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an die Frankfurter und eröffnete eine Privat-Subscription für die evangelischen Oesterreicher, damit diese armen Leute in Stand gesetzet würden, dem Herrn mit Freudigkeit in Seinem Hause zu dienen und ihre Kinder in der Wahrheit erziehen zu lassen. Damit begann die erste systematische Unterstützung der jungen Kirche im Sinne des Gustav - Adolf-Vereines. Zu Ende 1782 betrug die Zahl der Communicanten in den bereits constituirten vier Gemeinden Scharten, Wallern, Moos und Goisern 5633; sie stieg im folgenden Jahre durch das Hinzukommen der neuen Gemeinden Wels, Efferding, Thening und Kematen auf 12.908 1).

Goisern war keineswegs der einzige Sammelpunkt der Evangelischen im Salzkammergut. Schon 1781, zugleich mit Goisern, hatten sich die Gemeinden Hallstatt und Gosa u gebildet, mussten sich aber anfangs als Filialen in Goisern halten. Hallstatt erlangte seine Selbstständigkeit erst 1837, Gosau schon 1784).

Während so die Glaubensgenossen diesseits des Dachsteinmassivs stundenweit zu ihren gottesdienstlichen Versammlungen wandern mussten, hatte sich jenseits auf steirischer Seite die ,höchste evangelische Gemeinde Oesterreichs gebildet. Lutherisch sind wir Alle', hatten am 21. December 1781 die 1400 Bewohner der 1000 Meter hohen Ramsau erklärt, als ihnen der Pfleger das jüngst ergangene Toleranzpatent vorgelesen hatte. Wenige Monate

darnach erfreuten sie sich bereits ihres ersten Pastors. Sie hatten zwei Abgesandte nach Regensburg geschickt und wurden hier an den Hauslehrer Samuel Carl Tobias Hirschmann gewiesen, der, aus Crailsheim im Markgrafthume Ansbach gebürtig, an der Erlanger Universität unter Seiler Theologie studirt hatte und die Vocation nach Kulm auf der Ramsau annahm. Am 24. Juni 1782 kam er, der 29jährige, hier an, der erste evangelische Prediger in der Steiermark. Zwei Tage darauf stellte er sich dem Kreishauptmanne von Judenburg vor, der ihn zur Ordination an den Superintendenten nach Oedenburg in Ungarn verwies ). Dorthin reiste Hirschmann in Begleitung der beiden Deputirten; als er daselbst keinen Super

1) Waldau, II, 461, 462.

2) Sammlung einiger Nachrichten u. s. w., 1783 ff.

3) Der Irrthum des Kreishauptmannes rührt daher, dass im XVII. Jahrhunderte die am Wiener Hofe weilenden Minister und Agenten der evangelischen Kurfürsten, sowie die evangelischen Mitglieder des deutschen Reichshofrathes sich mit ihren kirchlichen Anliegen nach Oedenburg wenden mussten. „Halte, was du hast", II, 2.

intendenten fand, ging er über Pressburg nach Modern, wo ihn Superintendent Michael Torkos im Beisein zweier Pfarrer exami nirte und ordinirte. Das betreffende Attest überbrachte er dem Kreishauptmanne nach Judenburg, der es an die Landesstelle in Graz einbegleitete, von welcher Hirschmann in Folge Hofkanzleidecretes am 17. September 1782 als Pastor der Ramsauer Gemeinde bestätigt wurde. Am 25. Sonntag nach Trinitatis verkündigte dies der Toleranzcommissär der versammelten Gemeinde in ihrer Bethausscheune und verlas dabei vor dem Altare eine einstündige Rede über die gegenseitigen Pflichten des Pastors und seiner Gemeinde1).

In Kärnten hatte der Landeshauptmann schon früh seiner Beunruhigung über die Massenübertritte Ausdruck gegeben, war aber von der Hofkanzlei am 17. Februar 1782 bedeutet worden, er habe sich genau an die Toleranzvorschriften zu halten und in keine Grübeleien einzulassen ). Den Fürstbischof von Gurk aber befragte die Hofkanzlei über die Ursachen des auffallenden Abfalles und erhielt von ihm die Antwort, die Hauptschuld trügen einige fanatische, eigennützige Geistliche seines Sprengels; als Schutzmittel aber seien gute Schulen, Milderung der Fastengebote, Gestattung der Communion unter beiderlei Gestalt und die Bestimmung eines Präclusivtermines für den Uebertritt zu bezeichnen ). Da diese Schutzmittel nur sehr unvollkommen zur Anwendung kamen und nur sehr allmälig wirken konnten, so nahmen die Uebertritte in Kärnten ihren Fortgang. Die Superintendentur zu Modern schickte allein im Jahre 1782 hieher acht Prediger). Als erste Gemeinde, welche von der kaiserlichen Erlaubniss in Kärnten Gebrauch machte, ist Arriach zu nennen. Noch im Toleranzjahre 1781 zimmerte sie eilfertig aus Brettern ein dürftiges Bethaus, so geräumig, dass alle Glaubensgenossen bis in die Gegend von Villach, Feldkirchen und

