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ergreifen und auf sich wirken lassen, auf ihn als Bürgen und Vermittler der göttlichen Gnade, als den, durch welchen der Zugang zu Gott geöffnet sei, vertrauen. Dieser Glaube sei aber das Werk Gottes in uns1); durch ihn würden wir aller göttlichen Segnungen theilhaftig und insbesondere sei nach dem Willen des Vaters das ewige Leben der Preis des Glaubens an den Sohn). Ohne Buße aber ist nach Jesu Lehre der Glaube an ihn weder recht möglich, noch heilbringend. Nur die, welche das demüthige Anerkennen der eigenen Schuld und einen kräftigen Haß gegen die Sünde als die Ursache ihrer Gottentfremdung mit dem Bewußtsein der Unzulänglichkeit ihrer eigenen sittlichen Kräfte verbanden ), welche in ernster Selbsterniedrigung als Mühselige und Beladene, ein lebendiges Verlangen nach Rettung empfindend1), nach Gerechtigkeit hungernd und dürstend3), zu Christus kamen, mit einem Herzen voll Liebe zu ihm“) und voll Versöhnlichkeit und Barmherzigkeit gegen ihre Mitmenschen 7), - nur solche waren ihm die rechten Gläubigen, nur ihnen sprach er Sündenvergebung, Rechtfertigung, Wiederherstellung der durch die Sünde verlornen Gotteskindschaft zu.

42. Das Gebot der Liebe zu Gott über Alles, welches schon im Deuteronomium ausgesprochen war), erklärte Jesus für das erste und höchste aller Gebote"), und verstand unter dieser Liebe eine feste beharrliche Richtung unsers ganzen Gemüthes, Geistes und Willens auf Gott als den Inbegriff, das Urbild aller Vollkommenheit und das höchste Gut, als denjenigen, der uns zuerst geliebt hat und der Spender aller Seligkeit ist. Dieses Gebot stellte Jesus nicht auf als eines neben andern, sondern als das Eine Alles beherrschende Gebot, weil, wo diese Liebe zu Gott, diese unbedingte Hingabe des ganzen Wesens und aller Kräfte an Gott, vorwiegt, jede andere Liebe auch eine dadurch geheiligte und veredelte ist, und das Empfinden, Wollen und Handeln des Menschen in allen Stücken sich durch dieselbe leiten und bestimmen läßt. Das Gebot der Nächstenliebe sette Jesus diesem ersten gleich, denn wer Gott wahrhaftig liebe, der liebe auch um Gottes willen felnen Bruder und zwar nicht mehr und nicht weniger und nicht anders als sich selber. Diese Liebe, lehrte er anderswo 10), sehe in Jedem, schon insofern derselbe ein Mensch sei, und ohne Rück

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1) Joh. 6, 29. 15, 17. 21. 18, 13. 14.

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) Matth. 22, 37. 38. 10) Luc. 10, 29 sq.

") Luc. 7, 47. 7) Matth. 5, 7. 6, 12. Marc. 11, 25.-26. 8) 5. Mos.

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Jesus über die wahre Gerechtigkeit.

sicht auf die Kluft der Nationen und der Stände und auf den Unterschied der Verhältnisse, ihren Nächsten, und gewähre daher Jedem Alles, was sie, an dessen Stelle sich befindend, von ihm erwarten und wünschen würde').

43. Daß alle wahre Liebe zu ihm sich in der Haltung seiner Gebote bethätigen 2), alle, die seine Jünger sein und an den von ihm verheißenen Gütern Theil nehmen wollten, ihm auch nachfolgen müßten in der Selbstverläugnung und in der Liebe zu Gott und den Menschen, sprach er mit dem größten Nachdruck aus3). Das nannte er die Gerechtigkeit, die besser sei als die der Schriftgelehrten und Pharisäer4), eine Gerechtigkeit, welche nicht, wie damals so häufig geschah, sich hinter den Buchstaben des Gesetzes flüchtete, und diesen noch durch ihre im Interesse der Selbstsucht ersonnene Deutung in die engsten Schranken einschloß, sondern die Gebote nach ihrem innersten Gedanken und in dem ganzen diesem Gedanken entsprechenden Umfange erfülle»). Bei seinen Gläubigen müße, erklärte er ferner, die Liebe zu Gott und zu ihm jede andere Liebe zurückdrängen. Auch die festesten und theuersten Bande, selbst die des Blutes und der Verwandtschaft; wenn sie dadurch ihm allein anzuhangen gehindert würden, müßten sie lösen 6). Dabei aber versicherte er, daß den Seinigen zu dieser Erfüllung die Kraft geschenkt werden solle, und daß ihnen dann das Harte sanft, das Schwere leicht fallen, daß sie Ruhe und Erquickung finden würden 7); ja er pries sie selig) und forderte zur Freude auf darüber, daß ihre Namen im Himmel angeschrieben seien.

