صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

zu den Priestern und Pharisäern.

13

26. Mehr als einmal schwebte er, durch wilden Volkstumult bedroht, in Lebensgefahr 1). Lauernd und spähend folgten Pharisäer ihm fast überall hin. Doch flößte ihnen seine Persönlichkeit auch eine gewisse Schen ein, die lange ihre Hände zurückhielt. Wohl sendete das Synedrium einmal Tempeldiener ab, ihn zu verhaften und vorzuführen; aber diese, durch die Macht seines Wortes entwaffnet, vermochten den Befehl nicht zu vollstrecken 2). Schriftgelehrte wurden von Jerusalem aus abgeschickt, mit dem Auftrag, ihm beobachtend nachzugehen. In Galiläa sowohl als in Judäa boten die überall zerstreut lebenden Pharisäer ihren Einfluß bei dem Volke auf, dem seinigen entgegen zu wirken. In der Hauptstadt gab es bereits unter den Priestern und Schriftgelehrten Männer, die ihn als einen des Todes würdigen Gesetzesverächter betrachteten und ernstlich beriethen, wie man ihn bei Seite schaffen könne3). Er schien ihnen eine absichtliche Mißachtung ihrer Satzungen kund zu geben, er lehrte die Menschen, daß ihre Gerechtigkeit eine andere und bessere als die äußerliche und eingebildete der Pharisäer mit ihrem Scheine ängst= licher Gesezeserfüllung werden müße 4). Sie sahen daher in ihm einen gefährlichen Feind, der ihr ganzes bisheriges Ansehen, ihre hohe Geltung beim Volke bedrohe und untergrabe. Er hatte nicht in ihrer Schule studirt, er achtete nicht ihre überlieferte Geseßesdeutung und er wagte es, sie zuweilen vor dem Volke durch seine treffenden Antworten zu beschämen"). Da er als Herzenskundiger oft mehr auf die Gedanken als auf die Worte der Menschen antwortete, empfanden sie die schneidende, ihre innere Blöße aufdeckende Schärfe seiner Reden mit um so tieferem Ingrimm.

27. Selbst von seinen Aposteln hatte er bei ihrem Mangel an Einsicht, bei ihren nationalen Vorurtheilen, ihren fleischlichen Erwartungen und Wünschen und ihrem deßhalb stets wiederkehrenden Mißverstehen seines Berufes Vieles mit nachsichtsvoller Geduld zu tragen. Was er ihnen von dem neuen zu gründenden Reiche, von dem Essen und Trinken seines Fleisches und Blutes, von seinem Hingange zum Vater sagte, das blieb ihnen Alles räthselhaft. Endlich waren sie doch so weit gekommen, daß Petrus in seinem und ihrem Namen den festen Glauben, kein andrer als er sei der Messias, der Sohn Gottes, aussprechen konnte "). Von nun an erst suchte er sie mit dem Gedanken,

3) Joh. 11, 47. 5) Matth. 21, 16. 23-27.

) Joh. 5, 18. 7, 30. 8, 59. 2) Joh. 7, 44 sq. Matth. 26, 3. 4) Matth. 5, 20. 23, 1 sq. 1) Matth. 16, 16.

Matth. 22, 17 sq.

14

Einheit von Wort und That.

daß sie ihn durch einen gewaltsamen, in seinem Messias-Berufe erduldeten, Tod verlieren würden, vertraut zu machen. Seine Hauptthätigkeit war nun nicht mehr dem wundersüchtigen, überall, wo er sich blicken ließ, zusammenströmenden und ihm nachziehenden Volke gewid met. Dieses blieb immer schwankend über ihn und wie von entgegengesetzten Winden, bald des pharisäischen Einflusses, bald auch der Eindrücke seiner Person und seiner Thaten, hin und her bewegt. Er zog sich daher jetzt mehr aus der Oeffentlichkeit zurück; nur noch bei besondern Anlässen gewährte er wunderbare Hilfe und Heilung. Dagegen beschäftigte er sich nun um so sorgfältiger mit seinen Jüngern. Diese für ihren Beruf vorzubereiten, sie zu Stellvertretern und Nachfolgern in der ihm gewordenen Sendung zu bilden, war nun seine vornehmste Aufgabe.

