صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

48

Philippus in Samarien.

das Evangelium rasch, doch noch immer blos unter den Juden ausgebreitet. Die Samariter, dieses jüdisch-heidnische Mischvolk, von den Juden gehaßt und als Unreine gemieden, waren die ersten, denen die Zerstreuung der Christen zu gut kam; ihr Land bildete das erste Stadium der jetzt die Schranken jüdischer Nationalität überschreitenden Mission. Der Diakon Philippus, der damals auch einen fremden Proselyten des Thores, den Kämmerer der Königin von Meroe, taufte, wirkte unter ihnen mit glücklichem Erfolge und ärntete, was Christus selbst früher gesäet hatte '); den von ihm Getauften ertheilten die vom Apostel-Collegium Gesandten, Petrus und Johannes, durch Gebet und Handauflegung die Confirmation und mit derselben die sichtbaren, damals öfter daran geknüpften Geistesgaben. Ohne solches Zeugniß würden die jüdischen Gläubigen nur schwer zur Einsicht gelangt sein, daß diese Bastard-Brüder des erwählten Volkes zum Eintritt in die Kirche berufen seien. Die auffallenden Wirkungen dieser Geistesmittheilung erzeugten in dem Samaritanischen Magier Simon die Vorstellung, die Apostel seien im Besitz einer mächtigen, durch ihre Handauflegung geübten Magie, deren Gebrauch sie Andern mittheilen könnten, deren Geheimniß man von ihnen mit Geld erfaufen möge. Die strafenden und drohenden Worte des Petrus schreckten ihn so, daß er die Apostel um ihre Fürbitte bei Gott ersuchte. An eine ernste Befehrung war bei ihm nicht zu denken, er spielte die Rolle des Thaumaturgen und Sektenhauptes bis an sein Ende").

84. Abgesehen von dieser Aufnahme in Samaria, wurde das Evangelium noch immer nur den Söhnen Abrahams verkündet. Was die Weissagungen lange vor Christus schon angekündigt hatten, daß auch die Heiden eingehen sollten in das Reich Gottes, was Christus den Aposteln im Allgemeinen befohlen hatte, alle Völker zu lehren und zu taufen, dazu war noch immer nicht einmal der Anfang ge= macht. Jener von Philippus getaufte Aethiopier war der einzige, bis dahin getaufte Heide. Es mußte denen, welche die im Schooße des Judenthums sich vollbringenden Ereignisse betrachteten, scheinen als sei die ganze, von Christus ausgegangene Bewegung eine blos in die Grenzen Israels eingeschlossene, und als werde jene undurchdringliche Scheidewand, welche die Sitte jener Zeit mehr noch als das geschriebene Gesetz zwischen den Juden und dem übrigen Menschengeschlecht aufgerichtet hatte, auch für die Schüler Jesu fortbestehen.

[merged small][merged small][merged small][ocr errors]

Heidenkirche zu Antiochia.

49

Die Apostel kannten im Allgemeinen den göttlichen Rathschluß hinsichtlich der Heidenberufung, aber über den Zeitpunkt und über die Bedingungen dieser Berufung waren sie im Unklaren. Sollten nur jene Heiden aufgenommen werden, welche bereits Proselyten der Gerechtigkeit waren, oder die doch der Beschneidung und dem ganzen Jüdischen Gesetze sich unterwarfen? Das Mosaische Gesetz hatte die Beschneidung als eine bleibende, immerdar bindende Pflicht verordnet. Der Unbeschnittene sollte aus dem Volke Gottes ausgerottet werden, und mit Sicherheit sahen die Apostel voraus, daß das Erlassen dieser Bedingung bei der Zulassung zur Gemeinschaft der Gläubigen unter den geborenen Juden das größte Aergerniß geben, und ein mächtiges Hinderniß für die fernere Verbreitung des Glaubens unter ihnen werden würde. Es bedurfte einer besondern göttlichen Offenbarung, um die Scheu und die Bedenken der Apostel zu überwinden. Sie wurde dem Petrus, der als das Haupt der Kirche die ersten Heiden aufzunehmen bestimmt war, zu Theil.

85. Es gab damals allenthalben viele Heiden, welche in den. Augen der Juden Halbbekehrte waren, ähnlich jenen frühern Proselyten des Thores, denen nicht die Beobachtung des ganzen Gesetzes, sondern nur die Enthaltung von gewissen heidnischen Gebräuchen auferlegt war; diese gottesfürchtigen" Heiden pflegten die Gebetsstunden des Tempels zu beobachten und wohnten dem Dienst in den Synagogen bei, wurden aber von den Juden, da sie nicht beschnitten waren, noch immer als Unreine betrachtet und behandelt, mit denen man weder essen und trinken, noch irgend einen vertraulichen Umgang pflegen dürfe. Ein solcher halber Proselyt war der Centurio Cornelius, der zu der Italischen in Cäsarea lagernden Cohorte gehörte. Durch seine ungeheuchelte Frömmigkeit, die sich seiner ganzen Familie mitgetheilt, sowie durch seine Wildthätigkeit hatte er sich bereits den beßten Ruf unter den Israeliten in weitem Umkreise erworben, ihn hatte daher die göttliche Vorsehung sich auserkoren, um an ihm das Beispiel und den Beweis aufzustellen, daß jene Scheidewand der Völker nach göttlichem Willen durchbrochen, daß ihre völlige Beseitigung eingeleitet sei. Während also Cornelius durch eine Engelserscheinung gemahnt wurde, Petrus zu sich zu berufen, wurde dieser durch eine besondere göttliche Veranstaltung von jener, von Jugend an einge= sogenen Vorstellung befreit, auf welche sich die Scheidung von Juden und Heiden vor Allem stüßte, von der Vorstellung nämlich, daß jeder Unbeschnittene unrein und jeder Verkehr mit ihm verunreinigend sei. Denn das Speisegesetz, die Unterscheidung von reinen und unreinen

