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vergångliche Güter, daß die Schäße dieser Erde, daß Ruhm und Ehre, daß niedrige verderbliche Vergnügungen gemeiniglich der Einzige, oder doch der vornehmste Gegenstand unfrer Wünsche find, daß wir uns für glücklich und vollkommen: halten, wenn es uns gelungen ist, mit dem eitlen Schimmer solcher scheinbaren Vorzüge kurzsichtige Menschen zu blenden? Aber fühlet ihr nicht, wie wenig ihr die Herren aller dieser Vorzüge seyd; wie leicht sie euch zu entreiffen sind; ~wie sehr ihr täglich besorgen müffet, eine Wasserfluth, eine Feuersbrunst, eine Krankheit, ein feindlicher Ueberfall, eine Umkehrung der bürgerlichen Ordnung, ein widriger Zufall werde euch um euren ganzen Werth bringen? Fühlet ihrs nicht mit Entsehen, wie schrecklich euch der Tod entstellen wird, wenn ihr nichts weiter gesucht habt, als irdische Vorzüge; welche verächtliche, nir gends brauchbare, und zur Aufnahme in die beßre Welt unfähige Geschöpfe ihr seyn werdet, wenn dieser außre Prunk euch genommen ist? Es ist offenbar, wir müssen mehr Ueberlegung, Absicht und übereinstimmende Richtung in unsre Bestre bungen bringen, wenn sie nicht ein eitles, oder wohl gar ein schädliches Thun seyn sollen. Nicht, als ob wir die Geschäfte dieses Lebens gar nicht betreiben, nicht, als ob wir nach Vermögen, Ehre, Glück und ausserlichen Vorzügen gar nicht streben follten. Wir würden jene Brauchbarkeit für die Welt nicht haben, die ein so nothwendi. ges Stück innrer geistiger Vollkommenheit ist, wenn wir uns von den Geschäften des täglichen Lebens losreissen wollten. Laffer sie uns also mit aller Treue beforgen; aber laffet uns dabey nie vergessen, daß sie nicht selbst das Ziel unsrer

Bemühungen seyn dürfen; daß sie nichts weiter feyn sollen, als Uebungen, bey deren Gebrauche wir Weisheit lernen, Tugend beweisen, unsre Brauchbarkeit erhöhen, und uns Festigkeit und Selbstbeherrschung erstreben follen. Auf dieses Ziel laffet uns alles ohne Ausnahme hinlenken; wir mögen uns in einem Stand und Beruf be finden, in welchem wir wollen: überall lasset uns dafür sorgen, daß bey allen unsern Geschäften unser Geist einsichtsvoller, besser, brauchbarer und stårker werde; dieß, dieß ist der einzige Vor theil, der uns beym Abschied von der Erde von allen unsern Bestrebungen übrig bleiben wird. Eben das ermuntre uns aber auch,

c) alle unsre Mitbrüder gerechter zu beurtheilen, als wir gewöhnlich zu thun pflegen. Wie unrichtig ist der Maaß stab, nach welchem wir den Werth der Men= schen zu bestimmen pflegen! Ist es nicht ihr hoher Stand, was uns mit Ehrfurcht, und ihre Niedrigkeit, was uns mit Geringschäßung erfüllt? Ist es nicht ihr Reichthum, was unsern Neid erweckt, und ihre Dürftigkeit, was uns gleich. gültig gegen sie macht? Ist es nicht ihr eitles Gepränge, was wir bewundern, und ihre be scheidne Groffe, was wir übersehen? Sind es nicht mit einem Worte gerade die zufälligen Dinge, die das Christenthum gar nicht für wahre Vorzüge gelten läßt, was wir Andern zum Verdienst anrechnen; sind es dagegen nicht gerade die Vollkommenheiten des Geistes und Herzens, die unsre Werchschätzung allein verdienten, was uns am wenigsten rührt? War es nicht diese verkehrte Schäßung menschlicher Vorzüge, was die Einwohner zu Jerusalem verleitete, den Sohn

Gottes felbst zu verkennen, und ihn als einen un bedeutenden Galilaer der Wuth seiner Feinde auf Juopfern? Sind wir weniger ungerecht, wenn wir bey dem Urtheil, das wir über Andre fållen, bey der Achtung, die wir gegen fie empfinden, bey der Ehre, die wir ihnen erzeigen, auf irgend etwas anders Rücksicht nehmen, als auf ihre Weisheit, Tugend, Brauchbarkeit und Fassung? Ehr. furcht laffet uns fühlen, Beyfall laffet uns auf. fern, sobald wir diese Vorzüge irgendwo an treffen. Verachten laffet uns also den Groffen und Reichen, wenn er sie nicht hat; und den Armen und Niedrigen ehren, wenn er sie befizt. So hat Jesus geurtheilt; so muß Jeder entscheis ben, der es weiß, daß der wahre Vorzug des Menschen nach der Lehre des Christenthums in innrer geistiger Vollkommenheit besteht. - Co hart auch diese Lehre zu seyn scheint, weil sie unsrer Eitelkeit alles entreißt, womit sie sich gerne brüstet: so herzerhebend ist sie doch wirklich. Laf fet uns nur

