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Endlich durch den Gehorsam allein werden wir unsererseits theilhaftig des höchsten Gutes, des Inbegriffes aller Heilsgnade, nämlich der Besprengung des Blutes Jesu Christi. Die tröstende, heiligende, vollendende Kraft Jesu Christi, die erfüllt nun unser Herz und erquickt unsere Seele. Wir werden Glieder seines Leibes und leben seines Lebens. Und was wir aus uns nicht vollbringen konnten, das bringt sein Geist, seine Kraft zu Stand und Wesen. Wir leben, doch nun nicht wir, sondern Christus lebet in uns. So ziehen wir den Himmel herab auf die Erde. So tragen wir die Erde hinauf in den Himmel.

Und nun? Wo sind die Fremdlinge geblieben? Sie sind Bürger der himmlischen Heimat geworden. Was ist aus den verachteten, hin und her zerstreuten Jüngern des Gekreuzigten geworden? Sie leuchten als das Licht der Welt und bilden das Salz der Erde. Wo ist die Erde hingekommen mit all' ihrem Elend und Jammer? Sie hat sich in einen Vorhof des Himmels verwandelt.

Wahrlich, solchen Christen, solchen Königen darf Petrus wohl den schönsten aller Grüsse entbieten: „Gott gebe euch viel Gnade und Frieden!"

Seid ihr solche Christen geworden? Möchtet ihr solche Bürger des göttlichen Reiches werden? ... O dann darf auch ich euch begrüssen mit dem apostolischen Grusse: Gott gebe euch viel Gnade und Frieden!"

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II. Die lebendige Hoffnung, deren Herrlichkeit,

Gewissheit und Erfüllung.

I. Petr. 1/3-5.

Wo sind denn die Fremdlinge geblieben? Sie sind Bürger des himmlischen Reiches geworden. Was ist aus den verachteten, hin und her zerstreuten Jüngern des Gekreuzigten geworden? Sie leuchten als das Licht der Welt und bilden das Salz der Erde. Wo ist die Erde hingekommen mit all' ihrem Jammer und Elend? Sie hat sich verwandelt in einen Vorhof des Himmels? So fragten, so antworteten wir in unserer letzten Betrachtung auf Grund der zwei vorhergehenden Verse. Die Fremdlinge haben wir als Erwählte begrüsst, die Verlassenen sahen wir sicher geborgen unter des Allmächtigen Schutz und Schirm, die Zerstreuten liessen wir im Geiste vereinigt um den Einen guten Hirten, und wie Thau aus der Morgenröthe fiel vom Himmel herab auf ihr Haupt und Herz Gnade und Friede. Wahrlich, solche Glückskinder, dachten wir, die sind nicht zu beklagen, darum stimmen wir nun auch von Herzen mit ein in des Apostels Freudenruf: „Gelobt sei Gott!"

Merkwürdig! Die Fremdlinge, die hin und her Zerstreuten fühlten sich unglücklich in ihrer Diaspora. Der Apostel schrieb ihnen, sie zu trösten, zu stärken, zu ermuntern und kaum hat er sie begrüsst, so jauchzt und frohlockt er schon: „Gelobt sei Gott!" Merkwürdig und doch wie natürlich! Die Welt, wenn sie trösten will, bemüht sich, das Leid zu verkleinern, das Unglück zu leugnen

oder zu verhüllen, um schliesslich der eigenen Kraft die übrige Last aufzulegen, d. h. sie täuscht und Täuschung gebiert Trostlosigkeit und Verzweiflung. Der Christ aber lässt sich weder täuschen noch überreden. Klaren Auges überblickt er sein Elend, misst er dessen Höhe, Breite und Tiefe, allein dann schaut er auch empor: sein Auge ruht auf dem Vater Jesu Christi. Das gibt Muth und Kraft, das löst die Zunge nicht zum Klagen, sondern zum Loben und Danken. Inmitten der Trübsale stimmt er, vom allertiefsten Herzensgrund, ein Loblied nach dem andern an, von dem was Gott an ihm gethan. - So der Apostel!

Und der Gott, den wir als Vater Jesu Christi anbeten und lieben dürfen, der Gott, dessen Seligkeit das Heil der Menschen ist, der Gott, von dessen Liebe Christus der Zeuge und Bürge geworden, der soll auch den Christen in der Diaspora Trost und Erquickung spenden! Daher der Ruf, der uns aus den heutigen Textesworten entgegenklingt: „Empor die Herzen! Empor die Sinne! Himmelwärts! Heimwärts!" Ist auch das Paradies hinieden verloren, es erwartet uns droben ein neues Erbtheil. Ist auch die Erde wüste und leer, die Heimat im Himmel ist herrlich und reich! Folgen auch hier unten Kämpfe um Kämpfe, daheim ist Ruhe und Seligkeit! Warum denn verzagen? Freuet euch vielmehr. Lobet euren Gott, der euch zu einer lebendigen Hoffnung wiedergeboren und lasset diese Hoffnung, deren Herrlichkeit, Gewissheit und einstige Erfüllung die Quelle sein eures Trostes, eurer Beseligung!

