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Dieselbe sogenannte Glosse nexti cantichio finden wir, wiewohl in der entstelltesten Form, L. S. LII, nämlich in der Form necthanteo, nectanto, tauthe. Ich füge noch hinzu: Das alte handen (händigen, einhändigen) heisst übergeben und das altenglische hentan anfassen. Der Name gasacio (c wie k gesprochen), welches Wort Nov. 328 gasacchio und gasacchius lautet, heisst der Gesachete, Gesakete, d. i. Beklagte. Die glossa hat darüber: gasacchionem: causator gasacchio. Ein Ueberrest ist noch in dem alten plattdeutschen saken, welches klagen (vor Gericht) bedeutet. Das urfränkische sac (L. S. LIV sacce) und das spätere sahha, sacha, ist Rechtsstreit, Klage, Verbrechen, das altengl. sacleas und das nordengl. saikless schuldfrei, kisahhan bei Kero in Streit sein. Das urenglische sac, sake, ging unter dem normannischen Regiment unter. Für die Meisten wird es gewiss nicht leicht sein zu sagen, ob die Schreibart festuca oder fistuca die richtige sei. In dem lateinischen Text der L. S. finden sich natürlich beide. Das italienische festuca, festuco ist Splitter, Span, Stoppel, Strohhalm. Das römische Wort festuca, welches selbstverständlich auch das italienische festuca ist, heisst Halm und festuca liber ein förmlich in Freiheit gesetzter Sklave. Ward der Sklave dann mit einem Halm geworfen? So meinen Manche, ich aber nicht. Andre sagen, es sei ein Stab, womit der Prätor oder Lictor den Sklaven bei seiner Freilassung geschlagen habe. Aber der hiess nach Horatius, Cicero, Plinius Epist. u. a. m. nicht festuca, sondern vindicta. Das römische fistuca ist ein ganz verschiedenes Wort und bezeichnet eine Ramme und ein zum Ebnen des Estrichs dienendes Werkzeug, einen Klopfer. Was war das, was bei Uebertragung von Gütern der, der sie vermachte, nach Brauch in der L. S. XLVI dem, dem er sie vermachte, in den laisus warf? Haben die fränkischeu Eroberer Galliens den Brauch des Festucawurfs auf römischem Boden, wie so vieles Andre von Römern angenommen? Und wenn dies der Fall gewesen, wann? Schon in Toxiandrien oder nach Vertreibung des letzten römischen Gewalthabers in Gallien? Dieses Festucawerfen geschah öffentlich am Volksversammlungshügel. In Bezug auf rachineburgii bemerke ich: Das uralte rahhon, rachan, rechan, heisst erzählen, erklären, reden; aber rahhan, rechan heisst auch strafen. Bei Kero ist das römische Wort res durch rachono übersetzt, welches veraltete Wort zu rechen, erzählen, gehört. Das altfränkische rahhon heisst, wie gesagt, auch strafen, ostfris. rachen, d. i. afterreden, ostfris. uutrachen, d. i. ausschelten, nordengl. to rag, mit Worten strafen, beschuldigen. Dieses Wort ist von rächen, altenglisch wraegan, nordfris. wregan (Imperf. wreag) ganz verschieden. Das burgii in rachineburgii ist gleichbedeutend mit dem alten thüringer, elsasser und andern Bürgen (gerichtlichen Personen), wie Heimbürgen, im Latein des Mittelalters Heimburgii geheissen.

Textfehler: de fides factas für de fide facta (oder auch plur.), fidem facta für fidem factam, furtuna für fortuna, ad casa für ad ca

sam, homine isto für homini isti, tercia parte für tertiam partem, rogitus für rogatus, eum für eam, redemat für redimat. Auch aus dem greulichen Latein dieses Abschnitts lässt sich die Zeit der Abfassung folgern, die viel später war, als Viele wähnen.

LI. De ando meto

(andre Lesarten: De grafionem ad res alienas invitato tollent (welch ein Latein!), De antoctimetho, De andoctemito, De eo qui grafionem ad res alienas iniuste (tollendas) invitaverit (invitat), De andocmito).

1. Si quis grafionem ad res alienas tollendum invitaverit et rogaverit ambulare et legitime illum iactivum admallatum non habuerit, ille qui eum rogat ut iniuste tollat antequam legitime admallatus fuerit aut fides ei facta fuerit, malb. antho mito, 8000 dinarios qui faciunt solidos 200 culpabilis iudicetur. [Ille vero qui rogat grafionem iniuste aliquid confiscare, solidos 200 culpabilis iudicetur]. 2. Si vero grafio invitatus supra legem aut debitum aliquid amplius tollere praesumpserit, aut se redimat aut de vita conponat.

