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wenn ich auch noch so kühn wäre", so würde das ja besagen, daß der Dichter für gewöhnlich den Ruhm der Kühnheit nicht in Anspruch nimmt. Würde das nicht eine übertriebene und unstatthafte Bescheidenheit sein für einen ritterbürtigen Herrn wie Hartmann? Und übersetzen wir: „wie kühn ich auch (sonst) bin", so würde dieser Ausspruch umgekehrt ein Selbstgefühl verrathen, wie wir es sonst an Hartmann nicht kennen. Drittens wäre denkbar, daß hier eine Selbstironie vorliege. Aber diese ist nicht Hartmann's Sache. Somit wird das hdsl. kume beizubehalten und in sein Recht einzusetzen sein.

6696 s. oben zu 6475.

6715 sine rotewange statt des hsl. sein totes wanige ist treffliche Conjectur von Karajan, die Bech mit vollem Recht in den Text aufnehmen konnte. Aber zwischen t und w stehen in der Überlieferung zwei Buchstaben, nicht bloß einer; ich möchte deshalb, da in Hss. des 13. Jahrhunderts ein niedriges (langes) s leicht das Ansehen eines groß gerathenen haben kann, statt rotewange lieber roterwange lesen, die Nebenform von rotuwange, wie sie in Hs. H von G.'s Tristan 8077 erscheint. (Daneben muß auch als Zwischenform zwischen rotruwange und rotewange, rotwange ein rotrewange existiert haben.)

6720 umbe dise geschiht schreiben die ersten Ausgaben. Ich glaube, es ist ganz unbedenklich zur Aufbeßerung des Verses ungeschiht zu schreiben, was auch der Situation beßer entsprechen würde. Haupts aneschiht (in der zweiten Ausgabe, zu 219) ist allerdings ein „Wagniß“. 6746 fg.: ûf die strâze er kêrte,

die er gester dar reit.

So Haupt in der ersten Ausgabe. Die Hs. hat gewert statt gester. Schon in seinen Verbeßerungen in der Zeitschrift 3 (1843), 270 meldete Haupt, daß Lachmann in dem gewert der Hs. gerêwet erkannt habe zum Iw. 5862, also dieselbe Lesart, die Haupt im Erec 6670 für das hsl. geruet gesetzt hatte. Lachmann's gerêwet hat dann Haupt in der zweiten Ausgabe aufgenommen, wie auch schon vorher Bech. Lachmann's Conjectur, wieder durch Umstellung der Buchstaben gewonnen, ist ohne Zweifel geistvoll; sie entspricht dem Sinn und Zusammenhang viel beßer als Haupts gester, und doch will sie mir nicht zutreffend erscheinen, weil Hartmann, der hier an die vorausgegangene Handlung erinnert, das Wort rê niemals gebraucht, ein Wort, das doch sehr leicht im Innern des Verses wie im Reim anzubringen gewesen wäre. Er hat dafür bâre (rosbâre) 6310. 6362. 6597. Deshalb scheint mir das hsl. gewert anders entziffert werden zu müßen. Ich vermuthe gewert = gebert, gebert, gebêret gebæret, auf die Bahre gelegt. Möglich, daß Hartmann

nur gebâret sagte wie im Iwein 1305, doch läßt es sich nicht entscheiden. Jedenfalls war ihm diese Participialbildung geläufig.

Meine Conjectur stimmt inhaltlich mit der von Lachmann überein. Ich muß wie er zum Besten des Verses ein e ergänzen. Statt seiner Umstellung rew aus wer halte ich die Überlieferung aufrecht und bedarf nur die Annahme des häufigen Schreibgebrauches, w für b und e für æ zu setzen. Dadurch, und das scheint mir das wichtigste, gewinne ich ein Wort, das auch sonst bei Hartmann bezeugt ist und das sich in den Zusammenhang viel beßer fügt als das überhaupt höchst seltene, bei Hartmann sonst niemals handschriftlich vorkommende gerêwet. 6786 ist unbedenklich alse zu lesen, ebenso 6812. ROSTOCK, im November 1879.

REINHOLD BECHSTEIN.

DER MINNESÄNGER PULLER VON HOHENBURG UND DIE BURG WASICHENSTEIN.

Über die Lebensgeschichte des Dichters Puller sowie die Feststellung seiner Heimat haben bis jetzt viele Zweifel obgewaltet, und das Wenige, was Fr. H. v. d. Hagen in dieser Beziehung angemerkt hat, ist nicht nur dürftig, sondern auch unrichtig. Die gleiche Unsicherheit herrscht über die viel bestrittene Localität der Burg Wasichenstein. Die nachstehenden Mittheilungen werden deshalb von Freunden älterer Geschichte, Dichtkunst und Sage nicht unwillkommen geheißen werden.