1) Näheres siehe Jahrbuch, II, 107 ff. Schladming erhielt erst 1783 in M. Schmal, Wald 1786 in demselben den ersten Seelsorger. Hirschmann ging 1787 als Pfarrer in sein Vaterland zurück, ihm folgte auf der Ramsau der Lübecker Johann Georg Overbeck, bis dahin Prediger zu Weissbriach und Weissensee in Kärnten.

2) Meynert, Kaiser Josef II. Nach archivalischen Quellen. Wien 1862, S. 44. 3) Frank, Toleranzpatent, 79

4) Die für Kärnten bis an die venetianische Grenze bestimmten waren Deutschungarn; ausserdem versorgte die Superintendentur zu Modern verschiedene slavische Gemeinden in Böhmen und Mähren mit slavischen Geistlichen.

Paternion sich darin versammeln konnten. Sie berief als ihren Prediger den Pressburger Johann Paul Hagen, der hier am 18. Sonntag nach Trinitatis 1782 seine Antrittspredigt hielt (gedruckt in Klagenfurt), aber schon im Sommer 1784 dieses sein Amt niederlegte 1). Pastor Hagen sollte rasch einem dem Kaiserhause verwandten evangelischen Prinzen seine Dienste leisten. Prinz Ferdinand von. Württemberg hatte am 4. October 1782 seine zur Braut des Erzherzogs Franz bestimmte Schwester nach Wien gebracht. Sie bezog zunächst das Kloster der Salesianerinnen, wo sie den Unterricht für die bevorstehende Conversion empfing, siedelte von da am 26. November in die Kaiserburg über und legte am 26. December das Glaubensbekenntniss als Katholikin ab. Inzwischen war ihr Bruder Ferdinand in die österreichische Armee eingetreten und als Oberstlieutenant nach Klagenfurt in Garnison gekommen. Dorthin liess er (als Gegenbild) zur Weihnachtszeit für sich, seine Dienerschaft und andere Glaubensgenossen des Militärs den Arriacher Pastor Hagen kommen und erstattete darüber Bericht nach Wien. Die Hofkanzlei beantragte am 2. Jänner 1783 die nachträgliche Zustimmung zu dieser Eigenmächtigkeit, die Zeitungen machten davon viel Aufhebens, Kaiser Josef aber erklärte angesichts der Thatsache, dass in Klagenfurt die normalmässige Anzahl von Protestanten nicht vorhanden sei,,das sogenannte Durchdiefingersehen als einen, sehr falschen Grundsatz einer guten Administration, weshalb mit der Gestattung, unrecht geschehen sei;, wohl aber kann dem Prinzen so wenig, als anderen Akatholiken in Klagenfurt verboten sein, einen Pastor für sich, vor seine Privatandacht oder im Erkrankungsfalle kommen zu lassen).

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Das ist unseres Wissens der erste Fall gewesen, wo die kirchiche Versorgung des evangelischen Militärs in Frage stand. Später soll davon weiter gesprochen werden.

Jetzt sei nur daran erinnert, dass damals alle Beamten, dem Allerdurchlauchtigst, Grossmächtigst und Unüberwindlichst Römi schen Kaiser den Treueid zu leisten hatten 3) und dass das Heer

1) Czerwenka, Der evangelische Glaubensbote für Oesterreich, I, 126 ff. Waldau, II, 528.

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2) G. Wolf, Oesterreich und Preussen 1780-1790, Wien 1880, S. 70. Jahrbuch, VI, 5, 6.

3) Jahrbuch, VII, 136.

unter demselben Fahneneid stand. Dieses Heer setzte sich naturgemäss aus den Söhnen Alldeutschlands zusammen und Theile desselben lagen in allen Ländern Oesterreichs zerstreut. Der Einfluss dieses evangelischen Militärs in den österreichischen Garnisonsstädten ist nicht zu unterschätzen, wenn auch die Industriellen und Handelsleute, aus dem Reich als die hauptsächlichsten Gründer der Stadtgemeinden anzusehen sind.