28. Dadurch war Jesus so unendlich über alle menschlichen Lehrer erhaben, daß Wort und That, die Idee und ihre Verwirklichung, bei ihm stets zusammen fielen. Was er lehrte, bezog sich daher vorzugsweise auf ihn selbst, seine Sendung, sein Werk; die bloße Thatsache seiner Erscheinung unter den Menschen war die beredteste Predigt; seine Persönlichkeit, seine Thaten, sein Leiden und sein Tod waren der lebendige energische Commentar und die übergenügendste Bestätigung seiner Lehre. Er trug keine ausführliche Doktrin von Gott und seinem Wesen, seinen Eigenschaften und Kennzeichen vor, sondern er stellte sich geradezu als das Ebenbild des Vaters dar, so daß wer ihn kenne, auch den Vater kenne '). Er redete nicht viel davon, daß Gott den Menschen barmherzig sei, sie wie ein Vater seine Kinder liebe, sondern er zeigte sich ihnen als die lebendige Verwirklichung der Barmherzigkeit, als denjenigen, in welchem Gott selbst sich zu den Menschen herabgelassen hatte. Wenn er sagte: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden," 2) so war dies Wort nur der Ausdruck seiner Thaten, denn wo er wirkte, wurden die Blinden sehend, die Lahmen gingen und Todte standen auf; an der Gewaltfülle, die er auf Erden als der über die Natur und ihre Kräfte gebietende Machthaber ausübte, konnten und sollten die Menschen erkennen, daß in ihm der oberste Herr und Gesetzgeber alles Daseins wirklich erschie nen sei. Er ermahnte nicht blos, wie Johannes, die Menschen, Buße zu thun, er redete nicht blos von der Gerechtigkeit Gottes und seinem Mißfallen an der Sünde, sondern er nahm gleich die größte aller Bußen selbst auf sich, er zeigte durch sein Leiden und seinen

[blocks in formation]
[blocks in formation]

freiwilligen Tod, welch ein Opfer die göttliche Heiligkeit und die Sündenschuld der Menschen erfordere. Seine Lehre von der Ohnmacht des Todes, von der Unzerstörbarkeit des Lebens und von der fünftigen Auferstehung der Menschen wurde nur dadurch so mächtig und überzeugend, daß er selber als Sieger über den Tod und als Erstling der Auferstandenen vierzig Tage unter den Menschen wandelte.

29. So trugen seine Werke wie seine Worte ein ganz eigen= thümliches Gepräge; Wunder zu wirken war für ihn das Natürliche, der normale Zustand; er zeigte sich in seinen Wundern als den Herrn und Gebieter der Schöpfung. Er gebot den Winden und sie schwiegen, er wandelte über den Wellen; seine Macht über die Natur und seine Menschenfreundlichkeit zugleich bethätigend verwandelte er Wasser in Wein, speiste er mit wenigen Broden und Fischen Tausende von Menschen, befreite er Besessene, heilte er Schaaren von Kranken. Denn schon in der frühern Zeit seines Auftretens hatte sich das Gerücht von seinen wunderbaren Heilungen durch ganz Galiläa verbreitet und alle Kranken strömten bei ihm zusammen. 1) Er fachte den bereits erloschenen Lebensfunken auf's neue an, und erweckte die Tochter des Jairus, den Jüngling von Naim, seinen Freund Lazarus. Auch in weiter Entfernung vollbrachte er Heilungen, wie an dem Knechte zu Kapernaum, an dem Sohne des königlichen Beamten daselbst und an der Tochter des kananäischen Weibes. So war jeder seiner Schritte durch Wohlthaten bezeichnet, die er an den Leidenden übte, nicht mit irdischen Mitteln, mit Geld und Gut, sondern mit göttlichen Kräften, bildenden, erhaltenden und heilenden, die er in sich trug. Mitunter war er mit der Heilung der Kranken, die man ihm haufenweise zuführte, 2) bis spät in die Nacht beschäftigt. Es war gleichsam eine Sphäre des Heils und des Segens, die ihn umgab. Krankheiten im leiblichen Gebiete, wie Sünde und Irrwahn im Geistigen, mußten vor seiner Nähe weichen. Die bloße Berührung seines Gewandes reichte schon hin, daß eine von ihm ausströmende Kraft heilte, wie denn auch, was an ihm selbst geschah, seine Verklärung und zulet seine Auferstehung und Himmelfahrt, zeigte, daß seine menschlich-leibliche Natur von der höheren göttlichen durchdrungen und beherrscht sei. Seine Jünger vermochte er gleichfalls mit der Gabe des Wunderthuns auszustatten. Gewöhnlich verrichtete er seine Heilungen durch Auflegung der Hände, wie denn in der Hand sich die ganze Willenskraft des Menschen concentrirt; aber oft folgte die Wirkung auch so

') Matth. 4, 24. 2) Luc. 4, 40. Marc. 2, 4.

[ocr errors]
[blocks in formation]

gleich auf ein bloßes Wort von ihm, auf einen Machtspruch, ein Gebet. Fast immer waren seine Wunder, mit denen er freithätig in das Naturleben eingriff, Hilfeleistungen, nie Strafgerichte; nur einmal wirkte er zerstörend, als er den unfruchtbaren Feigenbaum verfluchte, um ein symbolisches Zeichen seiner über die Menschheit waltenden Richtergewalt zu geben.

