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Die Ausgießung des h. Geistes.

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der hergestellt, die Lücke, welche des Judas Abfall gebildet, wieder ausgefüllt werden und zwar durch einen Mann, der ein Zeuge und Jünger Jesu während der ganzen Zeit seiner irdischen Thätigkeit gewesen. Dies geschah unter der Leitung des Petrus in einer Versammlung der kleinen Gemeinde. Christus selbst sollte durch das Loos zwischen den zwei Vorgeschlagenen entscheiden, denn nur Er konnte das Apostelamt verleihen. So wurde Matthias einer der Zwölfe.

77. Am Pfingstfeste des Jahres 783, also zehn Tage nach der Himmelfahrt Jesu, an dem Feste, an welchem die Juden als Erstlinge der Aernte Brod und Mehl in den Tempel brachten und Je= hova weihten, erfolgte die Ausgießung des heiligen Geistes. Die Erjilinge der neuen Geistesärnte, die Jünger, waren in einem Hause. versammelt. Schon die Propheten hatten geweissagt, daß einmal eine große, mächtige Ausgießung des göttlichen Geistes über ganze Gemeinden, über jedes Geschlecht und Alter stattfinden werde, daß Gott sein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, ihnen ein neues Herz und einen neuen Geist geben wolle 1). Jesus selbst hatte diese Ausgießung wiederholt seinen Jüngern verheißen, aber mit dem Beisaße, daß sie erst nach seinem Abschiede von der Erde stattfinden könne und solle, daß erst diese seine menschliche Gestalt und Erscheinung, an der sie in allzu fleischlicher Weise hingen, ihnen entrückt werden müsse, bevor die Gaben des Geistes einen empfänglichen Boden bei ihnen finden könnten 2). So geschah denn jezt diese Ausgießung, die Geistes- und Feuertaufe, welche Johannes der Täufer bereits als das Werk Christi angekündet hatte. Wie das Feuer in des innerste Mark eindringt, während das Wasser nur an der Oberfläche bleibt, so sollte der Geist von Oben, dessen Symbol das Feuer ist, die Apostel und Jünger bis in's Innerste der Seele durchdringen und mit seinen Gaben sie erfüllen; sollte nach dem Worte Jesu sie ausrüsten mit der Kraft aus der Höhe). Das Brausen eines gewaltigen Windes und das Erscheinen zungenförmiger Flammen, Symbole des Geistes und der neuen Sprachengabe, über den Häuptern der Versammelten, auch der unter ihnen befindlichen Frauen, kündigte diese Mittheilung an, und die erste Wirkung war ein ekstatischer Zustand, in welchem die Ergriffenen in fremden, ihnen bisher unbekannten Sprachen, besonders der griechischen und der persischen Sprache und zwar in verschiedenen Dialekten redeten, und von den

) Joel 3, 1 sq. Ezech. 11, 19 sq. 2) Joh. 16, 7.

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24, 49.

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Die ersten Tage der Kirche.

zum Feste nach Jerusalem gekommenen hellenistischen Juden aus der Diaspora und den Proselyten verstanden wurden, während Israeliten aus Judäa, denen diese Sprachen unverständlich waren, spottend meinten, sie hätten sich schon am frühen Morgen in Wein berauscht. Das war also der Anfang und die Inauguration des großen Werkes, das die zertheilte und seit der Sprachverwirrung feindlich in Nationen geschiedene Menschheit wieder zu Einer großen Gesellschaft vereinigen sollte, in welcher alle Sprachen zu Werkzeugen der Einen gleichen Wahrheit erhoben und die bisher schroff gespaltenen Völker in der höheren Einheit der Kirche verbunden werden sollten. Einigemal noch fand die Mittheilung des heiligen Geistes oder vielmehr die Erneuerung des Vorganges am Pfingstfeste in so auffallender, sinnlich hervortretender Weise statt. Das erstemal, als die nach ihrer Gefangennehmung wieder freigelassenen Apostel Petrus und Johannes zu den Jhrigen zurückkehrend ein Dankgebet verrichtet hatten; da erfolgte wieder eine Ausgießung des Geistes auf alle Versammelten, von dem gleichen Zeichen der Erschütterung des Hauses begleitet '). Das zweitemal, als die ersten Proselyten des Thores in die Kirche aufgenommen wurden und dabei das Phänomen des Sprachenredens sich wiederholte 2). Gleiches widerfuhr dann den Samaritern, sowie jenen Johannesjüngern, welchen Paulus in Ephesus die Hände auflegte.

