صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

verkennen, so sehr sie uns auch zur Ermunterung dienen fönnte? Söhnt sie uns nicht mit den Lastern unsrer Günstlinge aus, und macht uns geneigt, sie nachzuahmen? Verloren sind tausend Antriebe zur Besserung, tausend erweckende Mufter der Tugend für euch, wenn ihr parthenisch seyd; dann ist euer Gefühl zu einseitig, als daß es durch alles gerührt werden könnte, was ihm Heilsam seyn würde. Und wird euch eure Par theylichkeit nicht auch der wichtigsten aufserlichen Vortheile berauben? Werdet ihr nicht aus Eis gensinn den Rath und Beystand manches Menschen verschmähen, der euch verhaßt ist? Werdet ihr nicht aus Vorurtheil eine Menge von Din= gen verachten, die eurer Bestrebungen würdig wåren? Werdet ihr euch nicht lieber mit dem elenden Machwerk eurer Günftlinge begnügen, als Andern Gerechtigkeit widerfahren lassen, die ihr nun einmal nicht leiden könnet? Umgeben mit Vortheilen aller Art übersicht und verwirft der Parthenische die meisten und wichtigsten mit einer Verblendung, die oft kaum begreiflich ist. Und dabey beraubt die Partheylichkeit

t

4) uns fast alles frohen Genusses. Unfern besten Genuß hat Gott an Liebe und Wohlwollen geknüpft. Je gerechter wir gegen Jedermann find; jemehr wir uns mit ebler Zuneigung über alle unsre Brüder auf Erden ausbreiten: desto leichter und gewisser finden wir überall etwas, deffen wir uns freuen können. Herrscht die Partheylichkeit in unserm Herzen, so versiegen die Quellen tes reinsten Genusses um uns her, und Quellen des bittersten Ver= drusses dfnen sich auf allen Seiten. Wie viel Empfindungen der Eifersucht und des Unwillens

bestürmen dann unser Innres; nur nennen darf man uns die verhaßten Geschöpfe; und es em pórt sich alles in uns, unsre Heiterkeit verliert fich, alles Vergnügen ist verschwunden. Wie viel quålende Beschámungen entspringen oft aus unfrer getäuschten Vorliebe, wenn ein lange in Schuß genommener Gunstling uns doch endlich betrügt, und sich unsers Vertrauens unwerth zeigt! In welche Neckereyen, Streitigkeiten und Feindschaften verwickelt uns unsre Partheylichkeit täglich, und stört jenen süssen Frieden, in wel chem wir als Kinder unsers Vaters einander unterstüßen sollten! Wie viel Freuden zernichtet fie endlich ganz, die der Unparthenische mit Dank barkeit gegen Gott genießt! Er bemerkt jedes Gute mit Vergnügen, es rühre her von wem es wolle, denn er nimmt jeden, wie er ihn findet; für ihn hat also Gottes Baterhand überall Freu den ausgestreut, weil seinem offnen Sinne nichts entgeht, was bemerkt zu werden verdient. Dieß alles ist für uns gleichsam gar nicht da, wenn wir parthenisch sind. Unzähliche Vorzüge wol len wir dann nicht sehen, weil sie an Personen vorkommen, die uns verhaßt sind. Unzählige Verdienste können wir dann nicht schaken, weil fie das Eigenthum von Leuten sind, die wir mit Widerwillen betrachten. Unzählige Thaten des erhabensten christlichen Edelmuths werden uns vielleicht gar mit Neid und Mißvergnügen erfüllen, weil Menschen sie verrichten, denen wir ab geneigt find, Viel Weisheit liegt in dem Gebote des Christenthums von der Liebe verborgen, wel ches alle Partheylichkeit verbietet; fie beraubt uns, jedes frohen Genusses. Sie ist endlich

[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]

5) die Mutter der größten Ung erechtigkeiten und Verbrechen. Jesus sagt im Evangelio den parthenischen Pharifaern vorher, es werde immer årger mit ihnen werden, ihr Zustand werde sich bis zu unheilbaren Verderben verschlimmern. Wie fürchterlich ist dieß erfüllt worden! Eben die Pharisaer, die Anfangs bloß parthenische Abneigung gegen Jefum empfanden, giengen nach und nach zum Unwillen, zum Haß, zur Låsterung, zur Verfolgung, zu Mordanschlagen wider ihn über; ihre Partheylichkeit wurde zu einer Wuth, die den Sohn Gottes ans Kreuz brachte, und sich mit dem unBlute befleckte, das jemals gefloffen ift. Groffer Gott, zu welchen Verbrechen würde uns die Partheylichkeit schon hingerissen haben, wenn wir immer Macht genug gehabt hätten, ihre Eingebungen durchzusehen! Aber wahrlich, wenn fie uns auch nicht dahin bringen kann, daß wir unschuldiges Blut vergieffen, sind die Seufzer, die Leiden, die Thränen dessen, den sie mißhandelt, verläumdet, um Glück und Ehre bringt, etwas Geringes? Und wird der, welcher den Druck der Par

