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rechtfertigen die Anwendung, welche ihre Benennung von einer der herrlichsten Weissagungen des Alten Testaments gemacht hat; denn ohne den geringsten Zwang läßt sich ein großer Theil ihres Inhaltes auf das kleine Israel von Borabora und auf Beulah, ihr Jerusalem, anwenden: „Die Heiden sollen sehen deine Gerechtigkeit, und alle Könige deine Herrlichkeit; und du sollst mit einem neuen Namen genannt werden, welchen des HErrn Mund aussprechen wird. Und du wirst seyn eine schöne Krone in der Hand des HErrn, und ein königlicher Kopfbund in der Hand deines Gottes. Man soll dich nicht mehr die Verlassene, noch dein Land eine Wildniß heißen, sondern dein Name soll seyn: mein Vergnügen! Und dein Land soll heißen: meine holde Braut (Beulah); denn der HErr hat Lust an dir, und dein Land hat einen Gemahl gefunden." Jef. 62, 2-4.

Wir werden uns nicht dabey verweilen, die herrlichen Naturscenen, die patriarchalische Regierungsform, die Gottesdienste und die Fortschritte der Bildung unter diesem Volke zu schildern, die im Gefolge des Evangeliums auf dieser Insel eingezogen sind, nachdem wir auf andern Inseln ähnliche Beobachtungen umständlicher berichtet haben. Borabora steht in allen diesen Beziehungen hinter keiner Insel dieser westlichen Gruppe zurück, die wir bis jest besucht haben, und wir dürfen vielmehr sagen, daß sie in allen diesen Stücken als erfreuliches Musterbild genannt werden darf.

Borabora wird in sieben Distrikte eingetheilt, über welche zwey Könige, Mai und Tefaaoro, regieren. Mai zeichnet sich gleich seinen königlichen Brüdern auf Rajatea und Tahaa durch seine lebendige Gottseligkeit, seinen friedsamen Sinn und die weise Verwaltung seiner Regierung aus. Als Herr Orsmond im Jahr 1820 als christlicher Lehrer hieher kam, so gab ihm dieser als Distrikts - Eigenthümer einen beträchtlichen Strich Landes als Eigenthum, um die Mission zu erhalten.

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Febr. 16. Schon am frühen Morgen war heute (Sonntag) bey der Morgenandacht beynahe die ganze Gemeinde gegenwärtig, die sich auf 1000 Seelen beläuft. Mehrere Eingeborne, und unter diesen auch der König Mai, schütteten bethend ihr Herz vor Gott aus, und zwar auf eine Weise, wie zu wünschen wäre, daß solch Rauchwerk des Gebethes von den Lippen aller Heiden unter dem Himmel aufsteigen möchte; denn so würde unfehlbar der Segen Gottes herabkommen auf die Erde, und dieser würde die unseligen Wirkungen der Missethaten vertilgen, um welcher willen die Erde nach dem Falle des Menschen verflucht worden ist. Herr Orsmond predigte zweymal, Vor- und Nachmittags. Das Volk war dabey ausnehmend ruhig, und schien mit frommer Andacht zuzuhören, und mit füßer Stimme und heitern. Gesichtern sich herzlich im Lobe Gottes zu vereinigen. Der Anblick dieser Versammlung war heimathlicher als die bunte Mischung von Kleidern, von Farbe und Zuschnitt, die wir an einigen andern Orten gesehen haben. Die meisten dieser Einwohner waren in der einfachen, aber niedlich anständigen Weise ihrer Voreltern gekleidet, und zwar in ihrer vollen Tracht, nur nicht nach der unsittlichen und unziemlichen Weise, wie sie gewöhnlich in ihrem heidnischen Zustande getragen wurde. Sie bestand aus einem weiten, schneeweißen Oberkleid ihres selbstverfertigten Tuches, mit einem Gürtel um ihre Lenden, und einer anständigen Tibuta über ihre Schultern, die vorne auf der Brust befestigt ist. Die Männer trugen Hüte, und die Frauen Hauben, beyde aus Puraurinde verfertigt, und niedlich zu der Kopfbedeckung gewoben, die sie allein vom Auslande angenommen haben, denn in früherer Zeit waren Kopfbedeckungen unter ihnen nicht gewöhnlich gewesen, und nur Krieger oder Tänzer trugen dieselben bey festlichen Gelegenheiten. Nicht Eine unziemlich gekleidete Person wurde in der ganzen Versammlung gesehen, und das Benehmen sowohl als der Blick, selbst der Kinder, war einfach und natürlich, und dabey durch

das Gefühl der Andacht geordnet und geheiliget. Wäre unser Erlöser sichtbar zugegen gewesen, Er hätte wohl auch hier dieser holden Kinderschaar zugerufen: „Lasset die Kindlein zu mir kommen, und wehret ihnen nicht."

Febr. 17. Dieser Morgen war bestimmt, uns auf Borabora zu bewillkommen. Könige, Häuptlinge, Raatiras (Gutsbesizer) und Volk kamen in der Kirche zu sammen. Nachdem der Gottesdienst und einige glückwünschende Ansprachen vorüber waren, traten zwey der Hauptleute hervor, und überreichten uns als Zeichen der Hochachtung im Namen des ganzen Volkes der Insel eine schöne Matte, die aus dem feinsten Material und nach dem besten Geschmack dieser Insulaner gewirkt war. Ein dritter Häuptling überreichte uns nun zur Besorgung eine zweyte Matte gleicher Art, in welche der Name Griffen hineingewirkt war, und ersuchte uns, sie im Namen aller Einwohner dem Herrn Prediger Griffen in England zu überbringen, aus dessen Gemeinde ihr Lehrer, Herr Orsmond, ausgegangen war. Am Abend versammelten sich alle Kinder, 300 an der Zahl, mit ihren Lehrern, der König Mai an der Spiße der Knaben, und seine Königinn, den Reigen der Mädchen führend, in der Schulstube, um uns Jaorana zu sagen. Als wir hereintraten, standen die Kleinen alle auf, und fangen ein Lied, das Herr Orsmond auf diesen Anlaß gedichtet hatte. Nun zogen sie klassenweise an uns vorüber, und wir reichten jedem von ihnen unsere Hand, und gaben ihnen unsern Segen, herzlich flehend zu Gott, daß Er größere Segnungen auf sie herabfließen lassen möge, als wir ihnen zu geben vermögen.