In Wien ist es ein Handelsmann, ein akatholischer Niederlagsverwandter, gewesen, der eine Entscheidung darüber hervorrief, ob er sein Kind von einem dortigen Gesandtschaftsprediger (dänisch, schwedisch, holländisch) taufen lassen dürfte. Am 13. Jänner 1782 erfolgte die kaiserliche Resolution, dass dies unstatthaft sei, da die betreffenden Amtspersonen den Landesgesetzen nicht unterstehen. Sollten sich aber die Wiener Protestanten eigene approbirte Ministros verschaffen, so seien denselben alle Amtshandlungen, jedoch unter Wahrung der Vorrechte der herrschenden Religion gestattet. Die katholischen Pfarrer haben demnach auch von den Akatholiken die Stolgebühren zu beziehen und die Matrikelbücher allein zu führen. In Ermangelung eines akatholischen Predigers solle (so führte ein bald darauf erlassenes Hofdecret weiter aus) der katholische Pfarrer die Taufen und Trauungen der Protestanten deutsch oder böhmisch, je nach Lage der Ortschaften, verrichten, und zwar nach dem in Schlesien per usum eingeführten Ritus, welcher noch aus Luthers Zeiten herrührt und folglich weit weniger als andere nach der Zeit gebräuchlich gewordene Ritus von dem katholischen unterschieden ist; den Reformirten sei aber dieser schlesische Ritus der Lutheraner nicht aufzudringen 1).

Gerade diese Begründung führte dahin, dass sich in Mähren und Böhmen manche ursprünglich lutherische Gemeinden nachträglich dem helvetischen Bekenntnisse zuwandten. Sie lehnten jede auch nur scheinbare Annäherung an ihre bisherigen Bedränger ab. Uebrigens hielten sich die zumeist von Glaubensgenossen aus dem Reich gebildeten Stadtgemeinden wenig an den schlesischen Ritus. Die Lutheraner Wiens, auf 3000 angewachsen, veranstalteten im Juni 1782 ihre erste Zusammenkunft, erwarben im März 1783 einen grossen Theil des säcularisirten Königinklosters 2) und wählten den

1) Frank, Toleranzpatent, 75, 76. Jaksch, IV, 188-196.

2) Neuss, Chronik der Wiener evangelischen Gemeinde A. C., S. 3.

dänischen Gesandtschaftsprediger Fock zu ihrem Pastor 1), der die gottesdienstlichen Formen nach seiner bisherigen Gepflogenheit wesentlich beibehielt.

Die Reformierten Wiens hatten, obgleich die Höhe von 100 Familien nicht ganz erreicht war, am 2. März 1782 vom Kaiser die Erlaubniss zur Gemeindebildung bekommen, hielten am 10. März den ersten, Kirchentag, auf welchem sie ihr Vorstehercollegium (Graf zur Lippe, Johann Freiherr von Fries und Banquier Ochs) wählten und bestellten am 26. October den holländischen Gesandtschaftsprediger Hilchenbach zu ihrem ersten Prediger. Auch sie erwarben am 13. März 1783 einen Theil des Königinklosters in der Dorotheergasse. Hier, im eigenen Hause, hielten sie am 17. April den ersten Gottesdienst (die Weihe ihres Bethauses erfolgte aber erst am Christfest 1784); ihre gottesdienstliche Ordnung regelten sie streng nach den Grundsätzen der reformirten Kirche, nur, dass zu Beginn des Gottesdienstes ein Altargebet und die Verlesung eines auf den Inhalt der Predigt bezugnehmenden Bibelabschnittes eingeführt wurde *).

Auch die Wien zunächstgelegene Stadtgemeinde Brünn verdankte ihre Begründung der Rücksichtnahme auf die materielle Förderung der kaiserlichen Länder. In Brünn fehlte viel auf die normalmässige Anzahl von Protestanten; aber diese Wenigen waren die Lehrmeister und Träger der Textilindustrie, auf deren Einbürgerung die Regierung das grösste Gewicht legte. Es lag die Gefahr nahe, dass diese Lehrmeister wieder,in's Reich zurückkehren würden, wenn ihnen die Gemeindebildung versagt bliebe. Daher die Bewilligung des Kaisers. Der Brünner Pastor freilich wurde nicht so glattweg angenommen, wie es in Wien bei den Gesandtschaftspredigern Fock und Hilchenbach der Fall war. Als die junge Brünner Gemeinde im Juli 1782 durch das mährischschlesische Gubernium die Bewilligung des Kaisers zur Annahme eines Pastors erhielt und auf diesen Posten den gerade in Wien weilenden schwäbischen M. Victor Heinrich Riecke berief, bildete dessen Prüfung und Ordination insoferne einen Gegenstand der Sorge, als Mähren keinem Consistorialsprengel angehörte und weder in

1) Die Geschichte desselben bei Preidel, Gemeinde A. C in Wien. Wienerische Kirchenzeitung, 1784, S. 107 ff.

*) Die evangelisch-reformirte Gemeinde in Wien (ibid. 1852), 3—5.

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