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Rechtsausdruck natürlich leudardi, leud. Letzteres ist mit Ersterem hier gleichbedeutend. Das leordardi hat ein r zu viel. 4. kann selbstverständlich die sogenannte Glosse leudardi, leud, nicht haben, sondern bringt in sehr verfälschter Gestalt den Ausdruck fistirbiero, frictebero, festibero, ferimbera, ferthebero. Aber was bedeutet dieses seltsame Ding? J. Grimm scheint Alles erklären zu können oder doch zu meinen, es zu können, und wie Viele sind, die alle seine Worte glauben. Das biero, bero, bera ist sicherlich das urfrisische bera, westfris. beren, engl. to bear, tragen, und ich beziehe es auf miserit im Text. Aus dem ersten Theil der sogenannten Glosse ist, wie man sieht, Alles zu machen.

Der Text: cambortus, ein germanisches Wort, soll Plur. sein, Kammborten, die oberen Einfassungen. Die glossa erklärt es so: quae sepem de super firmant. Fehler: palum für palus (aber nach Varro sagte man auch palum); per aliena messe für per alienam messem; erpicem für irpicem (der Italiener nennt die Egge erpice und eggen erpicare, die französische Egge heisst here, wohl nicht desselben Ursprunges, sondern eher aus dem frisischen Harw, engl. harrow, d. i. Egge, entstanden); das röm. levare heisst ebnen, glätten, reinigen, levaverit besser levavit; per malo ingenio für per malum ingenium, curte und casa für curtem und casam, in quolibet für quolibet, furtum für furto.

XXXV. De homicidiis servorum vel expoliatis.

1. Si quis servus servum occiderit se similem et ei fuerit adprobatum, theolede tholo thodina, malb. theolidias teuleudina, malb. theladina, malb. theu leude aut theu leudinia, hoc est homicida illum domini inter se dividant. 2. Si quis ingenuus servum alienum expoliaverit et ei supra 40 dinarios quod valet tulisse convincitur, malb. leotos musdo, rencus musdo, teomosido, theu nosdo, hoc est 1200 dinarios qui faciunt solidos 30 culpabilis iudicetur. Si vero minus quam 40 dinarios expolia eius valuerint, malb. theo musido, 600 dinarios qui faciunt solidos 15 culpabilis iudicetur. 3. Si quis homo ingenuus letum alienum expoliaverit et ei fuerit adprobatum, malb. leciim musdo, malb. teomosido, malb. etur modi, malb. letusmodi, malb. theu mosido, 1400 dinarios qui faciunt solidos 35 culpabilis iudicetur. 4. Si quis servus aut letus hominem ingenuum occiderit, ipse homicida pro medietate conposicionis hominis occisi parentibus tradatur, dominus vero servi aliam medietatem conposicionis se noverit solviturum. 5. Si quis vassum ad ministerium [quod est horogauo, strogau, thorogao,

puella ad ministerium] aut fabrum ferrarium vel aurifice aut porcario vel vinitorem aut stratorem furaverit aut occiderit cui fuerit adprobatum, malb. taxaca aut ambitania, 1200 dinarios qui faciunt solidos 30 culpabilis iudicetur. inter freto et faido sunt 1800 dinarios qui faciunt solidos 45. in summa sunt simul solidos 75.

XXXV. Von Sklaven-Todtschlägen und Beraubungen. 1. Wenn ein Sklave einen ihm gleichen Sklaven tödtet und dessen überführt wird, so sollen die Eigner jenen Todtschläger unter sich theilen. 2. Wenn ein Freigeborner einen fremden Sklaven beraubt und überführt wird, dass er ihm über 40 Pfenninge Werths genommen, so soll er für schuldig erkannt werden, 1200 Pfenn. oder 30 Schill. zu zahlen. Ist aber sein Raub weniger als 40 Pfenn. werth, so ist er für schuldig zu erkennen, 600 Pfenn. oder 15 Schill. zu zahlen. 3. Wenn ein freigeborner Mann einen fremden Halbfreien ausplündert und dessen überführt wird, so soll er für schuldig erkannt werden, 1400 Pfenn. oder 35 Schill. zu zahlen. 4. Wenn ein Sklave oder ein Halbfreier einen Mann freigebornen Standes tödtet, so soll der Todtschläger für das halbe Wergeld des getödteten Mannes dessen Eltern überliefert werden, der Herr des Sklaven aber wisse, dass er die andre Hälfte des Wergeldes zu zahlen hat. 5. Wenn Einer Jemand vom Kost- und Lohn-Personal (Dienstpersonal) [nämlich Schmutzarbeiter, Dienstmagd] oder Grobschmid oder Goldschmid oder Sauhirt oder Weingärtner oder Stallknecht stiehlt oder umbringt, so soll er, dessen überführt, für schuldig erkannt werden, 1200 Pfenn. oder 30 Schill. zu zahlen (so büsst er, wenn der That überwiesen, den Frevel in solchen Ambachtsfällen [ambitania] mit 30 Schill.). Zwischen Friedensstrafgeld und Zweikampf sind 1800 Pfenn. oder 45 Schill. Das beträgt im Ganzen 75 Schill.