44. Denn als die eigentliche und rechte Heimath, als das wahrhaftige Leben bezeichnete Jesus eine jenseitige Welt, die er beschrieb als das Haus des Vaters, in welchem dieser die ganze Herrlichkeit seines Wesens offenbare, und wo es viele Wohnungen gebe"), als die ewigen Hütten" 10), wohin er gehe, um den Seinigen die Stätte zu bereiten. Dort würden sie Theil nehmen an der Herrlichkeit, die ihm in seinem verklärten Zustande bestimmt sei").

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45. Sogleich am Beginne seines Lehramtes trat er dem Wahne entgegen, als ob er es auf einen Umsturz des alten Bundes, eine Entkräftung und Abschaffung des Gesetzes und der Propheten abge

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Gesez und Verheißung erfüllt.

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sehen habe. Er sei gekommen, erklärte er, das Gesetz und die Propheten, Gebot und Verheißung, Wort und Anstalt, die beiden sich durchdringenden Bestandtheile des alten Bundes, nicht aufzuheben, zu nichte zu machen, sondern sie zu erfüllen 1); das Gesetz nämlich wollte er erfüllen, indem er es durch Vergeistigung vollendete, ihm dann in dem ganzen Umfange seiner Forderungen zum erstenmale wirklich durch sein sündlos-heiliges Leben genügte, und jene höhern Kräfte in seiner Kirche hinterlegte, welche alle Gläubigen in den Stand sezen, es vollständig zu halten; die Verheißungen sollten in Erfüllung gehen, indem er theils in seiner Person, theils in der von ihm gestifteten Kirche die Fülle ihrer Verwirklichung hinstellte, so daß das bisher blos Geweissagte nun sichtbare Gestalt erlangte. Erst mit der gegenwärtigen Weltordnung werde, versicherte er, das in Wort und That gefaßte, aber bis dahin auch vollständig im Lauf der Weltgeschichte verwirklichte Gesetz vergehen"). Sein Wort dagegen, erklärte er später, habe ewigen, auch über den gegenwärtigen Weltzustand hinausreichenden Bestand 3).

46. So unterwarf er sich denn selber dem Geseze und den bestehenden jüdischen Institutionen. Er pflegte am Sabbath die Synagogen zu besuchen, zu den hohen Festen zog er gleich andern Juden. nach Jerusalem. Er aß das Passah-Lamm mit seinen Jüngern, den von ihm geheilten Aussäßigen gebot er, sich der levitischen Ordnung gemäß den Priestern vorzustellen und das gesetzliche Opfer darzubringen). Den Pharisäern zeigte er, daß das Gesetz anzusehen und zu halten sei als ein organisches, einheitlich zusammenhängendes Ganze, nicht als eine Anhäufung einzelner, für sich stehender Gebote, und daß die Gesinnung, die Liebe Gottes und des Nächsten, dessen Ziel und eigentlicher Inhalt sei3). Er hielt ihnen vor, wie sie mit ihren willkührlich ersonnenen neuen Satzungen das göttliche Geseß, bei allem zur Schan getragenen Gesezeseifer, umstießen, indem er hinwies auf die Bestimmungen über das Korban, d. h. die Geschenke an das Tempelheiligthum, welche nach Rabbinischer Lehre den Sohn der pflichtmäßigen Leistung an seine Eltern überheben sollten ®).

47. Desgleichen beseitigte er die strengen pharisäischen Sayungen über die Beobachtung des Sabbaths durch den einfachen Grundsatz, der Sabbath sei um des Menschen willen da und nicht umge

) Matth. 5, 17.

2) Matth. 5, 18.

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3) Matth. 24, 35. ') Matth. 8, 4. Luc. 17, 14. 5) Matth. 22, 36 sq. Luc. 10, 25 sq. Marc. 12, 28.

6) Matth. 15, 3 sq.

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Jesus und das Judenthum.

fehrt, und durch die Erklärung, er, des Menschen Sohn, sei Herr auch des Sabbaths, er habe die Macht, ihn zu verlegen und zu vergeistigen, wie nachher seine Kirche kraft der von ihm empfangenen Vollmacht that). Unbedenklich erklärte er sich für höher und heiliger, als der Tempel sei) (obgleich er diesen als das Haus seines Vaters selbst ehrte und geehrt wissen wollte, weßhalb er ihn auch eifernd von der Entheiligung durch die Mäkler reinigte). Er bestätigte den hohen gottgewollten Vorzug der Juden vor allen Völkern der Erde; von ihnen, erklärte er, kommt das Heil, sie sind die von Gott dazu bereitete Stätte, sie wissen, wen sie anbeten, während die Samariter es nicht wissen, da ihr Gottesdienst sich nicht auf göttliche Anordnung gründet. Und dennoch wird auch der jüdische Gottesdienst einer großen Umwandlung nicht entgehen; schon ist die Stunde gekommen, da Gott zeigen wird, daß sein Dienst an keine räumliche Schranken gebunden sei, daß er weder ausschließlich auf Garizim, dem Samaritischen Tempelberge, noch auf Moria und in Jerusalems Allerheiligstem, sondern als Geist im Geiste und in der Wahrheit mit Durchbrechung solcher örtlichen Schranken angebetet sein wolle3).

