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Bitte: sei auch bei mir im Tode V. 9 und laß dein Heil vom Kreuze meinen lezten Ausblick sein V. 10. So geht an ihm V. 1-5 die Hize des Leidenskampfes am Holz, V. 6-10 der Friede der Kreuzabnahme vorüber, doch so, daß je länger je mehr Christi Tod seinen Tod zeichnet und der Todte ihm lebendig erscheint als Durchbrecher seines Todes. Der Tiefpunkt des Liedes liegt in V. 4, der Mittelpunkt in V. 6, der Höhepunkt in V. 10. Dieser lezte Vers, in welchem die Gedanken am vollsten ausmünden, ruht auf einer dreifachen Erinnerung. Fürs erste auf Bernhardi Wort: temet ipsum tunc ostende in cruce salutifera. Fürs andere auf Valerii Herbergers Wort in „Valet will ich dir geben": "Erschein mir in dem Bilde zu Trost in meiner Noth, wie du, Herr Christ, so milde dich hast geblut zu Tod." (1613.) Fürs dritte auf dem denkwürdigen Wort, das Luther, als er im Jahr 1542 vom Begräbniß seines dreizehnjährigen, von ihm herzlich geliebten Töchterleins Magdalena kam, zu Ph. Melanchthon sagte: „Wenn das Kind sollte wieder lebendig werden und sollte mir das türkische Königreich mitbringen, so wollt ichs nicht annehmen. O, wer so stirbt, der stirbt wohl. Selig sind die Todten, die in dem Herrn sterben!" Das Mägdlein hatte ihm kurz vor ihrem Verscheiden, als er sie fragte: „Magdalenchen, mein Töchterlein, du bleibst gern hier bei deinem Vater und ziehest gern zu jenem Vater ?" geantwortet: „Ja, herzer Vater! wie Gott will" und starb dann in findlichem Glauben. Darum hat Luther, so tief betrübt er auch über ihren Verlust war, dem Wittenberger Volk, das ihm sein Mitleid über seine Betrübniß ausdrückte, erklärt: „Es soll Euch lieb sein, ich habe einen Heiligen gen Himmel ge= schickt, ja, einen lebendigen Heiligen! O hätten wir einen solchen Tod. Solch Ende wollt ich auf diese Stund annehmen." Und da das Töchterlein in den Sarg gelegt war, sprach er: „Du liebes Lenigen, wie wohl ist dir geschehen. Du wirst wieder auferstehen und leuchten wie ein Stern, ja, wie die Sonne."

Die Segensspuren des Lieds reihen sich um zwei Brennpunkte. Der erste ist V. 4, das demüthige Schuldbekenntniß unter dem Krenze, von dem man sagen möchte: hier ist mehr, denn der Zöllner im Tempel!

Ein katholischer Mann aus Böhmen, geboren im Jahr 1780, war durch das Lesen der Bibel für den evangelischen Glauben gewonnen. Als er nun in seinem Herzensdrang zum erstenmal eine evangelische Kirche besuchte, um dort das lautere Wort Gottes predigen zu hören, vernahm er den Gesang dieses Liedes. Dadurch' bekam er einen so tiefen Gnadeneindruck, daß es ihm war, als spräche jemand zu ihm: „Wirf alle deine Sünden auf das Lamm Gottes." "Ich schwamm, so erzählt er selbst, in Freudenthränen, ich sah im Geiste Jesum, als sähe er mich freundlich an und fragte mich: Willst du noch durch deine eigene Gerechtigkeit selig werden? ,Nein, nein, Herr Jesu! erwiderte ich. Schau her, hier steh ich Armer, der Zorn verdienet hat, Gib mir, o mein Erbarmer, den

Anblick deiner Gnad." Und nun lebte er treu dem Evangelio als ein evangelischer Christ. (Basl. Samml. 1825.)

Als der selige Spangenberg, Bischof der Brüdergemeinde, sein Jubiläum feierte, konnte es der Bruder, welcher die Festpredigt hielt, nicht unterlassen, ins Rühmen zu gerathen. Da stand Spangenberg bald auf und gab, wie es Sitte ist in der Brüdergemeinde, ein Lied an. Es war der Vers: „Mein Heil, was du erduldet, ist alles meine Last; Ich, ich hab es verschuldet, was du getragen hast. Schau her, hie steh ich Armer, der Zorn verdienet hat: Gib mir, o mein Erbarmer, den Anblick deiner Gnad!" -Da mußte es wohl recht heißen: Freund, rücke hinauf! wenn ihm bald der Herr auch den Wunsch erfüllte, den er zu gleicher Zeit aussprach: „Hab ich wie Simeon den Gott- und Menschensohn hier an mein Herz gedrücket, Will ich, sobald mirs glücket, im Frieden auf sein Leiden aus dieser Hütte scheiden."

