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haben. 2. Was Glosse heisst, lautet hier so: seolandefa, seo lando, seulando ueua, seo lando uena, seolandoueua. Das bei 1. Gesagte gilt auch hier. Die Busse 1. wie 2. ist 621, Schill., also nach Seelandrecht. Das sclupare im Text scheint dem deutschen schlüpfen (gleiten), engl. und fris. to slip, am nächsten zu stehen. 3. Die sogenannte Glosse ist chicsio frit, 4. lautet sie uiuisio feth, chisio frit und 5. hisifreth, gasfrit, geisofredo, als ob wir es mit Gas und Geissen zu thun hätten. Die Lesarten 3. 4. 5. sind ungeheuer verfälscht. Das falsche feth entstand aus dem falschen freth. Bei frit, freth, fredo hier denke Keiner an fredus, fredum (Friede, Friedensgeld). L. S. XVII. 6. stellt sich obige Verfälschung als chesfrido, selbst als charfrido, woraus ich keinen Charfreitag zu machen bitte, und Nov. 48 als cus fretum, cus fredum dar. Welchen ursprünglichen Sinn haben nun alle diese verfälschten Formen gehabt? Einen und denselben. Das chisio mit dem keltischen Kehllaut steht für hisio, ches in chesfrido ist noch richtiger. Das Wort soll Schädel, Hirnschale bezeichnen, fris. Hers, Hersen, Harsen, auch die Form Hirn ist damit verwandt. Im Nordfrisischen heisst noch jetzt die oberste Wölbung des Backofens der Hes. Die hier vorkommenden Wundenbussen sind nicht die gewöhnlichen des Seelandrechts. Die Etymologen werden gebeten, aus gasferit, gasfrit, kein cas (tra) verit zu machen. Das frit sieht dem frisischen Frit, Fritj, d. i. Reiber, Bohrer, und dem engl. fret ähnlich. Dieses fret ist innere Zerfressung, Aushöhlung, to fret, abstossen, aushöhlen, verwunden, anfressen, nordfris. fredan (Imperf. fread). Das engl. to fritter heisst in Stücke zerbrechen. 6. lauten die sogenannten Glossen: malb. selando efa, malb. leodard chesfrido, malb. charfrido; leodard, chesfrido, charfrido sind hier am verkehrten Platz. Von Hirn, Hirnschale kommt im Text nichts vor und in Bezug auf leudardi eben so wenig. 7. und 8. heisst der urfränkische Rechtsausdruck in seiner Verunstaltung: uualfath, uadfalto, uueum adepaltheo, uuidifalt, uuidi falt, uuadfaltho, uuadpodo, uualfoth, uuadeflat, uadofalto. Dieser Ausdruck ist in allen diesen zehn Gestaltungen durch und durch verfälscht. Nov. 52 lauten die Lesarten uuadefaltho, uualdphalt. Von den sämmtlichen falschen Formen ist uualdfalt, uualdfaltho die richtigste. Das Wort heisst Gewaltanfall (angriff), Gewaltschlag, gewaltsamer Schlag, von uuald, fris. Wald, altengl. weald, d. i. Gewalt, angestrengte Kraft, und dem uralten Falthe, dem das alte fallen, fallan, d. i. fällen, fallen machen, am nächsten steht. Theuerdank z. B. sagt: „der do herab felt Etlich stein auf den edlen Held," wo felt fallen lässt, schmeisst, heisst. L. S. XVII, 7. heisst de fuste nicht, wie Jacob Grimm Vorrede XII. behauptet, mit der Faust, sondern mit einem hölzernen Schlägel, Stock, Knüttel. Da sind seine herausfordernden Worte die: „fustis XVII, 7 das ahd. fûst, nhd. faust, nicht das lat. wort für Knüttel," und dennoch ist die Bedeutung das Gegentheil. Es ist hier durchaus das römische fustis, nicht das deutsche Fust, Faust. Das Wort Faust, Fust hat im Altalemanischen, Ober

