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offenbaren wird.1) Aber jetzt schon wirkt „das Mysterium der Ruchlosigkeit"), d. h. sie bereitet sich bereits zum offenen Hervortreten vor, sie hat nur für jetzt noch Rücksichten zu nehmen, und ist nur einmal der bisherige „Inhaber“ aus dem Wege geräumt, so wird sich offenbaren der „Gesetzlose." 3) Demnach ist hier Claudius gemeint, und man begreift, warum Paulus in einem Briefe, der leicht in die unrechten Hände fallen konnte, in so räthselhafter und geheimnißvoller Weise sich über die Lage der Dinge ausdrückt. Die Gläubigen konnten ihn nicht mißverstehen. Und in der That bildete Claudius in der Beziehung, auf die es hier ankam, wie zu seinem Vorgänger Caligula, so auch zu seinem Nachfolger Nero den vollständigsten Gegensatz. Er hatte verboten, ihm als Kaisergott zu opfern, also ihm die eigentlich göttlichen Ehren zu erweisen, er hatte ferner untersagt, daß Niemand ihm die unter Caligula üblich gewordene Adoration leiste, daß man ihn, wenn er sich öffentlich zeigte, nicht mit vergötternden Huldigungen empfange. Nero aber und

') Man übersetzt gewöhnlich ó narézov: der Hemmende. Aber zatéZeiv heißt eigentlich nicht: hemmen, hindern, sondern: besißen, inne haben, festhalten, beherrschen. Man vergl. nur sämmtliche im Hase-Dindorf'schen Thesaurus angeführten Stellen. Die Bedeutung zover, die Hesychius nebst der von zpateir und ovvéyee ihm beilegt, ergibt sich nur, weil in den Ausdrücken xgatéyeiv thy ógyny, ta dángva, das Beherrschen gleichbedeutend mit: Zurückhalten ist. Im N. T. und namentlich bei Paulus, der das Wort am häufigsten gebraucht, heißt es immer besiyen, festhalten, nirgends (auch nicht Rom. 1, 18, wie der Context zeigt) hemmen. Zwar erklärt es Chrysostomus: vò zwivov, aber nur, weil er sich durch die ererbte Meinung, daß das Römische Reich gemeint sei, bestimmen ließ. Uebrigens ist der „Inhaber“ oder Besizer hier allerdings der Hemmende, im Wege Stehende; erst wenn der Mensch der Sünde in den Besitz (der Herrschaft) gelangt ist, wird er offen mit seiner Lästerung u. s. w. hervor2) Das zuerst gebrauchte Neutrum, to zarézov, wird durch das gleich darauf dafür gesetzte Masc. ó natiyov erklärt. Es handelt sich um eine Person, die aber zugleich eine Sache (die Herrschaft, das Kaiserthum) repräsentirt. — 3) Μόνον ὁ κατέχων ἄρτι ἕως ἐκ μέσου γένηται, δ. 5. μόνον ἕως ὁ κατέχον ἄρτι etc., gerabe wie Gal. 2, 10: μόνον τῶν πτωχῶν ἵνα μνημονεύωμεν. Also: „bis daß der jetzt noch Besitzende, der Inhaber, beseitigt sein wird.“ Die Vulg. übersetzt richtig o natéyov mit qui tenet, schiebt aber teneat ein, wodurch der Sinn der Stelle verändert wird. Das hat denn zu so seltsamen Auslegungen Anlaß gegeben, wie die von Estius (Comm. II. 195, ed. Duac.): Quicumque tenet Christum et veram ejus religionem, firmiter retineat, donec de medio ecclesiae fiat apostasia. Ebenso Calmet: Que celui qui a maintenant la foi, la conserve, jusqu'à ce que cet homme (l' Antéchrist) soit détruit. Das sind so handgreifliche Entstellungen des Paulinischen Sinnes, daß sie keiner ernsten Widerlegung mehr bedürfen.

treten.

