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Kapitel 1. Königthum und Volksherzoge. Reichsgeschichtliche Bedeutung des Kampfes zwischen Konrad I. und Heinrich von Sachsen. Charakter Schwäche und Benehmen der Karolinger. Aufstrebende Geschlechter. Deren Besitz und Anhang, Aemter und Ehren, Königskronen. Gegensatz der romanischen und deutschen Länder. Einigendes und Trennendes unter den deutschen Stämmen. Die Volksherzoge. Die beiden Wurzeln ihrer Macht. Erste Ansätze dazu. Vergrösserung im Kriege. Ausbreitung. Festigung und Erblichwerden durch Familienbesitz. Markgrafen und Gränzherzoge. Sachsen und Bayern. Franken Schwaben und Lothringen. Nationale Vorliebe für den Herzog. Die drei Elemente des karolingischen Königthums. Vordringen des Romanismus.

Am Eingange der Geschichte des deutschen Reiches, da wo sie sich abzweigt vom karolingischen Weltreiche, stossen wir auf einen Kampf des neuen Reichshauptes mit dem mächtigsten Landesfürsten, der für die staatliche Gestaltung auf lange Zeit von entscheidenden Folgen war. Um die Ursachen dieses Kampfes zu erkennen, noch mehr aber,

um seine weitgreifenden Wirkungen zu überschauen, ist es nöthig, sich die damaligen Zustände und Hauptmächte in Deutschland zu vergegenwärtigen.

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Die Karolinger hatten zu Anfang des zehnten Jahrhunderts völlig ausgespielt. Den einzigen Arnulf ausgenommen, war Hochmuth und Schwäche ihr Erbtheil gewesen, ein Hochmuth, der das Erhabenste als sein natürliches Zubehör ansah,/dem aber ausser der Kühnheit fast alles abging, was zum Erringen und Festhalten eines grossen Besitzthums gehört, vor allem ausharrende: Klugheit und Energie. Sie waren wie schwache Gefässe, welche zerbrechen unter der metallenen Wucht ihres Inhaltes. Diese Prinzen wurden von zarter Jugend an erfüllt mit römischen Weltherrscherideen, sie waren davon so sehr beherrscht, dass sie ihren höchsterlauchten Adel stets beleidigt wähnten und fast willenlos auf alles zugriffen, was ugriffen, was ihn zu ve was ihn zu verwirklichen, schien. Niemals hörten verwirklichen hien., desshalb ihre Ränke und Fehden unter einander auf: im Hinblick auf die hohen kaiserlichen Vorfahren und deren Erbe war der Sohn und Bruder stets auf den Anstande, um argen Einflüsterungen sein Ohr zu leihen, Anhänger zu werben und bei dem ersten Anlasse sich wider Vater und Bruder zu empören.

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Das war die Zeit, wo schlaue und gewaltthätige Männer Macht und Güter an sich reissen konnten. Man liess die hochmüthigen Prinzen sich streiten, nahm ihnen, was sie freiwillig gaben, und nahm ihnen, was sie nicht sahen erfüllt von ihren weltweiten Plänen.

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Erst galt es, Grafschaften und Stücke davon zu gewinnen und sich darin recht festzusetzen mit Burgen/ und Dienstmannen und abhängigen Klöstern Zugleich suchte man durch Schliessung von Heirathen Erbverbrüderungen und Fehdegenossenschaften sich die übrigen mächtigen Familien der Nachbarschaft zu verbünden, um als deren Haupt- und

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Mittelpunkt hervorzutreten. Nicht leicht gelang das neuen Familien, meist waren es solche, welche mit uraltem Adel-im Lande angesessen und begütert waren.

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20 an Der nächste Schritt zur ferneren, Erhebung war dann die Erlangung eines höheren Befehlshaberamtes als karolingischer Herzog Markgraf oder Missus, und die, Heirath mit einer Fürstin aus dem königlichen Hause. Beides war nicht schwer mehr zu erreichen, seit die leicht bethörten Prinzen sich als Spielwerk der Grossen gebrauchen liessen. Die Karolinger suchten sich gegenseitig die Vasallen zu entreissen und in der Hast und Leidenschaft, mit welcher sie gegen einander eiferten, schenkten sie mit vollen Händen königliche Güter Aemter und Ehren weg, um nur rasch und zahlreich Anhänger zu erkaufen. Sie verspra-. chen ihnen, ihre Treue und Hülfe zu verdienen '), und gestanden den Vasallen förmlich das Recht zu, sich zu verbünden und zu' widersetzen, wenn der König ihre Güter und Rechte bedrohe 2). Hinwieder suchten sie durch kunstreiche Eides formeln die Ränke dieser guten Freunde abzuschneiden 3). Das Königthum, der imperatorischen Macht wieder

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beraubt,

a. 857. tert. adn. Karoli. Ferner Ka-
Edict. Pist. 864. c. 4.d
hab big bond 25 bem

