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Vorwort.

s ist nur ein Zeitraum von siebenzig Jahren, mit dessen Darstellung das vorliegende Buch sich befaßt, und zudem ist es im Grunde nur Ein Ereigniß, von welchem hier gehandelt wird, ein Ereigniß und eine Stiftung, welche dem weitaus größten Theile der Zeitgenossen entweder unbekannt blieben oder viel zu unbedeutend schienen, als daß sie es der Mühe werth geachtet hätten, sich näher mit denselben zu beschäftigen. Gleichwohl ist diese Spanne Zeit die wichtigste in der ganzen Geschichte des Menschengeschlechtes. Die Gründung der christlichen Kirche ist der Schluß einer Jahrtausende langen Vorbereitung und Entwicklung und zugleich der Anfangspunkt einer neuen Weltordnung. Die Welt vor Christus, und die Welt nach Christus: dieß ist und bleibt die einfachste und richtigste Eintheilung der Geschichte.

Nur Anfänge sind es, nur die einfache, samenkornartig in sich beschlossene, Fremden ihr Inneres verhüllende Gestalt der apostolischen Urkirche ist es, welche der Betrachtung hier vorliegt. Aber in diesen Anfängen liegen die Kräfte und Keime einer Cultur, welche in ihrer universalen, auf die ganze Menschheit gerichteten Bestimmung nach achtzehn Jahrhunderten noch immer im Werden und im steten Wachsthum begriffen ist, liegt ein Reichthum schöpferischer Ideen, eine Fülle von neuen Gestaltungen in Staat, Kirche, Kunst, Wissenschaft und Sitte beschlossen, welche noch lange nicht erschöpft sind, vielmehr auch noch in künftigen Zeiten Erkenntnisse und Einrichtungen zu Tage fördern werden, die wir jetzt noch kaum zu ahnen vermögen.

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Der Naturforscher, der ein Samenkorn öffnet und zerlegt, vermag auch mit dem schärfften und aufmerksamsten Blicke nicht zu erkennen, welche Pflanzenbildungen dieses Korn potentiell und substantiell schon in sich trägt, vermag nicht die Gestalt zu zeichnen, zu welcher es emporwachsen wird. So würde der scharfsinnigste Römer oder Grieche, wenn er auch die jungen Christengemeinden in seiner Nähe noch so sorgfäl= tig und mit der ganzen ihm möglichen Unbefangenheit beobachtet hätte, entweder auf jede Voraussagung hinsichtlich ihres ferneren Ganges und ihrer künftigen geschichtlichen Stellung verzichtet, oder aber ganz andere Dinge, ja eher das Gegentheil derjenigen Ereignisse und Zustände, die in der Folge sich verwirklichten, in Aussicht gestellt haben. Und nicht blos Heiden, die Christen selber waren noch weit entfernt, die weltbildende Macht und Tragweite der geistigen und sittlichen Kräfte zu überschauen, welche in dem Schooße ihrer Genossenschaft niedergelegt, ihrer Pflege und Verwaltung anvertraut waren. Vor unsern Augen dagegen breitet sich die fast zweitausendjährige Geschichte des Christenthums aus, unser Blick ist im Stande, den mit innerer Nothwendigkeit und Folgerichtigkeit sich vollziehenden Entfaltungsprozeß, diese stete Fortführung und Ausgestaltung zu umfassen und zu ermessen, welche nie über die anfängliche innere Wesensfülle, wohl aber, und weit, über die einfachen Umrisse, die primitiven Formen und Lebensäußerungen des apostolischen Zeitalters hinausgeht. In dem Lichte dieser langen Erfahrung, in welcher jedes Zeitalter als erläuternder Commentar des vorausgegangenen dient, ist uns die Möglichkeit gegeben, tiefer in den Geist der apostolischen Kirche einzudringen, allseitiger ihr Wesen darzustellen, als frühere Geschlechter dieß vermochten. Welches Ziel der Vollständigkeit dem Verfasser des vorliegenden Buches vorgeschwebt habe, wird der Leser ohne Mühe erkennen. Daß es in dieser Darstellung nicht erreicht sei, bekenne ich bereitwillig.

München den 18. September 1860.

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