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Verbindung der Agapen mit dem Opfer.

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darüber getheilt. 1) Die Verbindung war jedenfalls eine so enge, daß Paulus in dem Gebahren der Korinthier bei den Agapen eine Entweihung der Eucharistie sah. Sie bewiesen durch ihr aus Lieblosigkeit und roher Genußgier entstandenes Benehmen, daß sie sich nicht in einem der Würde und Heiligkeit der Handlung entsprechenden Seelenzustande befanden, daß sie den Leib und das Blut des Herrn von gemeiner Nahrung nicht unterschieden. Sie genoßen den Leib Christi ohne Selbstprüfung, mit unreinem Gewissen und in unreiner Absicht, also unwürdig, und machten sich damit einer Profanation schuldig; so daß sie sich selber ein strafendes Gericht aßen und tranken, und Krankheiten und Todesfälle als göttliche Strafzeichen die Folge waren.")

66. Daß, wie häufig angenommen worden, dieses eucharistische Opfer täglich in den ersten Gemeinden gefeiert worden sei, ist doch sehr zu bezweifeln. In den neutestamentlichen Schriften findet sich feine Spur davon. Die Sitte müßte jedenfalls frühe schon wieder abgekommen sein. Die Agapen, die mit der Eucharistie verknüpft waren, wurden doch nicht täglich gehalten, sonst wären sie ganz an die Stelle der häuslichen Mahlzeiten getreten, welche doch Paulus als die Regel voraussett, 3) und hätten allzu störend in das Fami lienleben eingegriffen. Daß die Opferfeier nach dem Beispiele der Stiftung immer oder doch häufig Abends statt fand, läßt sich aus dem Vorgange zu Troas schließen. Paulus wollte hier den Sonntag noch mit der Gemeinde durch Communion und Agape feiern; es war Mitternacht herbeigekommen, als der junge Eutychus im Schlafe aus dem Fenster stürzte, und erst nachdem der Apostel den Todten wieder belebt hatte, schritt er zur „Brodbrechung. “4)

67. Andere gottesdienstliche Versammlungen wurden zu den Zwecken der Lehrmittheilung, der frommen Erbauung und des Gebetes, und zwar sehr häufig, zu Zeiten wohl täglich, gehalten. Zu diesen hatten auch Fremde, Unbekehrte, Zutritt. Hier wurden, nach der Sitte der Synagogen, alttestamentliche Stücke gelesen und ausgelegt. 5) Wo charismatisch Begabte waren, nahmen diese, wenn sie die entsprechende Gabe hatten, an dem Lehrgeschäfte Theil. Daß auch noch Andere, die weder Charisma noch kirchliches Amt besaßen, sich zum öffentlichen Lehrvortrage gedrängt hätten, findet sich nicht.

1) Chrysostomus, Pelagius, Theodoret meinten das erstere; Augustin dagegen nahm das letztere an, ep. 118 ad Januar.2) 1 Cor. 11, 27-30. 3) 1 Cor. 11, 22. 34. ') Act. 20, 7-11.5) 1 Tim. 4, 13. 23

Döllinger, K. G. 2te Aufl. I. (II.)

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Die kirchlichen Gebete.

Das Singen von Psalmen und Hymnen fehlte bei solchen Versammlungen nicht.) Gerade die Psalmen-Sammlung eignete sich für die Kirche in ihrer damaligen Lage. Die stets wiederkehrenden Klagen und Hoffnungen des Unterdrückten, die Gebete um Schuß und Rettung der Armen und Schwachen, drückten so ganz die Leiden und den Glauben, das Flehen und die Zuversicht der ersten Christen aus. Unter den Charismen zählt Paulus eine besondere Gabe des Psalmensingens auf. 2) Das waren also neu gedichtete, der feierlichen Andachtstimmung entquellende Lieder, und wie wirksam und den Gläubigen geläufig sie waren, zeigt das Wort des Apostels: Nicht im Weine sollten die Gläubigen Begeisterung suchen, sondern in Psalmen, Hymnen und geistlichen Gesängen. 3)

68. Nach der Vorschrift des Heiden-Apostels sollen die Gläu bigen in ihren Versammlungen beten für alle Menschen, zuvörderst für deren Erleuchtung und Bekehrung; denn Gott will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntniß der Wahrheit gelangen. Insbesondere sollen sie für die Fürsten und Alle, die an der obrigkeitlichen Gewalt Theil nehmen, beten, und sich damit zugleich die Segensgabe eines durch obrigkeitlichen Schutz gesicherten, stillen und ruhigen Lebens erflehen. 4) Beten sollen sie mit reinen, emporgehobenen Händen, die Männer mit unbedecktem, die Weiber mit bedecktem Haupte) und in züchtiger Kleidung. Mit dem allgemeinen Kirchengebete ward die Darbringung von Liebesgaben verbunden, welche theils zum Unterhalte der Kirchendiener, theils für die Armen der Gemeinde, theils auch zur Unterstützung anderer Gemeinden verwendet wurden. Denn daß die Heidenkirchen die Judenkirchen in Jerusalem und Judäa mit solchen Gaben unterstützen sollten, war in der Uebereinkunft zwischen Paulus und den drei Hauptaposteln ausbedungen worden.") An jedem Sonntage, schreibt Paulus den Korinthiern, sollten sie etwas zurücklegen, um dann die