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Jene Worte gebrauchte auch der selige Stadtpfarrer Dann in Stuttgart gar oft und eindringlich in seinen Predigten und Schriften. Sie waren noch unter den leßten Worten, mit denen sich sein bußfertiger Geist der Ewigkeit entgegenstreckte. Auf seinem Sterbelager nahm er nemlich oft sein ganzes Leben in Einen schmerzlichen Überblick und erklärte es für ein verfehltes, sich selbst für eine unzeitige Geburt überall Halbheit und Zurückbleiben, überall etwas Verkommenes und Unreifes, und das meist aus eigener Schuld. Es wäre, sezte er in einer einzelnen schweren Stunde hinzu, vielleicht rathsamer für mich gewesen, ein einfacher Tuchmacher geworden zu sein, als ein Prediger des hohen Evangeliums; dann hätte ich keine so schwere Last der Verantwortung auf meiner Seele und könnte ruhiger von hinnen scheiden, als jezt, da so viele tausend unsterbliche Seelen auf meinem Gewissen liegen. Wie werde ich für alle Rechenschaft ablegen können? Wie anders, sezte er betend hinzu, als mit den Worten: Schau her, hie steh ich Armer ?" So erfüllte es sich auch an Dann auf rührende Weise“, - sezt A. Knapp in seiner Christoterpe 1847, wo er dies berichtet, hinzu, was der sel. G. C. Rieger in einer Predigt sagt, daß ein evangelischer Prediger, auf dessen Herz und Gewissen so viele unsterbliche Seelen gelegt sind, zwar getrost, aber nicht wohl freudenvoll sterben könne."

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Die edle Schriftstellerin, Maria Nathusius, sagt über diese Worte in ihrem Tagebuch am Karfreitag 1850: Schau her, mein lieber treuer Heiland; ich bin so schwach und arm, deine Liebe ist so groß, so reich, so ohne Schrecken. Bin ich denn auch schwach, der Mutter sind die schwachen Kinder am liebsten, weil sie die hilfsbedürftigsten sind. O halte mich in deiner Liebe! Was auch die Welt dazwischen bringt, ich bin dein und du hältst mich an deinem Herzen!"

Dazu gehört auch noch V. 5 mit seiner Anfangsbitte. Eine Tochter erzählt von den treuen Augen ihrer seligen Mutter in der lezten Nacht, da sie für dies Erdenleben eingeschlafen war: „Ach, Herr Pastor, o die Lichtstrahlen, welche in dieser Nacht aus diesen

Koch, Kirchenlied. VIII.

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lieben Augen Leuchteten, als ich mit ihr beten mußte: Erkenne mich mein Hüter; mein Hirte, nimm mich an! wie kann ich das jemals vergessen, und wo soll ichs denn wiederfinden auf dieser Erde?" (Möller, Unterweisung in den 10 Geboten.)

Der andere Brennpunkt, um welchen die Segensstrahlen dieses Lieds sich herlegen, sind die beiden letzten Verse. Dr. G. H. Göße zu Lübeck hat recht geweissagt, als er verkündigte, der Gerhardt'sche Seufzer: Wann ich einmal soll scheiden“ werde, wie ehemals das alte Sterbelied: „Herr Jesu Christ, wahr'r Mensch und Gott" vielen Abscheidenden tröstlich gewesen, noch manche Seele zum Himmel be gleiten. Es seien unter vielen Fällen nur folgende angeführt, drei aus dem vorigen Jahrhundert.

Als am 24. Juni 1757 Tobias Kutschera, eine Zierde der mährischen Brüdergemeinde zu Berlin, als sechsundachtzigjähriger Greis auf dem Sterbebette lag, besuchten ihn mehrere Brüder und fanden ihn ohne Bewußtsein, so daß sie vermutheten, sein Ende sei nahe. Da stimmten sie die leßten Verse dieses Liedes an; und siehe, alsbald ward sein Geist wieder lebendig, und er fieng an, mit schwacher Stimme mitzufingen, bezeugte auch dabei: „Ich bin doch noch niemals so vergnügt gewesen, wie jezt; ich bin schon mehr beim Heiland, als hier., wie trösten mich Jesu Wunden und Schmerzen über den kleinen Schmerz, den ich noch auszustehen habe." (Nachr. aus der Brüdergem. 1842.)

