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Auch die „Contes Mogols" Lille (1782, Bd. II, p. 8-10) enthalten eine ähnliche Wendung, wo der König durch eine Detaillierung des Zustandes den Tod seines geliebten Falken erfährt, und voll Zorn ausruft: Wie ist mein weißer Falke todt?" Euere Majestät saget es selbst", wird ihm darauf geantwortet, und dadurch entgeht der Betreffende der auf diese Nachricht gesetzten Todesstrafe.

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IV. Was thut Gott?

Ekkehard IV. der Mönch von St. Gallen erzählt (in den Casus St. Galli cap. 3) von Notker wie folgt: Als ihn einst König Karl besuchte, fand er ihn mit dem Celebrieren der Messe beschäftigt. Ein Edelmann vom Gefolge des Königs, der den heiligen Mann in Verlegenheit bringen wollte, trat auf ihn zu und fragte ihn: „Was macht wohl jetzt Gott im Himmel? wenn du es weißt, theile es uns mit, wir möchten es gerne von dir hören“. Wohl weiß ich es, entgegnete Notker: „Er thut jetzt, was er immer gethan, und was er dir auch gleich thun wird: Er erhebt nämlich die Niedrigen und erniedrigt die Hohen." (Quid autem Deus in coelo nunc faciat, a te cupimus, si nosti, audire." Scio, inquit ille (Notkerus) et optime scio. Nunc enim facit, quod semper fecit; utique et tibi quam mox facturus est. Exaltat enim humiles, et humiliat superbos.") Monumenta Germaniae II, p. 96, Zeile 48-52**).

Es tritt uns hier dieselbe Frage und Antwort entgegen, der wir öfter im Midrasch begegnen, und zwar Genes. rab. sect. 68. Levit. r. sect. 8. Numeri r. sect. 3. Jalkut II, §. 794 fol. 110.

Es fragte einst eine Matrone den R. Jose b. Chalaphta: „Was thut euer Gott jetzt, da er doch bloß in den ersten sechs Tagen die Welt erschaffen hat?" „Er bauet Leitern, war die Antwort, Manche steigen hinauf, Manche hinab, er macht Arme zu Reichen und Reiche zu Armen, er erhöhet und erniedrigt."

V. Das Manna.

Anknüpfend an Numeri c. 11 v. 6-8 erzählt die Sage übereinstimmend in allen ältesten Commentaren aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten: das Manna konnte jeden Geschmack, den man sich wünschte, annehmen. Bald wie Gestoßenes, bald wie Gekochtes, Gebratenes etc. Sifré ed. Friedmann f. 24 §. 89. Mechilta ed. Weiß f. 58 §. 4. Jalkut I, §. 733 f. 219a oben. Joma fol. 75. Exod. r. s. 25. Pesikta zutarta fol. 45o.

*) Auf diese Parallele wurden wir von Seiten des Herrn Dr. Brann aufmerksam gemacht.

Unter dem Einfluße dieser Sage heißt es auch in deutschen Predigten des XIII. Jhdts. ed. Grieshaber II, 123: „Wan daz himelbrôt was in dem munde reht als süez als ein honech, an swaz spîse si denne gedahtôn, daz daz brôt reht denne smahte als ob si di selben spîse hêten in irem munde. âmerôt si vische alder vlaisches, sô dûhte si reht si hêten vische unde vlaisch in dem munde. Dieselbe Anschauung ist von Wolfram bei der Ergiebigkeit des hl. Graal ausgedrückt:

swâ nâch jener bôt die hant,
daz er al bereite vant,
spîse warm, spîse kalt,
spîse niwe und darzuo alt,

daz zam und daz wilde.

wan der grâl was der saelden fruht, der werde süeze ein sölh genuht, er wac vil nâch gelîche,

als man saget von himelrîche.

Diese beiden Citate führt Rochholz Deutscher Glaube und Brauch I, 33 an. Dasselbe schon bei Ephraem Syrus I, 218, 256; Lengerke, de Ephraem Syr. arte hermeneutica p. 25.

VI. Zur Flo amannasaga.

In der Floamannasaga wird erzählt, daß der Riese Thorgil, um sein zartes Kind, dessen Mutter ermordet war, zu ernähren, sich in die Brustwarzen schneiden ließ. Zuerst kam Blut, dann Molken, endlich Milch, womit das Kind gesäugt wurde. Grimm, Kind. Märch. III, ed. 3 p. 159. An derselben Stelle erwähnt Grimm auch einer aus Humboldt, Relation historique Bd. 3 c. 4 geschöpften Notiz, daß ein Mann mit seiner eigenen Milch sein Kind gesäugt habe. Das wesentliche Moment hierbei ist, daß ein Mann säugt. Nach einer anderen Seite hin hat Rochholz (Deutscher Glaube und Brauch I, Berlin 1867 p. 15) diese Sage behandelt. Er legt Gewicht auf den Übergang von Blut in Milch, die beide die Ursubstanzen der Ernährung repräsentieren. In der hebräischen Literatur begegnen wir nicht nur einer, sondern sogar mehreren Parallelen, die in dem wesentlichen Momente mit der Floamannasaga übereinstimmen. So heißt es Tractat Sabbath fol. 53 Einst starb einem Manne die Frau und hinterließ ein noch säugendes Kind. Der Mann war aber zu arm, um eine Amme bezahlen zu können; da ereignete sich das Wunder, daß sich seine Brüste wie die eines Weibes öffneten, so daß er sein Kind selbst säugen konnte. Genesis r. s. 30 und Jalkut I, 13 §. 49 wird von Mardechai ebenfalls erzählt, daß er selbst Milch bekommen und die Esther gesäugt habe, da er vergebens nach einer Amme für sie gesucht und keine gefunden habe.