1) Eph. 5, 19. Col. 3, 16. Jac. 5, 13. 2) 1 Cor. 14, 25. 3) Eph. 5, 19. 1) 1 Tim. 2, 1-5. 5) Dieß lettere „um der Engel willen“, sagt Paulus (1 Cor. 11, 10); wobei ihm derselbe Gedanke vorschwebte, den Christus aussprach: „Berachtet keinen dieser Geringen, denn ihre Engel schauen stets das Angesicht meines Vaters." (Matth. 18, 10). Frauen, will Paulus sagen, sollen, wo die Sittsamkeit ihrer äußern Erscheinung beim Gottesdienste in Frage steht, ebenso ihrer Schutzengel und dessen, den diese schauen, eingedenk sein, als die Christen überhaupt im Verkehr mit einfältigen, anspruchlosen Gläubigen an die Schußengel dieser Kleinen, die demnach hohen Werth vor Gott haben, denken sollen. Gal. 2, 10.

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Der Sabbath in der Kirche.

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Summe den zur Ueberbringung nach Palästina Beauftragten einzuhändigen. 1)

9. Wochen und Jahresfeste.

69. Der jüdische Sabbath war ein Tag der Ruhe, der Enthaltung von jeder Arbeit. Seine Bestimmung war an sich nicht, der eigentliche Wochentag des Gottesdienstes zu sein, denn der gesetzliche Opferdienst stand in keiner Beziehung zum Sabbath; aber zur Zeit Christi wurde der Hauptgottesdienst in den Synagogen überall mit Gebet und biblischer Lesung und Auslegung am Sabath begangen. Auch Christus hatte, zugleich sich für einen Herrn des Sabbaths erklärend, den Tag in Jüdischer Weise gehalten, und nur die Pharisäischen Verschärfungen des Ruhegebotes zurückgewiesen. In der Kirche wurde anfänglich die Beobachtung des Sabbaths von den Judenchristen beibehalten, und Paulus behandelt diesen Punkt gleich andern Bestandtheilen des Mosaischen Gesetzes als etwas Erlaubtes, wenn der Gesetzliche die Freiheit des Andern nicht beeinträchtige, kein allgemein verpflichtendes Gebot daraus machen wolle. So nennt er neben den Jüdischen Speisegeseßen, Fasten und Neumonden, auch den Sabbath als Dinge, die nur noch die Bedeutung von Schattenbildern hätten, und die der Gewissensfreiheit der Einzelnen anheimgegeben seien.) Den Galatern, welche Gerechtigkeit und Heil in der Beobachtung des Ceremonialgesetes suchten, wirft er es vor, daß sie die Jüdischen Wochen- und Jahresfeste, also auch den Sabbath, beob= achteten, und damit wieder den Sklavendienst der „schwachen und dürftigen Elemente" von vorne anzufangen im Begriffe stünden. ") Der eine, sagt er im Römerbriefe, wählt einen Tag vor dem andern; der andere achtet alle Tage gleich; jeder folge unbeirrt seinem Gewissen.) Und in der That gehörte der alttestamentliche Sabbath zu den abgethanen Dingen, zu den „Elementen dieser Welt“, welche für Christen keine Bedeutung mehr hatten. Er war ein Gedächtnißtag früherer, den Juden erwiesener Wohlthaten; jezt war ein höheres Heilswerk eingetreten. In einem höheren Sinne feierte und feiert die Kirche vom Pfingsttage bis zum Ende der Zeiten Einen großen Sabbath geistiger Ruhe in Gott. Der alte Sabbath aber mit seiner nur als Unthätigkeit gefaßten Ruhe, seiner Buchstäblichkeit und seinem Formalismus war zu Ende. Die Kirche schuf sich ihren eigenen Wochen - Festtag.

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70. Das also steht fest, daß in der apostolischen Kirche das Gesetz des Sabbaths als ein nicht mehr im Jüdischen Sinne verbindliches betrachtet wurde. Es läßt sich auch nicht sagen, daß der Sabbath durch die Apostel in den Sonntag verwandelt, die vorgeschriebene Haltung des siebenten auf den ersten Wochentag übertragen worden sei. Denn einmal findet sich nirgends eine Spur einer solchen Uebertragung; sodann ist der Sonntag der christlichen Kirche stets sehr verschieden gewesen von dem gesetzlichen Sabbath; der legtere war den Vorschriften gemäß kein Tag des gemeinschaftlichen Gottesdienstes, sondern nur der körperlichen Ruhe; und andrerseits ist in der christlichen Kirche das Verbot, am Sabbath Feuer in den Häusern anzuzünden und Speisen zu bereiten'), nie für den Sonntag herübergenommen worden. Auch würden wir, wenn nicht die nachapostolische Geschichte und Ueberlieferung der Kirche wäre, über den Brauch der apostolischen Zeit in Bezug auf den Feiertag völlig im Dunkeln sein; denn die im Neuen Testamente vorhandenen Spuren beschränken sich darauf, daß Johannes den Tag, an welchem ihm seine Vision zu Theil geworden, den „Tag des Herrn“ nennt,3) worunter vielleicht der erste Wochentag gemeint ist; daß ferner Paulus an einem Sonntage mit der Gemeinde zu Troas das „Brodbrechen" feierte; 3), woraus indeß selbstverständlich nicht folgt, daß die eucharistische Feier nicht auch an andern Tagen begangen worden sei und endlich, daß er den Korinthiern empfiehlt, an jedem ersten Tage der Woche zu Hause etwas für die Liebesgaben zurückzulegen.4)

