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XXXIII) mit den Lesarten affalthecha, abtiga u. s. w. L. S. XV. gegangen, setzt mich in Erstaunen. Alles, was er darüber beibringt, kann ich nur für ganz irrig, für die oberflächlichste und leichtsinnigste Sprachforschung erklären. Mindestens abtiga ist das altfris. aftian, aftigan (abziehen), altengl. teohan, urdeutsch zechan (aus tehan), d. i. ziehen. Ist affalthecha keine Verunstaltung von abteca, so ist diese Lesart hier nicht anwendbar, sondern hat sich aus dem vorigen Kapitel L. S. XIV eingeschlichen, wo sie alachtaco, alchatheocus, alacfacis (für alactacis) heisst. Sollte die Lesart arba richtig sein, so wäre dieser Ausdruck vermuthlich das altfränkische Arbe, altengl. Arf, fris. Arw (Erbe). Das anthamo, enthemo deutet stark auf Entheimen. Die Lesart malh. (für malb.) siuaerohen, virtuane, uueruanathe, uero manum, uerouhano, theurora (alle Formen sind aus einer und derselben ursprünglichen hervorgegangen) ist scheusslich verfälscht. Sie will machtlos, wehrlos ausdrücken und sagt deutlich werwan, wehrwan, d. i. wehrlos, mit Bezug auf die Textworte per virtutem, d. h. gewaltthätig, mit Gewalt. Das virt (in virtuane) ist offenbar das römische virt in virtus im Text, uero, uuer das germanische Wer (Wehr) und ohen, uhano, uane, uana das germanische wan, d. i. los, leer. Die sogenannte malberger Glosse firilayso, fredolasio, frilafina, fribasina (für frilasina), frio lasia entstand aus friolasina, friolosina. Im Gegensatz zu diesem Rechtsausdruck findet sich L. S. XXV theolasina, theolosina. Das friolosina, friolasina L. S. XV bezeichnet die Losung, Lösung, Zahlung, das Abfindungsgeld in Betreff der Freigebornen, der ingenua puella im Text, das theolosina, theolasina aber das Lösen, Loskaufen, Abfindungsgeld bezüglich der Sklavin, der ancilla aliena L. S. XXV. Das altfränkische losan, das deutsche lösen, zahlen, ist das Stammwort, wovon das alte Wort Losung, d. i. Zahlung. Der o-Laut in losina ist der fränkischdeutsche späterer Zeit, der e- und i-Laut der frisische und salischfränkische. Also friolasina, friolosina bezeichnet die Lösung, Strafzahlung für die L. S. XV mit einer freien Jungfrau spontanea voluntate ambis convenientibus [in occultum] begangene Unzucht, theolasino, theolosina L. S. XXV die Sklavenlosung von Seiten des Herrn (dominus ancillae). J. Grimm's höchst gezwungene und irrige Erklärung von friolasina (friolosina) und lacina findet sich in seiner Vorrede zu Merkel's L. S. S. XXXIV und XXXV; lasina (losina) und lacina soll ihm eines und dasselbe sein, Wegelagerung sowohl als nothnunftiges Beilager bedeuten. Dass s in lasina, losina, d. i. Losung, Lösung, Strafzahlung, für c (d. i. k und das spätere g) in lacina (lagina) stehe, wagt selbst unter den verstümmelten sogenannten salischen Glossen kein besonnener Etymolog zu behaupten, der mit allem hingehörigen Sprachzeug, besonders aber mit dem dazu unentbehrlichen frisischen und altenglischen sprachlichen Wissen ausgestattet ist. Die an einer freigebornen Braut verübte Nothnunft (Nothzucht) würde im lateinischen Text der L. S. sicherlich keine soge

nannte Glosse im Grimm'schen Sinn aufzuweisen haben. Das Verbrechen, die Nothnunft, verlangt nicht die Erwähnung des Beiliegens (lacina), sondern seine Lösung, Zahlung, die lasina, losina, keine lacina (lagina).

