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ist, als daß wir dich nicht als einen Unglücklichen betrachten sollten, der sich für besser hålt, als er ist. Doch es fehlt einem solchen Berblendeten auch an richtigen Begriffen

besser daran, als min?

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b) von der Abzweckung feines Schick fals. Wir irren uns sehr, wenn wir glauben: ben unserm Schicksal müsse alles auf finnli hen Genuß und irdisches Wohlseyn ab. zielen. Wäre das der Endzweck unsers Daseyns auf Erden: hätten wir dann einen Vorzug vor den Thieren; strebten wir dann nicht mit ihnen nach einerley Ziel; wåren sie dann nicht sogar da die Natur sie sicher, leicht, und ohne alle Umwege dahin führt, wohin wir mit vieler Mühe, und nach Verirrungen aller Art doch nicht kommen können? [[Lasset uns fühlen, daß etwas in uns ist, das diesen Erdfreis mit allen seinen Gütern zu eng und zu klein für sich finder; lasset uns bedenken, daß der befre Theil von uns, unser Geist, zu einer unsichtbaren Ordnung der Dinge gehört, und die edelsten Kräfte besigt; und es wird uns klar werden, daß der eigentliche Zweck unsers irdischen Schicksals in der Uebung, Entwickelung und Bil dung unsrer höhern sittlichen Kräfte zur Weisheit und Tugend besteht. Hat aber dieß seine Richtigkeit, ist es dann nicht Jrr. thum und Verblendung, wenn wir unser Schick sal, wie hart und grausam es auch seyn mag, als ungerecht anklagen? Ist es etwa nicht mög lich, beym Unglück zu lernen? läßt sich Weis heit ohne Erfahrung, Tugend ohne Kampf und Versuchung denken? Ist ein immerwährendes Wohlseyn nicht gerade die gefährlichste und nachtheiligste Verfassung für die Bildung und Ue

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bung unsers Geistes? Hat das Ringen mit Schwierigkeiten, haben die Stürmé eines eigen sinnigen und grausamen Schicksals nicht das meiste dazu beygetragen, jene ehrwürdigen Menschen zu bilden, welche die Zierden unsers Geschlechts sind; fie zu der reifen Weisheit, zu dem hohen Sinn, und zu der reinen Tugend zu führen, durch die sie sich ausgezeichnet haben? Ist nicht selbst der Sohn Gottes durch Leiden vollendet worden? Wie entehrst du dich, Unzufriedner, der du dein Schicksal anklagst! O du weißt noch nicht ein mal, wozu du da bist, was du hier werden sollst, worauf es bey deinem Thun und Leben ankommt. Willkommen würde dir selbst ein widriges Verhångniß seyn; du würdest es zu deiner Beßrung und Veredlung anwenden, wenn du gelernt håttest, alles im rechten Lichte zu sehen. Über der, welcher sein Schicksal als ungerecht anklagt, ist nicht blos ein verblendeter, sondern ganz ge= wiß auch

II) ein leidenschaftlicher Mensch; denn es sind entweder e ig en nú ßige, oder fe in dfelige Triebe, die ihn beherrschen.

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a) Oft find es eigennüßige. Würden sich die ersten Arbeiter im Evangelio über den Herrn des Weinbergs beschwert haben, wenn sie weniger lohnsüchtig gewesen wären? Sie erhiel ten alles, was sie sich gedungen hatten. Aber der Habsüchtige hat nie genug; seine Ansprüche werden immer grösser, seine Forderungen immer unbescheidener, je mehr ihm bereits zu Theil gewor den ist. Darf man sich also wundern, daß ihm fein Schicksal nie gefällt, daß ihm keine Wendung desselben Genüge leistet? Möchtet ihr hier einen Blick in euer Herz werfen, ihr, die ihr

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faget, daß euch wehe geschieht, die ihr nie ein günstiges Schicksal erfahren zu haben vorgebet. Ihr sprecher von einer Dürftigkeit, die euch von jeher gedrückt hat; aber würde euch euer Schicksal so traurig scheinen, wenn ihr gelernet hättet, euch mit Wenigem genügen zu lassen; führen Tausende, die ihr für reich haltet, nicht eben dieselbe Klage, weil unerfåttlichen Begierden nichts genug ist? Ihr redet von der Dunkelheit und Verachtung, in der ihr lebet; aber würde euch euer Schicksal so traurig scheinen, wenn ihr weniger stolz wåret und nur die wahre Ehre suchtet; führen Tausende, die ihr für vornehm und geachter haltet, nicht eben dieselbe Klage, weil dem unbegränzten Ehrgeiß nichts genug ist? Ihr be schreiber uns die Last und Hiße, die ihr täglich traget; aber würde euer Schicksal euch so traus rig scheinen, wenn ihr weniger tråge wåret, und euren Hyang zum Vergnügen einschränktet; füh ren Tausende, die ihr für glücklich haltet, nicht eben dieselbe Klage, weil der weichlichen immer nach neuem Genusse schmachtenden Wollust nichts genug ist? Nein, Gottes Ullmacht selbst ist nicht im Stande, uns zu befriedigen, wenn eigennüßige Leidenschaften in uns wirksam find. Verdienen wir aber nicht den schårfsten Tadel, sind wir nicht sehr verdorbene Geschöpfe, wenn wir unser Schicksal, von eigennüßigen Trieben gefpornt, für ungerecht erklären?-Mit ihnen verbinden sich gewöhnlich

