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Feste der Erscheinung Christi.

Bey dem vielen Bösen, das sich auf Erden zu

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trågt, und bey dem gewaltigen Einfluß, den ein gewisses blindes Glück auf die Angelegenheiten der Menschen zu haben scheint, würden wir zuweilen ohne Trost seyn, wenn uns Vernunft und Religion nicht in dem Glauben bevestigten, daß alles, was geschieht, als Theil und Ausführung eines alles umfassenden Plans anzusehen ist, den die höchste Weisheit und Güte des Regierers der Welt entworfen hat, und seine Allmacht mit unwiderstehlicher Wirksamkeit durchseßt. Dunkelheit und Widerspruch ist alles auf Erden, sobald man uns die sen Glauben nimmt; dann bleibt unserm Herzen nichts übrig, als bange Verzweiflung. Aber Zufriedenheit und Ruhe kehrt in unsre Seele zurück; wir fühlen uns wieder stark genug, dem verwickelten Schauspiel der menschlichen Begebenheiten mit Gelassenheit zuzusehen, sobald wir überzeugt sind, nichts in demselben geschehe von Ungefähr; sobald wir einsehen, daß sich alle die Verwickelungen, die uns oft so mißvergnügt und verzagt machen, mit einer Entwickelung endigen, welche die Weisheit, Güte und Gerechtigkeit des Regieters der Welt auf das vollkommenste rechtfertigt. Doch, es ist sehr bekannt, daß der Gedanke, was geschieht, ge schehe nach der Anordnung Gottes, die reichste Quelle der Erquickung bey allen Widerwärtigkei ten des Lebens für uns ist. Weit seltner denken

D. Reinh. Pr. Mußz. zte Samml. ater B. 1796.

wir daran, daß eben diese wichtige Ueberzeugung bie vornehmste Regel eines vernünfti gen und chriftlichen Betragens für uns feyn sollte. Wir sehen auf Gottes Regierung immer nur dann, wenn wir uns über das, was vor unsern Augen geschieht, nicht anders zu beruhigen wissen. Wenn wir hingegen selbst Plane entwerfen, Entschlieffungen faffen, Einrichtungen treffen, und Unternehmungen wagen, die sich über unser ganzes Leben, zuweilen noch über die Nachwelt ausbreiten sollen: schwebt uns auch dann die wichtige Wahrheit vor, daß unsre Entwürfe und Absichten unmöglich einer Ausführung fähig feyn können, wenn wir nicht gerade das wählen und beschliessen, was Gott schen von Ewigkeit her wirklich werden zu lassen sich vorgenommen hat? Verfahren wir nicht vielmehr bey Anordnung und Ausführung unsrer, Plane mit einer Willkühr, mit einer Unbedachtsamkeit, mit einem Eigensinne, als ob wir auf die Endzwecke Gottes gar nicht zu achten brauchten? Die Begebenheit des heutigen Festes ist der deutlichste Beweis, mit welcher un widerstehlichen Gewalt die Ausführung dessen fort schreitet, was Gott beschlossen hat, und wie vers geblich und schädlich der Eigensinn ist, mit wel chem die Menschen ihre Absichten, wenn sie auch jenem Entwurfe Gottes noch so offenbar wider. sprechen, dennoch zuweilen durchzusehen wagen. Wåre dieser Eigensinn blos das Laster wilder mäch tiger Tyrannen, dergleichen Herodes in dem heutigen Evangelio war: so würde es nicht nöthig seyn, ausdrücklich davor zu warnen. Aber beobach tet das Verhalten der Menschen im gemeinen Leben : ihr werdet finden, daß fast alle so viel Vorliebe ju ihren kleinen Entwürfen, und so viel Hart

näckigkeit bey ihrer Ausführung besißen, daß sie unbesonnen genug sind, sich mit einer Art von Trok juweilen gleichsam Gotte selbst entgegen zu stel len. Lasset uns über diese wichtige Sache, aus der so viel Mißvergnügen und Elend auf Erden entspringt, heute weiter nachdenken, und jene Unterwerfung lernen, die alles billigt, was Gott thut, und ihre liebsten Absichten fahren läßt, sobald sie feinem Willen zuwider sind.

Evangelium: Matth. II. v. 1–12.