Auch dem wackern, glaubensstarken Landschaftskonsulenten Joh. Jak. v. Moser in Stuttgart († 1785) versüßten jene Verse des Todes Bitterkeit. Als der sterbende Greis zum Tode matt in seinem Lehnsessel lag, betete sie noch über ihm in den letzten Minuten einer seiner treusten Herzensfreunde. Da zog sich über sein Angesicht ein sanftes Lächeln, wie das eines Kindes, mit dem die Engel reden, und sein Tod war das Einschlafen des Gerechten.

Als im Jahr 1798 für Christian Friedrich Schwarz, der mit so großem Segen von 1750 an als Missionar auf der malabarischen Küste Ostindiens gearbeitet hatte, die Zeit des Abscheidens gekommen war, standen seine malabarischen Gehilfen um sein Sterbebett, auf dem er noch allen, die um ihn waren, ein treuer Lehrer und ein Beispiel der Demuth, des Glaubens, der Geduld und Höffnung war. Als er nun das Nahen des Todes fühlte, rief er: „In deine Hände befehle ich meinen Geist, du hast mich erlöset, du getreuer Gott!" worauf ihm die malabarischen Missionsgehilfen in ihrer Sprache die lezten Verse dieses Liedes zum Todesschlafe sangen. Öfters stimmte er noch mit ein, bis sein Odem ausgieng und er dann in den Armen seiner treuen und herzlich dankbaren Mitarbeiter verschied. (Basler Missionsnachrichten.)

Aus unsrem Jahrhundert knüpfen sich vier Fälle an berühmte Namen.

Graf Leopold Friedrich zu Stolberg, einer der hervorragendsten Dichter auf der Schwelle unsers Jahrhunderts, war zur katholischen Kirche übergetreten. Als es aber im Dezember 1819 zum Sterben gieng, waren es zunächst die Schriften von Claudius und die Lieder

von Klopstock, an welchen er sich erquickte, dann die heilige Schrift, aus welcher er nie abgelassen hatte seine Erbauung zu schöpfen. In den lezten Stunden endlich tönte durch die katholischen Kirchengebete noch einmal das evangelische Kirchenlied. Die Tochter des Grafen, Julia, kniete nieder und betete: Wann ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir! Stolbergs leßtes Wort war ein Preis der Gnade, welche sich des Sünders erbarmt, und mit dem Gruße: Gelobt sei Jesus Christus! gieng er hinüber. (W. Baur, Geschichts- und Lebensbilder II.)

Als der ehrwürdige Simeon Nürnbergs, der Kaufmann Johann Tobias Kießling, unter einer schmerzlichen Krankheit sich im Februar 1825 dem Tode näherte, erweckte Gott fromme, liebe Leute, die zu dem alten Kinderfreund mit Kindern giengen, um demselben Lieder des Lobes seines Herrn und der Liebe und des innigen Gottvertrauens zu singen. So hatten sie ihm schon manchen Tag zum Labsal in seinen Leiden manch schönes Glaubenslied gesungen; da Lag er am Abend des 27. Febr., als sie ihn abermal mit dem fingenden Kinderhäuflein besuchten, in einem sanften Schlummer, und nun sangen sie am Bette des theuren Sterbenden mit leiser, liebender Stimme in seine Himmelsträume hinein die letzten Verse dieses seines Lieblingsliedes. Hierauf schlummerte er in den Todesschlummer hinüber, wie ein seliges Kind, welches müde ist, das aber in lieben, innig nahen Mutterhänden einschläft. (Schubert, Altes und Neues. II.)

Der liebesthätige Prediger Joh. Jähnike an der böhmischen ; Bethlehemskirche zu Berlin, lag den 21. Juli 1827 am Sterben. Da bezeugte er es allen Umstehenden: „Ich habe den Herrn in meinem ganzen Leben treu erfunden", und hierauf sangen dieselben mit ihm die zwei legten Verse dieses Lieds. Als sie nun bei den Worten: „Wer so stirbt, der stirbt wohl", sein ehrwürdiges Angesicht betrachteten, war er in seinem lieben Herrn schon sanft entschlummert. Auf sein Grab aber seßten sie die Worte: „Ich lebe und ihr sollt auch leben!" (Evangelische Kirchenzeitung. 1827.)

