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V. 4 ist bei unsern Vätern besonders auf den Lippen der Prediger gewesen, welche vom ewigen Leben redeten. In ihrem Namen mag nur Valerius Herberger in seinen „Trauerbinden" angeführt werden. Da er an Weihnachten 1609 einem siebenjährigen Töchterlein die Leichenpredigt hält, schließt er mit den Worten: „Der Wechsel ist gut gerathen. Das zeitliche Elend hat sich bei ihr gewechselt in ewige Ruh, Freud und Seligkeit. Ubi sunt gaudia? Nirgend mehr denn da, da die Engel singen nova cantica! Self mir und euch allen dazu der süße Heiland der Welt, Jesus Christus! Amen." (I, 109.) Und wiederum schildert er die ewige Freude: Engel und Menschen werden klingen ein Hallelujah nach dem andern, ein Sanktus, ein Tedeum, ein Gloria nach dem andern. Da wird man anbeten, wie Esaja sagt, da wird man zum Opfer gehen und sich ganz und gar Gott dem Herrn ergeben: Eya wär'n wir da in regis curia!"

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Die Melodie: f f f abcdc aus dem 15. Jahrhundert, eine Weise voll des milden Glanzes der Weihnachtsfreude und dem Liede an Innigkeit und Lieblichkeit mindestens ebenbürtig, erscheint in der evangelischen Kirche zuerst bei Klug 1535.

Es ist vielleicht nicht ohne Werth, die vollständig deutsche Fassung des Lieds hier aufzunehmen, wie sie im Eisenacher Kirchengesangbuch 1854 gegeben ist:

Nun singet und seid froh,
Jauchzt alle und sagt so:
Unsers Herzens Wonne
Liegt in der Krippen bloß
Und leuchtet als die Sonne
In seiner Mutter Schoß.
Du bist A und O! ::

Sohn Gottes in der Höh,
Nach dir ist mir so weh!
Tröst mir mein Gemüthe,
Kind voll Mildigkeit,
Durch alle deine Güte,
Du Fürst der Herrlichkeit!

Zeuch mich hin nach dir! ::

Groß ist des Vaters Huld,
Der Sohn tilgt unsre Schuld.
Wir waren all verdorben
Durch unsre Missethat,
So hat er uns erworben
Himmlische Freud und Gnad,
Daß uns nichts mehr schad’t! ::
Dir schallt Hallelujah,
Jezt hier und einstens da,
Wo die Engel singen
Das Heilig! allzumal

Und wo die Psalmen klingen
Im hohen Himmelssaal.
Wären wir doch da! ::

9. Gelobet seift du, Jesu Christ.

Eine von Luther im J. 1524, vielleicht schon 1523, gefertigte freie Überarbeitung der ältesten Sequenz (in nocte nativitatis Christi in galli cantu sequentia), welche theils Notker Balbulus, Mönch zu St. Gallen (850-912), theils sogar Gregor dem Großen zugeschrieben wird. Sie heißt:

Grates nunc omnes reddamus
Domino Deo, qui sua nativitate
Nos liberavit de diabolica potestate.

Huic oportet, ut canamus
Cum Angelis semper:
Gloria in excelsis.

Aus dieser Sequenz ist die Leise" entstanden und im fünfzehnten Jahrhundert in dem geistlichen Volksgesang heimisch geworden:

Gelobet seystu, Jhesu Christ, das du Mensch geboren bist

Von einer Jungfrawen, das ist war, des frewet sich aller Engel schar. Kyrie eleison.

In dem ordinarium inclitae ecclesiae Swerinensis, Rostock 1519, heißt es: populus vero canticum vulgare,,Ghelavet systu Jesu Christ" tribus vicibus subjunget, wornach am Christfeste diese Leise von der Gemeinde in deutscher Zunge gesungen wurde.

Ohne Zweifel haben sich nun an dieser kurzen Strophe verschiedene Sänger versucht, um noch weitere Weihnachtsgedanken in ihr Gewand zu fleiden. Im Michael Veheschen Gesangbuch von 1537 finden sich nach Wackernagel (Luthers geistliche Lieder, 1848, S. 141) noch folgende weitere Strophen:

Gelobet sey die Junckfraw zart, von der Christus geborn ward, Vns armen Sundern all zu trost, das wir durch ihn würden erlost. Kyrioleys.