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III) noch auf den Trost sehen, den fie uns giebt, und die Kraft kennen lernen, mit der sie uns stårkt. Sie muß nåmlich

1) euch aufrichten, und mit edler Selbachtung erfüllen, ihr Niedrigen und Armen, denen das Glück seine Ga ben versagt hat. Denn bedenket es, in dem, was die Hauptsache des Menschen ist und bleibt, könnet ihr es eben so weit bringen, als die Vornehmsten und Reichsten. Es ist wahr, dem er. ften Anblicke nach seyd ihr zurückgesezt, da euch so viel Bequemlichkeiten und Güter fehler, nach des nen eure Sinnlichkeit schmachtet, da euch der dußre blendende Glanz völlig abgeht. Aber ift

es nicht bloffer Wahn, alle diese Dinge für wahre Vorzüge ihrer Besizer zu halten? Sind sie nicht zufällige Umstände, die den, bey welchem sie vor kommen, nicht im geringsten zu einem beffern Menschen machen? Stehet ihr, sobald von den wahren Vorzügen des Menschen nach der Lehre des Christenthums die Rede ist, mit den Reichften und Vornehmsten nicht ganz auf derselben Stufe? Hat euch Gott nicht eben denselben Geist mit eben denselben Kräften geschenkt? Hat er euch nicht eben fo, wie jenen, Gelegenheit als ter Art gegeben, weise, tugendhaft, brauchbar und zufrieden zu werden? Hångt es nicht ganz von euch ab, die, welche das Glück über euch er hoben hat, durch Vorzüge des Geistes sogar zu übertreffen? War nicht Jesus in eben den Um stånden, in welchen ihr lebet, arm und niedrig, ohne Gewalt und mächtigen Einfluß; und wer, ich bitte euch, wer von allen Groffen und Reichen der Erde konnte auch nur in der Entfernung mit Ihm verglichen werden? So faffet denn Muth, und Lernet euch selbst achten! Nichts von allem, was euch Gott versagt hat, gehört zum wahren Werthe des Menschen; und dagegen ist euch der Zugang zu allen den Vorzügen geöffnet, die unser wahres, ewiges Eigenthum find. Klaget also nicht über euer Schicksal; es schließt euch von nichts aus, was wirklich wünschenswerth ist. Aber eben so erquickend muß diese Lehre für uns alle seyn, wenn es uns

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2) bey unfern Unternehmungen und Geschäften an glücklichem Fortgange fehlt. Denn schäßen wir diesen Fortgang nicht immer blos nach der Geschwindigkeit, mit der unsre finnlichen Wünsche befriedigt werden, und

unser aufserliches Glück wächst? Glauben wir nicht, den traurigsten Stillestand machen zu müssen, wenn unsre Anschläge auf Reichthum, und Ehre, und Macht, und Vergnügen mißlingen? Aber wie sehr beweisen diese Klagen, daß wir die Fortschritte in der einzig wahren Vollkommenheit weder kennen noch achten! Ist es nicht ein bloß eingebildeter Stillestand, wenn es mit unsern Un ternehmungen und Geschäften nicht recht fore will? Muß jenes vergebliche Anstrengen unsrer Kräfte, muß jenes fruchtlose Ringen, das uns oft so peinliche Schmerzen verursacht, nicht selbst dazu dienen, uns tausend heilsame Einsichten und Erfahrungen zu verschaffen; unsre Kräfte durch heilsame Uebungen zu stärken, uns behutsamer, entschloßner, demüthiger nnd treuer zu machen, unsre Absichten und Gesinnungen zu lautern, und uns mit einem Worte gerade zu den Vorzügen zu verhelfen, welche das Christenthum allein für die wahren erklärt? Und wir wollten uns beklagen, unser Arbeiten und Dulden sey vergeblich? O wende doch deinen Blick, du Mißvergnügter, der du unglücklich zu seyn glaubst, in allen deinen Unternehmungen, wende doch deinen Blick von dem Aeussern ab, und richte ihn auf dein Innres. Hier, in deinem Geist, ist kein Stillestand. Das groffe Werk deiner Erleuchtung, Besserung und Erziehung für die Ewigkeit, an welchem alles ge= legen ist, schreitet im Stillen unaufhörlich fort; diese einzig nöthigen und wichtigen Vortheile ge= währt dir Gott oft gerade bann am meisten, wenn du vergeblich zu arbeiten glaubst. Und dieser Trost, daß nur innre geistige Vollkommen heit der wahre Vorzug des Menschen ist, er quicke uns

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