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Das

Straßenbauwesen

in dem

Großherzogthum Baden

unter dem Einfluß der Eisenbahnen

mit besonderer Rücksicht

auf den Kreis- und Gemeinde-Straßenbau und auf die Straßen-
Eisenbahnen

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B3

Vorwort.

Die durch Gesetz vom 5. Oktober 1863 in Baden eingeführte Verwaltungsorganisation theilte das Land in 11 Kreise, von denen jeder seine wirthschaftlichen Angelegenheiten den Bedürfnissen entsprechend, selbständig besorgt. Die Kreise haben das Recht des Vermögenserwerbes und der Besteuerung. Die Vertretung der Kreisangehörigen geschieht durch die Kreisversamm= lung. Stimmberechtigt und wählbar bei der Wahl der Kreiswahlmänner find alle Staatsbürger, die unbescholten sind, das 25. Lebensjahr zurückgelegt haben und seit einem Jahre in einer Gemeinde ansäßig sind. Die Wahl geschieht auf 6 Jahre. Zum Vollzug der Beschlüsse der Kreisversammlung ist ein gewählter Ausschuß, bestehend aus 5 Mitgliedern und 2 Ersaßmännern, bestellt.

Zu den obligatorischen Aufgaben der Kreisausschüsse gehört auch das Kreisstraßenwesen, insbesondere Straßen, Brücken, Kanäle 2c., die Verwaltung des Vermögens des Kreises, die Aufbringung der Mittel zur Unterhaltung der Kreisanstalten 20.

Diese Organisation hat bisher auch auf diesem Gebiete in Baden den nüzlichsten Einfluß geübt, indem die in Kreis- und Gemeindepflege befindlichen Straßen in den lezten 20 Jahren allmählig in einen Zustand versezt wurden, der nicht nur die Landesangehörigen befriedigt, sondern auch Anlaß gegeben hat, daß bis in die neueste Zeit durch Regierungsorgane anderer Staaten Anfragen über die auf diesem Gebiete gemachten Erfahrungen gestellt wurden, deren Beantwortung aber ohne näheres Eingehen auf die lokalen Verhältnisse von nur geringem Werthe- sein konnte, weil man ohne Kenntniß der klimatischen und geologischen Zustände, der Zahl und des Einflusses der fließenden Gewässer, der verfügbaren Mineralien, der Ausdehnung und Art des Verkehrs, der üblichen Tag- und Fuhrlöhne eines Landes, ein begründetes Urtheil über die üblichen Baugrundfäße und über den Aufwand nicht gewinnen fann.

Der Verfasser hat es darum versucht, in dieser Schrift wenigstens die nöthigsten Anhaltspunkte zur Beurtheilung des Straßenwesens der Neuzeit in Baden zu geben.

Da aber bei Neuanlagen, wie bei der Unterhaltung der Gemeindewege und Kreisstraßen, dieselben Grundsäke wie bei den Landstraßen zur Anwendung kommen, damit diese Verkehrswege alle fich in Erfüllung ihrer Aufgabe gegen. seitig unterstüßen können, war es nicht zu umgehen, hier auch der Hauptvorgänge zur Ausbildung des Landstraßennekes zu gedenken.

Darf das hier entworfene Bild des Straßenwesens in Baden auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit machen, so wird es doch zur Beseitigung mancher Mißverständnisse führen und insoferne nicht werthlos sein.

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Veranlassung und Folgen der Straßengesehe
im Großherzogthum Baden.

Das größte Hinderniß für die Verbesserung und gute Unterhaltung der Straßen jeder Art lag früher, wie überall, so auch in Baden in den Hand- und Fuhrfrohnden und in dem Straßengeld. Diese Lasten fühlte man in Baden um so mehr als hier die Landstraßen schon 1832 eine Länge von 1,92 Stunden pro Meile besaßen, während damals in Württemberg nur 1,76, in Baiern 1,52, in Nassau 1,34, in Sachsen 0,72 und in Preußen nur 0,52 Stunden auf eine Meile entfielen. Der Werth der Frohnden wurde für den Land- (Staats-) Straßenbau in Baden auf 11⁄2 Million Mark, die Rein-Einnahme aus dem Straßengeld auf 291,000 Mark jährlich geschäßt. Dennoch wurden diese beiden, dem Mittelalter entstammenden Hindernisse des Verkehrs in Baden 1830/31, also früher als in vielen andern Ländern, beseitigt.

Von dieser Zeit an stieg das Interesse für gute Verkehrsmittel sichtlich in allen Landestheilen, und es kann dies wohl auch dazu mitgewirkt haben, daß Baden in Deutschland der erste Staat ist, der, an Stelle einer uralten verkehrsreichen Handelsstraße von Heidelberg (resp. Frankfurt) nach Basel, eine 170 km lange Eisenbahn auf Staatskosten zu bauen und zu betreiben beschloß. Das deßfallsige Gesetz ist vom 29. März 1838. Obgleich Darwin schon 1788 sagte: „Bald wird des Dampfes Kraft das Gefährt zu Wasser und zu Land zum Ziele bringen," so überraschte das Vorgehen in Baden doch, theils wegen des Umfangs der Bahnen, theils wegen des Baues und Betriebes des Unternehmens auf Staatskosten.

Es gab damals in Baden und andern Staaten noch viele Menschen, die von den Eisenbahnen die Veranlassung zu dem Aufhören der Pferdezucht und des Haferbaues erwarteten, und im Jahr 1872, als schon 2815 Meilen Eisenbahnen in Deutschland bestunden, sah sich die in Berlin tagende Technikerversammlung noch veranlaßt zur Beseitigung der Besorgnisse über Beeinträchtigung des Straßenverkehrs durch die Eisenbahnen ihre Ansicht schriftlich dahin auszusprechen: „Daß die Straßen aller Art durch die Eisenbahnen ihren seitherigen Werth für den Verkehr nicht nur nicht verlieren, sondern vielmehr zur Erfüllung der Eisenbahn-Zwecke wesentlich beitragen." Auch der bekannte volkswirthschaftliche Schriftsteller Faucher hatte sich in jener Zeit dahin ausgesprochen, daß der verderbliche Irrthum zur Verbreitung komme: die Landstraßen werden durch die Eisenbahnen überflüssig."

Baer, Straßenwesen.

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