صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Auslegung von 2 Thess. 2.

453

sich selbst als den „Hemmenden“ bezeichnet; Du Jon (Junius) generalisirte: Man müsse sich alle guten, das Evangelium predigenden Diener Gottes darunter denken. Auch auf katholischer Seite suchte man nach einer andern Erklärung, oder bekannte, das Räthsel nicht lösen zu können. Ambrosius Catharinus sagt: er wolle Augustins Beispiel nachahmend seine Unwissenheit bekennen; von allen Erklärungen, die er gelesen, genüge ihm keine.1) Derselbe hebt auch die Härte hervor, die in der gewöhnlichen Beziehung des bereits wirksamen Mysteriums der Ruchlosigkeit auf den noch gar nicht existirenden Antichrist liege; er scheint gefühlt zu haben, daß die Annahme einer langen Reihe von Verfolgern und Häretikern, welche alle die Vorläufer oder Bahnbrecher des nach ein paar Jahrtausenden endlich auftretenden Antichrist sein sollten, im Grunde doch nur eine ausweichende Phrase und ein Nothbehelf sei; doch beruhigt er sich dabei, daß man eben den Satan selbst als den in verschiedenen Werkzeugen einstweilen wirksamen sich bei den Worten Pauli denken müsse. Estius und Justinian sahen wohl, daß die Erklärung vom Römischen Reiche, das den Antichrist aufhalte, verkehrt und ungeschichtlich sei; der erstere versucht daher, die Apostasie, die erst kommen müsse, dafür zu substituiren, fühlt aber auch gleich die Schwäche dieser Erklärung, und zieht daher vor, mit Augustin sein Nichtwissen zu bekennen. Dagegen beharrten Cornelius a Lapide und Calmet bei der Deutung vom Römischen Reiche. Jener meinte: es sei gewiß, daß das Römische Reich das letzte sein, und bis zum Ende der Welt dauern werde, um dann in das Reich des Antichrist sich zu transformiren; und Calmet wähnte noch im J. 1730 behaupten zu dürfen: Obgleich unendlich geschwächt, existire das Römische Reich noch immer im Deutschen Reiche; aber eben diese Schwäche und die Trennung so vieler (protestantisch gewordener) Kirchen seien sichere Zeichen von der Nähe des Endes.

Bossuet hielt für die wahrscheinlichste Erklärung des xarέxwv die des Theodoret, welcher darunter den unveränderlichen, die Ankunft des Antichrist bis zum Weltende aufhaltenden Rathschluß Gottes versteht.) Picquigny meinte dagegen, Gott habe gewollt, daß die Meinung Pauli uns verborgen bleiben sollte.") Mauduit verstand darunter den orthodoxen Glauben und das öffentliche Be=

2) Avertissement 3) Explication des epîtres de

') Comment. in Pauli epp. Paris 1566, p. 385. aux Protestants, $ 49. Oeuvres, III. 83. S. Paul, 9e édition, Paris 1839, III, 400.

[blocks in formation]

kenntniß desselben.') Der Verfasser des Werkes: Le sept ages de l'égliseo), denkt sich eine große, dem Antichrist vorangehende religiöse Umwälzung, welche den Juden die Pforten der Kirche öffnen, und den ungläubig gewordenen Heiden sie verschließen werde. Dieß verstehe Paulus unter der Apostasie und dem jezt Besitzenden. Die Heiden seien es, die jetzt den Glauben befäßen, und dadurch der Ankunft des Antichrist im Wege stünden. Alcasar3) adoptirt die ge= wöhnliche Auslegung vom Römischen Reiche, meint aber, da das Reich in der heiligen Schrift immer nur als ein heidnisches und als Feind der Kirche betrachtet werde, so wolle der Apostel sagen: dieses Reich erfülle die Aufgabe des Antichrist oder vertrete dessen Stelle durch Verfolgung der Kirche, bis die Kirche (unter Constantin) über dasselbe siegen werde. Thorndike*), der richtig sah, daß Paulus unter dem Widersacher einen Römischen Kaiser verstanden haben müsse, und daß die sogenannten Götter", über die er sich erhebe, nur die heidnischen Gottheiten seien, gab gleichwohl von dem xaréxw v eine sehr gezwungene Erklärung: es sei dieß das Jüdische Gesez, dessen Beobachtung die Christen gegen Verfolgung (das Mysterium der Bosheit) geschüßt habe, und die „Apostasie“ sei die Lossagung der Christen von diesem Geseze.