Die jetzt in Ruinen liegende Stammburg des ritterlichen Geschlechts Hohenburg befindet sich im unteren Elsaß und in demjenigen Theile des Wasgau's, in welchem sich ein gutes Stück unserer altdeutschen Heldensage abspielt, hart an der ehemaligen französisch-pfälzischen Grenze, zwei Stunden von Weißenburg entfernt. Die meisten Glieder der Familie von der Mitte des 13. Jahrhunderts an, um welche Zeit das Dynastengeschlecht zuerst urkundlich in der Geschichte auftritt, bis fast zu dessen Aussterben, führten den Beinamen Puller, Püller, Pullere oder auch Buller. Der erste Hohenburger, der jedoch erst seit 1276 mit diesem Beinamen erscheint (in einer bischöflich Speier'schen Urkunde vom Jahre 1262 für das Nonnenkloster Heilsbrücke bei Edenkoben in der Pfalz führte er denselben noch nicht), ist der Minnesänger Konrad von Hohenburg, über welchen Hagen (Minnesänger II, 69-71 und

IV, 411) keine Auskunft zu geben wußte und dessen Heimat er lieber in's Ausland verlegte, obgleich Puller in einem seiner Lieder seine Heimat ausdrücklich als eine deutsche bezeichnet. Allein schon Adelung in seinem „Magazin" (Leipzig 1784, II, 3, 69) bezweifelte die gewöhnliche Annahme einer ausländischen Abkunft und fügt dann bei „er war auch mit vor Wien, hatte aber eine Schöne? in Elsaß"; ein Weiteres wußte aber auch er über ihn nicht zu sagen. Ich vervollständige deshalb auf Grund der allerdings wenigen uns erhaltenen urkundlichen Belege*) die Lebensgeschichte Konrads durch nachfolgende Mittheilungen. Als Rudolf von Habsburg 1276 gegen Ottokar von Böhmen zog, schloß sich ihm vorzugsweise die zahlreiche elsäßische, schwäbische und oberrheinische Ritterschaft an, und unter der ersteren auch Konrad von H., obgleich er, wie aus seinen Liedern erhellt, in seiner Elsäßer Heimat durch die Liebe zu einer edlen Jungfrau, deren Namen und Geschlecht uns jedoch nicht überliefert ist, gebunden war. Ohne Zweifel hegte Konrad bei seinem Abschied von der Geliebten die Hoffnung, daß der Krieg wohl in Jahresfrist werde beendigt sein, allein derselbe zog sich, wie bekannt, bis zum 26. August 1278 in die Länge, wo Ottokar in der Schlacht auf dem Marchfelde Krone und Leben verlor. In diese Zeit fallen Konrads fünf Minnelieder, in denen er seine Gefühle auf eine sinnige Weise kundgibt, seiner rheinischen Heimat und seiner Freundin sich erinnernd.

„guot ist si, diu mir sorgen gît,
und ich ir mit willen gerne diene.

zu Osterrich ist vil guot sîn:

von Wiene waere ich gerne hin wider an den Rîn,
zuo der schoenen, diuhte es den künik zît.

Wil ieman gegen Elsâzen lant,

der sol der lieben tuon bekant, daz ich mich senen,
wenen kan sich mîn herze nâch ir.“

Zugleich scheint Konrad während dieser Feldzüge seiner mannhaften Heldenthaten wegen von dem ihm schon früher befreundeten Rudolf die Benennung Puller erworben zu haben, welchen dann seine Nach

*) Sie finden sich nebst jenen über die Burg Wasichenstein handschriftlich in weiterer Ausdehnung in dem großherzoglich badischen Landesarchive zu Karlsruhe, dem pfälzischen Kreisarchive zu Speier, der Universitätsbibliothek zu Heidelberg, und fanden sich in der ehemaligen, durch französischen Leichtsinn vernichteten Straßburger Stadtbibliothek. Die Benützung der aus ihnen gefertigten Auszüge verdanke ich meinem am 5. August 1876 verstorbenen Freunde Pfarrer J. G. Lehmann zu Nußdorf i. d. Pf.

kommen Jahrhunderte lang als Ehrennamen fortführten. Für seine späteren Lebensjahre erscheint er 1283 als Füller (Widder geogr.-histor. Beschreibung der Churpfalz I, 65) durch König Rudolf und Pfalzgraf Ludwig in einem Rechtsstreite als Richter ernannt; als „Her Conrat der Buller von Hohenburg" kommt er mit Friedrich von Wasichenstain (vgl. unten) 1288 in einer Urkunde des Markgrafen Hermann, Hasse und Rudolf von Baden vor, und zuletzt in einer anderen vom Jahre 1301 bezeugt er (Mone, Zeitschr. f. d. Gesch. d. Oberrheins VIII, 177): „Ich Conrat der Pullere vrgie das ich min ingefegil důrch Frideriches bethen wyllen von Wynistem mines hoůmen an disen briefh giehinchet han Dis giesach an demme jar do man zelthe von gottis bůrthe drůzenhůndirt jar und ein jar an demme sunnendache Circumdederunt." Und mit diesem Jahre verschwindet sein Name.