GERMANIA. Neue Reihe XIII. (XXV.) Jahrg.

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Ähnlich wird diese Sage im Seder-ha doroth v. R. Jechiel Heilprin (ed. Karlsruhe 1769 fol. 106a) erzählt, daß ein Mann nach dem Tode seiner Frau das hinterlaßene Kind selbst gesäugt habe. Hinzugefügt wird noch die Erklärung, daß dieser Mann in seinem vorigen Leben diejenige Frau gewesen, die R. Jehuda-ha Nassi mitgesäugt habe, d. h. die römische Kaiserin, Frau des Antoninus. Im Talmud wird nämlich mitgetheilt (Tract. Aboda. sarah fol. 10 Tossaphot s. v. 'amar'), daß die Mutter des R. Jehuda den Antoninus und die des Antoninus den R. Jehuda gesäugt habe, um ibn von dem Tode zu erretten, der ihm drohte. Denn dieser war gegen den Befehl des Kaisers beschnitten worden. Als nun der Kaiser das vertauschte Kind, welches er für das wirkliche hielt, holen ließ, fand er es daher unbeschnitten, und so entrann R. Jehuda dem Tode. Als Lohn für diese gute That ereignete sich ihr im zweiten Leben des oben erwähnte Wunder.

Bei Gelegenheit will ich noch desjenigen Wunders Erwähnung thun, das der Sarah bei der Geburt des Isak nachgerühmt wird. Als sie aus Freude darüber eine Feier veranstaltete, kamen eine Menge Frauen und brachten auch ihre Säuglinge mit, um, wie sie meinten, Sarah in Verlegenheit zu bringen. Sie glaubten, daß Isak nur ein untergeschobenes Kind sei, und deßhalb wollten sie sie bitten, auch ihre Kinder zu säugen. Aber wie sehr wurden sie beschämt. Denn die Brüste der Sarah erwiesen sich so reichlich mit Milch versehen, daß sie alle Kinder sogar sättigen konnte. Genes. r. sect. 53 ed. Amsterdam f. 59. Tract. Baba Meziah f. 87. Jalkut I f. 27 §. 83. Diese Sage knüpft an Genes. c. 21 v. 7 an und sucht den Plural „Kinder“ zu erklären.

VII. Die Vögelfüße der Geister.

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Ein wie mir scheint bis jetzt nur bei den Deutschen beobachteter Glaube ist, daß Elfen, Geister, namentlich Zwerge Vogelfüße haben, d. h. Enten- oder Gänsefüße als Spuren hinterlaßen, da sie sie sonst mit einem Mantel verdecken Grimm, D. Myth. p. 419. Daher die Sage von dem Hirten (Grimm, D. Sagen Nr. 150, I p. 193 f.), der, durch die Reden der Leute neugierig gemacht, gern gewußt hätte, warum die Zwerge so sorgfältig ihre Füße bärgen, und ob diese anders gestaltet wären als Menschenfüße. Da nun das nächste Jahr wieder der Sommer und die Zeit kam, daß die Zwerge heimlich die Kirschen abbrachen und in den Speicher trugen, nahm der Hirt einen Sack voll Asche und streute sie rings um den Baum herum aus.

Den anderen Morgen mit Tagesanbruch eilte er zur Stelle hin, der Baum war richtig leergepflückt, und er sah unten in der Asche die Spuren von vielen Gänsefüßen eingedrückt. Vgl. Mannhardt, Waldund Feldculte II p. 152. Auch ein Schweizer Märchen von Zschokke erzählt von einem Hirtenknaben, der unten in der Erde bei den Elfen wohnt. Ihm ist aber der Zutritt zu seiner Gebieterin in einer bestimmten Stunde verboten. Von Neugier getrieben, schleicht er sich einmal in das Badezimmer, denn dort pflegte sie während dieser Zeit zu verweilen, und sieht wie sie in einem rosafarbenen Gewölk badet. Wie sie aber den Fuß ausstreckt, bemerkt er, daß sie einen Gänsefuß hat. Er wird auch bemerkt und durch dieses Gewölk, von dem sie ihm einige Tropfen in die Augen spritzt, geblendet. Er findet sich unmittelbar darauf wieder auf der Erde, und die drei Tage, die er dort zugebracht, waren drei Jahre gewesen.