Gelobet sey der Engel schar, die auch bey der geburt war, Vnd sang dem kleynen kyndlein lob uff erd und auch im hymmel drob. Kyrioleys.

Des frew sich alle Christenheyt in der welt ganz weyt vnd breyt,

Vnd sag Gott dem Herren danck vom auffgang biß zum nydergang. Kyrioleys.

Dann so das kyndlein nit geborn, wern wir allzumal verlorn; Dieweyl es nu geboren ist, so dancken wir dir, Jesu Christ. Kyrioleys. Dich bytten wir auch herzigklich, das du vns wolst gnediglich Jhund dein gnade geben vnd darnach das ewig leben. Kyrioleys.

So kommt es, daß die Katholiken der älteren und der neusten. Zeit Luthers Lied für ein vorreformatorisches ausgeben, wie es sich denn in Johann Leisentritts „Geistlichen Liedern", Budiffin 1567, mit allen Versen Luthers findet, nur daß nach V. 1 der V. 2 und 3 bei Vehe eingeschaltet und der Vehe'sche Schlußvers angehängt ist. -Die Verse in den evangelischen Gesangbüchern sind aber Luthers Eigenthum, von ihm frei der ersten Strophe in ebenbürtigem Geist hinzugedichtet. Sein Lied erschien zuerst auf einem fliegenden Blatt in Kleinfolio mit dem Druckort „Wittenberg" und der Überschrift: Ain deutsch Hymnus oder lobsang auff Weyhenacht"; darnach findet es sich im Erfurter Enchiridion von 1524 und in Walters Chorgesangbüchlein von 1524, so daß es wohl mag auf Weihnachten 1523 verbreitet worden sein.

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Wenn der alte Schamelius unser Lied überschrieben hat: Wohl= thaten der Geburt Christi durch lauter Paradora besungen“, so hat er die ergreifende Gewalt dieser Vierzeilen kurz und gut beschrieben. Es schreitet das Lied in den lieblichsten Gegensägen dahin, an denen ein Christenherz die Liebe Gottes ermessen kann. B. 1 gibt den Ton an: Christus ist Menschensohn, Lob sei ihm auch von uns! Nun tritt Luther ein und beschaut sich das Kindlein V. 2 in der Krippe, V. 3 in der Jungfrau Schoß, V. 4 in dem finstern Stall, V. 5 in der kalten Welt, B. 6 auf der armen Erde. Was er aber sieht, spricht er so aus, daß er V. 2. 3. vor dem unbegreiflichen Wunder Gottes anbetend kniet, dagegen V. 4-6 bereits auf die

Strahlen der Weihnachtssonne: Licht und Freude und Herrlichkeit, hinausschaut. - Dann schließt er ab V. 7, indem er auf die Quelle weist: Gott ist die Liebe.

Das Ganze war ein Lieblingslied des Grafen Zinzendorf und hatte in seinem Wirken noch eine besondere Bedeutung. Als derselbe im Januar 1739 auf St. Thomas ankam, um der bedrängten Brüdermission unter den Negern daselbst aufzuhelfen, fieng er seine Arbeit unter den Negersklaven mit dem Bekenntniß an: „Ich glaube, daß Jesus Christus, wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewigkeit ge= boren und auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria geboren, sei mein Herr, der mich verlorenen und verdammten Menschen erlöset hat, erworben und gewonnen 2c." Die ganze Gemeinde sprach ihm unter großer Bewegung alle Worte nach und stimmte mit ihm in den Gesang ein: Gelobet seist du, Jesu Christ!" Dieses Bekenntniß zu Christo ergriff sein Herz so mächtig, daß er noch lange nachher mit Freuden jenes Augenblickes gedachte.