Ein Bruder unseres Konrads, Heinrich von H., der zugleich mit dem ersteren in der oben erwähnten Urkunde vom Jahre 1262 als „Frater Henricus de Hohenburg" erscheint, adoptierte noch nicht seines Bruders Beinamen Puller, war zu dieser Zeit schon hochbejahrt und Mitglied einer straßburgischen religiösen Genoßenschaft. Seine religiöse Gesinnung bethätigte er u. a. 1309 durch Ankauf mehrerer Häuser und Bauplätze vor der Spitalpforte zu Straßburg behufs Aufnahme fahrender Weiber, „die sich aber wieder zu gutem sittlichem Leben bekehrt hatten". Aus diesen Liegenschaften, die er 1315 dem Straßburger Magistrate zum Geschenke machte, wurde noch zu seinen Lebzeiten das neue Spital erbaut, er selbst wurde der erste Verwalter und Rechner dieser Anstalt, die später eines so guten Fortgangs sich erfreute, daß laut einer Straßburger Chronik „dieser Spital also zugenomen hat, vnd seind von der Statt ettliche gefell darzu verordnet worden, das Järlichen auff 20 oder 30000 frembder Menschen darinnen vber nacht gespeisset werden mögen". Einem späteren Konrad Puller wurden durch Ruprecht von der Pfalz 1401-1407 zu seiner Veste Hohenburg noch sieben umliegende Dörfer als Lehen verliehen, wie denn die Besitzungen des Geschlechts mehrere Jahrhunderte lang in stetem Zunehmen begriffen waren, bis mit Wirich Puller (vgl. auch Heitz in der „Alsatia", Colmar 1873, S. 324), der zwischen 1450-53 starb, der so glänzende Stern des alten und ruhmvollen Stammes unterging. Sein einziger Sohn nämlich, Richart (Trithemius nennt ihn vir bellicosus et inquietus" Chron. Hirs. II, 420) entzweite sich nicht nur mit seinem Lehensherrn, dem tüchtigen und einsichtsvollen pfälzischen Churfürsten Friedrich I. dem Siegreichen, so daß ihm dieser 1455 wegen seiner Widersetzlichkeit die Stammveste Hohenburg ent

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zog, sondern diesem letzten Sprößlinge des Geschlechtes war auch ein schreckliches Los und Ende vorbehalten. Seiner väterlichen Güter entsetzt, war er zu Straßburg in einen geistlichen Orden getreten, wurde 1482 der Sodomiterei angeklagt und flüchtete deshalb aus dem Elsaß nach Zürich. Hier erhielt er das Bürgerrecht und gelangte zu so hohem Ansehen, daß es, als die Züricher den Straßburgern wegen des durch Richart bei den letzteren verübten Frevels keine Genugthuung geben wollten, fast zu einem Kriege zwischen beiden Städten kam. Allein bald darauf wurde er auch in Zürich dieses unnatürlichen Verbrechens überführt und daselbst vor dem Stadtthore lebendig verbrannt (Leu, helvet. Lexikon s. v. Hohenburg; Schöpflin, Alsatia illustr. II, 146). Mit ihm erlosch das Geschlecht der Puller und die Veste „Hohenburgk" gelangte in den Besitz der Sickinger Familie, als, welche sie zuerst 1504 dem Schweikart v. S., dem Vater des Franz v. S., durch Heirat mit der Margaretha von Hohenburg durch Erbschaft zufiel und erscheint sowohl nach einer in G. Lehmanns Burgen der Pfalz I, 16 angeführten Urkunde Geschehen zu Hohenburgk vff Zinstagk den IX. Nouembris Anno 1546" um diese Zeit als auch noch 1673 (ibid. S. 21) als deren Eigenthum, bis sie zuerst durch die verbündeten Fürsten in der Fehde mit Franz erobert (12. Mai 1523) und dann nach dem Abschluß des Nymwegener Friedens 1679 durch den berüchtigten französischen General Montclair vollends zerstört wurde. Das Wappen der Puller war nach dem Bilde der alten handschriftlichen Minnelieder ein getheilter Schild, rechts Gold oder gelb, links blau *).

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An der Hohenburg und ihrer näheren Umgebung haften viele Sagen. Der waldige ebene Platz auf der Höhe zwischen den beiden Burgen Hohenburg und Wegelnburg heißt der „Stöckelgarten". Es soll dieß ehemals ein prächtiger Garten gewesen sein, wo die Ritter sich mit goldenem, noch jetzt im tiefen Brunnen begrabenen Kegelspiel vergnügten. Und nicht weit davon am Bergabhang liegen die Reste der Burg Löwenstein **), vom Volke der Lindenschmidt" genannt. Einer der schlimmsten Junker, so sagt man, hatte da oben seinen

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*) Vgl. auch B. Hertzog Elsäß. Chron. Buch 6, S. 195. M. Zeiller, Itiner. German. 290. Schöpflin, Alsat. Illustr. II, 253. 438. 516. Spach, Congrès 1860, 474. Fr. X. Kraus, Kunst u. Alt, in Elsaß-Lothr. 103. J. G. Lehmann, Burgen d. Unter-Elsaßes, S. 105 ff.

**) Über die Burg Löwenstein (Lawenstein) vgl. Spach a. a. O. 180. 474. damals Schöpflin a. a. O. 236. 253. 349. Die Zerstörung der Burg im Jahre 1386, schon ein Räubernest, erzählt Königshofen in seiner straßburgischen Chronik, S. 342.

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