebieten verknüpfen, zu durchschneiden.

Auf die Industrien, welche entweder vom Staat unternommen oder von ihm ganz und gar beeinflusst wurden, habe ich natürlich minder genaues Studium verwendet. Der allgemeine Typus ist rasch erkannt und die Ursachen des Scheiterns liegen meist sehr klar zu Tage. Nur fruchtbare Unternehmungen wie die Fayencefabriken lohnen hier ein Eingehen; ebenso

habe ich die ebenfalls hierher gehörenden Krapp- und Tabakfabriken um der Umwandlung der süddeutschen Landwirthschaft willen genauer verfolgt. Die Experimente mit Seidenfabrikation und anderer Luxusindustrie genügt es an wenigen Beispielen kennen zu lernen. Vollends Unternehmungen wie die Pforzheimer Staatsanstalt, welche Zuchthaus, Waisenhaus, Spital und Fabrik, gleichmässig bedeckt von den Fittichen der Philanthropie und der pädagogischen Liebhaberei in sich vereinte, haben zwar ein grosses kulturhistorisches, aber ein geringes ökonomisches Interesse.

Unstreitig am interessantesten sind die völlig selbstgewachsenen Industrien; jedoch steht in den Acten von ihnen am wenigsten. Pforzheims Entwicklung hatte ich schon früher untersucht und ich habe noch einiges für dieselbe nachgetragen. Das Wichtigste blieb aber die eigentliche, sogenannte Schwarzwald-Industrie. Das Donaueschinger Archiv bereitete mir hierbei eine völlige Enttäuschung. Die Kleinigkeiten, welche es über Uhrmacherei enthält, zeigen nur gerade so viel, dass der Fürstenbergischen Regierung jedes Interesse an diesen Dingen abging. Das Klosterarchiv von St. Peter hätte seinen. alten Repertorien zu Folge mehr enthalten ist ja doch die Schrift des Abtes Steyrer die Hauptquelle unserer Kenntniss — jedoch sind nur Trümmer desselben nach Aufhebung des Stiftes in's General-Landesarchiv gelangt.

Nur eines dieser Gewerbe liess sich genau verfolgen: die Glasmacherei. Bei ihr handelte es sich um Holzanweisungen; also stand sie in engerem Verhältniss zur Obrigkeit als die anderen. Die Geschichte von 7 Glashütten, ganz kurzlebenden ebenso wie solchen, die 2 Jahrhunderte überdauert haben, habe ich genau verfolgen können, und die Entwicklung dieser Gewerkschaften, ihre freiere Stellung in einer sonst auf Leibeigenschaft und Frohnden beruhenden Volkswirthschaft, ihre Wichtigkeit für die Besiedlung des Waldes, der Einfluss, den sie auch auf ihre weitere Umgebung ausüben, war genau zu erkennen. Es haben sich ganz offenbar an die Genossenschaften der Glaser jene der Glasträger angelehnt, mit diesen hängt aber wieder die weitere genossenschaftliche Ausbildung das eigentliche Merkmal der Schwarzwald-Industrie Z11sammen. Rückwärts ist wiederum der Anschluss an die bergmännische Gewerkschaft ganz ersichtlich. Nachdem das Zunft

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