Zu V. 1 erzählt Johann Olearius (Liederschat, Thl. 1.) eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte. Der Rathskämmerer Christian Knesebeck zu Rostock war zehn Jahre lang ganz taub gewesen. Da begab sich am heiligen Abend vor Weihnacht 1703, als er 81 Jahre alt war, daß sein Weib und Tochter dieses Lied zu singen anfiengen. Kaum aber hatten sie mit heller, froher Stimme gesungen: „Gelobet seist du, Jesu Christ!" so wurde plöglich des alten Mannes Gehör aufgethan und er stimmte alsbald in die Worte ein: „daß du Mensch geboren bist." Das mag eine schöne Weihnachtsfreude für den alten Mann und sein Haus gewesen sein, ein Angeld für den Tag, an welchem der Herr über uns sein vollkommenes Hephata sprechen wird.

V. 6 ist durch Johann Sebastian Bach (Winterfeld III, 345 f.) in einem seiner Weihnachtsoratorien in ergreifender Weise verwendet worden. Ausgehend von dem Gedanken, daß die Menschwerdung ein Theil der Erniedrigung, die Krippe ein Vorzeichen des Kreuzes ist, läßt er, nach den Worten: Sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge", ein sanftes Vorspiel zweier Hoboen und des Basses eintreten, und nun verschlingen sich die Oberstimme und der Baß aufs lieblichste, indem jene das Weihnachtslied festhält, dieser aber seine Gedanken darüber in Demuth ausklingen läßt:

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ja wer vermag nicht einzusehen

wie ihn der Menschen Leid bewegt?

Und in dem Himmel mache reich

Des Höchsten Sohn kommt in die Welt,
Weil ihm ihr Heil so wohlgefällt.

Und seinen lieben Engeln gleich

So will er selbst als Mensch geboren werden.

Kyrieeleis.

Die Melodie: gggaged e ist schon alt und stammt, wenn nicht aus noch älterer Zeit, aus dem geistlichen Volksgesang des 15. Jahrhunderts; sie wurde von Luther in Verbindung mit Walther bloß verbessert und erscheint so in mixolydischer Tonart im Wittenberger Chorgesangbüchlein vom J. 1524. Das fliegende Blatt hatte mit dem Lied auch schon die M. gegeben, wovon die im Chorgesangbüchlein nur in der Singweise des Kyrioleis abweicht. Die Seher des 16. und 17. Jahrhunderts haben sie oft verwendet und besonders hat Joh. Eccard sie in charakteristischer Ausführung gegeben.

10. Vom Himmel hoch, da komm ich her.

„Ein Kinderlied auf die Weihenachten vom Kindelein Jesu": Erschien als Lied Luthers zuerst in dem Jos. Klug'schen Gesangbuch 1535.

Luther pflegte nemlich alle Jahre den Seinigen einen fröhlichen Christabend anzurichten, wobei viel Erweckliches von der Menschwerdung Christi geredet und gesungen wurde, und zu diesem Feste seiner Kinder dichtete er dies Weihnachtslied. Es ist der Anfang desselben einem weltlichen Liede nachgedichtet: „Aus fremden Landen tomm ich her"; und er hat damit den christlichen Volkston überaus wohl getroffen. Ja es wird erzählt, daß Luther selbst in seinem Hause die Weihnachtsfeier mit dem Lied in origineller Weise gehalten habe. Er ließ die 7 ersten Verse dieses Lieds von einem als Engel gekleideten Mann singen, und die Kinder mußten ihn mit dem 8. Vers: „Bis willkommen, du edler Gast" und den folgenden begrüßen. (F. G. Hoffmann, Catharina v. Bora. Leipzig 1845.)

Der Gedankengang schließt sich enge an Luc. 2 an. Zur Einleitung paßt der erste Vers aus dem „Schlesischen singebüchlein“ Valentin Trillers 1555 wohl:

Es kam ein Engel hell und klar
von Got auffs feldt zun hirten_dar,
Der war gar seer von herzen fro
vnd sprach frölich zu jn also:

„Vom Himmel hoch da komm ich her "V. 2-5 ist eine schöne Auslegung jener Worte Luc. 2, 10-12 und V. 6 entspricht dem Entschluß Luc. 2, 15. Dann vertieft sich das Gemüth V. 7-12 in das Wunder der Menschwerdung und heißt mit kindlichem Laut, in welchem doch ein tiefer Sinn liegt (vgl. V. 8), das Kindlein herzlich willkommen auf Erden. Ja in den tiefsten Grund führt das Lied hinein, indem das eigene Herz dem Herrn zur Wohnung angeboten wird V. 13, woraus die höchste Freude entspringen mag V. 14. 15.