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b) auch feindselige. Nicht die Habsucht allein, auch der Neid sprach aus den ersten Urbeitern im Evangelio; wåren nicht spätere Ar beiter hinzu gekommen, oder hätten diese leztern einen geringern Lohn erhalten, so würden sie zu frieden gewesen seyn; aber die, welche weit weni

ger gethan und erduldet hatten, als sie, doch ihnen völlig gleich gesezt zu sehen, das ist ihnen unerträglich; es ist feindselige Mißgunst, was sie verleitet, dem Herrn des Weinbergs Vorwürfe zu machen. Thut es euch weh, wenn es andern wohl geht, ist es euch eigen, unaufhörlich feitwärts zu schielen, und mit neidischem Auge das Gute zu betrachten, das euern Brüdern zu Theil wird: so scheint euch euer Schicksal ungerecht, weil es nicht alles das zusammen enthält, was euch bey Andern wohlgefällt. Höret den Elenden, in dessen Brust ein neidisches menschenfeindliches Herz schlägt. Eine Arbeit, ein Geschäft, ein Entwurf ist Jemanden gelungen: wird er nicht mit klagender Stimme bemerken, ihm sey das Glück, leider, nicht so günstig? Durch Gesundheit, Schönheit, Fähigkeit, Kraft zeichnet sich Jemand aus; wird er nicht mit finftrer Miene fich beschweren, ihn habe die Natur desto graufamer zurückgesezt? Einen Vortheil, einen Vorjug, irgend ein gewünschtes Gut hat Jemand erlangt: wird er nicht mit sichtbarer Erbitterung versichern, er müsse alles weit mühsamer erkau fen? Ein Jüngerer wird gelobt, ein Geringerer hervorgezogen, ein Niedriger ihm gleichgefest, oder über ihn erhoben: wird er nicht über sein Schicksal mit einer Heftigkeit klagen, die weder Gott, noch Menschen scheut? Wehe dem Elen den, den feindselige Triebe beherrschen; o er ist unglücklich beym Besiß der größten Vortheile; er würde zufrieden seyn, wenn er nur nicht sehen müßte, daß auch Andern etwas zu Theil wird; er hålt sich für verlezt, so lang es noch Jemanden neben ihm wohlgeht. Klagen über ein un= gerechtes Schicksal find allezeit Ausbrüche eines

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Herzens, das voll heftiger Begierden ist, und von keiner Måssigung und Ruhe weiß; das entweder von niedrigem Eigennuß oder von menschenfeindlicher Mißgunst beherrscht wird. Dabey ist ein Mensch, der sein Schicksal als ungerecht anflagt, noch überdieß

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III) ein Undankbarer; denn er vergißt, daß ihm noch immer unendlich viel Gus tes widerfährt, und daß er von Rechts wegen gar nichts fordern kann.

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a) Ist es nicht offenbar, daß auch dem, der ein hartes Schicksal zu haben scheint, noch immer unendlich viel Gutes wider. fährt? Von euch, die ihr mit eurem Schicksal bloß darum unzufrieden seyd, weil eure ausschweifenden Begierden nie fatt werden, rede ich jezt nicht. O der Ueberfluß, in welchem ihr euch befindet, der Glanz, der euch umgiebt, die Macht, die in euren Hånden ist, die unläugbaren Vor theile, welche ihr vor unzählichen eurer Mitbrůder voraus habt, sind doch wohl hinlängliche Beweise, daß euch Gott unendlich viel Gutes erzeigt, daß jede Klage über euer Schicksal ein Un dank ist, der auf keine Weise entschuldigt werden kann. Aber auch ihr, die ihr mit allen Mühseligkeiten des Lebens kåmpfen und jedes Ungemach desselben empfinden müsset, auch ihr geniesfet noch immer so viel Wohlthaten Gottes, daß ihr nicht klagen könnet, ohne als undankbare Geschöpfe zu erscheinen. Denn bleiber doch nicht immer bey dem stehen, was euch unangenehm ist; bringet doch auch das in Berechnung, was zu eurem Vortheil, zu eurer Erhaltung, zu eurer Erquickung dienet. Scheint es euch eine

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