Im Talmud nun (Tr. Berachoth fol. 6") heißt es ausdrücklich, die Geister hätten Hühnerfüße. Wenn Jemand dieß erfahren will, soll er feingesiebte Asche unter das Bett streuen und am Morgen wird er darauf die Spuren von Hühnerfüßen sehen. Ganz wie es oben der Hirt macht. In Folge dieses Glaubens fragten auch die Gelehrten, zu denen der wahre König Salomon gekommen war und um seinen Thron klagte, die Weiber des Königs, welche Füße er habe. Denn wenn wirklich ein Dämon unter der Gestalt des Salomon den Thron inne habe, so würden die Weiber ihn an seinen Hühnerfüßen erkennen. Der Bescheid lautete, daß der König immer die Schuhe anhabe. (Tract. Gittin fol. 68.) Schließlich sei noch der Meinung im Emek-hamelech f. 130 (s. auch Jalkut reubeni s. v. Samael Nr. 14) erwähnt, daß dieser Dämon Schweins- oder Hühnerfüße habe.

An diesen Glauben knüpft Grimm a. a. O. p. 400** das Pentagramm und sucht dessen Wirkung dadurch zu erklären, daß es 2 Gansoder Schwanfüßen ähnlich sieht. Ich glaube hieher auch das Hexagramm ziehen zu dürfen, welches durch seine 6 Ecken zweien dreizehigen Vogelfüßen noch ähnlicher sieht und im jüdischen Glauben eine große Rolle spielt. Es wird Magen David, d. h. Schild des Davîd genannt, und soll auf dem Siegelringe des Salomon eingegraben gewesen sein, daher konnte er vermittelst dieses Ringes die ganze Schöpfung beherrschen, und mit dem zeitweiligen Verlust desselben, da ihn Aschmedai in's Meer geworfen, hörte auch seine Herrschaft auf, bis er ihn ähnlich wie Polykrates im Bauche eines Fisches wieder fand. Auf diese Sage mit ihren mannigfachen Varianten und Parallelen komme ich bei einer anderen Gelegenheit wieder zurück. Hier sei noch eines jüdischen

Märchens in den jüdischen Märlein Saron Bd. II p. 401-410 (Nr. 6 Michel der Petschaftstecher) erwähnt, worin der Held des Märchens nach diesem Ringe forscht und sucht, bis es ihm gelingt ihn einmal sehen und copieren zu dürfen. Ein kleiner Fehler aber, er hatte einen Winkel nicht ganz geschloßen, macht ihn dessen verlustig, ja zieht ihm sogar noch Schaden zu.

Grimm a. a. O. p. 258 und nach ihm Simrock (D. Mytholog.3 p. 410) vergleichen noch Bertha die Spinnerin mit dem Plattfuß, und Reine pédauque (Regina pede aucae). Letzterer führt mit Recht den Ursprung auf den Orient zurück und sucht ihn auch richtig in der Sage von der Königin von Saba. Er bemerkt wörtlich: „Dieser Weissagerin (d. h. der Königin von Saba) hatte die deutsche Sage nach dem Gedicht von Sibyllen Weissagung (aus dem 14. Jh.) Schwanen- und Gansfüße beigelegt. Aus der orientalischen Überlieferung kann ihr das nicht gekommen sein. Es war als ein Zeichen höherer Abkunft von der germanischen Göttin und den weissagenden Schwanenmädchen (§. 107) auf sie übertragen. Als die Königin von Saba zu Salomon kam, war sie zwar sonst ganz schön, aber durch Gänsefüße entstellt. Weil sie aber dem Holze, das jetzt vorläufig die Brücke zu Salomons Palaste bildete, die Ehre anthat, es nicht mit den Füßen betreten zu wollen, weil sie wußte, daß es bestimmt sei, dereinst zu des Heilands Kreuz gezimmert zu werden und darum lieber durchs Waßer watete, wandelten sich die Gänsefüße in die schönsten Frauenfüße." Soweit Simrock. Wir wollen nun den orientalischen Ursprung dieser Sage genauer nachweisen, wobei besonders auf den Zug zu achten ist, daß sie durchs Waßer watet, der in der deutschen Sage eine merkwürdige Umbildung erlitten hat Im Targum scheni zum Buche Esther, welches spätestens aus der zweiten Hälfte des 7. Jhs. stammt, wird ausführlich von der Pracht und der Macht der salomonischen Herrschaft erzählt; unter Anderem auch von der Ankunft der Königin von Saba bei Salomon. Die betreffende Stelle lautet wörtlich wie folgt: Und als der König hörte, daß die Königin gekommen wäre, setzte er sich in ein Glashaus. Die Königin von Saba, die inzwischen näher gekommen war, da sie ihn drinnen sitzen sah, dachte nicht anders, als daß er im Waßer sitze, und schürzte ihre Kleider, um durch das Waßer zu waten. Salomo hatte das beabsichtigt, und nun sah er, daß sie Haare an den Füßen habe. Da sagte er: „Deine Schönheit ist die des Weibes, aber dein Haar ist das Haar des Mannes, und Manneshaar bei einem Weibe ist nicht schön."

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