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Mit allem Rechte ordneten daher auch unsere frommen Våter die religiöse Feier dieses Tages an, und hielten es, in weisem Gegensaße gegen den Leichtsinn und den Taumel, mit dem man ihn in unsern Tagen zu begrüßen pflegt, für dringendes Bedürfniß jedes bessern Menschen, seine Gedanken an demselben in heiliger Stille zu sammeln, und sich durch frommes Aufschauen zu dem Höchsten in die ihm angemessene Verfassung des Gemüths zu feßen. Dieser Anordnung zu Folge sind denn nun auch wir an diesem ersten Jahresmorgen in unserm Heiligthume versammelt, und knüpfen Alles, was er uns an ernsten Betrachtungen vor Augen stellt, an den Gedanken an den Herrn und Lenker unsrer Jahre und thun dieß desto freudiger und lieber, je wentz ger es einem Zweifel unterliegen kann, daß wir auf solche Weise, das heißt, durch den lebendigen Gedanken an Gott den Eintritt in ein neues Jahr am beßten heiligen.

Und so erhebt denn Geist und Herz zu Ihm empor, und fleht Ihn an um Beistand und um Segen zu dieser ersten Andachtsstunde eines neuen Jahres!

Text: Psalm 69 V. 33.

„Die Gott suchen, denen wird das

Herz leben."

Kurz aber kräftig schildert der Pfalmist in den vorgelesenen Worten den Segen und Gewinn, den

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ein lebendiger Gedanke an Gott den Menschen bringe. Die, spricht er, die ihn suchen, die sich mit ganzer Seele an ihn halten, denen wird das Herz leben, die haben immer frischen Muth und gehen an Alles, was sie beginnen und treiben, mit getrostem Sinne!

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Ihr fühlet selbst, A., wie viel uns dieses Wort am ersten Tage eines neuen Jahres gelten müffe, und warum ich es für nöthig erachte, euch dasselbe gerade an ihm vor Augen zu halten. An einem so wichtigen, an ernsten Betrachtungen so reichen Tage unsers Lebens bedürfen wir ja wohl weit mehr als sonst eines muthigen, entschiednen und vertrauensvollen Sinnes, und eben dieser wird auch uns nur dann zu Theil werden, wenn wir ihn in dem lebendigen Gedanken an Gott suchen. Das ist's denn auch, warum ich euch an diesem ersten Jahresmorz gen zu erwågen gebe:

Wie noth es thue, den Eintritt in ein

neues Jahr durch den lebendigen Gedanken an Gott zu heiligen.

Noth, sage ich, noth thut es uns, den Eintritt in ein neues Jahr durch den lebendigen Ge=~ danken an Gott zu heiligen, oder uns mit frommer Vergegenwärtigung des Höchsten zu dem Be ginnen eines neuen Lebensabschnitts anzuschicken; denn dieser lebendige Gedanke an Gott ist ja zuerst

Das Einzige, was uns über die schnelle Flucht der Jahre, welche wir durchlaufen,

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beruhigen und trösten kann.

Sie, diese schnelle, reißende Flucht der Jahre machte, wie ihr wißt, von Anbeginn den Gegenstand so vieler menschlichen Klagen aus und nie, nie stellt sich uns dies selbe deutlicher und trauriger vor Augen, als wenn wir ein verlebtes Jahr vor unsern Blicken schwins den sehen, und uns der großen Zahl von Tagen' und Stunden, welche es umfaßte, nur noch wie ei nes leichten Morgentraumes erinnern. Wer menschlich fühlt, sieht sich dabei von stillem Schmerz er griffen, und wird mit Wehmuth inne, daß mit den Jahren auch sein Leben flieht, und daß er, ehe er es meint, an seinem Ziele stehen werde. Der Jüngling schlägt dabei mit Rührung an sein Herz, und denkt: wie bald verblüht mir doch die holde Jugend, deren ich mich freue! Der Mann fühlt sich ergriffen und erschüttert und spricht: wie nahe kommt mir doch das freudenlose Alter! Der Greis erbebt und zählt mit Schmerz die kleine Zahl von Stunden, die ihm der rollende Strom der Zeit noch gönnen wird, und Jeder, Jeder, der nicht ganz dem Leichtsinn hingegeben ist, gedenkt des ernsten, inhaltschweren Bibelwortes: Wir bringen unfere Jahre zu wie ein Geschwät. Doch mögen uns auch dergleichen Betrachtungen beim Eintritt in ein neues Jahr aufs tiefste beugen und bes kümmern, in dem lebendigen Gedanken an Gott ist uns der Muth, der Troft, die Freudigkeit bereitet, die wir dabei bedürfen. Denn wer den Blick zu