Erklärungen. 1. Der arg verunstaltete Rechtsausdruck lautet in seinen verschiedenen Lesarten so: theolede tholo thodina, malb. theolidias teuleudina, malb. theladina, malb. theu leude aut theu leudinia. Im Text scheint bei: si quis servus servum, ergänzt werden zu müssen: aut ancillam. Darauf deutet das ungeheuer verstümmelte theolede tholo thodina hin, wofür, scheint es, zu lesen ist: theo (theu) leude, theu leudina (leudinia). Nov. 215, wo derselbe Fall

vorkommt, heisst es ebenfalls: si servus servum aut ancillam occiderit. Der Rechtsausdruck lautet in dieser Nov. theodilinia, theodolina, theodulima. Der Rechtsfall L. S. XXXV, 1. bestimmt, dass beide Herren sich in den Sklaven, der den Mord begangen, theilen sollen, und die sogenannte Glosse hier wie Nov. 215, wenn auch in der Form verschieden, scheint wirklich theilen, altdeutsch deilan, altengl. daelan, engl. to deal, nordfris. dial, im Sinn zu haben, obwohl dennoch das theu leude, theu leudinia, Sklaven - Leud, Sklavenwergeld, nicht zu verkennen ist. Hier ist wieder ein Beispiel von leudinia, dass es nicht, wie J. Grimm behauptet, bloss weibliche Personen betrifft. Diese Lesarten des Rechtsausdrucks 1. gingen alle aus einer und derselben ursprünglichen hervor. Das se similem im Text zeigt an, dass es Sklaven verschiedener Art gab. 2. hat leotos musdo, rencus musdo, teomosido, theu nosdo. Das leotos ist falsch. Nicht von einem letus, sondern von einem servus ist die Rede; renc, mit der römischen Endung rencus, ist eine Form aus späteren Jahrhunderten; teomosido steht für theumusido; theu nosdo entstand aus theu mosdo. Der Ausdruck theu musido bezeichnet den mit List und Beschleichung von dem Sklaven ausgeführten Diebstahl und musido stammt von musen, mausen; renc, renk hiess ursprünglich uurenk, altengl. uurenc, engl. wrench, nordengl. wrink, deutsch Rank. Das expolia im Text für spolia (plur. von spolium, Raub, Beute), welches im Italienischen doch noch ein spoglio und im Englischen ein spoil blieb, im Spanischen aber zu einem despojo verunstaltet ward und in der französischen Sprache als ein dépouille erscheint, ist eine Form aus sehr später Zeit. 3. Die greulich aussehende sogenannte Glosse heisst: leciim musdo, teomosido, etur modi, letusmodi, theu mosido. Die Lesarten leciim musdo, etur modi, letusmodi müssen letus musido heissen, denn im Text ist nur von einem letus (Halbfreien) die Rede, den ein freigeborner Mann beraubt. Das etur modi entstand aus letus mosdi; teomosido und theu mosido aber sind falsch, da von einem Sklaven (theu) nicht gehandelt wird. Ich bemerke hier noch, dass das theu musido die Handlung ausdrückt, da Jemand einen Sklaven (theu) rasch und schleichend bemauset, ausplündert, rencus musido (mosido) das Stehlen mit Rank und Ueberlistung ist. 5. Mit Bezug auf horogauo im Text, nebst den andern falschen Lesarten strogau, thorogao, ist zu merken: Das altgermanische Hor heisst Koth, Schmutz, und das altfränkische horgaien, horgeien beschmutzen, in Schmutz arbeiten. Das engl. hoary ist das altengl. horiy. Das ostfris. Horr ist Dreck, Grabenschlamm, der getrocknet dort Horr- und Harraerde heisst, wie in Nordengland der Harrauch (Härrauch), den man fälschlich Heerrauch nennt, der Seenebel sea harr genannt wird. Der horogano, horogaut bezeichnet die Person, welche die Schmutzarbeit thut. Das horogaut, orogania, Nov. 106, welche beide Lesarten Eines und dasselbe bezeichnen, mit J. Grimm für mascul. und femin. zu halten, wäre sprachwidrig. Man hat es auch in diesem letzten Fall