78. Von gewaltiger Wirkung war die Rede des Petrus, welche sich an dieses Pfingstwunder knüpfte. Der Eindruck des eben Gesehenen und Gehörten hatte die Herzen Vieler empfänglich gemacht: „Eine alte Verheißung ist hier vor euren Augen in Erfüllung gegangen; die, an welchen dieses Zeichen gegeben worden, glauben alle fest an die Messiaswürde des Mannes, den ihr, die Nation durch ihr Synedrium, vor fünfzig Tagen an's Kreuz gebracht habt. Ihr habt ihn zwar erwürgen dürfen durch Zulassung des göttlichen Rathschlusses, er hat aber als David's Sohn, auch hierin wieder eine Verheißung erfüllend, den Tod überwunden, ist auferstanden und uns, die Zeugen seiner Auferstehung, hat er nun mit dieser Bürgschaft der Wahrheit, diesen Gaben des Geistes, ausgerüstet." Da erfüllte sich das Wort des Propheten: Sie werden mich ansehen, den sie zerstochen haben, und werden um ihn klagen, wie um den einzigen Sohn" 3). Dreitausend ließen sich sofort taufen.

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79. Die ersten schönen Tage der jungen Kirche hatten begonnen.

') Act. 4, 31.

2) Act. 10, 46.

-

3) Zach. 12, 10.

Petrus vor dem Synedrium.

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Aber die Gläubigen befanden sich noch in einer ganz eigenthümlichen, zuwartenden Zwischenstellung; die Kirche war so zu sagen nur zur Hälfte geboren, mit der andern Hälfte ruhte sie noch im Schooße der Synagoge. Die Anhänger Jesu standen unter der Leitung der Apostel, erkannten aber auch fortwährend die Autorität des in Jerusalem noch aufgerichteten Stuhles Mosis an; die Synagoge war noch nicht von Gott verworfen, das Synedrium behauptete sich als die rechtmäßige Behörde der jüdischen Kirche; die Gläubigen unterwarfen sich ihm bis auf einen Punkt, wo sie ,,Gott mehr gehorchen mußten, als den Menschen." Sie waren noch Glieder des ganzen politisch-religiösen Organismus ihres Volkes und wollten allen Pflichten dieser Gliedschaft entsprechen; sie gingen zum Tempel, der ihnen fortwährend als das wahre einzige Heiligthum des einen Gottes galt, nahmen an den öffentlichen Feierlichkeiten und am Gebete dort Theil; aber sie kamen auch häufig zusammen unter sich, um die Apostel zu hören, zu beten und Brod zu brechen," d. h. die Communion des Leibes und Blutes Christi zu feiern. Die nachhaltige Begeisterung, das Beispiel Jesu, der Apostel, wohl auch die Erwartung des nahen großen Strafgerichtes über Jerusalem und Judäa, wirkte so mächtig, daß die Gemeinde aus freiem Antriebe eine Gütergemeinschaft unter sich einführte, bei welcher Jeder seinen Privatbesitz so betrachtete und gebrauchte, als ob die Brüder zum Mitgenuß berechtigt seien, und manche der Besizenden ihre Grundstücke verkauften, um den Erlös durch die Apostel für die Bedürfnisse Aller verwenden zu lassen. Doch wurde dieses Beispiel nachher von keiner andern der Tochterkirchen nachgeahmt. Als Ananias und sein Weib durch die von ihnen versuchte habsüchtige Täuschung und Heuchelei das erste Attentat gegen die Autorität des Papstes und den in der Kirche waltenden heiligen Geist begingen, verhängte Petrus ein schreckenerregendes Strafgericht über sie 1).

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80. Das Pfingstereigniß mit seinen Folgen hatte die Träger der Gewalt in der Hauptstadt noch äußerlich ruhig und unthätig gelassen. Viele indeß erschracken oder ergrimmten, daß die gefährliche Sekte, die sie mit dem Tode des Urhebers wie einen Wurm zertreten zu haben wähnten, plötzlich ihr Haupt wieder erhebe, die Auferstehung des Gekreuzigten verkünde und seinen Tod der Nation als einen schweren Frevel zuschiebe. Da erfolgte die öffentliche Heilung des Lahmen an der Tempelpforte durch Petrus und eine zweite Rede

) Act. 5, 1-10.

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Petrus vor dem Synedrium.