"

"

Koppe, Heidenreich, Reiche, Schott verstehen unter dem xaτéxwv Paulus selber, der sich, wie Heidenreich meint, nur aus Bescheidenheit nicht habe nennen wollen. So auch jezt wieder Böh mer.5) Wieseler denkt sich darunter collectivisch die damaligen Frommen Jerusalems, insbesondere die Christen." Glaube man aber, ihn durchaus als Individuum fassen zu müssen, so sei es der Apostel Jakobus Alphäi. Dagegen sagt Joh. Pet. Lange): dem Zusammenhange nach könne unter dem Hemmniß oder Widerhalt nur die alte soziale Ordnung (Kirche und Staat, der lettere besonders) verstanden werden. Ebenso Lutterbeck7): jede Ordnungsgewalt in der Welt. Nach Flörke) kann das Aufhaltende nichts anders sein, als der Engel des Gottgemäßen in der Schöpfungsordnung." Eine nähere Erklärung über diesen bis jezt nur H. Flörke kundgewordenen

"

') Analyse des epîtres de S. Paul, Lyon 1710, p. 66.

*) Rome

1783, I, 311. 3) Vestigatio arcani sensus in Apocalypsi, Lugd. 1618, p. 540. *) Works, Oxford, 1844, I, 748. 5) In den Jahrbüchern für deutsche Theologie. 4. Bandes 3. Heft. S. 452. *) Dogmatik, Heidelberg 1851, S. 1270. 7) Die neutestamentlichen Lehrbegriffe, Mainz 1852, II, 231. — *) Die Lehre vom tausendjährigen Reiche, Marburg 1859, S. 186.

Auslegung von 2 Theff. 2.

455

Engel wird nicht gegeben. Otto von Gerlach') gesteht zuerst, was unter dem Aufhaltenden zu verstehen sei, lasse sich nur vermuthen, und vermuthet dann, es möge „die auf dem Grund der Religion erbaute obrigkeitliche Gewalt sein, wie es damals die der heidnischen Römischen Kaiser, wie es im Mittelalter, dem Papst gegenüber, die der christlichen Fürsten gewesen, wie es noch jezt die meisten Obrigkeiten in der Christenheit seien. Daß Paulus, sagt endlich Meßner, hiebei (beim xaréxwv) eine Macht seiner Zeit im Auge hatte, kann nicht zweifelhaft sein; wohl aber muß es unbestimmt bleiben, auf welche Macht derselben hiebei sein Blick gerichtet war, und ob er eine allgemeine Macht oder eine einzelne Persönlichkeit, in welcher sich die Kraft des Zurückhaltens concentriren wird, im Auge hatte. Und er macht die an sich richtige Bemerkung: da die großen Weissagungen der Schrift überhaupt eine mehrfache Erfüllung zulassen, so stehe die letzte volle Erfüllung der Weissagung, wie die Parusie selbst, der sie vorangehen soll, noch in der Zukunft bevor.2)

') Das Neue Testament mit Anmerkungen, Berlin 1854, z. d. Št. – 2) Die Lehre der Apostel, Leipzig 1856, . 287.

Beilage II.

Das Recht des Synedriums über Leben und Tod.

[ocr errors]

Is Pilatus die Juden aufforderte, sie sollten selber Jesus, dessen Tod sie von ihm begehrten, hinrichten, erwiderten sie nach dem Berichte des Johannes 18, 31: „Wir dürfen Niemanden tödten." Diese Antwort wird von de Wette') dahin verstanden: das Synedrium habe damals unter der Römischen Herrschaft nicht mehr das Recht über Leben und Tod gehabt. Zum Beweise dafür beruft man sich auf das Zeugniß des Josephus): ohne die Zustimmung des Prokurators habe das Synedrium nicht Gericht halten dürfen; sodann auf die Aussage des Talmud: vierzig Jahre vor der Zerstörung Jerusalems sei das Recht über Leben und Tod von Israel genommen worden; und endlich auf die Analogie des Römischen Rechtes. Da die Frage auch bezüglich der Aussprüche Jesu über die Ehe von Wichtigkeit ist, so mag sie hier kurz erörtert werden.

