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kurz in ihrer Sprache überseßten Apostelgeschichte bey uns hatten, und nun gingen uns viele derselben mit der dringenden Bitte an, sie ihnen nur auf einen Abend zu leihen, um sie ihrer Familie vorzulesen. So weit es möglich war, fügten wir uns gerne in den Wunsch dieser begierigen Bibelfreunde, denen der Umstände halben, und gewiß auch nicht ohne mannigfaltigen Gewinn das Wort Gottes nur stückweise in die Hände gegeben werden kann, so weit es das langsame und schwierige Geschäft der Uebersetzung gestattet. So bringen sie nicht selten ganze Nächte mit einander zu, um zu sehen, wie das Evangelium in seinen frühesten Tagen auf dieselbe Weise unter den Heiden gepredigt wurde, wie es jeßt auch unter ihnen und ihren Nachbarn verbreitet wird. Ein kleiner Knabe, der krank darnieder lag, bat seine Mutter dringend, sie möchte ihm etwas aus dem Neuen Testamente vorlesen. Ich brauche des Trostes, sagte er, den dieses Buch mir in meiner Krankheit geben kann. Seine Mutter antwortete ihm, sie könne noch kein Kapitel darin lesen. Schade, meine liebe Mutter, sprach der Sohn, daß du noch nicht so lange gelernt hast, um mir aus dem Worte Gottes etwas vorzulesen. Die arme Frau brach nun in einen Thränenstrom aus, und ward tief betrübt darüber, daß fie ihrem Kinde in seinen Schmerzen den Trost nicht reichen könne, den es verlange.

In der verflossenen Nacht (den 13. März) bekam Herr Orsmond das erste Dußend Exemplarien von der so eben im Druck vollendeten Apostelgeschichte, und schon am frühen Morgen war sein Haus mit Menschen angefüllt, welche große Krüge mit Kokosöhl herbeygebracht hatten, um ein Exemplar zu kaufen. Als man ihnen fagte, daß man keines wegzugeben gedenke, bis in wenigen Tagen ein größerer Borrath derselben angekommen feyn werde, so ließen sie sich kaum zufrieden stellen. Ich kann gestorben seyn, sagte der eine, bis die Bücher ankommen; da ist mein Bambusöhl, sprach ein Anderer, 1. Heft 1833.

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gebt mir doch ein Buch dafür. So dauerte es bis tief in die Nacht hinein; und als man ihnen sagte, sie sollen nach Hause gehen, und sich schlafen legen, so verseßte einer: was nüßt es mich, wenn ich mich niederlege, ich kann doch nicht schlafen, so lange ich nicht das Parau matai (das gute Buch) habe.

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März 14. Die Diebe und Landstreicher auf diesen Inseln, die für ihre Vergehen zu öffentlicher Strafarbeit verurtheilt werden, wurden bisher gewöhnlich „Tuta auri” (rostiges Eisen) genannt; ein Ausdruck, der sie immer ausnehmend erbitterte, wenn man sie ins Gesicht hinein also nannte. Gestern Abend wurde in einer Volksverfammlung ausgemacht, diesen Schimpfnamen zu vertilgen, und sie künftig Feia aroha" (bemitleidenswerthe Menschen) zu heißen. Wie würdig sie dieses Zartgefühles und dieses Mitleidens über ihren Zustand waren, das bewiesen einige aus ihrer Klasse noch in demselben Augenblicke. Während nämlich das Volk sich über ihre Benennung berieth, brach eine Diebsbande bey der Wohnung eines der obersten Häuptlinge, der mit Wärme für sie sprach, seinen Ofen ab, und trug ihm das Schwein hinweg, das eben gebacken wurde, so daß er ungegessen mit seiner Familie zu Bette gehen mußte. Ein solcher Edelmuth verdient um so mehr bemerkt zu werden, da derselbe Mann vor wenigen Jahren noch einer der gefühllosesten Barbaren war, den diese Insel trug. Ihre Rachsucht war in den Tagen des Heidenthums so unauslöschlich, daß ein Mann, dem aus irgend einem Anlaß von seinem Nachbar ein Schwein getödtet wurde, sich nicht. früher zufrieden gab, bis er seinen Groll im Blute desselben kühlen konnte. Gelang ihm dieß nicht, so hinterließ er noch auf dem Sterbelager dieses Vermächtniß der Rache seinem Sohne, und dieser vererbte es bis auf Kindeskinder hinab, so lange nicht ein Menschenleben für das Leben eines Thieres geopfert war.

April 3. Wir hatten vor wenigen Tagen ein Andenken der Liebe an das Volk und die Gemeinde auf

Maupiti geschrieben, und jeßt brachte uns ein Boot von dieser Insel folgende Antwort, die wir als Musterbild ihres Briefstyles hier wörtlich überseßen :

„O Miti Taiamani - O Miti Peneti!

(Dem Herrn Tyermann und Herrn Bennet) Unsere theure Brüder! die Ihr gekommen seyd, uns zu erquicken, die Ihr gekommen seyd mit Freundlichkeit, möget Ihr selig werden durch den wahren Gott, den König des Himmels, und durch Jesum Christ, unsern guten HErrn, der Euch Zwey zu uns gesendet hat. Dieß ist ein Wort.

