صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

ren Sinn zu verdunkeln? Müssen wir also nicht auf einem unrechten Wege seyn, wenn wir diese Aussprüche nicht gelten lassen, wie sie lauten; wenn wir uns erst künstlich wenden müssen, um ihnen auszuweichen? Giebt es endlich nicht Menschen genug, die wenigstens da, wo wir in Ge fahr sind, geblendet zu werden, richtiger sehen; nach deren Rath, Unterricht und Beyspiel wir uns richten können, wenn wir sicher gehen wollen? Es ist möglich, die Verdrehungen der Gefeße Gottes, die unsre Neigungen sich erlauben, richtig zu bemerken. Aber es ist auch möglich,

[ocr errors]

B) ihnen standhaft widerstehen zu lernen, wenn es nur unser Ernst ist, uns da gegen verwahren zu wollen. Lasset uns nåmlich 1) unsrer Seele Grundsaß бер einprågen, daß die Nachgiebigkeit gegen die Neigungen unsers Herzens uns unausbleiblich ins Unglück stürzt. Denn nur einen Weg zur wahren Wohlfahre giebt es, den Weg des Glaubens und des treuen punctlichen Gehorsams gegen Gott_und_Jefum. Es ist Betrug, wenn uns unsre Lüste eine andre Bahn zum Wohlseyn vorzeichnen wollen. Seher auf die, welche dieser Anweisung blindlings und eifrig folgen: werden sie nicht zulezt die bejam mernswürdigen Opfer dieser Nachgiebigkeit; en dige sich ihre Laufbahn nicht allezeit mit Schande, Elend und Untergang? Denker an die Fälle zurück, wo ihr selbst thōricht genug waret, den Vorschriften der Gefeße Gottes künstlich auszu› weichen: war der Schade an eurer Seele und an eurer äussern Wohlfahrt nicht allezeit überwiegend; mußter ihr euch nicht eingestehen, euch durch eure Unreblichkeit sehr übel gerathen zu haben? Wohl

*

[ocr errors]

an also, einprågen wollen wir es unsrer Seele,. so oft uns die Lust anwandelt, die Gefehe Gottes. zu verdrehen, daß wir im Begriff sind, eine Par thei zu ergreiffen, bey der wir zulezt nothwendig. verlieren müssen: und wir werden uns ermuntert fühlen, die Ansprüche unsrer Neigungen zu verwerfen. Und damit wir desto sichrer gehen, so laffet uns

[ocr errors]

2) den festen Entschluß fassen, in zweifelhaften Fällen allezeit das ju thun, wovon wir den wenigsten Vortheil haben. Unfre Neigungen suchen nie etwas anders, als irgend einen nahen Gewinn. Können wir also nicht zur Entscheidung kommen, ob etwas Betrug unfrer Neigungen, oder Stim me der Pflicht sey: so laffet uns immer das wäh ten, woben kein solcher Gewinn abzusehen ist, und wir werden sicher gehen. Würden der Priester und Levit im Evangelio so unglückliche Ausleger der Gefeße Gottes gewesen seyn, würden sie einen so grossen Beweis von eigennüßiger Un empfindlichkeit gegeben haben, wenn sie bey dem Fall, in welchem sie sich befanden, das gewählt. hätten, woben sie den wenigsten Vortheil hatten; wenn sie so dienstfertig und menschenfreundlich gewesen wären, wie der Samariter? Denfer nicht, daß ihr wirklich Schaden daben leiden werdet, wenn ihr in zweifelhaften Fällen eurem Vortheil entfaget. Es ist ein bloß scheinbarer Vortheil, den ihr aufgebet; ihr werdet mendlich gewinnen, wenn ihr eurer Pflicht gehorchet, und es dem höchsten Vergelter ruhig überlasset, was euch dafür werden soll. Endlich laffet uns 3) oft und ernstlich bedenen, welch ein entehrendes und gefährliches Ge

[ocr errors]