Döllinger, K. G. 2te Aufl. I. (IT.)

4

50

Petrus und Cornelius.

Speisen, war es, was den Abscheu der Juden gegen jede Berührung mit den Fremden stets wach erhielt '); denn durch den Genuß unreiner Thiere wareu diese in ihren Augen selbst unrein geworden. Darum wurde dem hungernden Petrus in einer Ekstase ein vom Himmel sich herabsenkendes, mit reinen und unreinen Thieren gefülltes Tuch gezeigt, und als er dem Gebote:,,Schlachte und iß" 2), Folge zu leisten zögerte, weil er noch nie. Unreines genossen habe, da wurde ihm gesagt, was Gott gereinigt habe, das solle er nicht als unrein behandeln, und er erkannte, daß der höchste Gesetzgeber selbst, der früher nur bestimmte Gattungen von Thieren ausgeschieden und zur Speise übergeben hatte, jett jenen Unterschied aufhob und den Genuß der ganzen Thierwelt gestattete. Der weiter reichende Sinn des Gesichtes wurde ihm aber klar, als sofort die Boten des Cornelius erschienen, und um so unbedenklicher folgte er ihrer Einladung. Als er nun aus den Worten des Centurio ersah, wie wunderbar die beiden ihnen gewordenen Erscheinungen in einander griffen, da erkannte er erst klar, daß Gott nicht, wie er sonst mit den Juden geglaubt, nur den Abkömmlingen Abrahams seine Gnade gewähre, sondern daß auch in andern Völfern Gottesfurcht und thätige Frömmigkeit ihm wohlgefällig sei, daß er auch ihm dienende Nichtjuden zum Glauben und zum Eintritt in die Kirche berufe. Und jezt geschah etwas, was bei den Jüdischen Begleitern des Petrus die letzten Bedenken hinwegräumen mußte: Gott selbst zeigte, daß er unabhängig von dem Dienste des herbeigerufenen Apostels diese Heiden zu Gliedern Christi gemacht habe; denn ehe sie noch getauft waren und die Handauflegung empfangen hatten, während sie auf Petrus' Worte hörten, kam der heilige Geist über sie, sie redeten in Zungen und priesen Gott, und damit wurde den Erstlingen aus dem Heidenthume derselbe Vorzug zu Theil, welcher die Erstlinge Israels am Pfingstfeste verherrlicht hatte. Sie wurden sofort auf Petrus' Gebot getauft, und so hatte Gott selber die gewöhnliche Ordnung seiner Gnade gewissermaßen verkehrt und den noch Ungetauften die Gaben des heiligen Geistes gewährt, um dem allgemeinen Wahne der Juden zu begegnen, daß die Verheißungen nur ihnen gegeben, die Heiden aber davon ausgeschlossen seien, um zu zeigen, daß er es sei, der auch die Heiden zum Glauben und zu den Wohlthaten des neuen Testamentes berufen habe. Petrus aber, von den Gläubigen

1) So gaben die Juden selbst die Absicht und die Wirkung der Mosaischen Speisegesetze an; s. die Rede des Eleazer, Euseb. Praepar. evang. 8, 9. 2) Act. 10, 13.

Heidenkirche zu Antiochia.

51

in Jerusalem mit Vorwürfen empfangen, daß er bei Unbeschnittenen gewohnt und gegessen habe, rechtfertigte sich durch die einfache Darlegung des Ereignisses, in welchem das unmittelbare Eingreifen Gottes so klar vorlag, und durch die Erinnerung an die Verheißung Christi, daß die Seinigen durch den heiligen Geist getauft werden würden, was hier in Erfüllung gegangen sei.

