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nechallis, turnicale, thurnichalt, welche letztere ich für die einzig richtige halten muss. Ueber J. Grimm's depandorn“ und „Dorngeflecht" habe ich schon ausführlich gesprochen. Von einer Halle, wovon er fabelt, und von seinen Dornen ist hier nicht die Rede. Wir befinden uns L. S. LV durchaus nicht mehr im urfränkischen Heidenthum. Der Rechtsausdruck heisst thurnechalt, d. i. die Grabhügelbusse. Feuer- und Wasserprobe sowohl als das Begraben der Todten waren den Franken nicht allein zur Gründungszeit Frankreichs fremd, sondern blieben dies auch den Bewohnern grosser Strecken der Nordhälfte des Frankenreichs noch manche Jahrhunderte später. J. Grimm Vorrede VI macht irrthümlich aus dem falschen challis, welches chalt heissen muss, welches er aber einen dat. plur. challis, hallis, allis ramis“ nennt, ein sog. halla oder hallus", d. i. Halle und aus seinem thornechallis dann eine Dornenhalle! Das jetzige Wort Halle heisst in der urgermanischen und mittelgermanischen Zeit nie chale oder cale, und bedeutete es Tempel, so stände hier ebenfalls alh, nachdem J. Grimm an einer andern Stelle seiner Vorrede nach Adelung's Meinung behauptet hat, alh sei beim Wulfila ein Tempel und eine römische aula! Aus thurnichalt eine „Dornhalle" zu machen, ist höchst ungereimt. Ein Grabmal, selbst ein heidnisches, ist nie eine Dornhalle oder ein Dorngeflecht genannt worden. Das altfränkische chalt, altschwäb. Gelte, deutsch Geld, hat den ursprünglichen Sinn von Vergeltung, Schadenersatz, Sühne, Zahlung, und das altfränkische geltan, gilten heisst vergelten, zahlen, büssen. Das turni ist richtiger als thurni. Das jetzige Thurm, früher Thurn, was richtiger ist, wird mit th falsch geschrieben. Ursprünglich ist in allen germanischen Mundarten (nordfris. Türn, altdeutsch Turen, später Thurn, engl. tower, fränk. auch Turre) nur ein t, wie in den romanischen (ital. und span. torre, französisch tour, vom röm. turris). Dornhalle, Dorngeflecht wären als fränkische Rechtsausdrücke am Malberg sinnlos und nichtssagend; und das mit einer Umfassung umgeben gewesene und von Dorngebüsch überwachsene mittelalterliche Grab eines Selbstmörders, welches ich einst in Irland auf dem Lande südlich von Dublin in der einsamen Ecke eines längst ausser Brauch gekommenen Kirchhofes sah, darf nicht in Beziehung zu unsrer Stelle in der L. S. gebracht werden. Das salische chalt ist das Strafgeld, aber auch das Verbrechen, und das an dem Grabe, welches Nov. 143 tumulus heisst, d. i. Grabhügel, was selbst Turn, d. i. Erhöhung, Hügel, ursprünglich bedeutete, verübte Verbrechen könnte sonach turnechalt vielleicht eben sowohl bezeichnen sollen, als die Grabhügelbusse. Der Begriff des Ragenden und Runden ist von Tor, Turn, Todtenhügel, tumulus, unzertrennlich.

Textfehler: expoliatis für exspoliatis, terra für terram, expoliaverit für exspoliaverit, effodierit für effoderit, die illa, quam für diem illam, qua, pro eum für pro eo.

LVI. De eum qui ad mallum venire contemnit.

Si quis ad mallum venire contempserit aut quod ei a rachineburgiis iudicatum fuerit adimplere distulerit, si nec de conposicione nec de ineo nec de ulla lege fidem facere voluerit, tunc ad regis praesencia ipsum mannire debet. et ibi duodecim testes erunt qui per singulas vices tres iurati dicant, quod ibidem fuerunt ubi rachineburgii iudicaverunt ut aut ad ineo ambularet aut fidem de conposicione faceret et ille dispexerit. iterum alii tres iurare debent quod ibidem fuissent post illo die quando rachineburgii iudicaverunt, ut aut per ineo aut per conposicione se educeret, hoc est de illa die in 40 noctes in mallobergo iterum ei solem collocaverit et nullatenus legem voluerit implere. Tunc eum debet mannire ante regem hoc est in noctes 14 et tria testimonia iurare debent quod ibi fuerunt ubi eum mannivit. Si nec tunc venerit, ista novem testimonia iurati sicut superius diximus dicant. Similiter illa die si non venerit, collocet ei solem et illa tria testimonia qui ibi fuerunt ubi solem ei collocavit. Tunc si ille qui eum admallat ista omnia impleverit et ille qui admallatus est ad nullum placitum venire voluerit, tunc rex ad quem mannitus est eum extra sermonem suum ponat. Tunc ipse culpabilis et omnes res suas erunt, et quicumque eum aut paverit aut hospitalem dederit etiamsi uxor sua proxima, malb. lampicii, hoc est 600 dinarios qui faciunt solidos 15 culpablis iudicetur [donec omnia quae inputatur conponat].

