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2) zu stetem Andenken an den Endzweck unsers eignen Lebens. Wie groß ist die Anzahl der Unwissenden, die nach allen Aufklärungen Jesu noch immer nicht einsehen, auf welches Ziel ihre Bestrebungen gerichtet seyn follen! Wie groß ist die Anzahl der Leichtsinni. gen, die, bethört vom Zauber der Sinne, dem Ende ihrer Laufbahn entgegen eilen, ohne jemals überlegt zu haben, was doch aus ihnen werden foll! Ein eitles Spiel ohne Absicht und Nußen kann doch das unmöglich seyn, was mit uns hier vorgeht; ohne schreckliche Folgen kann es doch unmöglich bleiben, wenn wir gar nicht darnach Fragen, was wir hier werden sollen. Laffer uns von Jefu an das hohe Ziel denken lernen, das uns sorgesteckt ist; ihm laffet uns glauben, daß die Erlangung einer wahren Weisheit, die treue Uebung unsrer Kräfte in unserm Beruf, die Bil dung unsers Herzens zu einer reinen Tugend, die thatige Beweisung einer wahren Gottes und Menschenliebe, daß mit einem Worte Aehnlich, feit mit ihm und Gotte selbst der groffe Endzweck unsers Lebens ist; daß wir nur dann zum Uebergang in eine beßre Welt gehörig vorbereitet find, wenn wir für Wahrheit, Tugend und Menschenwohl gelebt, gewirkt und gelitten haben, wie Er. Ehrenvolle Bestimmung! möchten wir dich nie verkennen; möchten wir nie aufhören, deiner eingebenk zu seyn! Doch die Beharrlichkeit Jesu ben seinem Endzweck muß uns auch

3) zu bem feurigsten Eifer für den unsrigen entflammen. Ihn konnte keine Arbeit müde, fein Hinderniß schüchtern, keine verführerische Reißung nachgiebig machen. Ein Beyspiel hat er uns gelaffen, daß wir

follen nachfolgen seinen Fußstapfen. Erhaben und werth, mit ganzer Seele von uns gesucht zu werden, ist der Endzweck unsers Lebens. Verachten lasset uns die Schmeicheleyen der Trägheit; verschmähen die Lockungen der Ueps pigkeit; laffet uns die Güter der Erde für Gegenstande halten, an denen wir blos unsre Kräfte üben, und Treue beweisen sollen. Ist unsre Verklärung zum Bilde Gottes und Jesu der wahre Endzweck unsers Lebens, so tasset uns vernünftiger und weiser werden durch alles, was uns begegnet; laffer uns den Gehorsam gegen unsre Pflicht ben allen unfern Verrichtungen üben; lasfet uns die Zahl der Verdienste um unsre Brůder in allen unfern Verhältnissen mehren; laffet uns mit einem Worte Gutes thun und nicht müde werden. Glücklich, wenn kein Tag unsers Lebens von der Erde verschwindet, der nicht das Seinige bengetragen hatte, uns der Würde zu nähern, nach der wir streben sollen. - Dann, dann muß die Beharrlichkeit, mit der Jesus den groffen endzweck seines Lebens vesthielt, uns auch

4) zu der freudigsten Hoffnung be feelen. Ihr wisset den Ausgang, wisset, daß Gott Jefum durch leiden des Todes mit Preis und Ehre gekrönt hat. Hat Jesus ähnliche Belohnungen nicht auch uns verfprochen? War es nicht sein ausdrückliches Fle hen zu Gott: Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bey mir feyen, die du mir gegeben hast, daß sie meine Herrlichkeit fehen, die du mir gegeben haft? Sollen' wir, so wir mit ihm leiden, nicht auch zur Herrlichkeit mit ihm erhoben were den? Es ist wahr, wir streben hier oft vergeb