[ocr errors]

schäft es ist, die heiligen Geseke Gottes zum Vortheil unsrer Neigungen zu verdrehen. Denn sehen wir nicht unsre Vernunft den Lüsten der thierischen Natur nach, so oft wir so handeln? Legen wir nicht unserm Gewissen, dem edelsten Gefühl unsers Wesens, Stillschweigen auf, und thun ihm Gewalt an, wenn wir so verfahren? Erscheinen wir nicht als Geschöpfe, die ihre Bestimmung verläugnen, die statt als freie, zu einer höhern Welt gehörige Wesen zu handeln, sich zu den Thieren erniedrigen, wenn wir bey Erklärung der Geseze Gottes unsre Neigungen den Ausschlag geben lassen? Und kann etwas gefähr licher seyn, als das Verdrehen dieser Geseze? Sind sie nicht heilig, ewig, unveränderlich, wie der, der sie gegeben hat? Ist es nicht eine strenge, unerbittliche, unendliche Gerechtigkeit, welche sie. schüßt, und jeden Uebertreter unausbleiblich straft? Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht fpotten. Das Blendwerk eurer Neigungen wird schnell verschwinden, und je mehr es sich zerstreut, desto heller und unwiderstehlicher, aber auch besto fürchterlicher und schrecklicher wird euch die Heiligkeit der göttlichen Gesetze in die Augen fallen, die ihr verkannt habt. Gott mache euch selbst geschickt, allem Betrug der Sünde auszuweichen, und erfülle euch mit Kraft zu allem guten Werk; Amen.

374

Xm

fiebzehnten Sonntage nach Trinit.

Nichts ist gewöhnlicher, und, wie es scheint,

1

auch gerechter, als die Klage über die Unredlichkeit der Menschen. Trauen wir dem Zeugnisse der Erfahrung, so giebt es kein Verhältniß des Lebens, in welchem der überall herrschende Mangel an Ehrlichkeit nicht groffe Verwirrungen stiftete. Der Mangel an Ehrlichkeit ist es, der das Verkehr unter den Menschen erschwert, und gefährlich macht; der im Handel und Wandel Vervortheilungen aller Art hervorbringt und begünstigt; der uns im geselligen Umgange nöthigt, fast jedes Wort abzuwågen, das wir sprechen, und fast keinem zu trauen, das man uns sagt; der selbst unsern engsten Verbindungen eine Unsicherheit giebt, die jedem guten Herzen die peinlichsten Schmerzen verursacht. Ach es ist so weit gekommen, daß man fich weder auf das Wort der Freundschaft, noch auf das heilige Versprechen seines Gatten, noch auf den Eid gegen die bürgerliche Gesellschaft, noch auf das feierliche Bekenntniß der Religion. ganz verlassen kann; daß man fast weiter keinem Menschen trauen darf, als sich selbst! Doch wie? follte man sich selbst wirklich trauen können? Ich weiß es, wir haben Ursache genug, gegen die Versicherungen unsrer Mitmenschen auf unsrer Hut zu seyn; ich gestehe es ein, daß wir bey der überall herrschenden Bemühung, sich zu

[ocr errors]

>

verstellen, unaufhörlich in Gefahr sind, betrogen zu werden; nicht ohne Wehmuth sage ichs, daß man den wohlthätigen Einfluß der heiligen Religion des Friedens und der Liebe, die uns vor schreibt, ohne Falsch zu seyn, wie die Tauben, beynahe überall vergeblich sucht. ~ - Und doch behaupte ich, daß wir andern Menschen immer noch mehr trauen können, als uns selbst. Es ist hart, was ich da sage, and möchte vielen wohl gar widerfinnig scheinen. Aber die Zahl derer, die sich weise dünken, und Thoren sind; die fich für fromm halten, und doch der Sünde die= nen; die Kinder Gottes zu seyn glauben, und in der Sclaverey des lasters sich befinden; die sich versichert halten, ihr Zustand sey unverbesserlich, wenn sie gleich, der Wahrheit nach, in der größ ten Gefahr schweben: die Zahl dieser Unglückli chen könnte unmöglich so groß seyn, als sie ist, wenn wir die schändliche Kunst, burch Täuschun gen und Blendwerke zu bethören, nicht weit häu figer gegen uns ausübten, als gegen Andre. Das heutige Evangelium stellt Beyspiele von beyden Arten der Unredlichkeit auf: von der Unredlichkeit~ gegen Andre, und gegen sich selbst. Eben die Pharifaer, welche ihre Falschheit gegen Jefum unter dem Schein der Gastfreiheit verbergen, und ihm Fallstricke bey einer frohen Mahlzeit le gen, bethören sich selbst durch ein Blendwerk der Gottseligkeit, das Jesus durch die dringendsten Vorstellungen nicht ganz zerstreuen kann. Mir Fonate ben solchen Umständen die Wahl nicht schwer fallen, wider welche Art der Unredlichkeit ich euch heute warnen sollte. Die Unredlichkeit gegen Andre fennt Jedermann, und hält es für unrecht und schändlich, die zu hintergeßen, die sch

[ocr errors]
[ocr errors]
« السابقةمتابعة »