LVI. Von dem, welcher sich weigert, vor Gericht zu erscheinen.

Wenn Jemand es verschmäht, zum Malberg, wenn er vorgeladen ist, zu kommen, oder was ihm von den Rachenbürgen zu verstehen gegeben worden ist, zu vollführen unterlässt (säumt), wenn er weder über Zahlung, noch Kesselfang, noch irgend welches Gesetz Sicherheit geben will, dann soll man ihn vor den König selbst laden. Und zwölf Zeugen werden hier sein, welche zu dreien Malen je drei beeidigt aussagen sollen, dass sie da zugegen waren, wo die Rachenbürgen den Spruch gethan, dass er entweder zum Kessel gehen oder Zahlungssicherheit geben solle, und dass er dies unbeachtet gelassen habe. Abermals sol

len andre drei schwören, dass sie ebendaselbst gewesen nach dem Tage, da die Rachenbürgen den Spruch gethan, sich entweder mittelst Kesselfangs oder Zahlungsausgleichs herauszuziehen (zu befreien), dass ihm nämlich von jenem Tage an auf 40 Nächte am Gerichtshügel der Tag beramet worden und er durchaus nicht das Gesetz habe erfüllen wollen. Dann soll man ihn vor den König laden, nämlich zum Erscheinen in 14 Nächten, und drei Zeugen sollen schwören, dass sie da gewesen, wo man ihn vorgeladen. Wenn er auch dann nicht kommt, so sollen jene neun Zeugen beeidigt, wie oben erwähnt, Aussage thun. Ebenso, wenn er an dem Tage nicht kommt, und jene drei Zeugen, welche da gewesen, wo ihm der Tag beramet worden. Wenn alsdann der, welcher ihn vorgeladen, dies Alles gehörig gethan hat und der Vorgeladene zu keinem gerichtlichen Verhör kommen will, dann soll ihn der König, vor welchen er geladen ist, nicht mehr anhören. Dann ist er schuldig (strafbar) und alle seine Habe wird sein (weiter wird nichts gesagt, doch Nov. 150 heisst es in fisco aut cui fiscus dare voluerit, im Fiscus oder wem der Fiscus sie geben will), und jeder, der ihn speiset oder beherberget, und wäre es seine eigene Frau (Nov. 341 hat: etiamsi uxor eius propria sit. L. S. LVI steht: etiamsi uxor sua proxima, und wäre es seine Frau, die ihm die nächste ist), soll für schuldig erkannt werden, 600 Pfenn. oder 15 Schill. zu zahlen [bis er das alles, was ihm Schuld gegeben wird, gut macht].

Erklärungen. Dieses Kapitel aus der späteren salisch-fränkischen Königszeit enthält ein Beispiel vom frisischen 12 Mann-Eid, dessen Brauch schon die Gründer Englands nach Britannien mitnahmen. L. S. XCVI heisst es darüber: rogavit sibi duodecimus uideredum (Gegeneid) iurare etc. Die sogenannte Glosse malb. lampicii, welche offenbar auf paverit und hospitalem dederit im Text sich bezieht, ist sicherlich sehr verfälscht und in ihrer jetzigen Form unerklärlich. Weder das ostfrisische Lemmt, d. i. Messerklinge, noch das deutsche Imbiss, Anbiss (Frühstück), noch das keltische lam (Hand), noch das deutsche laben, noch das französische lamper (zechen), noch das schottische limmer (Schurke, Dieb) kann hier aushelfen. L. S. LXIV ineo portare heisst augenscheinlich das glühende Eisen (Erz) tragen, aber L. S. LVI ad ineo ambulare und L. S. XCIII manum suam in ineum mittat kann nur vom Kesselfang verstanden werden. Hier erregt selbstverständlich in Bezug auf das Alter dieses 56sten Kapitels der L. S. die Zeit der Einführung des Kesselfangs in Frankenland die Aufmerksamkeit des Denkenden.

Textfehler: De eum für De eo, praesencia für praesentiam, ad ineo für ad ineum, dispexerit für despexerit, post illo die für post illum diem, per ineo für per ineum, per conposicione für per compositionem, res suas für res suae, quae inputatur für quae ipsi imputantur.

LVII. De rachineburgiis.

1. Si quis rachineburgii in mallobergo sedentes dum causam inter duos discutiunt legem noluerint dicere, veni et dic ad illo qui cum causa prosequitur: „hic ego vos tangano ut legem dicatis secundum lege salica". Quod si ille legem dicere noluerint, septem de illis rachineburgiis collocato sole, malb. schodo hoc est 120 dinarios qui faciunt solidos 3 solvant. Quod si nec legem dicere voluerint nec ternos solidos fidem fecit, tunc solem illis collocatum 600 dinarios qui faciunt solidos 15 culpabilis iudicetur. 2. Si vero illi rachineburgii sunt et non secundum legem iudicaverunt, his contra quem sententiam dederint causa sua agat et potuerit adprobare quod non secundum legem iudicaverunt, 600 dinarios qui faciunt solidos 15 culpabilis iudicetur.