Herrlich ist die Hoffnung, die unser Herz erquicken soll, denn wir sind wiedergeboren zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel. „Unvergänglich" ist das Erbe! Gibt es etwas auf Erden, das sich damit vergleichen liesse? Nichts, denn hier ist Alles vergänglich und eitel. Seifenblasen, Schaum und Traum, das bietet uns die Welt dar. Kaum halten wir etwas in der Hand, so kommt ein Windstoss und fort fliegt es unwiederbringlich. Kaum

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erfasst unser Geist einen Gedanken, so lauert der Feind darauf, der Zweifel, und vorüber ist unsere Gewissheit. Kaum erquickt unser Herz ein süsser Genuss, so schleicht sich ein Gift ein, noch eine Secunde und verbittert wird die Freude. Heute roth, morgen todt das ist das eiserne Gesetz, dem Menschen und Dinge unterworfen sind. Wo ist ein bleibendes Glück auf Erden? Nirgends. O, es könnte Einen diese Erfahrung zu Tode martern, dürften wir nicht unsere Augen gen Himmel erheben. Nur die Hoffnung, droben einst ein unvergängliches Erbe zu finden, vermag uns aufrecht zu erhalten inmitten dieses allgemeinen Dahinsterbens. Wenn man dir sagen würde, du könntest nach einer langen, beschwerlichen Reise von vielen, vielen Jahren ein Land erreichen, wo ewiges Frühjahr und ewiges Wachsthum dich umgäbe, du würdest ohne Zweifel dich aufmachen und der Reise Beschwerden geduldig ertragen. Und sähest du die Vorüberziehenden trauern und weinen über die Blätter, die vergelben, die Blumen, die verwelken, die Früchte, die verfaulen, du würdest dich in deinem Innern um so herzlicher freuen über den ewigen Frühling, der dir verheissen ist und dankbar ausrufen: „Gelobet sei Gott!" Eine solche Hoffnung ist den Christen bescheert! Und dieses unvergängliche Erbtheil ist zugleich „unbefleckt". Kennt ihr etwas auf Erden, das unbefleckt wäre? Von Zeit zu Zeit es ist erst kürzlich wieder geschehen überraschen Einen die Zeitungen mit Enthüllungen. Rückhaltslos werden dann - leider nur aus Parteihass oder Rache die schmutzigsten Geschichten erzählt und noch schmutzigere in Aussicht gestellt. Man steigt hinunter bis in die tiefsten Geheimnisse des Privat-, des Familien-, des Berufslebens und an's Tageslicht bringt man ekelhafte Schandthaten, haarsträubende Scandale. Dadurch werden dann die Menschen auf eine kurze Zeit aus ihrem süssen Taumel geweckt und man hört sie jammern und klagen: „Ach Gott, wie ist das möglich? Wer hätte so was geglaubt?" Solche Katastrophen sind für die grosse

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Masse von nöthen, um den Vertrauensseligen zu zeigen, in welch einem Sumpfe wir waten! Die Christen aber brauchen diese Enthüllungen nicht. Was sie bestätigen hat uns das Wort Gottes schon längst geoffenbart: „Die Sünde hat Alles befleckt!" Kein Mensch, kein Kind, kein Geld oder Gut, weder Herz noch Geist, nichts, nichts, das unbefleckt wäre! Du selbst bist von oben bis unten, von aussen und innen unrein und befleckt. Betrachte dein Herz, wie viele sündhafte Gedanken und Lüste! Prüfe deine Lippen, wie viele bittere und böse Worte, die sie gestreift! Schaue auf deine Hände, wie viel Schmutz ist daran hängen geblieben! Nichts, nichts ist unbefleckt! Das ist es ja gerade, was Einem das Erdenleben so lästig, so drückend, so bleiern erscheinen lässt. Und doch verfallen wir nicht in trübselige Melancholie. Wir blicken hinauf und Gelobet sei Gott!" ruft unser Herz, denn droben erwartet uns ein unbeflecktes Erbtheil. Dort werden wir hoch erhaben sein über Sünde, Schmutz und Folgen der Sünde. Dort wird Gottes Geist unsern Geist erfassen, mit seiner Glut durchdringen und ihn umgestalten in das Bild Jesu Christi. Licht aus Licht, gezeichnet mit dem leuchtenden Siegel des Geistes, ganz verklärt und vergöttlicht: so werden wir wohnen und leben in der Heimat der Seelen. Wahrlich, bei solchen Aussichten brauchen wir nicht die Köpfe hängen und die Arme sinken zu lassen. Muthig schreiten wir vorwärts, und einmal droben, dann wohl uns! Niemand wird uns die Krone mehr rauben, denn das Erbtheil, das unbefleckte, ist zugleich unverwelklich"!

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Unverwelklich! Hier ein ewiger Wechsel zwischen Lust und Last, Freud und Leid, Kreuz und Krone, eine immerwährende Fluctuation. Auch die lieblichste Blüthe des Erdenlebens ist mit dem Tode behaftet; dort aber erwartet uns ein Tag ohne Abend, ein Frühling ohne Aufhören, eine Schönheit ohne Runzel, eine Kraft ohne Ermatten, eine Freude ohne Unterbrechung. Unverwelklich und doch nicht ermüdend, nicht langweilig. Keine träge Musse ist

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