Wir haben großen Trost des Herzens, ia unsere Herzen sind weit gemacht im Lobe Gottes. Es ist unser Verlangen, daß das Evangelium unsers Heilandes wachsen möge in diesem Lande. Dieß ist ein anderes Wort.

Die Brüder und Schwestern sind vergnügt über das, was Ihr Zwey ihnen geschrieben habt. Wir erinnern uns der frühern Worte, womit Ihr uns ermuntert habt. Euer Gesicht und Euer Blick ist für uns verloren, aber Ihr seyd in unsere Herzen geschrieben. Wir bitten Gott, daß Er Euch glücklich in Euer Land zurückbringe, und daß keine Krankheit über Euch komme in Euern Wohnungen. Möget Ihr glücklich seyn, Taiamani und Peneti! in dem HErrn."

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„Na Taiamani ma rana Peneti, Porapora." (Cheure Freunde Tyermann und Bennet auf Borabora.) "Möget Ihr Beyde selig seyn in dem wahren Gott Jehovah, und durch Jesum Christum, unsern HErrn. Dieß ist ein kleines Wort an Euch.

Mein Herz freut sich der erquicklichen Worte, die Ihr in Euerm Brief geschrieben habt. Meine Liebe bleibt stark gegen Euch Zwey, gleich als ob Eure kleinen Worte (Reden) geschrieben wären in mein Herz; denn wir haben ja nur Einen Gegenstand der Liebe, das Evangelium unsers Heilandes. Mein Herz ist mit Euch Beyden einverstanden, und mit allen Brüdern, und mit allen Schwestern und mit allen kleinen Kindern, Knaben und Mädchen. Das Ende meines kleinen Wortes."

Tiero.

April 9. Das Missions-Jahresfest wurde heute, und zwar früher als gewöhnlich, gefeyert, um uns die Freude zu machen, demselben beywohnen zu können. Nicht weniger als 2408 Bambusflaschen voll Kokosöhl sind im verflossenen Jahr als Liebesbeyträge eingesteuert worden. Die Versammlung dauerte den ganzen Tag, und nur eine einzige Stunde wurde zur Erholung ausgeseßt. Viele Parau iti (kleine Ansprachen) wurden von Häuptlingen und andern ausgezeichneten Insulanern gehalten; diese dauerten gewöhnlich nicht über 3 bis 4 Minuten, denu die Leute sprechen auf eine bewunderungswürdige Weise fließend, schnell, bestimmt und kurz. Einer der ausgezeichnetsten Redner sprach eine Viertelstunde lang voll Wärme, aber in gedrängter Kürze in gedankenreichen Säßen. Die schönste Ordnung fand statt, und jeder wurde mit geduldiger Aufmerksamkeit gehört, und nie unterbrochen; und so wie einer sich niederseßte, stand wieder ein anderer auf, und sprach voll Ernst und Würde.

April 10. Das neue verbesserte Gefeßbuch, das einer Langen besonnenen Revision unterlag, wurde heute angenommen. Jedes Gesetz wurde besonders reiflich besprochen, und über seine Annahme oder Verwerfung abgestimmt. Folgenden Tages besuchten wir die beyden BergFestungen, die auf dem großen Gebirge dieser Insel, auf unzugänglichen Felsenabhängen angelegt sind. Sie gehören den beyden Königen, von denen jeder im Falle eines Kriegs seine Festung zu vertheidigen hat. Ihr Umfang

dehnt sich ziemlich weit über den felsigten Bergrücken aus, und ist mit einem rohen Mauerwerk umgeben. Innerhalb der Einfassung wachsen Brodfrüchte, Kokosnüsse und Ananas im Ueberflüß; auch ist viel gutes Wasser auf dem Berge, so daß sich eine belagerte Mannschaft Monate lang halten kann, und es im höchsten Grade schwer seyn würde, die Festungslinien zu erstürmen.

Drey und zwanzigster Abschnitt. Nückkehr nach der Insel Najatea. Nachrichten von den Sandwichsinseln. Erster Umsturz des Gößendienstes auf Najatea. Abreise nach Huahine.

Nachdem wir unsere Geschäfte auf dieser Insel vollendet hatten, nahmen wir einen gerührten Abschied von unsern hiesigen Freunden, und schifften uns diesen Morgen (den 16. April) nach Rajatea ein. Der Wind war ruhig, bis wir außerhalb des Riffes in die offene See gelangten, als ein heftiger Regenguß uns in unserm Boote überfiel, und von einer hohen Wolke eine Wasserhose sich beynahe senkrecht aufs Wasser niederließ, und nach drey Minuten wieder verschwand. Bald darauf wurde unsere Aufmerksamkeit auf einen andere, noch viel seltenere Naturerscheinung hingelenkt. Eine leicht gekrümmte Wasserhose streckte sich nämlich wagrecht am Himmel aus, und verband zwey Wolken mit einander, während ein Wasserstrom von einer zu der andern mit derselben Schnelligkeit sich ergoß, wie er sich gewöhnlich senkrecht über das Meer ausleerte. Die Wasserröhre war cylinderartig, halb durchsichtig und völlig ausgebildet, nur daß sie an ihren Enden mit dem schwarzen Gewölke zusam menfloß. Die Länge der Röhre mochte eine starke Viertelstunde Wegs betragen, und hatte einen verhältnißmäßig großen Durchmesser. Der obere Rand dieses mächtigen Wassertrichters schwebte gerade über uns, so daß wir ganz

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