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Ihm erhebt, der kennt ja über dem Strome dev flüchtigen Zeit doch etwas Ewiges und Bleibendes, was er ergreifen und umfassen kann, wenn auch die Jahre noch so schnell an ihm vorüberrauschen. Wer Ihn ins Herz und Auge faßt, der weiß doch Ein beståndiges und mächtiges Wesen, das ihn und • Alles trågt und hält, wenn auch sein Leben. wie ein Rauch vergeht. Wer Ihn sich lebhaft vor die Seele stellt, der hat doch Einen Halt: und Stüßpunkt, der ihn im stürmenden Meere der Zeit nicht sinken läßt, wie bange ihn auch schon des Daseyns Unbestand und Eile machen möge. Denn aus der Hand des Herrn, vor welchem tausend Jahre sind wie der Tag, der gestern vers gangen ist, und wie eine Nachtwache, kann. er ja nie und nimmer fallen, und darf selbst dann, wenn alle seine Zeit hienieden verlaufen ist, auf ewiges Seyn und unvergångliche Dauer in seinem Vaterschooße rechnen. Wird's euch demnach beim Eintritt in ein neues Jahr nur allzuschmerzlich fühl bar, wie schnell euch jener Strom der Zeit, den ihr an seinem ersten Morgen gewaltiger als je vor euern Ohren rauschen hört, mit sich dahin durch's Leben reißt, sucht nur den Herrn, der von ihm unberühret bleibt, und Muth und Trost wird euch nicht fehlen. Denn Er steht fest und wanket nicht und trägt auch euch und lässet euch im Wirbel der Zeiten und Jahre nimmer untergehen. Schon darz um thut es noth, den Eintritt in ein neues Jahr.

durch den lebendigen Gedanken an ihn zu heili

gen.

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Doch dieß thut ferner noth, weil dieser

Gedanke an Gott das Einzige ist

Was uns den wechselvollen Einfluß der uns zugemessenen Jahre auf unser irs disches Schicksal im rechten Lichte betrachs ten lehrt. Wir sprechen von frohen, wir sprez chen von traurigen Jahren und sehen sie an als Fügungen eines unvermeidlichen Geschicks und einer eisernen Nothwendigkeit. Das, sagen wir, half uns in unserm Wohlstande auf, das brachte uns darin zurück; das führte uns zu einem unerwarteten Glücke, das war fast nur durch unglückselige Begegnisse für uns bezeichnet, das ward uns in dem Laufe unseres Daseyns durch seine Freundlichkeit für immer unvergeßlich, das kann in der Erinnerung nur Schmerz und Wehmuth in uns wecken und nun kommts dars auf an, wie sich das neu begonnene gestalten wird, das sich an jene reiht, und was es uns in seinem Laufe bringen wird. Muß, frage, ich, bei solcher Ansicht nicht dem Menschen aller Muth entfallen? Muß ihm nicht ernstlich um die Wendung bange werden, die sein Geschick bei einem so wechselvollen Laufe seiner Jahre nehmen könnte? Was ist uns nun auch hier von nöthen, um bei dem Eintritt in ein neues Jahr getrosten Sinns und festen Muths zu bleiben? Es ist der fromme und lebendige Gedanke an den Herrn, der mit der Hand die Alles leitet, auch unsrer Jahre Gang und Lauf

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