LI. Von sträflicher Güterconfiscation.

1. Wenn Jemand den Grafio zur Wegnahme des Eigenthums eines Andern veranlasst und ihn auffordert hinzugehen, und ihn nicht gesetzmässig mittelst Stabwurfs geladen hat, so soll der, der ihn zu der unrechtmässigen Wegnahme auffordert, ehe er dem Gesetz gemäss geladen oder ihm Sicherheit gegeben ist, für schuldig erkannt werden, 8000 Pfenn. oder 200 Schill. zu zahlen. [Er aber, der den Grafio ersucht, unrechtmässigerweise etwas zu confisciren, ist für schuldig zu erkennen, 200 Schill. zu zahlen]. 2. Wenn aber der Grafio, dazu geladen, mehr als das Gesetz sagt und die Schuld beträgt, wegzunehmen sich herausnimmt, so soll er entweder sich lösen oder mit dem Leben büssen.

Erklärungen. Die Ueberschrift ist ando meto und die sogenannte Glosse lautet gleichfalls antho mito. In viel späteren Zeiten kommt auch anthe mallo vor, wovon ich weiter unten sprechen werde. In Merkel's L. S. S. 99. 100. kommen die folgenden beiden Stellen vor: aut anthmallo legitimos in patria de qua est testes sue

libertatis dare debeat, und: et suam libertatem in suo anthmallo proportare possit, ferner: ut eum ducat in anthmallo suo ad libertatem suam proportandam. Ich bin der Ansicht, dass meto ein Begegnen, Sicheinfinden an einem Ort bezeichnet, hier aber durchaus nicht Bann. Im Nordfrisischen, dieser Ursprache, sind zwei Ausdrücke, Mut und Miat, die hier zu berücksichtigen sind. Mut heisst Begegnung, und Miat zeigt Unheil, Uebel an. Wir sagen z. B. un't Mut kem, d. i. begegnen, treffen (wörtlich: in die Begegnung kommen), wofür wir auch sagen met-an (Imperf. meat), d. i. begegnen, engl. to meet (meeting), altfris. meta, altengl. metan. Unser tu Miat kem (kem ist das engl. come und hat im Imperf. kaam, engl. came, kam) heisst übel ankommen. Ist das ando, antho, anthe das altfränkische ant, int, unt, altengl. and in andlong, d. i. entlang, nord- und ostfris. unt, holl. ont, deutsch ent, oder bedeutet ando Strafe, wie bei Notker? Das meto, mito in diesem Kapitel hat mit Allem, was J. Grimm Vorrede XI, XII, XIII lehrt und fabelt, nichts zu schaffen, obgleich er es mit Gewalt und Bann, sogar mit dem sächsischen Meydebann (mitebann), dem fränkischen meto, welches ein ganz anderes Wort ist, beigesellt. Aber die Meide im alten ostfrisischen Landrecht hat er nicht gekannt und die meta in den longobardischen Gesetzen nicht beachtet. Ich komme wohl später auf dieses Wort wieder zurück.

Textfehler: tollendum für tollendas.

LII. De rem prestitam.

Si quis alteri aliquid prestiterit de rebus suis et ei noluerit reddere, sic eum debet admallare. Cum testibus ad domum illius cui res suas prestetit accedat et sic contestetur: „quia res meas noluisti reddere quas tibi prestiteram in hoc eas tene nocte proxima quod lex salica continet". et sic ei solem collocet. Si nec tunc reddere, voluerit, adhuc super septem noctes [ei spacium dare debet. et ad septem noctes] ad eum similiter contestetur ut nocte proxima in hoc quod lex salica habet res suas tenere debeat. Si nec tunc voluerit reddere, ad alias septem noctes ad eum similiter cum testibus veniat et tunc eum roget ut debitum suum reddat. Si nec tunc voluerit conponere, solem ei collocet. Quod per tres vices solem ei collocavit, semper per singulas vices 120 dinarii hoc est terni solidi ad debitum adcrescant. Si nec tunc voluerit reddere nec fidem facere reddendi, super debitum ei qui prestetit aut super illos 9 solidos qui per singulas admoniciones adcreverunt, malb. necthanteo antesalina, malb. nectanto, malb. thauthe, 600 dinarios

qui faciunt solidos 15 culpabilis iudicetur [adhuc amplius super debitum].

