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Lehrend arbeitet. Der Blinde, immer genöthigt zu prüfen, was man ihm darbietet, erlangt früh und fast triebmåßig eine große Fertigkeit in der Zerglies derung: ja man muß fogar von seiner Seite gang neue, außerordentliche, und oft sehr in Verlegenheit fehende Fragen erwarten. Die fittliche Welt und der größte Theil unserer Begriffe sind diesem Kinde der Natur nicht vorhanden; er handelt als wäre er allein; er bezieht alles auf sich. Dies ist eben der bedauernswerthe Zustand, aus, welchem man ihn herauszureißen sich bemühen muß, indem man ihn lehrt, daß es noch Beziehungen und Verhältnißbande zwischen ihm und den andern Menschen giebt.

Allein dieser Unterricht des Blinden muß in sehr unmerklichen Stufen ertheilt werden; man muß sich nicht zu sehr beeilen, Früchte ernten zu wollen; den Anfang des Unterrichts hingegen wird man nicht zeitig genug machen können: denn die ersten Eindrücke, welche er bekommt, verlöschen niemals, und es ist viel daran gelegen, daß diefe Eindrükke der Richtung gemäß seien, die man ihnen geben will.

Es ist einleuchtend, daß Worte die Gestalt der Dinge nicht nachahmen, und daß der Ton mit der Farbe nichts gemeinsam hat: das schicklich ausgebildete Gefühl allein wird überall ohne Uebereinkunft und Dollmetscher verstanden; dies ist auch die natürliche Sprache des Blinden. Dies war also der Sinn, welchen man zum Vermittler wählen mußte zwischen dem Menschen, der nur vier, und dem, welcher alle Sinne hat: und auf diesen Grundfah al

Tein ist das ganze Lehrgebäude des Blindenunterrichts gegründet.

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Der so unterrichtete Blinde wird kein Gegenstand des innigen Bedauerns mehr für seine Familie fein. Diese für unübersteigbar gehaltene Scheidewand zwischen dem Sehenden und nicht Sehenden wird nicht mehr bestehen, sobald man die glükklich erfonnene Art ihn zu unterrichten, in Anwendung bringt. Zurükkgegeben der Gesellschaft und sich selbst wird er einst das Andenken derjenigen fegnen, welche dieses Denkmal der Wohlthätigkeit stifteten.

Man kann nicht sagen, daß diejenigen, welche ein Lehrgebäude des Unterrichts für Blinde gebildeċ haben, weder Führer noch Vorbilder gehabt hätten. Sie hatten den sehr großen Vortheil, daß sie auf der Spur derjenigen weiter schreiten konnten, die sie selbst schon früher unterrichtet hatten, und sie konnten die Fehler ihrer Vorgänger zum eignen Vortheil benügen.

Die unglükklichen Versuche, welche schon viele Personen, alle beseelt von demselben Geiste des zarten Mitleidens, gemacht hatten, zeigten hinlänglich, was noch zu thun übrig sei; aber es bedurfte des ganzen Eifers und der ganzen Aufopferung eines feurigen und sich hingebenden Mannes, um die Verei nigung und Anordnung dieser zerstreuten Elemente zu unternehmen, und aus ihnen, indem er noch die neuen Ergebnisse seiner eignen Erfahrung beifügte, ein Ganzes zu machen.

Der Mann nun, welcher sich diesem Werke wid= mete und die erste Lehranstalt in Europa für den Unterricht der Blinden schuf, war Herr Valentin

Дание

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Hauy. Man wird, denke ich, mit Vergnügen hören, durch welchen Zufall er auf den Gedanken seines Unterrichtsentwurfs gerieth.

Ich werde die Geschichte der Anstalt von ihrer Begründung bis auf den heutigen Tag und die be trächtlichen Verbesserungen, welche man nach und nach gemacht hat, seiner eignen Erzählung beifügen.

,,Etwas Neues feltner Urt" sagt Herr Hauy (fiehe Précis historique pag. 119) zog vor eis nigen Jahren einen großen Zusammenkauf von Menschen nach dem Eingange eines jener Erfrischungsplåke hin, welche auf den öffentlichen Spaziergången angelegt find, wo anständige Bürger gegen den Abend des Tages ein Weilchen auszuruhen pflegen. Acht bis zehn arme Blinde, Brillen auf den Nasen, standen hinter einem Pulte, worauf Noten lagen, und führten eine mißtönende Symphonie, welche das Vergnügen der Anwesenden zu erregen schien, auf. Ein ganz verschiedenes Gefühl bèmeisterte sich meiner Seele und ich begriff von diesem Augenblikke an die Möglichkeit, eben die Mittel, durch die diese Unglükklichen bis jeht nur einen scheinbaren und lå= cherlichen Genuß hatten, zu ihrem Vortheil umzuschaffen. Kennt denn der Blinde, sagte ich zu mir selbst, die Gegenstände nicht an der Verschiedenheit ihrer Form? Betrügt er sich wohl bei dem Werthe eines Stükk Geldes? Warum sollte er nicht auch in der Musik ein c von einem g und im Schreiben ein a von einem f, wenn diese Zeichen fühlbar gemacht werden, unterscheiden können?"