48. Während Jesus daher in seiner Bergrede versicherte, daß die vollständigste Erfüllung des Gesezes die ihm gewordene Aufgabe sei, sette er in derselben Rede mit der ganzen Erhabenheit eines Gesetzgebers und der Autorität eines göttlichen Gesandten sein „Ich aber sage euch" nicht blos den falschen pharisäischen Auslegungen, sondern auch den wörtlich angeführten Aussprüchen des alten Gesetzbuches entgegen *). Er zeigte damit, wie es mit dieser Erfüllung ge= meint sei, und daß, wie für die Form der Anbetung Gottes, so auch für das Sittengesetz selbst die Zeit gekommen sei, die enge nationale Schranke zu durchbrechen, das Gesetz, welches als ein bürgerliches und religiöses Band und als eine die Nation zusammenhaltende und beherrschende Ordnung gegeben war, dieses juridischen Charakters zu entkleiden, und an die Stelle der Sanktion durch richterlichen und polizeilichen Zwang den höhern und universaleren Maßstab der göttlichen Heiligkeit und Gerechtigkeit zu sehen. Das, was als pädagogische und zeitlich vorübergehende Herablassung Gottes zu einem aus sündhaften und fleischlich-rohen Menschen bestehenden Volks- und Staatswesen nicht länger mehr fortbestehen sollte, das verwarf Jesus

1) Marc. 2, 28. *) Matth. 5, 27-37.

2) Matth. 12, 6.

3) Joh. 4, 21-24.

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jetzt, und damit erfüllte, vervollkommnete er das Gesetz, und machte es zu dem der jegt eintretenden Entwicklungsstufe entsprechenden Ausdrucke des göttlichen Willens. So verkündete er nun, daß die Liebe des Nächsten, die schon das alte Gesetz geboten, nicht länger auf die Volksgenossen beschränkt, daß sie auch auf die Feinde im weitesten Umfange, auf den Nationalfeind, auf alle Heiden sich erstrecken müsse.

49. Daß Jesus gekommen sei, die enge Schranke der Jüdischen Glaubensgenossenschaft niederzureißen, und ein Weltreich zu stiften, das konnte er der großen Menge, die ihn hörte, nicht offen und entschieden verkündigen. Nie gebrauchte er daher in diesen seinen Vorträgen vor dem Volke das Wort Kirche (Ekklesia). Nur vor seinen Jüngern, und auch vor diesen erst spät, denn auch ihnen fehlte noch immer das volle Verständniß für diese Sache, redete er deutlicher von seiner Kirche. Fast immer gedachte er, und zwar oft auf eine für seine Zuhörer räthselhafte Weise, des Reiches Gottes, des Himmelreiches, welches jezt nahe herbeigekommen sei, oder welches auch schon da sei; sich anschließend an die bereits von den Propheten 1) und eben erst vom Täufer 2) gebrauchte Bezeichnung. Das Evangelium vom Reiche“ zu verkündigen, sei er gekommen3); dieses Reich bildete nun die Grundlage seiner Lehre. Bis auf Johannes den Täufer, sagte er, habe die Zeit der alttestamentlichen Dekonomie (Gesetz und Propheten) gedauert, seit Johannes sei die Zeit des Gottesreiches angebrochen, und Jeder dringe in Kraft seines Glaubens hinein 4). Johannes selbst habe nur auf das demnächst erscheinende Reich, als ein selber außerhalb Stehender, hingewiesen. Da die meisten seiner Zuhörer sich unter dem Reiche Gottes nur ein Reich irdischer Macht und weltlicher Größe dachten, so begann er bald seine Lehre vom Himmelreiche nur in Gleichnissen verhüllt vorzutragen; diese erreichten den doppelten Zweck, den fleischlich-gesinnten Juden die Wahrheit, die sie nur mißbraucht hätten, zu verdecken, und seinen Jüngern sprechende Bilder als Träger einer Lehre, deren volles Verständniß auch ihnen erst künftig aufgehen sollte, darzubieten. Daher die Bilder vom Acker, von dem gemeinsamen Mahle oder dem großen Hochzeitschmause, von den Jungfrauen und den Arbeitern im Weinberge 5), unter denen er von seinem Reiche lehrte.

1) Dan. 2, 24. 11, 12. Luc. 16, 16.

3) Luc. 4, 43. 5) Matth. 13, 24 sq. 37, 8. 11. Matth. 22, 2-14. 25, 1-3. 20, 1—16.

2) Matth. 3, 2.

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