Die ängstliche Sorgfalt, mit welcher Herodes den neugebornen König der Juden auszus kundschaften sucht, rührte bekanntlich nicht davon her, weil er, wie er vorgab, auch kommen und dieses merkwürdige Kind verehren wollte; alles war vielmehr blos darauf angesehen, es aus dem Wege zu raumen. Herodes hatte den Entwurf, seinem Haus, es koste, was es wolle, die Krone von Judaa zu sichern. Nach den Vorurtheilen feiner Zeit erblickte er also in dem Messias eihen gefährlichen Nebenbuhler, und kaum hatte er die Geburt desselben vernommen, so war auch ber Entschluß gefaßt, ihn sobald als möglich, und noch als Kind zu unterdrücken. Man kann nicht leicht tin Beyspiel des menschlichen Eigensinns, der seine Plane hartnäckig vesthålt, antreffen, das die ganze Thorheit dieses Fehlers, mit seinen Quellen und Folgen, beffer aufdeckte, als das Betragen dieses Königs. Ich werde demnach dießmal bey dem selben stehen bleiben und euch

vor dem eigensinnigen Beharren bey eins mal gefaßten Absichten und Entwür fen warnen.

Lasset mich I) die Beschaffenheit dieses eigenfinnigen Beharrens erklären; II) seinen Ursachen nachspüren; III) seine Thorheit ins Licht sezen; und IV) die Art und Weise zeigen, wie wir uns dagegen verwahren sollen.

1) Es ist nöthig, daß wir vor allen Dingen die Beschaffenheit des eigensinni gen Beharrens bey einmal gefaßten Absichten und Entwürfen kennen ler nen. Nach der Erfahrung verhalten sich die Menschen bey der Ausführung ihrer Entwürfe nicht auf einerley Art. Es giebt einen verånderlichen Leichtsinn, der keinen Entschluß vesthält; es giebt eine vernünftige Standhaftigkeit, die ihre Absichten eifrig verfolgt; es giebt endlich ein eigenfinniges Beharren, das sich durch nichts von seinen Vorstellungen abbringen låßt. Hier ist zwar blos von dem leztern die Rede, aber wir werden die wahre Beschaffen. heit dieses Fehlers richtiger einsehen, wenn wir zugleich einen Blick auf die beyden entgegengeses ten Arten des Verhaltens werfen. Es giebt also

a) einen veränderlichen Leichtsinn, der keinen Entwurf vesthält. Denn solltet ihr noch keinen von jenen Flattergeistern bemerkt haben, die mit ihren Entschliessungen blos tåndeln, die sich sehr leicht zu Versprechungen bringen laffen, sie aber auch eben so leicht wieder vergeffen; die immer voll find von guten, rühm lichen, wichtigen Gedanken, aber noch nie einen derselben ausgeführt haben; die, wenn sie ja mit der Ausführung eines Vorsaßes den Anfang machen, dennoch sehr bald wieder nachlassen, die ge ringste Schwierigkeit scheuen, und die mässigste

Anstrengung låstig finden; die daher unzählige Dinge unternehmen, ohne jemals etwas zu Stande zu bringen? Könnten wir so häufig über Menschen klagen, auf die man sich nicht verlassen kann; Fönnten so viel gute Anstalten unvollendet bleiben, wenn sie kaum getroffen worden sind; könn ten so viel Menschen von der Erde verschwinden, ohne etwas Denkwürdiges gethan zu haben: wenn ein veränderlicher Leichtsinn nicht weit herrschender wåre, als man denkt? - Doch es giebt

b) auch eine vernünftige Standhaf, tigkeit, die ihre Absichten eifrig vers folgt. Wer seine Entwürfe nie anders, als mit bedachtsamer Ueberlegung faßt; wer dabey alle zeit seine Kräfte, seine Verhältnisse, seine Pflich ten, und den Zusammenhang aller Umstände in Betrachtung zieht; wer das, was er so beschlos sen hat, mit aller Anstrengung, Klugheit und Unerschrockenheit zu bewirken sucht; wer wegen überwindlicher oder gar blos scheinbarer Schwierigkeiten seinen Entschluß nicht aufgiebt, so lange die Ausführung desselben noch möglich und er laubt ist; wer endlich bey aller diefer månnlichen Bestigkeit doch auch bereit ist, seinen liebsten Vorsaß zu ändern, oder ganz fahren zu lassen, sobald er nicht mehr vereinbar mit erweislichen Pflichten ist, sobald es unbesonnen seyn würde, langer darauf zu bestehen: der thut alles, was männlicher Ernst leisten soll, und geht doch auch nicht weiter, als Weisheit und Tugend es verstatten. Mit dieser vernünftigen Standhaftigkeit führen die Weisen im Evangelio ihren Entschluß aus, den neugebornen König der Juden aufzusu chen. Nicht ohne Ueberlegung war er gefaßt worden; nicht ohne Beharrlichkeit überwinden sie

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