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ber in eine höhere Ordnung der Dinge aufgenom men werden will, sich gewöhnt haben, jede ihm geschenkte Kraft mit Leichtigkeit und Nachdruck zu gebrauchen, und so viel, als möglich, dadurch auszurichten. Beseelt euch der Geist einer wah ren christlichen Liebe, so kann es euch an dieser Entwicklung und Uebung eurer Kräfte unmög lich fehlen. Denn sezt diese Liebe unfre Fähig Feiten nicht in das freyeste lebhafteste Spiel; macht sie unsern Verstand nicht aufmerksam, er finderisch und unermüdet in der Erforschung al Les Wahren und Guten; gewöhnt sie uns nicht zur Selbstbeherrschung, zur Geduld, Standhaf tigkeit, Arbeitsamkeit, zu jeder nüßlichen Geschäf tigkeit; läßt sie uns nicht bis zum lezten Hauch. unsers Lebens wirken, und wachsen in guten Fer tigkeiten? Was unternimmt, was wagt, was vermag, wie viel gewinnt unser Geist nicht an wahrer Vollkommenheit, wenn die Liebe ihn befeelt! Und so mag ihn denn der Tag des Gerichts vor seinen Richter stellen: er kommt nicht unvorbereitet; das Pfund, das ihm anvertraut war, ist nicht müssig in seinen Händen geblieben; es hat neue Pfunde gewonnen, und sich vermehrt. Darf er also nicht mit Zuversicht dem Ausspruch entgegen sehen: en du frommer und ge treuer Knecht, du bist über Weniges treu gewesen, ich will dich über viel fehen, gehe ein zu deines Herrn FreuDe? Und so ist es eben; diese Liebe ist

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I) auch die glücklichste Empfång. lichkeit für die Freuden des Himmels; Denn sie bildet in uns das arteste Gefühl; und gewöhnt uns zu den Su

ligkeiten, die Gott und Jesus selbst geniessen.

a) Ist es möglich, edle, reine, himmlische Freuden zu genieffen, wenn es uns an Sinn und Gefühl dafür fehlt? Wisset ihr nicht, wie unfähig für die erhabensten Vergnügungen wir in der Kindheit sind, wo bloß thierische Lust uns reizt; wie unfähig für diese Vergnügungen das ganze Leben hindurch diejenigen bleiben, die ein rohes feindseliges Herz behalten, und für nichts offen stehen, als für die gröbsten Reige finnlicher Wollust? Werden wir dagegen nicht immer geschickter, die höhern Freuden zu empfin ben, die aus der Erkenntniß der Wahrheit, aus dem Anschauen der Schönheit und Ordnung, aus dem Bewußtseyn guter Handlungen, aus Freundschaft und gesellschaftlicher Verbindung flieffen, je mehr unser Herz sich erweitert, und unser Gefühl sich verfeinert? Kann aber dieses Gefühl mehr erhöhet werben, als durch wahre Menschenliebe? Ist etwas aufmerksamer und theilnehmender als sie? Flößt uns irgend etwas mehr schonende Sorgfalt ein, als fie? Gewöhnt uns irgend etwas mehr, jede gute Eigenschaft, jede rühmliche Gesinnung, jeden, auch den kleinften Vorzug, an Andern zu bemerken, als sie? Aus welchen Quellen des reinften Vergnügens werdet ihr also schöpfen, welche Strome von Seligkeit werden sich über euch ergieffen, wenn ihr mit einem durch wahre Liebe verfeinerten Ge fühl euch versezt sehen werdet in das himmlische Jerusalem, unter die Menge vieler tausend Engel, in die Gemeine der Erstgebornen, die im Himmel angeschrieben sind, unter die Geister der

vollkommenen Gerechten, in das Reich einer Himmlischen Liebe! Dann feyd ihr

b) sogar zu den Seligkeiten ge wöhnt, die Gott und Jesus selbst ges niessen. Denn ist die Seligkeit Gottes nicht bas hohe, unaussprechliche Bewußtseyn, daß er Der Urheber alles Guten, der Geber aller GlückSeligkeit, der ewig unerschöpfliche Urquell ist, aus welchem sich Leben und Kraft und Freude über alle Welten ergiessen? Ist die Seligkeit Jesu nicht das hohe, unaussprechliche Bewußtseyn, daß er der Retter unsers ganzen Geschlechts ist, daß er ein unendliches Vermögen befizt, wohlzuthun, und felig zu machen immerdar alle, die durch ihn zu Gott kommen? Diese Seligkeit werdet ihr in eben dem Grade selbst empfin den, und ewig genieffen, in welchem wahre christliche Menschenliebe auch euch zu Wohlthas tern und Rettern eurer Brüder macht, in wel chem ihr durch sie fähig werdet, mit erhöheten Kräften, und in einem erweiterten WirkungsFreise Licht und Tugend und Wohlfahrt, und Freude überall um euch her zu verbreiten, wohin euch Gott künftig senden wird.

Immer nåher, immer nåher kommt uns der Tag des Gerichts; es ist wieder ein Kir chenjahr dahin, und wir können nicht wissen, ob uns das nächste nicht vor den Richterstuhl Dessen führen dürfte, dem unsre Feste gewidmet find. Ihr habt gesehen, wie ihr gesinnet seyn müsset, wenn euch dieser Richterstuhl nicht fürchterlich seyn soll. Es ist auch dieses Kirchenjahr über mein Bestreben gewesen, den Geist einer. wahren christlichen Menschenliebe, nach welchem euer Richter euch beurtheilen wird, in euch zu

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erwecken und zu nåhren. O lasset es uns nie vergessen, daß ein unbarmherzig Gericht über den ergehen wird, der nicht Barmherzigkeit gethan hat; die Barms herzigkeit hingegen sich rühmt wider Das Gericht, und nichts zu fürchten hat. Lasset uns, geleitet vom Geiste Gottes, und gestärkt von der Kraft des Evangelii Jesu, unfre Herzen immer mehr durch die heiligen Bande der Liebe mit einander vereinigen, welche der Tod nicht auflösen, welche die Ewigkeit fester knüpfen, und in Seligkeit für uns ver wandeln wird. Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott, und Gott in ihm; Amen.

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Am

ersten Adventssonntage.

Mit tiefer Rührung, Gott, du Herr und

Bater unser aller, und mit dem demüthi genden Gefühl eines Herzens, das seiner Un würdigkeit sich bewußt ist, fange ich jezt von neuem die Reihe von Arbeiten an, die du mir in Diesem Hause zu verrichten geboten hast. Wie empfinde ich die Wichtigkeit dieses Geschäfts; und was anders als Schüchternheit und Demuth Fann meinen Geist erfüllen, wenn ich die Schwie rigkeiten erblicke, die damit verknüpft sind? Die Tage des stillen Nachdenkens und der heiligen Betrachtung, die Tage, welche deiner Verehrung und Anbetung gewidmet sind, an welchen wir Lehren der Weisheit einsammeln, an welchen wir uns im Glauben an dich und deinen Sohn befeftigen, an welchen wir uns zu allem Guten står Fen, an welchen wir Erquickung und Trost bey allen Widerwärtigkeiten des Lebens aus deinen Verheissungen schöpfen follen, diese wichtigen, feyerlichen Tage soll ich auch dieses Jahr hindurch lehrreich, ermunternd und wohlthätig für diefe Gemeine machen; ich soll die Blendwerke zet streuen, durch welche wir so leicht von deiner Wahrheit, und von allem abgeleitet werden, was dir gefällt; ich soll alle die, welche mich hören, auffordern, ermahnen und bitten, zu verachten,

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