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Agrippina erwarteten damals ungeduldig seinen Tod, und so ward er denn bald darauf (im J. 54) durch das Gift der Locusta,,aus dem Wege geräumt“, damit der neue Kaisergott sich zeigen könne.

185. Diesen Ruchlosen wird nun Christus vertilgen „durch den Hauch seines Mundes und die Erscheinung seiner Ankunft“, das heißt: Christus wird ebenso das Gericht über diesen Menschen der Sünde in die Hand nehmen, wie das Gericht über Jerusalem, jenes wie dieses wird eine Wirkung seiner Parusie sein. Daß Paulus über den Zeitpunkt der persönlichen Parusie Christi nichts wußte, daß er daher zwischen der ersten und der zweiten nicht ausdrücklich unterschied, ist bereits bemerkt worden. Paulus hatte für den Ausgang seines Ruchlosen das Vorbild des Antiochus, von dem es bei Daniel heißt: er werde seinem Ende entgegengehen ohne Rettung '), und dessen Tod auch in den Makkabäerbüchern als ein göttliches Gericht wider den Schänder des Heiligthums des wahren Gottes betrachtet wird.) Und dazu kam noch, daß die Worte des Jesaias, die Paulus hier theilweise entlehnt: „Er wird den Frevler vertilgen mit seiner Lippen Zornhauch" 3), schon von den Juden auf den Sieg des Messias über seinen Feind Armillus gedeutet wurden.“)

186. Wenn Paulus das Auftreten des Widersachers" mit satanischer Wirksamkeit in Verbindung bringt, so ist das um so natürlicher, als er überhaupt die stärkeren Manifestationen des Hei

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2) 1 Macc. 6, 13. 2 Macc. 9, 7.

') Dan. 11, 45. 3) Jesai. 11, 4. *) Neuerlich hat man sich alle Mühe gegeben, dem Verf. der Apokalypse und der ersten Kirche überhaupt das Mährchen von dem aus dem Tode durch ein Wunder wiederzuerweckenden und als Antichrist erscheinenden Nero aufzunöthigen. So Ewald, Lücke, de Wette, Bleek, Baur, früher schon Corrodi und Eichhorn. Nach Kern's Ansicht soll auch der Verf. des also unächten zweiten Thessalonicenser - Briefes an diese Fabel geglaubt, und den rückkehrenden Nero als den Antichrist geschildert haben, dessen Auftreten demnächst bevorstehe. Nun hatte sich allerdings gleich nach Nero's Tod das Gerücht verbreitet, er lebe noch, sei irgendwo verborgen, und werde wieder erscheinen, daß aber die Christen daraus die Fabel gesponnen haben sollten, er werde durch ein Wunder göttlicher Allmacht wieder lebendig gemacht werden, damit es nicht an einem leibhaftigen Antichrist fehle, davon findet sich in den ersten drei Jahrhunderten der Kirche nicht eine einzige Spur. Man verweist immer auf die Sibyllinischen Bücher, und Baur hat (Tübing. theol. Jahrbb. 1852, S. 138 ff.) die Stellen derselben abdrucken lassen, in denen Nero geschildert, und seine Wiederkehr prophezeit wird. Aber einmal wissen die Sibyllinen nichts von Nero's Tode; sie lassen ihn nur fliehen und verschwinden und später wiederkehren; dann aber, wie hat man es übersehen können, daß diese Bruchstücke von Juden, und Döllinger, K. G. 2te Aufl. I. (II.) 19

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denthums, die heidnische Verwerfung oder Anfeindung des Glaubens an satanische Einwirkungen knüpft: „der Gott dieser Welt hat den Sinn der Ungläubigen verblendet"1) ,,wirkt in den Söhnen des Unglaubens.") Satanisch ist auch die Anwendung lügenhafter Wunderwerke, gaufelhafter Zeichen, die Paulus vorhersieht. Und da ist es denn merkwürdig zutreffend, daß, nach dem Berichte des Plinius, Niemand eifriger den magischen Künsten ergeben war als Nero, und zwar, um dadurch den Göttern gebieten zu können, wonach er so begierig verlangte, daß er selbst Menschen als Opfer schlachtete.3)

nicht von Christen verfaßt sind? Kein Wort von der Christenverfolgung; außer seinen bekannten Frevelu, dem Muttermorde u. s. w. ist es der Krieg gegen „das heilige Volk der Hebräer“, die Zerstörurg ihrer Stadt und ihres Tempels, was hervorgehoben wird, so 1. 5, p. 574:

ὃς ναὸν θεότευκτον ἕλεν καὶ ἔφλεξε πολίτας,

Und p. 575: Versengt wird werden Italien,

ἧς εἵνεκα πολλοὶ ὄλοντο

Ἑβραίων ἅγιοι πιστοὶ καὶ ναὸς ἀληθής.

Nirgend in diesen Stellen findet sich eine Andeutung christlichen Glaubens. Der erste Christ, der die Fabel erwähnt, ist Commodianus, um die Mitte des dritten Jahrh., der sie aus den Sibyllinen geschöpft hat. (Spicil. Solesm. ed. Pitra, I, 43). Dann folgt Lactantius, im vierten Jahrhundert, der sie aber für einen nur von Einigen gehegten Wahnsinn erklärt, und auf die Quelle, die Sibyllinen hinweist (de mort. persec. c. 2). Und auch er kennt nur die Vorstellung von einem noch irgendwo lebenden Nero. Erst Auguftinus sagt: Nonnulli ipsum resurrecturum et futurum Antichristum suspicantur. De Civ. Dei 20, 19, 3. Anders Sulpicius Severus: Man glaube, daß Nero sich nur verwundet, nicht getödtet habe, daß seine Wunde geheilt worden, und er noch lebe, um am Ende der Welt als Antichrist zu erscheinen. Hist. sacr. 1. 2 p. 373 ed. 1647. Also erst am Ende des vierten Jahrh. fanden sich hie und da solche Einbildungen; in der älteren Kirche wußte man nichts davon. In der jüdischen, später gnostisch interpolirten Schrift, dem Martyrium des Jesaias, erscheint zwar auch am Ende der Zeiten ein Nero als Antichrist, aber hier ist es der Satan selbst, Belial, welcher unter der Gestalt Nero's, des Muttermörders und „Königs dieser Welt“ auf die Erde herabsteigen wird; die Pflanzung der zwölf Apostel, die Kirche, wird in seine Hand gegeben werden; Alle werden an ihn glauben, und ihm als dem einzigen Gotte opfern; nur Wenige werden Christo treu bleiben; nach 330 Tagen aber wird Christus kommen, und den Belial mit seinen Mächten in die Hölle stürzen u. s. w. Ascensio Js. 4, 2-14. ap. Gfroerer, Prophetae vet. pseudepigr. p. 10. Hier ist es also der Teufel, der nur zum Schein für den wiedergekehrten Nero sich ausgibt. Aber diese Interpolationen zu dem älteren jüdischen Terte sind erst aus dem vierten Jahrh.; Origenes kannte sie noch nicht. S. Lücke's Einl. in die Off. Joh. S. 297. — ') 2 Cor. 4, 4. *) Eph. 2, 2: τοῦ πνεύματος τοῦ νῦν ἐνεργοῦντος, αἴο Saffelbe 23ort wie hier: κατ ̓ ἐνέργειαν τοῦ σατανᾶ. 3) Primumque imperare Diis concupivit, nec quidquam generosius valuit. Nat. hist. 30, 5.

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Indeß wird nicht gesagt, daß der Gefeßlose selber diese Zeichen verrichte, sondern daß die Menschen zu ihrem Verderben durch solche Zeichen verführt werden würden. Paulus hatte dabei die Voraussagung Christi vor Augen; und die apokalyptische Schilderung des falschen Propheten, des Thiers aus der Erde, welches mit großen Zeichen die Menschen zur Anbetung des Thiers aus dem Meere (der Kaiser) verführt, ruht auf derselben Anschauung, der hier Paulus folgte. Magische, theurgische Bestrebungen und Künste waren von dem Heidenthume jener Zeit so wie von den aus heidnischen Elementen hervorgehenden Häresien unzertrennlich.