lich nach mehr Gewißheit und Licht, und unser Wiffen bleibt Stückwerk: aber lasset uns fortfahren, zu forschen und zu lernen; dieses Stück. werk soll einst aufhören, einst soll die Quelle der Erkenntniß reiner und reicher für uns stromen. Es ist wahr, wir streben hier vergeblich nach der reinen Tugend, deren Bild wir an Jesu erblicken: aber laffet uns fortfahren, zu thun, was wir können; einst werden wir uns freyer erheben zu der Reinigkeit, nach der wir uns sehnen. Es ist wahr, wir fühlen uns hier angegriffen von tausend Mühseligkeiten und Uebeln aller Art; aber Lasset uns Muth faffen und ausdauern: es ist gut, so geübt und geprüft zu werden; auch unfern Mittler hat Gott durch Leiden vollendetz einst schwinger wir uns ihm nach, zur Freyheit. des Himmels empor. Wie hast du uns getro ftet, Herr Jesu; welche Aussicht hast du uns ge öffnet; welchen lohn der Treue, welchen Kranz -des Siegs hast du uns gezeigt! Da, wo wir fämpfen sollen, hast du selbst gekämpft; umge ben mit unsrer Schwachheit, versucht, wie wir, und angefallen von allem, was uns schmerzlich feyn kann, hast du ausgedauert, und Treue be wiesen, und überwunden! Wir folgen dir, Herr Jefu, wir folgen dir; o reich uns selbst die Hand, und gieb uns Kraft; verzeih es unsrer Schwachheit, wenn wir zuweilen jagen, straucheln, fallen; erlöse uns einst selbst von allem Uebel, und hilf uns aus gu deinem himmlischen Reiche! Amen.

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Tage Maria Verkündigung.

Es ist eine zwar traurige, aber sehr begreifliche

Wahrheit, daß wir gewöhnlich nichts leichter vers fennen, als den Gang der göttlichen Vorsehung. Daß es zu allen Zeiten Thoren gegeben hat, und noch giebt, die in allem, was sich auf Erden zus tragt, nichts weiter erblicken, als das Werk ei ner blinden Nothwendigkeit, oder das Beyspiel eines regellosen Ungefährs, will ich jezt nicht eing mal anführen. Selbst die, welche es einräumen, Gott außre einen wirksamen Einfluß auf die Ungelegenheiten der Menschen, übersehen denselben oft gerade dann, wenn er die wichtigsten Dinge vorbereitet. Denn könnten sie so unachtsam bey Veranstaltungen seyn, die den Aufmerksamen nothwendig zum Nachdenken ermuntern müssen, wenn sie die Vorsehung Gottes bey denselben nicht aus den Augen liessen? Könnten sie sich über das, was geschieht, oft so bitter beklagen, wenn sie die Hand erblickten, die den Faden der Begebenheiten auch da lenkt, wo ihnen alles mißfällt? Könnten sie endlich sich hilflos und verlassen glauben, wenn sie es nicht ganz vergås sen, daß der, welcher für alles sorgt, fie unmög lich vernachlässigen kann? Man kann es im Allgemeinen glauben, Gottes Vorsehung umfasse al

les, und höre nie auf, thatig zu seyn: und kann doch häufig in den Fall kommen, ihre Thätigkeit aus den Augen zu verlieren, und ihren Gang zu verkennen. Es wird bey weiterm Nachdenken sehr begreiflich, wie dieß zugeht. Auch die, welche an Gott und seine Regierung glauben, find off. leichtsinnig genug, gerade das nicht zu bemerken, was ihnen die Anstalten Gottes sichtbar machen könnte. Und wie entfernt sind gemeiniglich unsre Gedanken von den Gedanken Gottes! Muß der Gang seiner Vorsehung sich nicht nothwendig in Dunkelheit für uns verlieren, wenn wir Absich ten mißlingen sehen, die wir für gut und wich tig hielten, wenn die Tugend dem Laster, und das Recht der Gewalt weichen muß; wenn ge= rade das, was wir für die Sache Gottes an sehen, unterdrückt wird, und das Gegentheil fiegt? Hiezu kommt das Geräusch der Eitelkeit und das unruhige Treiben der Menschen. Sie drången fich überall als die vornehmsten Urheber und Thåter hervor; fie bieten alles auf, uns ihre Wichtigkeit zu zeigen; die Unverschämtheit, Kühnheit und Heftigkeit, mit der sie ihre Plane anle gen und durchseßen, giebt ein so mannichfaltiges und betäubendes Schauspiel, daß es kein Wuns der ist, wenn wir über demselben die stille Wirkfamkeit der göttlichen Vorsehung vergessen. Denn dieß ist eben die Hauptursache, warum wir ihren Gang so oft verkennen. Er ist so ruhig und still, er verbirgt sich gemeiniglich so tief unter der Hülle der Begebenheiten, er schreitet gerade bey den wichtigsten Veränderungen so geräuschlos sei nem Ziel entgegen, daß er es oft schon erreicht hat, ehe die Menschen den Anfang und die Rich tung nur vermuthen konnten, welche er nehmen.

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