und Niederdeutschen den u-Laut, im Frisischen, Fränkischen und Englischen, zumal in jener Zeit, den i- und e-Laut (nordfris. Fist, engl. fist, ost- und westfris. Fast, im alten ostfris. Landrecht Fest). Diesem hölzernen Werkzeug ist in demselben Kapitel dem de fuste das de ferro, mit einem Eisen, und die clausa manus, d. i. die Faust, ferner Nov. 52 clauso police und Nov. 289 clausa manu id est pugno entgegengesetzt. Folgt Blut auf den Schlag (mit dem hölzernen Werkzeug), heisst es darauf, so ist die Busse so gross, als ob er mit einem Eisen (de ferro) geschehen wäre. Hierauf folgt erst der Schlag mit der Faust (clausa manu). 9. Die sogenannten Glossen sind urtifugia, murdo, nurdo, mosdo. Das nurdo ward aus murdo und dieses aus musdo. Von musen, mosen, ausplündern, exspoliare, ist im Text die Rede und von per fugam evadere. Jenes urtifugia ist falsch, nicht hieher gehörend. Es scheint aus cap. XIX. 2., wo urtifugiam erscheint und von Vergiftungen gehandelt wird, in cap. XVII. 9. hinein gerathen zu sein. Da steht: Si quis alterum in via expoliaverit et ei per fugam evaserit, d. h. wenn Jemand einen Andern auf dem Wege beraubt und ihm durch die Flucht entkommt. So steht wörtlich da. Oder ist zwischen und und ihm dieser hinzuzufügen? Das urti scheint, wenn urtifugia nicht aus cap. XIX. 2, entlehnt ist, aus murdo entstanden zu sein und der unwissende römische Schreiber fabricirte sein fugia vielleicht aus dem fugam im Text, und so könnte dieses Machwerk urtifugia ihm wohl dem Beraubtwerden (musedo) entkommen bezeichnet haben sollen. Noch ein Wort über uito ido efa L. S. XVII 1: Die beiden ersten Fälle dieses Kapitels beziehen sich auf Leudsachen. Die Busse ist 6212 Schill. Jedesmal ist es ein Verbrechen, bei welchem der Mörder nicht trifft. Die höchst verstümmelte sogenannte Glosse sollte leode (oder ohne leude) seolando efa lauten und lautet uito ido efa. Von der ursprünglichen und richtigen Lesart ist bloss . . . . . . do efa nachgeblieben. Sie konnte nicht anders lauten als seolando efa, seland euua. Nun macht J. Grimm zu Merkel's L. S. aus den verstümmelten Brocken uito ido efa ein uitoido, aus diesem ein nitoido und daraus ein ungeschichtliches Flüsschen Nitia und Nithia, welches nach seiner Meinung der alte Name der Brabanter Nethe gewesen sein soll!

Textfehler: apareat für appareat, terra für terram, icto für ictu, culpum für colpum, clausam manum für clausa manu, ictos für ictus, expoliaverit für exspoliaverit. Das ad intrania im Text kann hier bis ins Innere heissen. Das spanische entráñas heisst Ingeweid, Gedärme.

XVIII. De eum qui innocentem hominem ad regem accusat.

Si quis ad regem innocentem hominem accusaverit qui absens est, malb. seulando efa, selando sunt effa, seulandeba,

seo lando uena, seolando ueua, seu landoueuas, hoc est 2500 dinarios qui faciunt solidos 621/2 culpabilis iudicetur.

XVIII. Von dem, der einen unschuldigen Mann beim König verklagt.

So Jemand bei dem König einen unschuldigen Mann anklagt, der abwesend ist, der soll für schuldig erkannt werden, 2500 Pfenn. oder 6212 Schill. zu zahlen.

Erklärungen. Ueber die Lesarten dieser sogenannten Glosse habe ich gesprochen. Im Plur. drückt das frisische Eew, Ewa (Recht) Rechtssatzungen aus. Hier ist euas wie effa plur. Der ganze Text der Lex Salica, wie er auf uns gekommen ist, stammt aus der frånkischen Königszeit. Dies zeigt schon ihr erstes Kapitel, cap. XVIII. ebenfalls. Das Grimm'sche deba, worin er einen Brand gewahrt, erscheint auch hier in seulandeba, welches doch nur Seelandrecht bedeutet. Die beiden hier vorkommenden Lesarten weisen durch den Plur. auf Seelandrechte hin, d. h. Urgesetze vom frisisch-fränkischen Seeland, den einst weit in See hinausreichenden frisischen Inselstrecken, wovon nur ein kleiner Rest zwischen dem jetzigen Südholland und dem heutigen Belgien auf die Nachwelt gekommen ist. Dieses Seeland scheint ein Urland der sogenannten salischen Franken gewesen zu sein, das wirkliche Skald- (Schelde) land, zwischen dessen Inseltrümmern noch jetzt dieses Seerevier durchströmt. Auch hier zeigt die Busse 6212 Schill. Seelandrecht an.