187. Die Apostasie, welche zuerst eintreten wird, ist der Abfall vom Glauben, die Verführung zur Irrlehre, deren Paulus auch sonst gedenkt,) und welche überhaupt theils vor theils nach ihrem Eintreten die Apostel viel beschäftigt. Wie feierlich kündigt Paulus den Ephesinischen Christen an, daß nach seinem Weggange reißende Wölfe, verderbliche Irrlehrer, von Außen her sowohl als aus dem Schooße der Gemeinden sich erheben und das Volk verführen würden.) Es waren die Gnostischen Häretiker, die er meinte, und die er nachher in dem Briefe an Timotheus sehr deutlich als die „Abtrünnigen“ bezeichnete, deren Hervortreten in den „legten Zeiten“ der (prophetische) Geist ausdrücklich“ vorausgesagt habe.") Sie waren es, die zugleich durch magische Blendwerke) die Leichtgläubigen täuschten, und für sich gewannen. Der Abfall, dessen Paulus gedenkt, kann nicht etwas durch den Menschen der Sünde" zu bewirkendes fein. Von diesem weiß Paulus nur die Selbstvergötterung mit Herabseßung oder Verachtung aller andern Götter. Er konnte nicht meinen, daß eine große Anzahl von Gläubigen abfallen würde, blos um dem Hochmuth dieses Mensch-Gottes zu fröhnen und ihn anzubeten. Von der Besorgniß eines großen Abfalles zu diesem rohesten, an Wahnwitz gränzenden Heidenthume kommt im ganzen Neuen Testamente keine Spur vor, nirgends wird eine Warnung in dieser Richtung gegeben. Paulus redet von einer wirksamen Kraft der Verführung, die diesen Abfall bewirken werde. Aber die Apotheose eines Tyrannen konnte

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') 1 Tim. 4, 1. 2) Act. 20, 29. *) ζητῶς, 1 Tim. 4, 1. 1) Sa, tanische Künste nennen sie die Alten, und gebrauchen dabei dasselbe Wort, wie Baulus; fo Suftin 21. von eimon: διὰ τῆς τῶν ἐνεργούντων δαιμόνων τέχνης δυνάμεις ποιήσας μαγίκας. Apol. 2. So Eusebius 3, 26 von Menander: διαβολικῆς ἐνεργείας. Dab Paulus ersitete Bumber meine, πεπλασμένοις καὶ ovz áîŋgéói, bemerkt schon Joh. v. Damaskus, 4, 26.

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so wenig besonders verführerisch sein, daß, wie Philo bemerkt, zwar Jedermann, mit Ausnahme der Juden, sich an den dem Caligula erwiesenen göttlichen Ehren betheiligte, aber doch nur aus Furcht und seufzend.1) Es sind eben auch hier nur die Andeutungen Christi, aus denen der Apostel geschöpft hat. Der Herr hatte eine große Verführung mit dem Gräuel der Entweihung der heiligen Stätte in zeitliche Verbindung gesetzt, ") und so sagte denn auch Paulus: die Parusie des Gesetzlosen werde mit der durch gauklerische Frrlehrer und deren magische Scheinwunder zu bewirkenden Apostasie zusammenfallen. Es sind zwei große Gerichte, deren Vollstreckung gleichzeitig stattfinden wird, die Schändung und der Fall des Tempels zu Jerusalem, und die Verführung oder der Abfall vieler bisher Gläubigen zu den gnostischen Frrlehren. Dieses lettere Unheil ist dem Apostel ein Gericht über die, welche ohne Liebe zur Wahrheit Wohlgefallen haben an der Ungerechtigkeit; ihnen sendet Gott deßhalb eine Kraft der Verführung, daß sie der Lüge glauben."

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') Phil. leg. ad Caj. 1008. 2) Matth. 24, 23 sq.

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