Vor Allem muß es auffallen, daß Pilatus durch seine Aufforderung, die Juden sollten selbst über Jesus Gericht halten, das Volk und dessen Vorsteher öffentlich verhöhnt haben soll, denn dieß ist die einzige Erklärung, welche man bei der Annahme: er habe wohl gewußt, daß sie dieß nicht gedurft hätten, seinen Worten zu geben weiß. Pilatus müßte dann zweimal die Juden auf diese Weise verspottet haben, denn Joh. 19, 6 sagt er wieder: Nehmt ihr ihn und kreuziget ihn." Und da wird denn wohl jeder Kenner Römischer Ge

"

1) Erklärung des Johannes. 4. Ausg. von Brückner, S. 269.

[blocks in formation]

20, 9, 1.

Autonomie des Synedriums.

457

schichte und Sitte dieses wiederholte übermüthige Verspotten einer Nation durch den von Rom gesandten Statthalter mindestens sehr unwahrscheinlich finden; und hier doppelt unwahrscheinlich, da Pilatus die Juden fürchtete, und aus Furcht, daß sie ihn beim Präses von Syrien oder unmittelbar beim Kaiser denunciren würden, das Todesurtheil über Christus sprach. War ferner der Antrag des Pilatus, daß sie Jesum selber richten sollten, eine bloße Verhöhnung der Juden, und diese wirklich der Gerichtsbarkeit beraubt, so paßt die Darstellung des Evangelisten nicht, denn dieser leitet die Erfüllung der Weissagung Jesu über die Art seines Todes aus der ablehnenden Antwort der Juden ab, wogegen sie dann vielmehr etwas unter den damaligen Umständen sich von selbst Verstehendes, also überhaupt keine Weissagung mehr war. Die „Analogie des Römischen Rechtes“ kann nicht als Beweis gelten, daß die Juden ihre Autonomie verloren hatten. Vielmehr waren die Fälle, in denen Städten und Distrikten ihre Autonomie gelassen wurde, zahlreich.

So bemerkt Strabo, daß Massilia den in die Provinz gesandten Gewalthabern nicht unterworfen sei, und bezeugt dasselbe von der Stadt Nemausus und dem ganzen Stamme, dem diese Stadt und noch 24 Städte gehörten. Den Syriern nahm erst Claudius, weil sie Römische Bürger getödtet hatten, ihre Freiheit 1), dasselbe Loos traf die Rhodier, die sogar Römer gekreuziget hatten, wie denn diese Freiheit und Autonomie allerdings nach dem Gutdünken der Kaiser und des Senats entzogen werden konnte, und nicht selten entzogen wurde. Gerade um den freien Gebrauch ihrer Gesetze zu haben, begehrten die Juden nach dem Tode des Herodes so sehnlich, daß ihr Land zur Provinz Syrien geschlagen und ihnen eigene Römische Procuratoren gegeben würden. Sie hofften bezüglich ihrer Gesetze und Magistrate selbstständiger zu werden, als sie unter Herodes gewesen waren.2) Wäre, als dieß geschah, diese Hoffnung der Juden vereitelt und die Autonomie ihnen genommen worden, so würde dieß Josephus wohl erwähnt haben. Aber sein Schweigen über ein so tiefgreifendes Ereigniß berechtigt zu der Annahme, daß es nicht stattgefunden habe. Auch läßt er den Hohenpriester Ananus und den Titus selbst es aussprechen, daß die Römer die Gesetze der Juden befestigt, die freie Handhabung derselben ihnen gewährt hätten.")

') Div. 1. 60, p. 676. 681. 2) Joseph. Arch. 17, 9, 4. cf. ib. 13, 1. Fortwährend ist bei allen damals von den Juden gethanen Schritten von der „Autonomie“, an der ihnen Alles lag, die Rede. 3) Bell. Jud. 6, 6, 2.

« السابقةمتابعة »