nur mit falschen Lesarten zu thun, wenn auch horogaut orogania mit si quis puerum aut puellam de ministerium furaverit verbunden ist. Sollte Jemand bei der falschen Form thorogao an Thor und Thür denken, so wisse er, dass von den urgermanischen Sprachen weder die fränkische, noch die frisische und englische ein solches th in Thor und Thür kennen. Der Rechtsausdruck zu 5. heisst taxaca aut ambitania, was die Diebssache in Ambachtsfällen bezeichnet. J. Grimm hält fälschlich ambitania, horogania für singul. statt plur., während diese Wörter die Dienstangelegenheiten, nicht die Dienstleute bezeichnen. Es ist ferner nicht, wie er behauptet, von einem Ambocht, sondern nur von Ambacht (ambaht, nicht amboht) die Rede, weder im hohen Alterthum, noch später. Uebrigens erhellet schon aus ambit in ambitania, dass dieser Text in einer Zeit geschrieben ward, als ambaht schon in ambet (Ambt) verwandelt war. Am Schluss von L. S. XXXV kommt inter freto et faido vor, wo nämlich von Strafgeldern bei Wahl von Friedensgeldzahlung und Zweikampf die Rede zu sein scheint. Dieses faido, in den Leges Longob. faida, feida genannt, plattd. Feide, altengl. faehth, engl. fight (aber nicht mit der falschen engl. Form feud, welches ein ganz andres Wort ist, oder dessen falsche durch Unwissenheit entstandene Form mit dem engl. feod, Lehn, und feudal nichts gemein hat) stammt nicht, wie man annimmt, von dem römischen fides. Das mittelalterliche faida, faido ist von dem mittelalterlichen feudum, Lehn, ganz verschieden.

Textfehler: expoliatis für exspoliatis, homicida für homicidam, expoliaverit für exspoliaverit, dinarios für denarios, expolia für spolia, conposicionis für compositionis, aurifice für aurificem, porcario für porcarium, freto et faido für fredum et faidum, ganz am Schluss solidos für solidi.

Der vassus ad ministerium gehört dem 6ten und 7ten Jahrhundert nicht an, sondern ist eine spätere Persönlichkeit.

XXXVI. De quadrupedibus si hominem occiderint.

Si quis homo ex quolibet quadrupedem domesticum occisus fuerit et hoc per testibus fuerit adprobatum, medietatem conposicionis dominus ipsius quadrupedis cogatur exsolvere, ipsum vero quadrupedem [auctorem criminis] pro medietatem conposicionis restituat requirenti.

XXVI. Von Vieh, wenn es einen Menschen tödtet.

Wenn ein Mensch von einem Hausthier getödtet und dies durch Zeugen bewiesen wird, so soll der Eigner des Viehs gezwungen werden, die Hälfte des Wergeldes zu zahlen. Aber das Vieh selbst [den Urheber des Verbrechens] soll er statt der Hälfte des Wergeldes dem Fordernden erstatten.

Textfehler: quadrupedem domesticum für quadrupede domestico, per testibus für per testes oder bloss testibus, pro medietatem für pro medietate, conposicionis für compositionis. Dieses letzte Wort ist eigentlich kein Fehler.

XXXVII. De vestigio minando.

Si quis bovem aut caballum vel qualibet animal per furtum perdiderit et eum dum per vestigium sequitur fuerit consecutus usque in tres noctes, ille qui eum ducit emisse aut cambiasse dixerit vel proclamaverit: ille qui per vestigium sequitur res suas per tercia manu debet agramire (andre Lesarten: adcramire, achramnire, adramire, adharamire, adchramire, achramire, hachramire, adrhamire, adhramire, adframire). Si vero iam tribus noctibus exactis qui res suas quaerit eas invenerit, ille [apud quem inveniuntur si] eas emisse aut cambiasse dixerit: ipse liceat agramire. Si ille vero qui per vestigium sequitur quod se agnoscere dicit illum alium proclamantem nec offerre per tercia manu voluerit nec solem secundum legem collocaverit et [ei violenter quod se agnoscere dicit] tulisse convincitur, malb. mithostrastatido, malb. mithio frasitho, malb. mithio frasito, malb. mithio frassitho, malb. mittinio frastatitio, mittinio frastathinto, 1200 dinarios qui faciunt solidos 30 culpabilis iudicetur.

XXXVII. Vom Spurverfolgen.

Wenn Jemand durch Diebstahl um ein Rind oder Pferd oder irgend ein Vieh kommt und während er demselben auf der Spur folgt, es in dreien Nächten (Tagen) einholt und derjenige, welcher es wegführt, einwendet oder sich damit vertheidigt, dass er es gekauft oder getauscht habe, so ist der, welcher der Spur nachgeht, schuldig, sein Eigenthum durch die dritte Hand (mittelst Tagsetzung zum Erscheinen vor Gericht?) in Anspruch zu nehmen. Wenn aber, nachdem schon drei Nächte (Tage) verlaufen sind, derjenige, welcher sein Eigenthum sucht, es antrifft und der, bei dem es gefunden wird, es gekauft oder getauscht zu haben behauptet, so kann er es mit Recht in Anspruch nehmen. Wenn dagegen jener, welcher der Spur dessen nachgeht, was er zu kennen behauptet, jenen Andern, der sich vertheidigt, weder durch die dritte Hand belangen will, noch

Clement, Lex Salica.

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