86. War die Bekehrung des heidnischen Hauses in Cäsarea noch ein vereinzelt stehender Fall, so wurde um dieselbe Zeit in der Hauptstadt des Römischen Orients, wo auch Juden in großer Menge wohnten, eine ganze Gemeinde von bekehrten Heiden gegründet, und damit die Einführung der Unbeschnittenen in die Kirche Christi in einen geregelten Gang gebracht. Cyprische und Cyrenäische Hellenisten waren es, welche, durch die Verfolgung aus Jerusalem vertrieben, in Antiochien am Crontes den Griechen Christum mit sehr günstigem Erfolge verkündigten. Barnabas aus Cyprus, von der Kirche zu Jerusalem zu diesen Anfängen einer heidenchristlichen Gemeinde gesandt, erkannte, daß hier ein weites Feld der Wirksamkeit eröffnet sei, und holte daher sich einen Gehilfen aus Tarsus herbei, dessen wunderbare Größe und weltgeschichtliche Bedeutung er selber wohl noch nicht ahnte., Mit diesem wirkte er hier ein Jahr lang. Antiochia wurde, wie es die Größe und Bedeutsamkeit der Stadt und die Persönlichkeit der Männer, welche an dem Aufbau der dortigen Gemeinde arbeiteten, mit sich brachte, die zweite christliche Metropole und Stammkirche, die als vorzugsweise aus Heidenchristen bestehend der ausschließlich aus gläubig gewordenen Juden bestehenden Jerusalemischen Mutterkirche zur Seite trat. Hier war es, wo der neue Name Christianer den Gläubigen zuerst, wahrscheinlich von der heidnischen Bevölkerung und zwar von dem lateinsprechenden Theile derselben im spottenden Sinne, beigelegt wurde ').

87. Mittlerweile hatte die Kirche in Folge einer wunderbaren Bekehrung und Berufung den Mann erhalten, der vor allen Andern ausersehen war, die alte, Heiden und Juden trennende, Scheidewand niederzureißen und die Letteren in Masse der neuen Gemeinschaft zuzuführen. In glühendem Eifer gegen die Anhänger Jesu und unermüdeter Thätigkeit, sie auszurotten, hatte sich vor Allen ausgezeichnet ein Jüngling aus Tarsus, Saulus; Sohn eines pharisäischen Vaters, hatte er seine Bildung zu Jerusalem in der Schule Gamaliels, des damals gelehrtesten und frömmsten Gesezeslehrers,

') Act. 11, 26.

[blocks in formation]

empfangen, und war fest gegründet in der herrschenden Lehre von der nahen Verherrlichung des Gesetzes und der Aufrichtung des Reiches Ifrael. Von seinem Vater hatte er das wichtige und werthvolle Vorrecht des Römischen Bürgerthums ererbt; als der Sohn einer Stadt, welche, ein Hauptsitz Griechischer Bildung und Wissenschaft, selbst mit Athen und Alexandrien wetteifern fonnte, war er der hellenischen Literatur nicht fremd geblieben, ohne daß die Strenge seines pharisäischen Geseyeseifers dadurch gemildert wor den wäre.

88. Saul, nach Hebräischer, oder Paulus nach Hellenistischer Form seines Namens, war Zeuge der heldenmüthigen Hingabe, der großartigen Standhaftigkeit gewesen, mit der Stephanus den Tod erduldet hatte. Mochte auch dieses Ereigniß einen Stachel in seiner Brust zurückgelassen haben, der nachher zu seiner Umwandlung mitwirkte, für jet bestärkte es ihn nur in der Ueberzeugung, daß cine Sekte, die solche Märtyrer hervorbringe, dem ohnehin innerlich zerrissenen und von außen immer stärker bedrohten reinen Judenthum die größte Gefahr bringe und daher ausgerottet werden müsse. Mit Vollmachten vom Hohenpriester, dem Präsidenten des Synedriums, zur Gefangennehmung der Abtrünnigen versehen, eilte er nach Da mascus, wohin viele Christen sich geflüchtet hatten.

89. Aber in dem jezigen Verfolger war schon der künftige Apostel, wie die edle Frucht in der rauhen Schale, verborgen. Wenn ihm die Gewißheit wurde, daß der verheißene Befreier Jfraels, auf den er mit dem ganzen Volke hoffte, bereits gekommen und in der Person Jesu gekommen sei, dann ergoß sich dieser Feuereifer in das Bette der jungen Kirche, dann wurde diese Fülle von Kenntnissen, von Geistes- und Willenskraft der Sache dienstbar, die er bisher gehaßt und verfolgt hatte. Diese Gewißheit aber wurde ihm auf dem Wege nach Damascus; er vernahm plößlich die Stimme und erblickte das Antlig des Herrn; die Gunst, die den Aposteln und Jüngern während der vierzig Tage zu Theil geworden, wurde anch ihm gewährt: Jesus der Auferstandene zeigte sich ihm, aber nicht wie jenen mit verhüllter Majestät, sondern in der Herrlichkeit und dem Lichtglanze seiner verklärten Leiblichkeit. Nur ihm wurde dieser Anblick zu Theil, während seine Begleiter zwar den wunderbaren, das Licht des hellen Tages überstrahlenden Glanz wahrnahmen, auch den Schall einer Stimme hörten, aber weder Jesum sahen, noch die Worte des Sprechenden verstanden. Saul, zu Boden geworfen durch die Gegenwart des Herrn, dann durch sein Wort wieder aufgerichtet,

« السابقةمتابعة »