LII. Von ausgeliehenem Eigenthum.

So Jemand einem Andern von seinen Sachen etwas leihet und er es ihm nicht wieder geben will, so soll er ihn so vorladen. Er soll mit Zeugen zu dem Hause dessen gehen, dem er seine Sachen lieh, und so ihm sagen: „Weil du meine Sachen nicht wiedergeben willst, die ich dir geliehen hatte, so besitze sie für den nächsten Tag kraft dessen, was das salische Gesetz darüber sagt". Und dann soll er ihm den Tag beramen. Wenn er sie nun dann nicht wiedergeben will, so soll er über noch acht Tage (nach noch sieben Nächten) [die Frist soll er ihm geben. Und nach sieben Nächten] soll er zu ihm gehen und ebenso seinen Willen mit Zeugen kundthun, dass er für den nächsten Tag (die nächste Nacht) laut dessen, was das salische Gesetz enthält, seine Sachen behalten solle. Wenn er sie auch dann nicht wiedergeben will, so soll er in gleicher Weise nach andern sieben Nächten mit Zeugen zu ihm kommen (gehen) und dann ihn auffordern, seine Schuldigkeit zu thun. Wenn er auch dann nicht die Streitsache schlichten will, so soll er ihm einen Tag beramen. Wenn er dann zu dreien Malen ihm den Tag beramet hat, so sollen immer für jedes einzelne Mal 120 Pfenn. oder je 3 Schill. zu der Schuld hinzukommen. Wenn er auch dann nicht wiedergeben und keine Sicherheit für die zurückzugebenden Sachen geben will, so ist er für schuldig zu erkennen, zu der Schuld an den Leiher oder zu den 9 Schill., welche durch jedes einzelne Mahnen hinzugekommen sind, 600 Pfenn. oder 15 Schill. zu zahlen [noch mehr ausser der Schuld].

Erklärungen. Ueber die äusserst verstümmelten Lesarten des ursprünglichen Rechtsausdrucks, welche so lauten: malb. necthanteo antesalina, malb. nectanto, malb. tauthe, spreche ich später. Sie scheinen, wie schon gesagt, aus der ebenfalls verstümmelten sogenannten Glosse nexti canthichio hervorgegangen zu sein.

Textfehler: rem prestitam für re praestita, prestiterit für praestiterit, prestetit für praestitit, prestiteram für praestiteram, spacium für spatium. Obiges prestare (für praestare) ist das ital. prestare und das französische prêter (aus prester), d. h. leihen.

LIII. De manum ad ineo redemendam.

Si quis ad ineum admallatus fuerit, forsitan convenit ut ille qui admallatus est manum suam redemat et iuratores donet. si talis causa est unde legitime 600 dinarios qui faciunt solidos 15 si adprobatus fuisset conponere deberet 120 dinarios hoc est solidos tres manum suam redemat. si plus ad manum redemendum dederit, fretus grafione solvatur quantum de causa illa si convictus fuisset redditurus erit. Si vero causa fuerit quae 30 solidos si adprobatus fuisset poterat culpabilis iudicare et sic convenit ut manum redemat, 240 dinarios qui faciunt solidos sex manum suam redemat. quod si amplius dederit, fretus grafione solvatur quantum de causa illa si convictus fuisset redditurus erit. Ista redempcio de manu redemenda usque ad leudem sic permanet. Si vero leudem alter alteri inpotaverit et eum ad ineum admallatum habuerit et convenit ut iuratores donet et manum suam redemat, 1200 dinarios qui faciunt solidos 30 manum suam redemere potest. quod si plus aliquid dederit, fretus de leudi ipsius grafione solvatur.

LIII. Von Lösung der Hand beim Kesselfang.

Wenn Jemand gerichtlich geladen wird zum siedenden Wasser, so trifft es sich vielleicht, dass der Vorgeladene seine Hand löset und Eideshelfer stellt. Ist die Sache eine solche, um derentwegen er, wenn er überführt würde, 600 Pfenn. oder 15 Schill. zahlen sollte, so soll er mit 120 Pfenn. oder 3 Schill. seine Hand lösen. Giebt er mehr zur Lösung seiner Hand, so soll er so viel als er wegen dieser Sache, wenn er überwiesen würde, zu entrichten haben würde, an den Grafio als Friedensstrafgeld zahlen. Ist es aber ein Fall, in welchem er, wenn er überführt würde, für schuldig erkannt würde, 30 Schill. zu zahlen, und es sich träfe, dass er seine Hand löste, so soll er mit 240 Pfenn. oder 6 Schill. seine Hand lösen. Giebt er noch mehr, so soll so viel als er wegen dieser Sache, wenn er für schuldig erfunden würde, zu entrichten haben würde, dem Grafio als Friedensstrafe gezahlt werden. Dieses Loskaufen in Betreff der Handlösung geht bis zum Leud hinauf. Wenn aber Einer den Andern des Leuds beschuldigt (die Leudkesselfangstrafe verdient zu haben) und

Clement, Lex Salica.

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