Textfehler: eum für eo.

XIX. De maleficiis.

1. Si quis alteri herbas dederit bibere ut moriatur et ei fuerit adprobatum, malb. touerbus, uuirio, trouuerpo, quo uirgo, couirgo, affectu leudi, sunt dinarii 8000 qui faciunt solidos 200 culpabilis iudicetur. 2. Si quis alteri maleficium fecerit et ille cui factum fuerit evaserit, auctor sceleris, qui hoc admisisse probatur, malb. urtifugiam, selando effa, seulando uauas, trouuer, thoo uerpota sado, tho ouerpo hacfado, tho uuespho ac falto, tho uuesfo ac faltho, hoc est 2500 dinarios qui faciunt solidos 6212 culpabilis iudicetur.

XIX. Von Zaubereien (Hexenwerk).

1. So Jemand einem Andern Kräuter (Hexenkraut) zu trinken giebt, so dass er stirbt, und er dessen überführt wird, so soll er für schuldig erkannt werden, 8000 Pfenn. oder 200 Schill.

zu zahlen. 2. So Jemand einem Andern Hexenwerk bereitet und der, für den es gemacht worden ist, glücklich entkommt, so soll der Urheber des Verbrechens, der diese That begangen zu haben, überführt wird, für schuldig erkannt werden, 2500 Pfenn. oder 6212 Schill. zu zahlen.

Erklärungen. 1. Die schrecklich verfälschten Rechtsausdrücke heissen: malb. touerbus, uuirio, trouuerpo, quo uirgo, couirgo, affectu leudi. Hier tritt die römische Unwissenheit wieder hervor. Die Formen quo und co und uuirio (ein Stück von viriose) und affectu und selbst eine Jungfrau, die sich als uirgo (virgo) präsentirt, endlich noch ein Ding, welches J. Grimm sinnlos genug für ein plattdeutsches towerpen (zuwerfen, anwerfen) erklärt, da doch eine solche Sprachform niemals in der altfränkischen Sprache gewesen sein kann, zeigen es. Bei uirio, uirgo hat vermuthlich der stupide römische Schreiber auch an virus, Gift, oder an die vires herbarum gedacht. Das Leud (leudi) oder Wergeld für den Vergifteten ist hier richtig. Die scheusslichen Formen touerbus, trouuerpo, quo uirgo, courigo entstanden alle aus der einen ursprünglichen Form, dem römischfränkisch zusammengemischten touuer-potus, d. i. Zaubertrank. Selbst quirio scheint ein hässlicher Fetzen von uerbus und uuerpo in touerbus und trouuerpo zu sein. Bei touerbus ist nicht an bus (Busse) zu denken, us ist die römische Endung, bus entstand aus potus, wofür L. S. XIX. 2. pota steht. In jener Frankenzeit kannte man das s für t durchaus noch nicht. Das urfränkische Wort touer, frisisch Tower, zeigt schon in seinem t sein höheres Alter an, welcher Buchstabe später das oberdeutsche z ward. Auf Altdeutsch heisst touuer Zoufer, Zouber, d. i. Zauber. Die Zauberei bestand hauptsächlich im Mischen von Kräutern (herbae), um Menschen dadurch zu vergiften. Daher das französische enherber (einkräutern), vergiften, und die frühere deutsche Redensart „das geht zu mit Kräutern," d. h. nicht mit rechten Dingen. Diese in der L. S. vorkommenden Hexenkünste und Giftmischereien lernten die salischen Franken von den gallischen Römern. Nov. 54 erscheinen maleficium und veneficium in gleichem Sinn, nämlich Zauberei, Hexengetränk, Giftmischerei. Schon bei Cicero hat veneficium die Bedeutung von Hexenwerk. Bei Apul. ist maleficium Zauberei, böses Hexenwerk. Im Italienischen ist maleficio Uebelthat, Zauberei, malefico Zauberer und maleficiare bezaubern. Auch im Cod. Justin. ist maleficus ein Zauberer. Das französische malefice heisst Zauberei und deren Unheil und das spanische maleficio Schade, Zauber. Das Alles ist römischer Nachlass aus bösen Tagen. 2. Die noch ärger aussehenden sogenannten malberger Glossen lauten: urtifugiam, selando effa, seulando uauas, trouuer, thoo uerpota sado, tho ouerpo hacfado, tho uuespho ac falto, tho uuesfo ac faltho. Nicht zu verkennen ist in urtifugiam die Bedeutung von urti, altfränkisch uurt, fris. Uurt, Wurt, altdeutsch Wurz, d. i. Kraut, herba.