des Apostels, dießmal an die Schaar der versammelten Anbeter gerichtet. Nicht wir, erklärte er, haben diese Heilung vollbracht; Jesus, der aus Unwissenheit von euch Getödtete, ist es, in dessen Namen dieser Mann genesen ist'). Seine weitere Aufforderung, mit bußfertiger Befehrung sich diesem Jesus zuzuwenden, unterbrachen die von Priestern und Sadducäern geführten Häscher der Tempelwache, welche den Petrus und seinen Begleiter Johannes verhafteten. Vor dem Synedrium erklärte Petrus, daß in keinem Namen für die Menschen Heil zu finden sei, als nur im Namen Jesu, und setzte dem Verbote, diesen Namen zu verkündigen, die Appellation an den höheren Willen Gottes entgegen; sie könnten nicht anders, sie müßten das, was sie gesehen und gehört, verkündigen"). Abermals war eine große Vermehrung der Gemeinde die Folge des Ereignisses, so daß die Zahl ihrer Glieder schon auf fünftausend gestiegen war. Ein enges Band gegenseitiger Liebe umschlang die täglich wachsende Gemeinde, die in der Salomonshalle, einem der Ueberlieferung nach erhaltenen Ueberreste des alten Tempels, sich zu versammeln pflegte. Vom Volke wurden sie mit einer gewissen scheuen Verehrung betrachtet). Der Ruf von den außerordentlichen Ereignissen am Pfingstfeste und von den zahlreichen Heilungen, welche ebenso die Pfade der jungen Kirche, wie die ihres göttlichen Stifters begleiteten, umgab sie in der öffentlichen Meinung mit einem Nimbus, den auch die Feinde anzutasten einige Zeit Bedenken trugen. Wie Petrus bei allen Gelegenheiten vor Allen hervorragte, handelnd und redend stets der Erste, das Haupt der jungen Kirche war, so ruhte auch auf ihm ganz besonders die Gabe der Heilungen; schon brachte man aus den umliegenden Städten die Kranken herbei, und der Andrang zu ihm war so groß, daß man die Kranken auf Betten an die Straßen sezen mußte, damit nur der Schatten des vorübergehenden Apostels sie berühre 4).

81. Auf Antrieb der mit dem Hohenpriester Annas verbundenen Sadducäer neuerdings eingekerkert, wurden die Apostel wunderbar befreit und predigten sofort wieder im Tempel. Damals rieth der angesehene Pharisäer Gamaliel im hohen Rathe zu schonendem, flugem Abwarten. Man folle erst zusehen, was aus der Sache werden würde. Dieß wirkte soviel, daß das Synedrium die Apostel mit der Strafe der Geißelung und mit erneutem Verbote, Jesum zu pre

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Verfolgung: Stephanus.

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digen, entließ. Solchem Verbote fügten sie grundsätzlich sich nicht, und nun brach der Sturm einer allgemeinen und geordneten Verfolgung los ').

82. Unter den sieben Männern, welche zum Behufe der Armenpflege mit dem neugeschaffenen Gemeinde-Amte betraut worden, ragte Stephanus durch Kraft und geistige Begabung hervor. Selbst Hellenist, war er mit den hellenisirten Juden aus Italien, Cyrene, Aegypten, Cilicien und Vorderasien, welche in Jerusalem ihre eigenen Synagogen hattten, als Bote Christi mit mächtigem Erfolge in Berührung getreten. Seine Gegner unter diesen Hellenisten klagten ihn vor dem Synedrium mit Zeugen an, daß er das Gesetz und den Tempel gelästert, d. h. wohl: den Untergang des Tempels durch ein göttliches Strafgericht und die damit zusammenhängende Auflösung oder Umwandlung des Ceremonialgesetzes in Aussicht gestellt habe. In seiner Vertheidigungsrede entwarf er ein Bild von der geschichtlichen Vergangenheit und den göttlichen Führungen Israels, um den Versammelten zugleich in dem Verhalten ihrer Vorfahren gegen gottgesandte Propheten einen Spiegel vorzuhalten, und auf das Auslaufen der pädagogischen Rathschlüsse Gottes in die Sendung des Messias hinzuweisen. Als er aber zu feurigen Bußmahnungen übergehend, ihnen sagte, derselbe Geist des verstockten Ungehorsams und der Untreue, den ihre Väter gezeigt, herrsche auch in ihnen und habe sie zu verrätherischer Ermordung des Gerechten getrieben als er im ekstatischen Schauen der Glorie Christi ausrief: „Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen," da galt ihnen dieß als eine neue Lästerung und in wildem Tumult rissen sie ihn, ohne förmlichen Urtheilsspruch, nach dem Zelotenrecht, fort zur Steinigung. So starb der erste Martyrer, nach dem Vorgange seines Meisters für seine Feinde betend). Die frühere Gunst des Volkes vermochte jetzt keinen Jünger Christi mehr zu schüßen; sobald das Wort: „Lästerung,“ erscholl, hatten die Pharisäer wieder ihren alten Einfluß auf das Volk, welches die Christen ihnen preisgab, oder die Strafe an ihnen vollziehen half.

83. Die große Verfolgung in Jerusalem zerstreute die meisten Gläubigen in die Landschaften von Judäa und Samaria und noch weiter bis nach Phönicien, Cyprus und Antiochia"); daß die vorzüglich bedrohten Apostel gleichwohl in Jerusalem blieben, deutet auf einen besondern ihnen zu Theil gewordenen Befehl Christi. So wurde

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