71. Daß der Sonntag als der Auferstehungstag des Herrn seinen festlichen Charakter empfangen habe, ist nicht zu bezweifeln, und wird schon im Anfange des zweiten Jahrhunderts bezeugt. 5) Schon die neukirchliche Bezeichnung: Tag des Herrn, die dem alten Testamente ganz fremd ist, zeigt, daß es der Herr, daß es Christus war, der in dem Bewußtsein der Kirche dem Tage das Siegel des neuen Bundes aufdrückte. Und auf solche Weise erhielt das göttliche, nicht blos liturgische, sondern auch ethische Gebot: „Heilige den Sabbath", in der Kirche seine Erfüllung. Die ersten Christen hielten sich weder an den alttestamentlichen Tag, noch an die gesetzliche Begehungsweise gebunden; sie heiligten ihren neuen Festtag in dem

2) Apoc. 1, 10.

3) Act.

1) Exod. 35, 3; 16, 23. Numer. 15. 32. 20, 7. 8. Nach unserer Rechnungsweise freilich erst am Montage, denn die Handlung erfolgte erst nach Mitternacht. - ) 1 Cor. 16, 2.

3) Ep. Bar

n ab. c. 15.

Ostern und Pfingsten.

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Sinne einer Gesellschaft, für welche die Jüdische Kluft zwischen dem Sabbath und den Werktagen nicht existirte, welche das ganze Leben des Christen als ein Festleben ansah, und demnach auch als das Wesentliche und Uuvergängliche der Sabbathfeier die Ruhe der Seele in Gott erkannte.

72. Jahresfeste werden im Neuen Testamente nirgends deutlich erwähnt, und doch darf mit Sicherheit angenommen werden, daß Ostern und Pfingsten, als Gedächtniß der Auferstehung Christi und der Geistesverleihung, festlich begangen worden seien. Schon das Vorbild des Herrn, der um des Paschafestes willen nach Jerusalem zu reisen pflegte, legte es den Christen nahe, ein Fest beizubehalten, welches jetzt, da Christus das wahre Paschalamm geworden, sein Opfer an die Stelle des Osterlamm-Opfers getreten war, sich von selbst, und fast mit zwingender Nothwendigkeit zu einem christlichen Feste, und zwar zum Hauptfeste der Kirche, gestaltete. So verhielt es sich auch mit dem Pfingstfeste. In den Gemeinden, welche die lebendigen Früchte jenes großen Stiftungstages der Kirche in den Geistesgaben vor Augen hatten, war die Jahresfeier des Ereignisses oder die Uebersetzung des Pfingstfestes aus einer Jüdischen Aernte- und Erstlingsfeier in ein christliches Fest der Geistesverleihung etwas, was sich gewissermassen von selbst verstand, wozu es keiner besonderen Anordnungen bedurfte. Wir sehen auch, daß Paulus auf diese Festzeit befonders Gewicht legte: in Ephesus wartete er die Pfingstzeit ab, um sie noch in der Mitte der dortigen Gläubigen zuzubringen; ein anderesmal eilte er nach Jerusalem zu kommen, um dasselbe Fest dort feiern zu können. 1). In den nachher eingetretenen Paschastreitigkeiten beriefen sich bereits um das J. 160 Bischof Polykarp von Smyrna und Anicetus von Rom jeder auf die apostolische, in seiner Kirche überlieferte Anordnung. Polykarp namentlich machte geltend, daß er selber noch mit dem Apostel Johannes Ostern nach Asiatischer Weise gefeiert, und daß auch die übrigen Apostel, mit denen er verkehrt habe (Philippus und Andreas), damit übereingestimmt hätten. In der That ist es auch sehr denkbar, daß Petrus und Paulus in Rom die Zeit des Osterfestes anders bestimmten als Johannes in Ephesus, der dort noch besondere Rücksichten auf die Juden zu nehmen hatte,

10. Das Gebet. Leiden und Märtyrerthum. 73. Die Christen waren vor Allem ein betendes Volk. beginnt die Geschichte der neugeborenen Kirche, daß sie

') Act. 18, 21; 20, 6. 16.

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