30. Diese Wunder geschahen oft vor einer Menge von Zuschauern, auch vor Menschen ganz feindseliger Gesinnung, vor Gegnern, die ihm nur die Ausflucht, er verrichte sie mit Hilfe kakodämonischer Mächte, entgegen zu sehen wußten 1). Einzelne wurden selbst Gegenstand gerichtlicher Untersuchungo). Er selber pflegte den Vater für das Gelingen eines Wunders, das er zu verrichten im Begriffe stand, anzurufen 3), und vor der Vollbringung schon dankte er für den zuversichtlich erwarteten Erfolg; an ihn, den Vater, wies er die Geheilten mit ihrem Danke1). Auf diese seine „Werke“ berief er sich als Beweise seiner göttlichen Sendung sowohl den Juden gegenüber als bei seinen Jüngern3), sie seien ein größeres Zeugniß für ihn als das Zeugniß des Täufers); sie sollten seine Sendung den Augen Derer verkündigen, die noch keine Ohren hatten, seine Botschaft zu hören, sollten dieser die Bahn brechen, sollten als Hilfe und Erlösung im physischen Gebiete auf die Erlösung des Geistes, die sein eigentlicher Beruf war, hinweisen. Er befreite einzelne Menschen von den unmittelbaren oder mittelbaren Folgen der Sünde im Naturleben, damit alle erkannten, daß er die Macht und den Willen habe, sie von den psychischen Folgen der Sünde, der Verkehrtheit des Willens, der Verfinsterung des Verstandes, zu befreien. Manche Wunder verrichtete er in der ausgesprochenen Absicht, daß der Sohn Gottes durch sie geehrt und in seiner Würde und Sendung anerkannt werde. Wenn er es dagegen in einzelnen Fällen verbot, seine Wunder auszubreiten), so geschah dieß, theils weil die Zeit, wo die Veröffentlichung mit Nußen geschehen konnte, noch nicht gekommen war, theils weil er eine Volksbewegung, die sofort einen politischen Charakter angenommen und zu seiner Ausrufung als König geführt hätte, verhüten wollte; mitunter auch, damit ruhige Betrachtung in den Geheilten den empfangenen belehrenden Eindruck befestige. Als Bedingung seiner Heilungen forderte er nur Glauben, vertrauende

[merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small]
[blocks in formation]

Hingabe des Willens an seine höhere Wirksamkeit; daher heißt es auch von ihm, daß er da, wo er keinen Glauben gefunden, keine Wunder habe wirken können. Fleischliche Wundersucht wies er stets zurück. Denen, welche in müßiger Neugierde nur ein Zeichen vom Himmel, wunderbare Schaustücke von ihm erwarteten oder begehrten, entzog er sie 1).

31. Zu seiner Macht über die äußere Natur gesellte sich sein prophetischer, das Zukünftige durchschauender Blick. Die Zerstörung Jerusalems, den Fall des Tempels, die bleibende Zerstreuung der Juden unter alle Völker sagte er vorher 2). Zugleich verkündigte er auch seine Erhöhung, sein Tod am Kreuz, werde mit mächtiger Anziehungskraft die Völker zu ihm hinbringen), die Kinder Gottes unter Juden und Heiden würden unter seinem Hirtenstabe zu Einer großen Heerde vereinigt werden); denn ehe das Ende komme, werde das Evangelium vom Reiche Gottes in der ganzen Welt allen Völfern verkündet werden); klein und unscheinbar,, als ein Senfforn werde seine Kirche beginnen, aber mit der Zeit zum mächtigen, alles überschattenden Baume heranwachsen).

32. Jesus war der erste, der die Menschen in solcher Bestimmtheit und Klarheit Gott als Vater zu betrachten lehrte, als den, in welchem sich die ganze Fülle alles dessen, was Liebe genannt werden mag, vereinige. Im alten Testament wurde Gott wohl auch als Vater bezeichnet, aber zunächst nur in Beziehung zu dem von ihm erwählten und erzogenen Volke; auch die Zeitgenossen Jesu, wenn sie sich für ächte Gotteskinder erklärten), hatten dabei nur ihre Zugehörigkeit zum auserwählten Volke vor Augen. Er aber lehrte die Menschen, Gott als Vater, sich als dessen Kinder zu erkennen, weil sie zur Erreichung einer geistig-sittlichen Aehnlichkeit mit diesem ihrem Vater) durch die Liebe und damit zu Erben feines Reiches bestimmt seien, weil die Liebe, die Gott von Ewigkeit zum Sohne habe, auch auf die an denselben Glaubenden übergehe).

33. Wie er sich selber als den Gebieter der Engelwelt bezeichnete, so erklärte er auch die irdische Welt für seinen Acker, auf dem er seinen Samen streue, über dessen Ernte er verfüge 10). Die Geschichte der Menschheit soll von nun an durch ihn, durch sein Gehen und

[blocks in formation]
« السابقةمتابعة »