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Diese erschütterte Hirnfaser durchbebt nach und nach alle, die mit ihr im Einklange stehen, welchesich zugleich in dem Augenblikke bewegt haben, wo wir die Geschichte dieses großen Heerführers lasen.

Ganz folgerichtig erregt sie nun alle verschiedenen um den Siz der Seele herum befindlichen Fasern, deren Schwingung nun nach und nach alle Ideen, welche in unserm Innern bei dem Gegenstand Alerander, dadurch, daß er von Philipp erzeugt ist, Griez chenland unterworfen, den Darius entthront, Asien angegriffen, den Porus besiegt, Egypten beunruhigt habe, und daß er endlich bei der Belagerung von Babylon gestorben sei *), vorhanden sind, wiedergebähren und beleben muß.

Die Anstrengung, welche man, um auswendig zu lernen oder zu behalten, macht, erschüttert allmåhlig und in mehrern Absåßen, eine Folge von Fafern, welche in unserm Gehirn in enger Verbindung so vereinigt und geordnet sich befinden, daß, damit darinn, um so zu sagen, das Nachdenken erhalten werde, die Reibung der einen unter ihnen auch die übrigen

Anm. des Web. Daß Alexander während einer Belage rung von Babylon gestorben sein soll, wie der Verfaffer sagt, ist auf jeden Fall ein historischer Irrthum von seiner Seite, da, so viel mir bekannt ist, kein Grieche oder Rdmer hievon spricht, sondern alle ihn im Frieden an den Fol gen eines Giftes, was er sich entweder selbst durch seine Ausschweifung, oder was treulose, nach seiner Krone und also auch nach seinem Leben trachtende Diener, ihm beis gebracht, sterben lassen.

brigen nach und nach in Thätigkeit sehen muß, und Raum genug für das Erwachen so vieler Gedanken und Empfindungen als möglich in unserer Seele gez statte.

In einem vollkommnen Gedächtniß theilt das Bittern der einen Faser die Bebung sogleich allen übrigen mit, denn hierinn besteht ihre Verknüpfung. In schwachen Gedächtnissen sind Lükken vorhanden, weil einige der innerlich in Verbindung stehenden Fafern sich abspannen und den Einklang verlieren, und indem sie ihn verlieren, stumm und ohne Bewegung bleiben. (L. Para.)

Und diese innere Gedächtnißkunst ist es, von der wir glauben, daß die Blinden sich ihrer aus Naturtrieb bedienen. Durchdrungen von diefer Vorstellung, vermeide ich sorgfältig, fie, sei es bei dem Unterricht, sei es beim Gespräch mit ihnen, allzu-schnell von einer Vorstellung auf die andre zu führen, überhaupt wenn diese Vorstellungen von einander verschieden sind, und eine große Stufenreihe unter ihnen unbesetzt bleiben muß. Dann trachte ich viels mehr, indem ich zergliedernd verfahre, an das schon Bekannte dasjenige wieder anzuknüpfen, womit ich fie bekannt machen will, ich trachte,”um mich der oben entwikkelten Lehre zu bedienen, immer eine Saite anzuschlagen, welche wieder eine andre anklingt: und es sind auf diese Art die Eindrükke tief und bleibend. Uebrigens gehen diejenigen Blinden, die sich Zeit nehmen, alles gut zu machen, allmåhlig zu Werke, und nichts beleidigt sie so sehr, als Zusammenhangslosigkeit. Helvetius sagt im 3. Kapitel des 3. Gesprächs über den Verstand, daß

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ein großes Gedächtniß eine in der Regel seltene Erscheinung, und fast gänzlich erkünftelt sei, und daß jene große Ungleichheit des Gedächtnisses, bei köra · perlich gut gebildeten Menschen weniger die Wirkung einer ungleich vollkommenen Ausbildung der Sinnenwerkzeuge, die dasselbe hervorbringen, als vielmehr einer ungleichen Aufmerksamkeit für dessen Ausbildung selbst, sei.

Demzufolge verdankt man den Scharfsinn feines Verstandes oft, den Umfang seines Gedächtnisses jez doch immer, der Ordnung, und so ist es auch ein Mangel der Ordnung und die Wirkung der Gleichgültigkeit, die man gegen manche Arten des Studiums hat, welche in gewisser Beziehung diejenigen gänzlich des Gedächtnisses beraubt, die in anderer Hinsicht mit dem umfassendsten Gedächtniß begabt zu Fein scheinen. Ordo ducit ad virtutem (die Ordnung führt zur Tugend) sagt der unsterbliche alte Bischof von Hippo in eben diesem Sinn.