po hacfado, ... pho fo ac faltho sind bis

In urtifugiam ist ein fränkisch und römisch zusammengemischtes Wort (von uurt und fugere) unverkennbar, wodurch ausgedrückt ist, dass Jemand, wie im latein. Text steht, dem Kräutertrank, der Giftbrühe entgeht. Das urtifugiam also ist ein aus dem altfränkischen uurt (fris. Wurt), d. i. Kraut, hier Hexenkraut, und dem römischen fugere, entkommen, fliehen (von dem gesagt, der dem bereiteten Zaubertrank glücklich entrinnt) fabricirtes Unding. Ueber die falschen Lesarten von seland euua ist gesprochen; trouuer, hart an das französische trouver grenzend, entstand, wie thoo uer in uerpota, wozu noch das s von sado gehört, ferner tho uuer in tho uuerpo und tho uues in tho uuespho und tho uuesfo, aus touuer, Zauber. Dieses touer, touuer ist der Hauptbegriff, das Grimm'sche Zauberanwerfen ist ganz sprachwidrig und unstatthaft. Der unwissende Schreiber des Ungeheuers thoo uerpota dachte wohl, wie gesagt, an seinen römischen potus, Trank, als er thoo uerpota für touuerpota (Zaubertrank) zurechtmachte. Die Lesarten ... pota sado, ac (dem römischen ac nachgemacht) falto, in's Unerklärliche verstümmelt, sind aber doch die eine aus der andern entstanden. Das faltho (woraus fado und ado, sado) soll wohl das Fällen, d. i. Tödten (durch Gift) bezeichnen. Die Vergiftungsbusse zeigt das leudi an. Das Leud oder Wergeld ist 200 Schill. Das affectu scheint aus ac faltho entstanden zu sein. Das seulando uauas steht für selandeuuas (Seelandrechte), die bei schweren Verbrechen in der Regel zur Geltung kommen, da sie aus einem Urheim der salischen Franken stammten, am wahrscheinlichsten aus dem jetzigen Holländisch-Seeland, dem alten Skaldland (Scheldeland), welches früher Frisenland war und als Inselcomplex weit in See hinausreichte, aber längst grösserentheils untergegangen ist. Ich füge zum Schluss hinzu: In den Hamburger Statuten von 1270, 1292, 1497 und noch 1603 kommt Folgendes vor: So welk Kersten-Man offte Wyff, de ungelovich is, offte mit Toverye umme geit, offte mit Vorgifftenisse, unde mit der verschen Daet begrepen werd, den schal men upe der Hord bernen, und so schall men ok don enen Vorreder. Das 69ste (letzte) Kapitel im 3ten Buch vom Jütschen Landgesetz (Low) handelt von Zauberei. Im Lübsch. Recht, Cod.

II, 247 heisst es: Gheit en wif mid touerige (Zauberei) vmme edder vorbringhet se ere eghene edder enes anderen vrucht to deme dode so schal me (man) dat wif van rechte bernen (verbrennen) edder heft ze iemende (Jemand) vormordet.

XX. De eum qui ingenua muliere manum vel
brachium extrinxerit.

Si quis ingenuus homo ingenuae mulieri [manum vel] digitum extrinxerit cui fuerit adprobatum, malb. leudardi, min, chamno, chram', chramen, chamni, hoc est dinarios 600 qui fa

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