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1) Vgl. z. B. Conv. apud St. Quintin roli II. Capita. 856. c. 13. 14. 2) Karoli II. Capit, 856. c. 810, 3) Der Huldigungseid der Vasallen auf dem Conventus apud Gundulfi_vill. a. 872 giebt beispielsweise einen Einblick in die damaligen Zustände. Die Formel lautet: Sic promitto ego, quia de isto die in antea seniori meo, seniori ́meo, quamdiu vixero, fidelis et obediens et adjutor, quantumcunque plus et mé lius sciero et potero, et consilio et auxilio secundum meum ministerium in omnibus ero, absque fraude et malo ingenio, et absque ulla dolositate vel seductione seu deceptione et absque respectu alicujus personae; et neque per me neque per missum neque per literas, sed neque per emissam seu intromissam personam, vel quocumque modo tacosignificatione contra suum honorem et sanctae ecclesiae atque regni illi commissi quietem et tranquillitatem atque soliditatem machinabo vel machinanti consen

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kämpfte wieder um sein Dasein und suchte nach neuen Einrichtungen, um sich im Lande fest zu gründen.

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Das waren die politischen Zustände im neunten Jahrhundert. Als nun den letzten Schwächlingen des königlichen Geschlechtes auf allen Punkten des Reiches die Zügel entfielen, war in jedem Reichslande eine durch erlauchten Adel, durch weitverzweigte Blutsfreundschaft, durch Güter und Einkünfte, Burgen und Dienstmannen mächtige Familie*) bereit, die oberste Gewalt wieder zu ergreifen. Die Königskrone war das letzte Ziel ihres Ehrgeizes. Leidenschaftlich strebten sie darnach, nicht so sehr um ein grösseres Gebiet oder mehr Selbstständigkeit zu erlangen, sondern sie wollten auch des leuchtenden Siegels ihrer Unabhängigkeit und der höchsten Ehren unter den Menschen theilhaft werden.

Gegen Ausgang des neunten Jahrhunderts erhebt sich daher in den romanischen Landen ein Schwarm von Königen, ein Ereigniss, welches auf Jahrhunderte lang die Geschichte dieser Länder beherrscht hat.

In Deutschland konnte sich Aehnliches zutragen. Zwei Ursachen. hinderten es.

Es bestand unter den Deutschen mehr Langsamkeit in der Staatsbildung, und es fand sich dort weniger Verwegenheit und Raubsucht unter den Grossen, als in den romanischen Landen. Noch war bei den Deutschen das gewaltige Königthum, das fest gewurzelt an ihrem Rheinstrom alle deutschen Stämme verknüpfte und die romanischen Lande eroberte, im Andenken der Menschen nicht untergegangen. Bei aller

tiam, neque unquam aliquod scandalum movebo, quod illius praesenti vel futuro saluti contrarium vel nocivum esse possit.

4) Regino ad a. 897. De nobilitate carnis, de parentum numerosa multitudine, de magnitudine terrenae potestatis ultra quam decet se extollunt.

Stammes verschiedenheit waren die Deutschen dennoch einander von Natur gleichartiger und verwandter, als die Volksbestandtheile in Frankreich Italien und Spanien, welche sich nicht als gleichsprachige Stämme einer Volksfamilie, sondern als Völker verschiedener Art und Abstammung neben einander gruppirten. Leichter, daher als in jenen Ländern konnten sich in Deutschland Diejenigen über die Stammesscheiden hinweg die Hand reichen, welche die Grösse und Ehre und den Schutz und Schirm, welche ein einiges machtvolles Reich gewährt, dem Selbstgefühl vorzogen, das die volle Selbstherrlichkeit des Stammes seinen Angehörigen bereitet.

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Gleichwohl war auch in Deutschland unter den letzten Karolingern der Sonderungstrieb zu einer gefährlichen Stärke gediehen.

Während der langen Zeit voll Drangsale durch äussere Feinde, voll Schwäche und Zerrüttung im Königshause hatten sich die Volksherzoge zu einer fast königlichen Macht erhoben. Wider die Feinde waren sie die ständigen Heerführer, im Lande selbst die Verwalter des Rechts und Friedens und die Bändiger landschädlicher Fehden. Ihre Macht wurzelte ebenso sehr in dem lebendigen Selbstgefühl des Stammes, der sich an seinem Herzog kräftigte und erfreute, als in den Resten karolingischer Einrichtungen. Es war das uralte Herzogsamt, welches wieder aufgelebt war, aber gestützt und gestärkt durch eine geordnetere und dauerndere Gewalt, seitdem durch das fränkische Staatswesen die Völker an eine ständige Regierung in Krieg und Frieden gewöhnt waren.

Man hat versucht, die Entstehung der Volksherzoge lediglich aus dem karolingischen Dukat 5), oder aus der Stellung der Mark

5) Waitz in den Jahrbüchern des deutschen Reiches unter dem sächsischen Abh. d. III. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. VIII. Bd. II. Abth.

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