Textfehler: mechati fuerint für moechatus fuerit.

XVI. De incendiis.

1. Si quis casa qualibet super homines dormientes incenderit, malb. selane effeffa, quanti ingenui intus fuerint mallare debent, et si aliquid intus arserint, malb. alfathio, malb. leodi selane effa, hoc est 2500 dinarios qui faciunt solidos 6212 culpabilis iudicetur. 2. Si quis spicario aut machalum cum annona incenderit, malb. leodeua, malb. deba, malb. saldeban, 2500 dinarios qui faciunt solidos 62 culpabilis iudicetur. 3. Si quis sutem cum porcis aut scuria cum animalibus incenderit et ei fuerit adprobatum, malb. sundela, leodeba, saldeba leosdeba, hoc est 2500 dinarios qui faciunt solidos 62 culpabilis iudicetur. 4. Si quis sepe aut concisa incenderit et ei fuerit adprobatum, malb. bila, malb. uiua, malb. bica, bicha, biggeo, 600 dinarios qui faciunt solidos 15 culpabilis iudicetur.

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XVI. Von Brandstiftungen.

1. Wenn Jemand irgend ein Haus über schlafenden Menschen anzündet, so sollen die Freigebornen, die darinnen sind, Mann für Mann vor Gericht klagen. Und wenn irgendwelche drinnen verbrennen, so soll er für schuldig erklärt werden, 2500 Pfenn. oder 62 Schill. zu zahlen. 2. So Jemand einen Speicher oder Boden mit Korn in Brand steckt, der soll für schuldig erkannt werden, 2500 Pfenn. oder 621, Schill. zu zahlen. 3. So Jemand einen Suden (Saustall) mit Schweinen oder eine Scheuer mit Rindern anzündet und dessen überführt wird, so ist er für schuldig zu erkennen, 2500 Pfenn. oder 62 Schill. zu zahlen. 4. So Jemand einen Zaun oder Verhau anzündet (verbrennt) und dies gerichtlich ihm bewiesen wird, der soll für schuldig erkannt werden, 600 Pfenn. oder 15 Schill. zu zahlen.

Erklärungen. 1. Der Rechtsausdruck in seiner Verunstaltung lautet: malb. selane effeffa. Die gewöhnlichere Lesart ist seolando euua, d. h. Seelandrecht. Ibid. 1. heissen die andern verstümmelten Rechtsausdrücke: malb. alfathio und leodi selane effa.

Das selane soll seland und effa euua heissen.