Febr. 19. Tero, König von Maupiti, ist nach Borabora herübergekommen, um uns nach seiner Insel einzuladen, und wir segelten daher mit ihm hinüber. Da der Wind nur schwach war, so mußten unsere Leute den ganzen Tag hart am Ruder arbeiten, ohne bedeutend vorwärts zu kommen; und noch um die Mitternachtstunde waren wir eine Strecke vom ersehnten Hafen entfernt.

Dieß ist eine sehr kleine Insel, gerade westlich von der Missionsstation auf Borabora gelegen. An ihrer füdwestlichen Seite ist ein sehr enger Eingang am Korallenriffe, der nicht ohne Gefahr passirt werden kann. Wir fanden dieß wirklich so; denn obgleich der Wind zu schwach war, um das Meer aufzuregen, so war doch eine starke Brandung am Eingang, und ein mächtiger Wasserzug riß uns im Strudel in sie hinein. Schon war der Mond mehrere Stunden untergegangen, ehe wir diesen gefährlichen Engpaß erreicht hatten, den die Finsterniß doppelt furchtbar machte. Jest griff der König selbst, der mit der Fahrt auf diesem Gewässer am besten bekannt war, nach dem Steuerruder, und wußte mit so viel Fassung und Geschick das Schifflein durch die Brandung hindurchzuführen, daß, obgleich eine schwere Welle über seinen Vordertheil hereinbrach, und es taumeln machte, wir dennoch kein Wasser ins Schiff bekamen. Nach einer halben Stunde hatte uns der starke Arm des HErrn mitten durch die sich durchkreuzende Wellenbrandung wohlbehalten in den stillen See innerhalb des Riffes hineingebracht. Schon graute der Tag, und die Sonne warf ihre ersten Strahlen auf die höchsten Berggipfel, als wir auf dieser kleinen Insel landeten, die eher ein paradiesischer Erholungsort für solche, die an den Enden der Erde von einem Welttheil zum andern ziehen, als der feste Wohnsiß einer erblichen Bevölkerung zu seyn scheint. Wirklich sind hunderte kleiner Inselchen über diesen ungeheuern Wasserspiegel hin zerstreut, von denen dasselbe gesagt werden mag; und dennoch haben durch ungezählte Menschenalter hindurch die Väter mit den Kindern nach ihrem Verschwinden von der Erde eben so wenig eine Spur ihres flüchtigen Daseyns hier zurückgelassen, als die Wasserwogen, die sich gleichzeitig mit ihnen schäumend an ihren Korallenriffen gebrochen haben.

Febr. 20. Die ganze Bevölkerung hatte sich auf dem Steindamme am Meeresufer aufgestellt, um uns zu erwarten; und jeßt erschallte auf einmal aus aller Mund

ein lautes Jaorana (Lebehoch); alle Gesichter lächelten uns zu, gleich als wären wir Engel, die so eben vom Himmel her an ihren Ufern gelandet hätten; und alle Hände streckten sich nach uns aus, um uns als Leute gleichen Gefühles mit ihnen zu bewillkommnen, welche die Liebe von den Enden der Erde herbeygeführt hat, um sie in ihrer Niedrigkeit zu besuchen, und wahrlich auch in ihrer Einsamkeit; denn welch ein Pünktchen auf dem großen Ocean, welch ein Stäubchen unter den Völkern ist das arme Maupiti! (Maurua). Und doch ist auch diese Insel für den Vater, der die Asche seines Vaters hier begrub, für die Mutter, deren Mutter sie an dieser Stelle säugte, und für den Säugling, der in ihren Armen hüpft, so voll Lebens und Fröhlichkeit, als hätte sie Fittige, und als könnte sie, hielte sie die Liebe nicht zurück, gleich einer Lerche zum Himmel emporfliegen: und für solche Eltern und für solche Kindlein ist Maupiti ein Heimathland, und alles, was die Welt für Menschen seyn kann, die stolze Kunst nie lehrte, der Sonne ähnlich einen andern Pfad zu ziehen, als die Milchstraße ist, die sie von Jugend an gewandelt haben." Wie falsch gezeichnet, und doch wie rührend sind die kurzen Strophen, die der große Dichter Milton in seinem „Versuche über den Menschen" auf diesen schönen Gedanken folgen läßt; wer möchte nicht wünschen, daß die Zeichnung vom Sohne der Natur wahr wäre, denn sie ist so reizend:

„Doch gab ihm die Natur der Hoffnung schönes Ziel, „Ihm liegt sein kleiner Himmel hinter der Bergspige, die in den Himmel ragt;

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Ein Reich des Lichtes in dem dunkeln Hain,

Ein Feenland im weiten Ocean.”

Leider hat ein solches Indianergeschlecht, wie es Milton malt, nie in dieser gefallenen Welt in solchem Naturzustande, oder vielmehr in solchem heidnischen Zustande gelebt, in welchem die edelsten Gefühle der Natur überall und immer verunglimpft werden. Welche Vorstellungen das schlichte Völklein dieser Inseln von einem Himmel

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