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Freude? .... Als Agnes, eine geborne Prinzessin in Böhmen, Gemalin des Herzogs Heinrich in Sachsen, an einer schmerzlichen Krankheit darniederlag, träumte sie kurz vor ihrem Ende, sie sähe einen Engel mit einem goldenen Becher vor ihr stehen. Sie nahm den Becher, trank und klagte hierüber: „Ach, wie gar bitter geht das ein." Der Engel aber erwiderte: „Sei zufrieden, auf diese Bitterkeit wird bald eitel Süssigkeit folgen." Und siehe, kurz darauf schlief sie sanft und selig ein. So geht es allen Christen. Hier Kreuz, Kerker, dort selige Freiheit. Hier Leid, dort Freude. Hier Tod, dort ewiges Leben. Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige, über alle Massen wichtige Herrlichkeit."

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Und wir möchten in unserer Liebe erkalten? Sollten wir nicht vielmehr in derselben noch wachsen und zunehmen? Können wir doch die ewige Seligkeit schon nach einer kurzen Leidenszeit gewinnen! Ist das nicht der sprechendste Beweis für Gottes Gnade und Güte?.... Gibst du etwa dein Vaterland auf, weil du einige Tage lang in Staub und Hitze zu gehen hast, um dasselbe zu erreichen? Oder zweifelst du an der Liebe deiner Eltern, weil sie so weit wohnen und dich vor Staub und Hitze nicht beschützt haben?

Bei Gott aber ist es anders, denkt ihr. Er könnte uns alle diese Mühen ersparen. Er hat ja die Macht dazu! Allerdings. Die Macht dazu hat er wohl. Die Liebe aber gestattet es nicht. Sagt er doch selbst: „Es muss SO sein." O vergessen wir das ja nicht! Es muss so sein! Es ist Gottes Rathschluss und Ermessen. In allen unsern Anfechtungen offenbart sich eine ordnende Hand; sie misst uns nach Weisheit und Liebe den Kelch der Trübsal zu. Das soll uns trösten. Das kann unsere Liebe lebendig erhalten.

Warum sind wir denn bei jeder Anfechtung so schnell aufgeregt, so leicht ungeduldig? Weil wir sie meistens den bösen Menschen, dem ungünstigen Geschick zuschreiben,

oder weil wir Trübsal und Strafe so oft verwechseln, oder auch weil wir in jeder Strafe nicht den Ernst, die Zucht der Liebe, sondern den Zorn des Strafenden glauben erblicken zu müssen. Das erbittert, macht trost- und muthlos! Hier aber hat die Bosheit der Menschen nichts verschuldet, hier ist das blinde Geschick nicht anzuklagen, hier kann von einer Strafe und wäre auch Strafe vorhanden von einem Zorn nicht die Rede sein. Gott reicht uns den bittern Kelch dar und sein Vaterherz träufelt auch keinen Tropfen Bitterkeit mehr hinein als es zu unserem Heile nothwendig ist. Er hat keine Gedanken des Leidens, nur Gedanken des Friedens über uns. Wäre das Heil ohne Trübsal erreichbar, sie bliebe uns erspart, kann es aber nur durch Trübsal des alten Adams wegen erlangt werden, SO ist es gewiss ein Zeichen seiner Zeichen seiner Liebe, wenn er uns züchtigt, und ein Beweis seiner Huld und Gnade, wenn er dafür sorgt, dass die Anfechtungen, durch welche das Heil zu erkämpfen ist, nur von kurzer Dauer seien.

Wer Kinder erziehen will, der muss sie auch unter der Ruthe halten. Wer die Ruthe schont

sagen die

Sprüche der hasst seinen Sohn. In der grossen Familie, wo Gott der Vater ist und wir die Kinder sind, gelten die gleichen die göttlichen

Grundsätze.

Und somit hätten wir schon im Vorhinein die Frage gelöst: „Warum muss es so sein?" Es muss so sein, weil Gott uns erziehen will, weil Gott verlangt, „dass unser Glaube rechtschaffen und viel köstlicher erfunden werde, denn das vergängliche Gold, das durch's Feuer bewährt wird!" Was macht ihr mit einem Goldklumpen? Ihr lasst ihn reinigen, schlackenfrei machen. Und weil das Gold durch's Feuer geläutert, in Fluss gesetzt werden muss, damit die unreinen Elemente als Schlacken ausscheiden, zögert ihr gewiss nicht, das Gold in's Feuer zu werfen und erschreckt gewiss nicht, wenn ihr es vor euren Augen schmelzen und zerrinnen seht. Ihr wisst es

ja: Aus dem Schmelztiegel geht der Schatz schöner und reiner hervor.