überaus gerne wird dies Lied mit seiner vollkommen eben= bürtigen, einfachen Melodie für den Weihnachtsabend in evangelischen Familien verwendet. Ein schöner Brauch aus alten Tagen wird in der Süddeutschen Reichspost 1875 erzählt. Der Marktflecken Schweina in Unterfranken hatte vor Zeiten seine Kirche auf

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dem Antoniusberg, welcher noch heute in der Sitte der Dorfjugend seine Stelle hat. In der Adventszeit baut nemlich dieselbe auf dem Gipfel des Berges einen Thurm aus Feldsteinen, und auf diesem wird am Christabend eine starke Stange aufgepflanzt, welche Reisichbündel an der Spite trägt. Die Knaben rüsten sich gleichfalls mit Stangen, an deren Ende sie Bündel mit Spähnen befestigen, um sie als Fackeln zu gebrauchen. Wenn nun das Christfest eingeläutet wird, ziehen die Knaben den Dorfberg hinan und bald steigen im Abenddunkel die Flammen hoch empor, mit heller Schrift am nächtlichen Himmel verkündigend: das Licht scheinet in der Finsterniß! Unter dem Gesang von Luthers Lied: Vom Himmel hoch da komm ich her, verkünd euch gute neue Mähr ziehen sie von der Höhe auf den Markt herab, wo man ein Kirchenlied anstimmt, bis zur Mitternachtsstunde auf dem Kirchthurm Gesang und Instrumententöne erklingen. Dann wird in dem hellerleuchteten Gotteshaus Christmette gehalten. Durch keine weltlichen oder kirchlichen Gebote hat sich die Gemeinde dies ihr Fackelfest und ihre nächtliche Weihnachtsfeier nehnen lassen.

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Selbst im fernen Spanien halten deutsche Matrosen unser Lied lieb und werth. Der Weihnachtsabend 1873 wurde an Bord der Panzerfregatte Friedrich Karl nahe bei Carthagena, im Hafen von Porman, aufs gemüthlichste gefeiert. Um einen grünen Tannenbaum, den sich deutsche Erfindungskraft auch dort zu verschaffen wußte, versammelte sich die Mannschaft. Ringsum sah man die ganze Batterie prangend im grünen und bunten Schmuck, glänzend in einem Lichtmeer von zahllosen Kerzen; die ganze Besatzung entblößten Hauptes. Das Musikchor intonirte und alle sangen etliche Verse aus Luthers kindlich schönem Lied: „Vom Himmel hoch, da komm ich her." Mächtig erdröhnte der Gesang von fünfhundert kräftigen Männerstimmen. Nach einer Ansprache von Garnisonspfarrer Wiesner bildete wieder ein Gesangvers den Schluß. Und drüben in Madrid sangen vielleicht zu gleicher Stunde die Kinder in der Calatravastraße dasselbe Lied in spanischen Lauten.

V. 3 erweist sich in folgender Erzählung Fliedners in seinen Blättern aus Spanien S. 234 als ein gutes Wort fürs Kindesherz. Ein frühgereifter Knabe, Eugen Balz in Neuwied, erkrankte im Jahr 1871 im Alter von 5 Jahren. Er hatte schon vor dieser Zeit eine besondere Freude an den Liedern, welche seine älteren Geschwister lernten Den Vorzug aber gab er dem Lied Luthers: ,,Vom Himmel hoch da komm ich her", und in demselben dem dritten Vers:

Es ist der Herr Christ unser Gott,
Der will euch führn aus aller Noth;
Er will eur Heiland selber sein,
Von allen Sünden machen rein.

„Mama, sagte er, das ist doch der allerschönste von allen Versen, die es gibt in der ganzen Welt. Der geht auch sehr leicht zu lernen." In der Adventszeit kamen bei einem Schwesterchen die Pocken zum Vorschein, und mit dem Vater wurde auch Eugen unwohl. Doch

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