Das Gedächtniß der Blinden dürfte also wohl von dem Geiste von Ordnung, mit dem sie allgemein begabt find, und von der Gewohnheit, die von ih nen aufgefaßten Gedanken in ihrem Kopfe so zu ordnen, daß sie sie daraus leicht ihrer ganzen Reihe nach, wieder hervorrufen können, abhängen. Man findet sehr wenige von Wahnwit befallene Blinde, die fich in jenem Zustande von Verstandesschwäche und Geistesentfremdung, der nothwendig eine Zufammenhangslosigkeit der Vorstellungen und eine gänzliche Abweichung aller Gehirnverrichtungen vors aussett, befinden. Die weit gesammeltere Aufa merksamkeit macht, daß die Gegenstände, die uns

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nur unmerkliche Eindrükke zurükkließen, sich ihrem Geiste tief einprågen, diese bedingte Fähigs keit wird bei ihnen, wie bei den Sehenden, durch Krankheit, krankhaftes Irrsein, Abnahme der Kräfte u. f. i. gestört und geschwächt, aber in einem weit geringern Grade, und dieses folgt wohl natur lich aus unsern schon oben aufgestellten Grundsäßen. Ich habe Gelegenheit. gehabt, mir diese Thatsache in verschiedenen hißigen Krankheiten, bei deren Behandlung sie mir vorgekommen ist, zu bewahrheiten.

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Man sagt, daß ein starkes Gedächtniß sich felten mit einer guten Urtheilskraft verbinde. Dieser, gbwohl schon seit langer Zeit wiederholte Sak, ist jedoch bei weitem noch nicht erwiesen: Lefueur der Massieu *) der Blinden, der erste Zögling, welcher nach dem Verfahren unterrichtet wurde, desa fen wir uns gegenwärtig bedienen, hatte ein ausgez zeichnetes Gedächtniß, und eine seltene Beurtheilungskraft; und fast alle Blinden, die ich gekannt habe, vereinigten in einem hohen Grade diese köst lichen Eigenschaften.

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Ich begreife es wohl, daß es, mit einem me chanischen Gedächtniß begabte und aller Beurthei lungskraft beraubte Menschen geben könne; aber ich sehe nicht ein, wie man eine vollkommene Beurz theilungskraft haben könne ohne Gedächtniß. ist, sagt Montaigne im 17ten Kapitel des 2ten Buchs, das Gedächtniß ein Werkzeug von wundersamen Dienst, ohne welches die Beurtheilungskraft wohl kaum ihre Pflicht leisten wird. Man hat Men=

*Anm. des ueb.Maffieu, ein vorzüglicher 3dgling der Taubstummenanstalt.

Menschen gesehen, die die Fähigkeit des Behaltens bis zu einer fast unglaublichen Stufe gebracht haben. Seneka belehrt uns über sich selbst, daß er durch eine große Anstrengung des Gedächtnisses zweitau send Wörter in derselben Ordnung wiederholte, in der man sie ausgesprochen habe. Muret (de quorundam admirabili memoria) berichtet, daß ein junger Mensch aus Korsika die Kunst erfunden habe, sich ein erstaunliches Gedächtniß zu verschaffen: er behielt gegen dreitausend griechische, lateinische und barbarische Wörter, die gar keine Beziehung unter sich hatten und wovon auch der größte Theil nichts bedeutete. Er sagte sie in derselben Ordnung, in der sie ihm waren gesagt worden, von dem ersten bis zu dem leßten hinab- und von dem lekten bis zu dem ersten wieder hinaufgehend her. Er versicherte selbst bis 36,000 Wörter mit derselben Schnelligkeit lernen zu können. Er lehrte einem Herrn aus Venedig sein Verfahren, und setzte ihn binnen kurzer Zeit in den Stand, dasselbe zu leisten wie er. Wir haben ja fogar gesehen, wie Herr Fainaigle fich benahm, um künstliche Gedächtnisse zu bilden. Aber durch diese Art von Gedächtniß zeichnen sich die Blinden keinesweges aus, fon= dern vorzüglich durch dasjenige, welches, da es fich an Thatsachen und Zusammenhang festhält, einer Entwikkelung durch Beurtheilungskraft und Nachbenken fähig ist *).

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*) Anm. des Ueb. Was dieses leßte Urtheil des Verfassers über die Art des Gedächtnisses bei dem Blinden betrifft, so muß ich ihm, im Ganzen genommen, Recht geben; · denn an mir selbst habe ich die Erfahrung gemacht, daß ich für

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