Der erste Zufluchtsort, welchen die Wohlthäs tigkeit jungen Blinden eröffnete, wurde im Jahre

1784 auf Kosten der Philantropischen Gesellschaft, welche Herrn Hauy beauftragte, jene zu unterweisen, eingerichtet. Diese so mit Recht durch ihre guten Werke berühmte Gesellschaft *) trug alle Koften der Einrichtung, und die Anstalt wurde in der Straße Notre-Dame-des-Victoires angelegt. Im Jahr 1785 belief sich die Zahl der unentgeldlich unterhaltenen Zöglinge auf 25. Das folgende Jahr war ihr Unterricht schon so hinlänglich vorgeschritten, daß sie zu der Ehre, vor dem Könige zu Verfailles eine Uebung machen zu können, zugelassen werden konnten.

Herr Haun legte am 16ten Februar 1785 der · Königlichen Akademie der Wissenschaften eine Schrift

zur

*) Es ist hier der Ort, den Wohlthåtern der Anstalt den geziemenden Dank abzustatten. In ihre Reihe gehören Herr Bailly, Maire von'Paris, eben so bekannt durch seine schdnen Eigenschaften als durch sein trauriges Ende. Er war der Erste, der die Blinden durch eine Wohnung unterstüßte ; Herr de Rochefaucault, dessen Name die Wohlthat zurükkruft die er ihnen durch Verschaffung des Cdlestiner-Klos sters erwies; Madam de Planoy, deren Wohlthätigkeit so erfinderisch war, daß sie es dahin brachte, den Arbeiten der Blinden einen solchen Werth zu geben, daß dadurch fast allein ihren Bedürfnissen abgeholfen wer den konnte, während der Zeit, wo durch die Regierung nicht das Geringste geschah; Madam Dümenil, Herr Desfaucheres, Frau von Stael und so viele Andre, die der kurze Raum einer Note nicht anzuführen gestattet, ob wohl die Dankbarkeit uns verpflichtet, ihr geschägtes Ans denken aufzubewahren.

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zur Beurtheilung vor, in welcher er die Mittel auss einander seßte, deren Anwendung er für den Unters richt der Blinden vorschlug. Es wurde durch die, zu diesem Zwecke erwählten Beauftragten, die Herren Desmarets, Demours, Vicy-d'Azir und Rochefaucault ein Bericht abgelegt, in welchem sie sagten, ,,daß die Methode des Herrn Hauy, der des Blinden aus le Puyseaur und der Fräulein Salignaċ åhnele, und daß das Verfahren für den Unterricht in der Erdkunde fast das nehmliche sei, als das des Herrn Weissenburg zu Manheim (Rapport de l'Academie, pag. 9) und daß Herr Lamourour schon früher bewegliche Musiknoten habe gießen lässen u. s. w.“ Nichts destoweniger erkannten sie jedoch als das Werk seiner Erfindung, den Bücherdruck mit erhöhter Schrift an, und nachdem sie über die Versuche, welche in ihrer Gegenwart durch den jungen blindgebornen Lesueur gemacht waren, Rechenschaft abgelegt hatten, schloffen sie ihren Bericht damit: ",,Wir schlagen der Akademie vor, daß, indem fie der Methode des Herrn Hauy ihre Beistimmung gebe, fie denselben ermuntern möge, diese zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, und ihn zu verfis chern, daß fie die neuen Berichte gern empfangen würde, die er ihr über seine Anstrengungen, diese Methode auf den Grad der Vervollkommnung zu bringen, deren fie fähig sei, mittheilen könne.

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So bestand die Anstalt, trok tausendfältigen Schwierigkeiten, bis 1791. In dieser Zeit verordnete Ludwig XVI., daß fie auf Kosten des Staa= tes unterhalten und mit der der Laubstummen in dem alten Cölestinerkloster zunächst dem Zeughause. unters

gebracht

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