So sind wir o Christen, seht, welch' eine Liebe! so sind wir das Gold unseres Gottes. Wir sind ihm ebenso theuer, ebenso werthvoll als das Gold uns. Er will an uns die gleiche Freude haben, als wir an dem Golde. Darum lässt er uns läutern, reinigen, schlackenfrei herstellen. Ginge es ohne das Feuer der Trübsal, ach! er würde uns diese Hitze gern ersparen. Geht es mit wenigem Feuer, Niemand freut sich mehr darüber als er. Muss es aber in hellen Flammen auflodern, so trägt er ein Stück Holz nach dem andern herbei, dass es glühend heiss werde, denn ihm ist es vor Allem darum zu thun, dass sein Gold, wir, seine Kinder, rein, klar, schlackenfrei vor seinen Augen erscheinen. Und die Holzstösse, die er herbeischafft, das sind unsere mancherlei Anfechtungen, die setzen unser Leben in Fluss und stossen die verkehrten Naturelemente aus. Da zeigt es sich dann, was an unserem Christenthume echt ist oder unecht. Ist unser Glaube lebendig, aufrichtig, ein wirkliches Herzenseigenthum, so besteht er die Probe; ist es nur Scheinglaube, so fällt und fährt er dahin. Ist das Bibellesen nur äussere Form, so verzichten wir darauf, wenn es uns Hohn und Spott einträgt; ist es inneres Bedärfniss, so fahren wir fort, unbekümmert um der Welt Ansicht. Haben wir uns in die Wahrheit nur hineingeredet, so wanken und schwanken wir bei der seichtesten Einwendung, bei der kleinsten Verfolgung; haben wir uns aber in die Wahrheit hineingelebt, so bleiben wir fest und aufrecht, trotz Majorität und Masse. Sind wir Jünger Jesu Christi, so bleibt er uns immer Anfänger und Vollender des Glaubens, sind wir nur Diener der Kirche, Schleppträger eines Mannes oder einer Partei, so kehren wir um, wenn Mann und Partei nicht oben stehen. Gerade bei solchen Anfechtungen, da zeigt es sich, wie es in unseren Herzen bestellt ist: ob wir Christen sind, nur wenn es stromab, oder auch, wenn es stroman geht,

Christen,

nur auf der Hochzeit zu Kana oder auch bei dem Essigtrank auf Golgatha, Christen, wenn Tausende und Tausende Hosiannah rufen, oder auch Christen, wenn Millionen „Kreuzige, kreuzige!" schreien und Johannes und Maria allein beim Kreuze stehen. „Im Feuerofen," sagt Augustinus, „verbrennt das Stroh, aber das Gold wird geläutert; jenes fällt in Asche, dieses wird vom Schmutze rein." „Das Feuer läutert das Gold, das Unglück die starken Charaktere," hatte vor ihm ein heidnischer Philosoph, Seneca, gesagt. Und in dem Liede, das wir soeben gesungen, heisst es: Das Gold wird auf dem Feuerherd,

Ein Christ in mancher Noth bewährt.

Ja, erst durch jene Taufe in der Fluth, durch jene Bewährung im Leben erreicht unser innerer Mensch seine rechte Reife. Was wir lebendig empfinden, was wir fruchtbar zu machen suchen in der Gemeinschaft, muss im Kampfe, in der Treue, in der langen Erprobung des Lebens seine Weihe finden. „Das christliche Leben ist: Erziehung; seine Bedeutung ist uns zur vollen Klarheit und Kraft zu führen. Eben im Kampfe gegen die Fluthen, wenn die Bewährung unserer höchsten Liebe uns fast unmöglich scheinen will: dann erst offenbart sich uns die herrliche Bevorrechtung des christlich Freien, dann eben ist Sieg und bleibende Freiheit am nächsten." (Gelzer, Religion im Leben.)

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Wohl wird der bittere Kelch dadurch nicht versüsst, der Schmerz dadurch nicht in Freude verwandelt - Trübsal bleibt Trübsal aber Dank diesen Erwägungen gelingt es den Leiden nicht mehr uns zu betäuben, uns irre zu führen, unsere Liebe zu gefährden. Wir wissen, dass Gottes „Liebe" uns für die Ewigkeit erziehen will und unser Herz bleibt selbst im Unglück auf Gott gerichtet, der Sonnenblume gleich, die stets, auch beim trübsten Himmel, der Sonne sich zuwendet. „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist."

Ja, harret des Herrn, hoffet auf ihn, denn einst wird bei den Auserwählten das Glaubensgold strahlen als unvergänglicher Schmuck, einst wird auf die Zeit des Glaubens, die Zeit des Schauens folgen und zu jener Zeit, wenn nun geoffenbaret wird Jesus Christus", dann wird uns widerfahren Lob, Ehr' und Preis"!

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Lob für die bewiesene Glaubenstreue aus dem Munde des gerechten Richters: „Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über Wenigem getreu gewesen, ich will dich über Viel setzen, gehe ein zu deines Herrn Freude." Preis und Ehre vor dem Angesichte Gottes, des himmlischen Vaters: Wer überwindet, dem wird Christus geben mit ihm auf seinem Stuhle zu sitzen und sie werden sein Angesicht sehen und sein Name wird an ihrer Stirne sein." Und von jener Zeit an werden sie in ewiger Gemeinschaft leben mit Jesu Christo dem Herrn der Herrlichkeit. Da wird sich in ihnen abspiegeln des Herrn Klarheit mit aufgedecktem Angesichte und sie werden verklärt von einer Klarheit zur andern, als vom Herrn, der der Geist ist." Da wird er kund thun den Reichthum seiner Herrlichkeit an den Gefässen der Barmherzigkeit. Da wird das Niedrige verschlungen von der Glorie, das Fleischliche vom Geistigen, das Menschliche vom Göttlichen. Was Gott von Anfang an vorhatte mit den Menschen und der ganzen Schöpfung, was jetzt verborgen und vergraben liegt unter dem Schutt von Sünde, Moder und Tod, was da seufzt unter dem Fluche der Vergänglichkeit, das wird dann erscheinen im reinsten Glanze, in ungetrübter Harmonie des göttlichen Ideals und der himmlischen Wirklichkeit. Und Gott wird abwischen jede Thräne von Aller Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Klage, noch Wehgeschrei, noch Schmerz. Das Alte ist vergangen. Es ist Alles, Alles neu geworden. Das ist unsere, das sei eure Hoffnung.

Oder fürchtet ihr etwa, sie könnte zu Schanden werden? Das sollte wahrhaftig eure geringste Sorge sein. Denn „ihr habt ihn nicht gesehen und doch liebt ihr ihn".

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