Das vorige effeffa hat ein eff zu viel. Aber was soll alfathio hier? Es ist hier nicht am Platz, hat sich hier hinein verirrt. Das leodi bezieht sich auf die Textworte: si aliqui intus arserint. In solchem Fall ist das Wergeld oder leud der Freigebornen zu zahlen, das selane effa aber deutet auf die 6212 Schill. Strafgeld nach Seelandrecht. 2. Die sehr verfälschten sogenannten Glossen heissen: malb. leodeua, malb. deba, malb. saldeban. Die erste Form, leodeua, welches verunstaltete Wort mancher Etymolog wohl Leidgesetz übersetzen möchte, ist gar nichts, deba ein nachgebliebener Fetzen von seoland euua, und saldeban eine greuliche Entstellung von seolando euua. Von diesem letztgenannten richtigen Rechtsausdruck stammen alle die Verfälschungen leodeua, leodeba, leosdeba, saldeban, saldeba, deba. Ein altfränkisches Wort deba, das nach J. Grimm's oberflächlicher Meinung brennen bezeichnete, ist nicht vorhanden. Die 621/2 Schillingsbusse, die auch hier, wie sonst so häufig in der L. S. erscheint, ist die der frisisch-fränkischen Seelande ältester Zeit, was zu beachten ist. Was J. Grimm's Vorrede XLVII über dieses deba mittheilt, entbehrt Alles jeden sprachlichen und geschichtlichen Grundes. Das deba ist, wie gesagt, nur ein Ueberbleibsel arg verstümmelter Rechtsausdruckslesarten. Das seolandeuua liegt dabei überall zu Grunde, was bei genauer Untersuchung von L. S. XVI und Nov. 189 sich ergiebt. 3. Die verfälschten sogenannten malberger Glossen lauten: sundela, leodeba, saldeba leosdeba. Ueber die drei letzten Lesarten ist gesprochen. Was das Ungeheuer sundela betrifft, so hüte man sich, es für ein andres zu halten, das sundolino lautet. Im Text wird sutem cum porcis behandelt (Saustall mit Schweinen). Ueber den Suden sagt die glossa: sute: id est ara (soll sein hara) porcorum. In dem Trierer Fragment steht im lateinischen Text de sude (aus dem Schweinstall), wofür die Uebersetzung fon themo sulage hat. Dieses Wort kann der Ursprung von sundela sein. 4. Die verfälschten Lesarten des Rechtsausdrucks lauten: malb. bila, malb. uiua, malb. bica, bicha, biggeo. Ihnen allen liegt ein und derselbe Ausdruck zu Grunde, dessen Schreibart bica wohl am richtigsten ist. Das nordfrisische Wort Biak bezeichnet ein flammendes Feuer und das nordfrisische biakin heisst mit starker Flamme brennen. Biak und biakin sagt man auf der nordfris. Insel Ameram und Biik, bikin auf der nordfris. Insel Föhr. Hieher gehört auch das englische beacon (sprich biken), das ursprünglich ein Feuer bedeutet.

Textfehler: casa qualibet für casam quamlibet, aliquid für aliqui, spicario für spicarium, scuria für scuriam, sepe für sepem, concisa kann plur. sein.

XVII. De vulneribus.

1. Si quis alterum voluerit occidere et colpus praeter fallierit et ei fuerit adprobatum, malb. uito ido efa, selando, seolando

efa, seo lando uena, seolandoueua, seolando ueua, seu landoueuas, hoc est 2500 dinarios qui faciunt solidos 621, culpabilis iudicetur. 2. Si quis alterum de sagitta toxicata percutere voluerit et praeter sclupaverit et ei fuerit adprobatum, malb. seolandefa, seo lando, seulando ueua, seo lando uena, seolandoueua, sunt 2500 dinarios qui faciunt solidos 621, culpabilis iudicetur. 3. Si quis alterum in caput plagaverit ut cerebrum apareat, malb. chicsio frit, 600 dinarios qui faciunt solidos 15 culpabilis iudicetur. 4. Si exinde tria ossa quae super ipso cerebro iacent exierint, malb. uiuisio feth, chisio frit, hoc est 1200 dinarios qui faciunt solidos 30 culpabilis iudicetur. 5. Si vero intra costas vulnus intraverit et usque ad intranea perveniat, malb. hisifreth, gasfrit, geisofredo, hoc est 1200 dinarios qui faciunt solidos 30 culpabilis iudicetur, praeter medicatura solidos 5. 6. Si quis hominem plagaverit ita ut sanguis in terra cadat et ei fuerit adprobatum, malb. selando efa, malb. leodard chesfrido, malb. charfrido, 600 dinarios qui faciunt solidos 15 culpabilis iudicetur. 7. Si quis ingenuus ingenuum de fuste percusserit ut sanguis non exeat, usque tres colpus semper pro uno icto, malb. uualfath, uadfalto, uueum adepalthao, uuidifalt, uuidi falt, uuadfaltho, hoc est 120 dinarios qui faciunt solidos 3 culpabilis iudicetur. Si vero sanguis exierit, malb. uuadpodo, talem culpum conponat quantum si eum de ferro vulneraverit. 8. Si quis clausam manum alterum percusserit, malb. uualfoth, uuadeflat, uadofalto, hoc est 360 dinarios qui faciunt solidos 9 culpabilis iudicetur, ita ut per singulos ictos ternos solidos reddat. 9. Si quis alterum in via expoliaverit et ei perfugam evaserit cui fuerit adprobatum, malb. urti fugia, murdo, nurdo, mosdo, hoc est 2500 dinarios qui faciunt solidos 6212 culpabilis iudicetur.