Der stets noch in gesegnetem Andenken stehende Stadtpfarrer Friedrich Köstlin in Eßlingen wurde, nachdem er kaum zuvor seine Confirmanden um sein Krankenbett versammelt und unterrichtet hatte, am Sonntag dem 24. August 1828 von einer großen Bangig= feit befallen. Da richtete er sich auf im Bette und betete: „Wann mir am allerbängsten wird um das Herze sein." Dann aber sagte er: Doch so weit ist es noch nicht; es muß noch ganz anders kommen." Aber auf einmal sank sein Haupt auf die Brust, und er war daheim bei seinem Herrn. (Christenbote. 1832. Nr. 35.)

Auch auf dem Schlachtfelde bewährte sich die Kraft dieser Gerhardtschen Seufzer:

Dr. Joh. Phil. Fresenius, Consistorialrath und Senior zu Frankfurt a. M., erzählt in seiner Schrift: „Merkwürdige Nachricht von der wunderbaren Befehrung eines großen Naturalisten. 1759", wie er nach der blutigen Schlacht bei Bergen am 13. April 1759 zu dem in derselben tödtlich verwundeten und nach Frankfurt gebrachten

General G. C. v. Dyhorn gerufen worden sei und den dem Tod verfallenen Mann durch seinen Zuspruch von dem großen Unglauben seines Herzens bekehrt und zur Erkenntniß Christi gebracht habe, also daß derselbe bei seinem zweiten Besuch ihm die zwei legten Verse dieses Liedes zugerufen und einmal übers andere wiederholt habe. Er erklärte sie für seinen festesten Halt und sprach damit seine Zuversicht zu Jesu aus, der ihm nach langem Leugnen seiner Gottesjohnschaft nun sein Ein und Alles geworden sei.

Generallieutenant von Gersdorff fiel bei Sedan 1870, von einer feindlichen Kugel durchbohrt. Bewußtlos sank er vom Pferde; als er aber aus seiner Ohnmacht erwachte, betete er: „Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir!" (Vgl. Machs mit mir Gott nach deiner Güt'.)

König Friedrich Wilhelm I. von Preußen (1713-1740), der Vater Friedrichs des Großen, hatte in seinem letzten Willen verordnet, daß bei seinem Begräbnisse die Hautboisten dieses Lied blasen sollten.

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Indem wir betreffs der Melodie auf das Lied: „Herzlich thut mich verlangen" selbst verweisen, bemerken wir, daß auch unsre großen Tonseßer von den Tönen unsers Liedes ausgiebigen Gebrauch gemacht haben. Außer Telemann und Händel ist es vorzugsweise J. S. Bach, welcher am glänzendsten in der MatthäusPassion diese Stimme der Kirche verwendet hat. An fünf Stellen hat er die Melodie eingeflochten. Auf das Wort Jesu: Ich werde den Hirten schlagen! singt der Chor: Erkenne mich mein Hüter“ (E-dur). An das Versprechen des Petrus: Und wenn ich mit dir sterben müßte, so 2c. schließt sich das Gelübde: „Ich will hie bei dir stehen! (Es-dur). Nachdem erzählt worden ist, wie Jesus bei dem Verhör vor Pilatus zuleht geschwiegen und seine Sache dem, der da recht richtet, anheimgestellt hat, erklingt in derselben Melodie: ,Befiehl du deine Wege! (D-dur). Die Verunehrung des heiligen Hauptes Jesu durch Dornenkrönung und Schläge findet ihr Gegenspiel in: Haupt voll Blut und Wunden und Du edles Angefichte (D-moll). Endlich heißt es: Jesus neigte das Haupt und verschied; darauf wird gesungen: Wann ich einmal soll scheiden. In diesem Zusammenhang vorgetragen gehört unser Choral zu dem Ergreifendsten, was es in irdischer Musik gibt. An dieser Stelle ist er aber auch, seiner phrygischen Tonart entsprechend, mit den zartesten und kräftigsten Akkorden harmonisirt; die häufig angewendeten Vorhalte und chromatischen Töne lösen sich in der ansprechendsten Weise auf, und vollends der Schluß läßt den tiefsten Eindruck im Gemüthe des Hörers zurück." (Greiner, Schulliederschat.)

23. Die Seele Chrifti heilge mich.

Von Dr. Johann Scheffler, genannt Angelus Silesius (1624 -1677), veröffentlicht in Heilige Seelenluft oder Geistliche Hirtenlieder, Breslau 1657", zweites Buch, mit der Überschrift: „Die Pinche bittet, daß ihr Jesu Leiden möge zu statten kommen."

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