fchuldigsten reuz

theylichkeit selbst so schmerzhaft fühlte der Pars

uns alle richtet, uns ungestraft laffen, wenn wir uns nicht bessern? Laffet uns di. Stimme unfers Gewissens hören, die oft fo laut in uns spricht, wenn wir parthenisch sind; lasset uns einen Fehler mit dem angestrengtesten Eifer bekämpfen, mit welchem wir unmöglich wahre Christen seyn kön nen; laffet uns bedenken, daß wir einst dem Rechenschaft geben sollen, bey dem kein Ansehen der Person gilt; Amen.

[merged small][ocr errors]

Sonntage Låtare.

Es scheint eine harte Befchuldigung zu seyn,

[ocr errors]

daß die meisten Menschen bey ihrer Geschäftig feit entweder gar keinen Endzweck haben, oder ihn doch nicht mit Beharrlichkeit festhalten. Aber fraget die Erfahrung um. Rath, und forscher nach den Triebfedern, durch welche die Menge um euch her in Bewegung gesezt wird: und ihr werdet finden, daß man ihr nicht Unrecht thut, wenn man zweifelt, ob fie nach vernünftigen Ueberlegungen handelt. Ueberlassen sich nicht tausend Menschen dem Zufall und den Umständen? Sind nicht noch mehrere Eclas ven der Gewohnheit, und betreten mit gedanken. loser Folgsamkeit den Weg ihrer Våter und Mit burger? Sind nicht fast eben so viele bloffe Werkzeuge, die von Undern zu Absichten gebraucht oder gemißbraucht werden, wovon ihnen gar nichts in den Sinn kommt? Wie viele hoffen wir endlich anzutreffen, die uns auf die Frage: wa rum lebt der Mensch auf Erden, eine bestimmte Antwort geben können? Betrågt sich der größte Theil der Menschen nicht offenbar, so, daß man wohl sieht, sie haben über den Endzweck ihres irdischen Lebens nie nachgedacht, sondern sind zuo frieden, die gewöhnlichen Hauptveränderungen un sers Daseyns auf Erden, wie eine Art von Mode mitzumachen, ohne zu untersuchen, wozu nun dieß alles am Ende dienen soll? Nicht viel

beffer, und eben fo unglücklich, als die Unbesonnenen, die sich gar keine Absicht vorseßen, find Diejenigen, welche den gewählten Endzweck niche mit Beharrlichkeit festhalten. Was hilft es, das Ziel zu wissen, das man erreichen soll, wenn man zu tråge oder zu leichtsinnig ist, sich demfelben zu nåhern? Giebt es aber auch nicht in allen Stånden Elende genug, die bald durch ihre Gemächlichkeit, bald durch ihre Zerstreuung in fremde Dinge, bald durch die Lebhaftigkeit verånderlicher Begierden verleitet werden, ihren Hauptzweck zu vernachlässigen und zu vergessen? Sieht nicht mancher Unglückliche die Jahre seiner Laufbahn verschwunden, ehe er die Absicht erreicht hat, die er recht wohl wußte, und zu der ihn Gott durch alles aufforderte, was ihm widerfuhr? Wie erquickend ist es für ein Auge, das durch den trau= rigen Anblick so viel zweckloser Bestrebungen ermüdet ist, bey Männern auszuruhen, die grosse gemeinnüßige Absichten nicht bloß mit Ueberlegung gewählt, sondern sie auch mit Beharrlichkeit aus geführt, und ihr Leben dadurch in ein regelmås figes und mit sich selbst übereinstimmendes Ganjes verwandelt haben! Und wie entzückend für jeden, der Gefühl hat, ist vollends der Anblick Jesu, der das Größte und Beste, was Menschen sich vorsehen können, nicht bloß gewollt, sondern auch vollendet hat! Laffet mich die Gelegenheit, welche mir das heutige Evangelium darbietet, ers greifen, euch eine Gröffe und Herrlichkeit zu zeigen, die des Eingebornen vom Vater würdig war.

[ocr errors]

Evangelium: Joh. VI. v. 1-15.

Auf den groffen Endzweck feines Lebens be sieht sich alles, was Jesus in dem vorgelesenen

« السابقةمتابعة »