XVII. Von Verwundungen.

1. So Jemand einen Andern zu tödten beabsichtigt und der Schlag nicht trifft (vorbeigeht, fällt), und er dessen überführt wird, so soll er für schuldig erkannt werden, 2500 Pfenn. oder 6212 Schill. zu zahlen. 2. So Jemand einen Andern mit einem vergifteten Pfeil durchbohren will, und der Pfeil vorbeifliegt (schlüpft), und er dessen überführt wird, so soll er für schul

dig erkannt werden, 2500 Pfenn. oder 621, Schill. zu zahlen. 3. So Jemand einen Andern auf den Kopf schlägt, so dass das Gehirn zum Vorschein kommt, so ist er für schuldig zu erkennen, 600 Pfenn. oder 15 Schill. zu zahlen. 4. Wenn in Folge dessen drei Knochen, welche gerade über dem Gehirn liegen, heraustreten, so soll er für schuldig erkannt werden, 1200 Pfenn. oder 30 Schill. zu zahlen. 5. Geht aber die Wunde zwischen die Rippen hinein und dringt bis zum Ingeweid, so soll er für schuldig erkannt werden, 1200 Pfenn. oder 30 Schill. zu zahlen. Ausserdem für die Heilung 5 Schill. 6. Wenn Jemand einen Menschen so schlägt, dass das Blut auf die Erde fällt, und er dessen überführt wird, so soll er für schuldig erkannt werden, 600 Pfenn. oder 15 Schill. zu zahlen. 7. Wenn ein Freier einen Freien mit einem Knittel schlägt, dass kein Blut herauskommt, so soll er, bis zu drei Schlägen immer für Einen Streich, für schuldig erkannt werden, 120 Pfenn. oder 3 Schill. zu zahlen. Geht aber Blut heraus, so soll er einen Schlag so büssen, als wenn er ihn mit einem Eisen verwundet hätte. 8. So Jemand mit der Faust (mit geballter Faust) einen Andern durchprügelt, so soll er für schuldig erkannt werden, 360 Pfenn. oder 9 Schill. zu zahlen, so dass er für jeden einzelnen Streich drei Schill. giebt. 9. So Jemand einen Andern auf dem Wege ausplündert und ihm durch die Flucht entkommt, so soll er, wenn er dessen überführt wird, für schuldig erkannt werden, 2500 Pfenn. oder 621 Schill. zu zahlen.

Erklärungen. 1. Die verfälschten sogenannten Glossen sind: malb. uito ido efa, selando, seolando efa, seo lando uena, seolandoueua, seolando ueua, seu landoueuas. Die letzte Lesart hat, scheint es, ein plur. sein sollen. Aus dem seo in seolando machte der unwissende Schreiber ein römisches seu (sive, d. i. oder). Alle diese falschen Lesarten, selbst die erste, ganz verstümmelte, uito ido efa, sind unstreitbar aus dem einen ursprünglichen Rechtsausdruck selandeuua (Seelandrecht) entstanden. Das fallierit im Text stammt nicht vom römischen fallo (perf. fefelli, oder der unwissende Scribent hat vielleicht ein fallivi daraus gemacht), sondern aus dem urgermanischen fallan, fallian. Das colpus im Text heisst Schlag, ital. colpo, Schlag, welches Wort mit dem deutschen Kolb, Kolben (Werkzeug zum Schlagen) nicht verwandt ist, eher mit dem römischen vom griechischen zólagos entlehnten colaphus. L. S. XVII 7. scheint der unwissende Schreiber talem culpum (für obiges colpum), d. h. einen solchen Stockschlag, für talem culpam (solches Verbrechen) angesehen zu

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