LVII. Von den Rachenbürgen.

1. Wenn die Rachenbürgen, während sie am Malberg sitzend eine Sache zwischen Zweien untersuchen, nicht Recht sprechen wollen, so geh' und sag' zu dem, der mit der Verhandlung fortfährt (Nov. 333 lautet ganz anders): „Hiemit fordre ich euch auf, Recht zu sprechen nach dem salischen Gesetz". Wenn sie nun das Recht nicht sprechen wollen, so sollen sieben von jenen Rachenbürgen, nachdem Tag beramet worden ist, 120 Pfenn. oder 3 Schill. zahlen. Wenn sie auch dann nicht Recht sprechen wollen und jeder von ihnen mit drei Schill. auch keine Sicherheit stellt, dann sollen sie nach Tagberamung für schuldig erkannt werden, einzeln 600 Pfenn, oder 15 Schill. zu zahlen. 2. Wenn jene aber Rachenbürgen sind und nicht nach dem Gesetz Recht gesprochen haben, so soll der, gegen den sie Urtheil fällten, seine Sache führen und kann er beweisen, dass sie nicht nach dem Gesetz Urtheil gesprochen haben, so ist jeder von ihnen für schuldig zu erkennen, 600 Pfenn. oder 15 Schill. zu zahlen.

Erklärungen. Dieser Text ist so verfälscht, dass er kaum zu übersetzen ist. Ueber den Namen rachenburgii habe ich das Nöthige gesagt. Die Strafe, die diese trifft, wenn sie nicht Recht sprechen wollen, ist hier durch den Ausdruck malb. schodo bezeichnet. Die Form dieses Worts gehört dem 6ten und 7ten Jahrhundert nicht an, sondern einer späteren Zeit. Wenn sie die richtige ist, was bedeutet schodo? Es scheint zusammenzuhangen mit dem nordfrisischen Skaat, engl. scot, d. i. eine zu zahlende Abgabe, während das engl. scot-free nicht allein davon frei bedeutet, sondern auch ungestraft, impunis. Das alte deutsche Schoss (entstanden aus Skot) bezeichnet eine Abgabe mancherlei Art und das nordengl. shot eine Wirthshausrechnung. Das westfris. schodde hat die Bedeutung eines gemeinen, feilen Kerls (homo vilis, ignavus), auch heisst es Taugenichts. Im alten ostfris. Landrecht ist Diekschott die Abgabe für den Seedeich. Bei den Textworten: hic ego vos tangano, bemerke ich in Betreff des letzten Ausdrucks, dass es in der nordfrisischen Insel Ameram einen hochgelegenen Todtenhügel, Thang-Huughem mit Namen, d. h. ThangHügel, giebt, wo zur Zeit der Freiheit das Volk zu Rede, Rath und Recht zusammenkam. Ich halte dieses Thang für das sonst gewöhnliche Wort Thing und beziehe darauf das tangano, wofür an andern Stellen der L. S. rogo steht. Der erste Satz L. S. LVII: Si quis rachineburgii in mallobergo sedentes dum causam inter duos discutiunt legem noluerint dicere, veni et dic ad illo qui cum causa prosequitur (reiner Unsinn): „hic ego vos tangano ut legem dicatis secundum lege salica" heisst Nov. 151 so: Si quis rachinburgiae in mallobergo sedentes dum inter se causas discutiunt, debet eis dicere qui causam requirit: „dicite nobis legem salicam". Si vero legem

noluerint dicere ille qui causam prosequitur. Mehr steht da nicht. Das ille qui causam prosequitur ist mit dem obigen illo qui cum causa prosequitur zu vergleichen. Und das Ueberbleibsel von Novelle 152 besagt: „hic ergo vos tangano usque quod legem mihi dicatis secundum legem salicam“. Nov. 343 lautet aber so: Si quidem rachinburgii in mallo residentes (in mallo heisst hier nicht mehr am öffentlichen Malberg, sondern im Gericht) cum causa discussa fuerit inter duos causatores admoniti ab eo qui causam requiret ut legem salicam dicant etc.

Textfehler: quis zu Anfange ist falsch, ebenso ad illo qui cum causa; lege salica für legem salicam, ille für illi, ternos solidos für ternis solidis, fecit ist falsch, solem illis collacatum für sole illis collocato, bei culpabilis iudicetur zu ergänzen unusquisque eorum; der Anfang von 2. ist nicht zu verstehen; his für is, causa sua für cau

sam suam.

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